Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Achte gehabt/ als Nicetas davon schreibet/ movirt, corpus an quatenus mor-tuum, an quatenus vivum? aphtharton, an phtharton? das ist/ ob wir den Leib Christi im H. Abendmahl empfangen/ wie und so fern er ihn in den Tagen seines Fleisches auff Erden herum getragen/ so fern er für uns am Creutz den Tod gelitten/ auff geopffert/ und in das Grab geleget worden/ oder den unverweßlichen/ und verklärten Leib/ wie er beschaffen gewesen nach sei- ner Aufferstehung? Nicht weniger ists eine närrische Frag/ ob der war- haffte und natürliche Leib Christi im H. Abendmahl sey corpus palpabi- le, visibile &c. oder nicht? Wir referiren diese Fragen unter die jenigen Schul Fragen/ davon Paulus Tit. 3, 9. Der thörichten Fragen ent- schlage dich/ sie sind unnütz und eitel. Massen die hochfladerende Geister billig solten wissen/ daß doch nicht alle natürliche Leiber sichtbar/ man höret zwar des Windes sausen und Brausen wol/ wer hat aber sol- che Lux-Augen/ daß er ihn einmal gesehen/ woher er kommen/ oder wohin er gefahren? Sie solten bedencken/ daß Christi Leib seye ein geistlicher himmlischer/ verklärter Leib/ mit mehr als Englischer Klarheit angethan. Nun hinderte dorten Bileam der Engel des Herrn im Weg/ daß er nicht konte fortreisen/ da er ihn doch weder gesehen noch gefühlet. Num. 22. Warum wil man dann so kindische/ grobe und fleischliche Gedancken von Christi Leib fassen? Gnug ists ferner/ daß wir wissen corpus com- municari qua vivificum, es werde der Leib außgespendet/ so fern er ein lebendig-machender Leib/ und ein Uberwinder des Todes/ der die Macht genommen dem/ der des Todes Gewalt hatte/ das ist dem Teuffel. Hebr. 2. Welche Krafft Er gehabt nicht nur vor und nach/ sondern auch mitten im Tod/ non vita naturali, sed personali. Also/ daß/ wann damal die Glaubigen hätten communicirt/ sie hätten Trost und Leben vom todten Leib Christi empfangen/ dann so der todte Leib Elisä des Propheten einen todten lebendig gemacht/ wieviel mehr der Leib Christi/ der nun zur Herr- ligkeit des Vaters erhaben worden/ hie ist der rechte Arbor Vitae, und Le- bens-Baum/ cibus a thanasias, und Speiß der Unsterbligkeit. Wie Adam sein natürlich Leben immerzu gestärcket durch den Genuß der Früchten des Baums des Lebens im Paradiß/ und was am Lebens- Balsam abgegangen/ durch dessen Krafft in gleicher Güte wiederum empfangen: Solcher Seelen-Balsam/ Lebens-Baum/ Labsal und Hertzstärckung ist der Leib Christi/ dadurch das Liecht des Glaubens und geistlichen Lebens/ wann es einem glimmenden Docht in hohen Anfech- tungen gleich wird/ erweckt/ angeblasen/ erhalten und gestärcket wird/ Nachguß und Zufluß bekommt zum ewigen Leben. Die
Die Achte gehabt/ als Nicetas davon ſchreibet/ movirt, corpus an quatenus mor-tuum, an quatenus vivum? ἀϕϑαρτον, an ϕϑαρτὸν? das iſt/ ob wir den Leib Chriſti im H. Abendmahl empfangen/ wie und ſo fern er ihn in den Tagen ſeines Fleiſches auff Erden herum getragen/ ſo fern er fuͤr uns am Creutz den Tod gelitten/ auff geopffert/ und in das Grab geleget worden/ oder den unverweßlichen/ und verklaͤrten Leib/ wie er beſchaffen geweſen nach ſei- ner Aufferſtehung? Nicht weniger iſts eine naͤrriſche Frag/ ob der war- haffte und natuͤrliche Leib Chriſti im H. Abendmahl ſey corpus palpabi- le, viſibile &c. oder nicht? Wir referiren dieſe Fragen unter die jenigen Schul Fragen/ davon Paulus Tit. 3, 9. Der thoͤrichten Fragen ent- ſchlage dich/ ſie ſind unnuͤtz und eitel. Maſſen die hochfladerende Geiſter billig ſolten wiſſen/ daß doch nicht alle natuͤrliche Leiber ſichtbar/ man hoͤret zwar des Windes ſauſen und Brauſen wol/ wer hat aber ſol- che Lux-Augen/ daß er ihn einmal geſehen/ woher er kommen/ oder wohin er gefahren? Sie ſolten bedencken/ daß Chriſti Leib ſeye ein geiſtlicher himmliſcher/ verklaͤrter Leib/ mit mehr als Engliſcher Klarheit angethan. Nun hinderte dorten Bileam der Engel des Herrn im Weg/ daß er nicht konte fortreiſen/ da er ihn doch weder geſehen noch gefuͤhlet. Num. 22. Warum wil man dann ſo kindiſche/ grobe und fleiſchliche Gedancken von Chriſti Leib faſſen? Gnug iſts ferner/ daß wir wiſſen corpus com- municari qua vivificum, es werde der Leib außgeſpendet/ ſo fern er ein lebendig-machender Leib/ und ein Uberwinder des Todes/ der die Macht genom̃en dem/ der des Todes Gewalt hatte/ das iſt dem Teuffel. Hebr. 2. Welche Krafft Er gehabt nicht nur vor und nach/ ſondern auch mitten im Tod/ non vitâ naturali, ſed perſonali. Alſo/ daß/ wann damal die Glaubigen haͤtten communicirt/ ſie haͤtten Troſt und Leben vom todten Leib Chriſti empfangen/ dann ſo der todte Leib Eliſaͤ des Propheten einen todten lebendig gemacht/ wieviel mehr der Leib Chriſti/ der nun zur Herꝛ- ligkeit des Vaters erhaben worden/ hie iſt der rechte Arbor Vitæ, und Le- bens-Baum/ cibus ἀ ϑανασίας, und Speiß der Unſterbligkeit. Wie Adam ſein natuͤrlich Leben immerzu geſtaͤrcket durch den Genuß der Fruͤchten des Baums des Lebens im Paradiß/ und was am Lebens- Balſam abgegangen/ durch deſſen Krafft in gleicher Guͤte wiederum empfangen: Solcher Seelen-Balſam/ Lebens-Baum/ Labſal und Hertzſtaͤrckung iſt der Leib Chriſti/ dadurch das Liecht des Glaubens und geiſtlichen Lebens/ wann es einem glimmenden Docht in hohen Anfech- tungen gleich wird/ erweckt/ angeblaſen/ erhalten und geſtaͤrcket wird/ Nachguß und Zufluß bekom̃t zum ewigen Leben. Die
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tuum, an quatenus vivum? ἀϕϑαρτον, an ϕϑαρτὸν? das iſt/ ob wir den Leib
Chriſti im H. Abendmahl empfangen/ wie und ſo fern er ihn in den Tagen
ſeines Fleiſches auff Erden herum getragen/ ſo fern er fuͤr uns am Creutz
den Tod gelitten/ auff geopffert/ und in das Grab geleget worden/ oder den
unverweßlichen/ und verklaͤrten Leib/ wie er beſchaffen geweſen nach ſei-
ner Aufferſtehung? Nicht weniger iſts eine naͤrriſche Frag/ ob der war-
haffte und natuͤrliche Leib Chriſti im H. Abendmahl ſey corpus palpabi-
le, viſibile &c. oder nicht? Wir referiren dieſe Fragen unter die jenigen
Schul Fragen/ davon Paulus Tit. 3, 9. Der thoͤrichten Fragen ent-
ſchlage dich/ ſie ſind unnuͤtz und eitel. Maſſen die hochfladerende
Geiſter billig ſolten wiſſen/ daß doch nicht alle natuͤrliche Leiber ſichtbar/
man hoͤret zwar des Windes ſauſen und Brauſen wol/ wer hat aber ſol-
che Lux-Augen/ daß er ihn einmal geſehen/ woher er kommen/ oder wohin
er gefahren? Sie ſolten bedencken/ daß Chriſti Leib ſeye ein geiſtlicher
himmliſcher/ verklaͤrter Leib/ mit mehr als Engliſcher Klarheit angethan.
Nun hinderte dorten Bileam der Engel des Herrn im Weg/ daß er
nicht konte fortreiſen/ da er ihn doch weder geſehen noch gefuͤhlet. Num. 22.
Warum wil man dann ſo kindiſche/ grobe und fleiſchliche Gedancken
von Chriſti Leib faſſen? Gnug iſts ferner/ daß wir wiſſen corpus com-
municari qua vivificum, es werde der Leib außgeſpendet/ ſo fern er ein
lebendig-machender Leib/ und ein Uberwinder des Todes/ der die Macht
genom̃en dem/ der des Todes Gewalt hatte/ das iſt dem Teuffel. Hebr. 2.
Welche Krafft Er gehabt nicht nur vor und nach/ ſondern auch mitten
im Tod/ non vitâ naturali, ſed perſonali. Alſo/ daß/ wann damal die
Glaubigen haͤtten communicirt/ ſie haͤtten Troſt und Leben vom todten
Leib Chriſti empfangen/ dann ſo der todte Leib Eliſaͤ des Propheten einen
todten lebendig gemacht/ wieviel mehr der Leib Chriſti/ der nun zur Herꝛ-
ligkeit des Vaters erhaben worden/ hie iſt der rechte Arbor Vitæ, und Le-
bens-Baum/ cibus ἀ ϑανασίας, und Speiß der Unſterbligkeit. Wie
Adam ſein natuͤrlich Leben immerzu geſtaͤrcket durch den Genuß der
Fruͤchten des Baums des Lebens im Paradiß/ und was am Lebens-
Balſam abgegangen/ durch deſſen Krafft in gleicher Guͤte wiederum
empfangen: Solcher Seelen-Balſam/ Lebens-Baum/ Labſal und
Hertzſtaͤrckung iſt der Leib Chriſti/ dadurch das Liecht des Glaubens und
geiſtlichen Lebens/ wann es einem glimmenden Docht in hohen Anfech-
tungen gleich wird/ erweckt/ angeblaſen/ erhalten und geſtaͤrcket wird/
Nachguß und Zufluß bekom̃t zum ewigen Leben.
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/258>, abgerufen am 17.02.2025. |