Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. analogiam habent. Das ist: Soll man das H. Abendmahl nicht hal-ten/ wo man zum täglichen Gebrauch kein Brod und Wein hat/ oder doch zu gewisser Zeit nicht in Menge haben kan? Freylich soll man es halten/ wann man an statt Brods und Weins das gebraucht/ was den Mangel Brods und Weins im täglichen Gebrauch/ oder zu gewisser Zeit pflegt zu ersetzen. Dann das war Christi Meynung/ als er Brod und Wein zu diesem Geheimnuß erwehlet und außgesondert/ daß er unter den äusser- lichen Zeichen/ damit unser Leib ernehret wird/ die geistliche Speiß und Nahrung der Seele abbildete. Daher der jenige von Christi Meynung nicht abweicht/ der auß keiner Begierde einiger Neuerung solche Ding an statt Weins und Brods gebraucht/ die/ ob sie schon keine gleichförmi- ge/ doch um etwas ähnliche Gleichheit der Ernehrung haben. Gleiches Schlags ist auch Polani Meynung l. 6. syntagm. c. 56. Jst alles gar gemäß den Calvinischen Principiis, als welche sich an die signa nicht bin- den. Wir aber sagen Nein darzu. Dann in diesem Testament laßt sich nichts auß eigenem Gutduncken ändern/ und sollen wir in keinem Weg Christi Weißheit meistern/ als dem alle Sitten und Bräuch aller Länder/ wo seine Kirch wird gepflantzet werden/ wol bekandt/ und demnach solche Elementen und Zeichen erwehlet/ dadurch allen Menschen die jenige Gü- ter/ die er in seinem Testament vermacht/ können überreichet und mitge- theilet werden. Wie aber mit den abstemiis, die kein Wein trincken können? Antwort/ die Erfahrenheit bezeugts/ daß sie doch allezeit etliche Tröpfflein geniessen können/ die Natur hat auch ein Abscheuen von ei- nem Apothecker-Träncklein/ doch ist niemand/ so er in Leibs- und Lebens- Gefahr stehet/ der nicht in Ansehung seines Lebens und seiner Gesundheit etliche Tropffen zu sich nehmen könte. Sonst/ weichen wir in einem/ so müssen wir andern auch weichen/ wer A. sagt/ muß auch B. sagen. II. Qualitas. So ist/ gleichwie wir heut vierzehen Tag angezeigt daß J i ij
Predigt. analogiam habent. Das iſt: Soll man das H. Abendmahl nicht hal-ten/ wo man zum taͤglichen Gebrauch kein Brod und Wein hat/ oder doch zu gewiſſer Zeit nicht in Menge haben kan? Freylich ſoll man es halten/ wann man an ſtatt Brods und Weins das gebraucht/ was den Mangel Brods und Weins im taͤglichen Gebrauch/ oder zu gewiſſer Zeit pflegt zu erſetzen. Dann das war Chriſti Meynung/ als er Brod und Wein zu dieſem Geheimnuß erwehlet und außgeſondert/ daß er unter den aͤuſſer- lichen Zeichen/ damit unſer Leib ernehret wird/ die geiſtliche Speiß und Nahrung der Seele abbildete. Daher der jenige von Chriſti Meynung nicht abweicht/ der auß keiner Begierde einiger Neuerung ſolche Ding an ſtatt Weins und Brods gebraucht/ die/ ob ſie ſchon keine gleichfoͤrmi- ge/ doch um etwas aͤhnliche Gleichheit der Ernehrung haben. Gleiches Schlags iſt auch Polani Meynung l. 6. ſyntagm. c. 56. Jſt alles gar gemaͤß den Calviniſchen Principiis, als welche ſich an die ſigna nicht bin- den. Wir aber ſagen Nein darzu. Dann in dieſem Teſtament laßt ſich nichts auß eigenem Gutduncken aͤndern/ und ſollen wir in keinem Weg Chriſti Weißheit meiſtern/ als dem alle Sitten und Braͤuch aller Laͤnder/ wo ſeine Kirch wird gepflantzet werden/ wol bekandt/ und demnach ſolche Elementen und Zeichen erwehlet/ dadurch allen Menſchen die jenige Guͤ- ter/ die er in ſeinem Teſtament vermacht/ koͤnnen uͤberreichet und mitge- theilet werden. Wie aber mit den abſtemiis, die kein Wein trincken koͤnnen? Antwort/ die Erfahrenheit bezeugts/ daß ſie doch allezeit etliche Troͤpfflein genieſſen koͤnnen/ die Natur hat auch ein Abſcheuen von ei- nem Apothecker-Traͤncklein/ doch iſt niemand/ ſo er in Leibs- und Lebens- Gefahr ſtehet/ der nicht in Anſehung ſeines Lebens und ſeiner Geſundheit etliche Tropffen zu ſich nehmen koͤnte. Sonſt/ weichen wir in einem/ ſo muͤſſen wir andern auch weichen/ wer A. ſagt/ muß auch B. ſagen. II. Qualitas. So iſt/ gleichwie wir heut vierzehen Tag angezeigt daß J i ij
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Predigt.
analogiam habent. Das iſt: Soll man das H. Abendmahl nicht hal-
ten/ wo man zum taͤglichen Gebrauch kein Brod und Wein hat/ oder doch
zu gewiſſer Zeit nicht in Menge haben kan? Freylich ſoll man es halten/
wann man an ſtatt Brods und Weins das gebraucht/ was den Mangel
Brods und Weins im taͤglichen Gebrauch/ oder zu gewiſſer Zeit pflegt
zu erſetzen. Dann das war Chriſti Meynung/ als er Brod und Wein
zu dieſem Geheimnuß erwehlet und außgeſondert/ daß er unter den aͤuſſer-
lichen Zeichen/ damit unſer Leib ernehret wird/ die geiſtliche Speiß und
Nahrung der Seele abbildete. Daher der jenige von Chriſti Meynung
nicht abweicht/ der auß keiner Begierde einiger Neuerung ſolche Ding
an ſtatt Weins und Brods gebraucht/ die/ ob ſie ſchon keine gleichfoͤrmi-
ge/ doch um etwas aͤhnliche Gleichheit der Ernehrung haben. Gleiches
Schlags iſt auch Polani Meynung l. 6. ſyntagm. c. 56. Jſt alles gar
gemaͤß den Calviniſchen Principiis, als welche ſich an die ſigna nicht bin-
den. Wir aber ſagen Nein darzu. Dann in dieſem Teſtament laßt ſich
nichts auß eigenem Gutduncken aͤndern/ und ſollen wir in keinem Weg
Chriſti Weißheit meiſtern/ als dem alle Sitten und Braͤuch aller Laͤnder/
wo ſeine Kirch wird gepflantzet werden/ wol bekandt/ und demnach ſolche
Elementen und Zeichen erwehlet/ dadurch allen Menſchen die jenige Guͤ-
ter/ die er in ſeinem Teſtament vermacht/ koͤnnen uͤberreichet und mitge-
theilet werden. Wie aber mit den abſtemiis, die kein Wein trincken
koͤnnen? Antwort/ die Erfahrenheit bezeugts/ daß ſie doch allezeit etliche
Troͤpfflein genieſſen koͤnnen/ die Natur hat auch ein Abſcheuen von ei-
nem Apothecker-Traͤncklein/ doch iſt niemand/ ſo er in Leibs- und Lebens-
Gefahr ſtehet/ der nicht in Anſehung ſeines Lebens und ſeiner Geſundheit
etliche Tropffen zu ſich nehmen koͤnte. Sonſt/ weichen wir in einem/ ſo
muͤſſen wir andern auch weichen/ wer A. ſagt/ muß auch B. ſagen.
II. Qualitas. So iſt/ gleichwie wir heut vierzehen Tag angezeigt
vom Brod/ obs geſaͤurt/ oder ungeſaͤurt/ auch nichts daran gelegen/ obs
neuer oder fuͤrner/ rother oder weiſſer Wein/ ob er pur/ oder etlicher maßen
mit Waſſer vermiſcht? doch daß die Subſtantz des Weins bleibt. Wahr
iſt es/ daß man in Morgen-Laͤndern vor Zeiten den Wein/ um der Staͤr-
cke willen/ mit Waſſer gemiſcht. Darum auch Chemnitius part. 2.
exam. c. de aqu. miſc. p. 308. veriſimile judicat, Chriſtum vinum non
merum, ſed temperatum bibiſſe, dafuͤr haͤlt/ es ſeye glaublich/ daß Chri-
ſtus nicht lautern/ ſondern mit Waſſer gemengten Wein hie getruncken/
wiewol auß der Schrifft ſolches nicht zuerweiſen. Wahr iſt es auch/
daß
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