Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite
Predigt.

Wie aber dem allem/ so sagt Christus zu Petro: Fürchte dich
nicht.
Ach lieber Petre/ wie übel bistu dran/ kehre es um und sprich:
Ach Herr bleibe bey mir/ Biß willkomm du edler Gast/ Mich Sünder
nicht verschmähet hast/ komme zu mir/ eben darum/ weil ich ein sündiger
Mensch bin/ dann ich bin ja eben darum in die Welt kommen/ nicht daß
ich die Welt richte/ sondern daß die Welt durch mich selig werde. Wel-
chen Trost Petrus auch hernach herrlich practicirt mit Worten und Ge-
berden/ wann er Joh. 6. 68. gesprochen: Wo sollen wir hingehen/
du hast Wort des ewigen Lebens.
Auch nachgehends Joh. 21, 7.
sich zum Schiff hinauß begeben/ und zu Christo geschwummen. Also
sollen wir zwar im H. Abendmahl mit Forcht und Zittern zu diesem aller-
herrlichsten Tisch tretten/ doch vielmehr uns freuen/ und wie Johannes
in Mutterleib unsere Freude mit hupffen und springen bezeugen/ mit
Elisabeth sprechen: Woher kommt mir das/ daß die Mutter mei-
nes HErrn zu mir kommt?
Luc. 1. Ligt aber alles an rechter Vorbe-
reitung der Buß und des Glaubens/ der Prüfung/ davon Paulus re-
det. 1. Cor. 11. der Mensch prüfe sich selbst. Jst eben das Thema, davon
wir vor dieses mal mit einander zu reden und zu handeln/ wir haben
nächst den Umstand der Zeit betrachtet/ wann das H. Abendmahl zu ge-
brauchen/ folgt ordo rerum gestarum & praeparatio ad S. Coenam,
die Ordnung der jenigen Sachen/ so vor Außspendung des H. Abend-
mahls vorher gangen/ und die würdige Vorbereitung zu demselben. Der
Gott der Ordnung stehe uns bey mit seiner Gnad und H. Geist/ Amen.

GEliebte in Christo. Zween Umständ haben wir allhie
zu erwegen 1. ordinem mensarum. 2. ordinem rerum &
actionum gestarum. I. Ordinem mensarum,
die Ordnung
der Mahlzeiten. So haben wir sonderlich auff Lucam, der die Ordnung
am eigentlichsten wargenommen zu sehen: der gibt nun zu verstehen/ daß
eine andere Malzeit vorher gangen/ in dem Wort met[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt] to [ - 1 Zeichen fehlt]eipnes[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]i, nach
dem Abendmahl/
die andern Evangelisten aber/ damit/ wann sie spre-
chen: eothionton auton, in dem sie assen/ das ist/ vi aoristi, nachdem sie
gessen hatten. Jndem sie assen/ und nachdem sie gessen hatten/ ist bey-
des wahr. Nach dem Abendmahl/ als die Tisch noch da gestanden und
noch nicht auffgehoben/ wie dann diß Wort nach dem Abendmahl/ nicht
zu verstehen von dem Sacramentlichen Abendmahl/ wie die Päbstler
zwar darauß erzwingen wollen/ als wäre der Kelch nicht nöthig/ sondern

es
Neunter Theil. B b
Predigt.

Wie aber dem allem/ ſo ſagt Chriſtus zu Petro: Fuͤrchte dich
nicht.
Ach lieber Petre/ wie uͤbel biſtu dran/ kehre es um und ſprich:
Ach Herr bleibe bey mir/ Biß willkomm du edler Gaſt/ Mich Suͤnder
nicht verſchmaͤhet haſt/ komme zu mir/ eben darum/ weil ich ein ſuͤndiger
Menſch bin/ dann ich bin ja eben darum in die Welt kommen/ nicht daß
ich die Welt richte/ ſondern daß die Welt durch mich ſelig werde. Wel-
chen Troſt Petrus auch hernach herꝛlich practicirt mit Worten und Ge-
berden/ wann er Joh. 6. 68. geſprochen: Wo ſollen wir hingehen/
du haſt Wort des ewigen Lebens.
Auch nachgehends Joh. 21, 7.
ſich zum Schiff hinauß begeben/ und zu Chriſto geſchwummen. Alſo
ſollen wir zwar im H. Abendmahl mit Forcht und Zittern zu dieſem aller-
herꝛlichſten Tiſch tretten/ doch vielmehr uns freuen/ und wie Johannes
in Mutterleib unſere Freude mit hupffen und ſpringen bezeugen/ mit
Eliſabeth ſprechen: Woher kom̃t mir das/ daß die Mutter mei-
nes HErꝛn zu mir kom̃t?
Luc. 1. Ligt aber alles an rechter Vorbe-
reitung der Buß und des Glaubens/ der Pruͤfung/ davon Paulus re-
det. 1. Cor. 11. der Menſch pruͤfe ſich ſelbſt. Jſt eben das Thema, davon
wir vor dieſes mal mit einander zu reden und zu handeln/ wir haben
naͤchſt den Umſtand der Zeit betrachtet/ wann das H. Abendmahl zu ge-
brauchen/ folgt ordo rerum geſtarum & præparatio ad S. Cœnam,
die Ordnung der jenigen Sachen/ ſo vor Außſpendung des H. Abend-
mahls vorher gangen/ und die wuͤrdige Vorbereitung zu demſelben. Der
Gott der Ordnung ſtehe uns bey mit ſeiner Gnad und H. Geiſt/ Amen.

GEliebte in Chriſto. Zween Umſtaͤnd haben wir allhie
zu erwegen 1. ordinem menſarum. 2. ordinem rerum &
actionum geſtarum. I. Ordinem menſarum,
die Ordnung
der Mahlzeiten. So haben wir ſonderlich auff Lucam, der die Ordnung
am eigentlichſten wargenommen zu ſehen: der gibt nun zu verſtehen/ daß
eine andere Malzeit vorher gangen/ in dem Wort μετ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt] τὸ [ – 1 Zeichen fehlt]ειπνῆσ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ι, nach
dem Abendmahl/
die andern Evangeliſten aber/ damit/ wann ſie ſpre-
chen: ἐοϑιόντων αὐτῶν, in dem ſie aſſen/ das iſt/ vi aoriſti, nachdem ſie
geſſen hatten. Jndem ſie aſſen/ und nachdem ſie geſſen hatten/ iſt bey-
des wahr. Nach dem Abendmahl/ als die Tiſch noch da geſtanden und
noch nicht auffgehoben/ wie dann diß Wort nach dem Abendmahl/ nicht
zu verſtehen von dem Sacramentlichen Abendmahl/ wie die Paͤbſtler
zwar darauß erzwingen wollen/ als waͤre der Kelch nicht noͤthig/ ſondern

es
Neunter Theil. B b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0213" n="193"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Predigt.</hi> </fw><lb/>
        <p>Wie aber dem allem/ &#x017F;o &#x017F;agt Chri&#x017F;tus zu Petro: <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rchte dich<lb/>
nicht.</hi> Ach lieber Petre/ wie u&#x0364;bel bi&#x017F;tu dran/ kehre es um und &#x017F;prich:<lb/>
Ach <hi rendition="#k">Herr</hi> bleibe bey mir/ Biß willkomm du edler Ga&#x017F;t/ Mich Su&#x0364;nder<lb/>
nicht ver&#x017F;chma&#x0364;het ha&#x017F;t/ komme zu mir/ eben darum/ weil ich ein &#x017F;u&#x0364;ndiger<lb/>
Men&#x017F;ch bin/ dann ich bin ja eben darum in die Welt kommen/ nicht daß<lb/>
ich die Welt richte/ &#x017F;ondern daß die Welt durch mich &#x017F;elig werde. Wel-<lb/>
chen Tro&#x017F;t Petrus auch hernach her&#xA75B;lich <hi rendition="#aq">practic</hi>irt mit Worten und Ge-<lb/>
berden/ wann er <hi rendition="#aq">Joh.</hi> 6. 68. ge&#x017F;prochen: <hi rendition="#fr">Wo &#x017F;ollen wir hingehen/<lb/>
du ha&#x017F;t Wort des ewigen Lebens.</hi> Auch nachgehends <hi rendition="#aq">Joh.</hi> 21, 7.<lb/>
&#x017F;ich zum Schiff hinauß begeben/ und zu Chri&#x017F;to ge&#x017F;chwummen. Al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;ollen wir zwar im H. Abendmahl mit Forcht und Zittern zu die&#x017F;em aller-<lb/>
her&#xA75B;lich&#x017F;ten Ti&#x017F;ch tretten/ doch vielmehr uns freuen/ und wie Johannes<lb/>
in Mutterleib un&#x017F;ere Freude mit hupffen und &#x017F;pringen bezeugen/ mit<lb/>
Eli&#x017F;abeth &#x017F;prechen: <hi rendition="#fr">Woher kom&#x0303;t mir das/ daß die Mutter mei-<lb/>
nes HEr&#xA75B;n zu mir kom&#x0303;t?</hi> <hi rendition="#aq">Luc.</hi> 1. Ligt aber alles an rechter Vorbe-<lb/>
reitung der Buß und des Glaubens/ der Pru&#x0364;fung/ davon Paulus re-<lb/>
det. 1. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 11. der Men&#x017F;ch pru&#x0364;fe &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t. J&#x017F;t eben das <hi rendition="#aq">Thema,</hi> davon<lb/>
wir vor die&#x017F;es mal mit einander zu reden und zu handeln/ wir haben<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;t den Um&#x017F;tand der Zeit betrachtet/ wann das H. Abendmahl zu ge-<lb/>
brauchen/ folgt <hi rendition="#aq">ordo rerum ge&#x017F;tarum &amp; præparatio ad S. C&#x0153;nam,</hi><lb/>
die Ordnung der jenigen Sachen/ &#x017F;o vor Auß&#x017F;pendung des H. Abend-<lb/>
mahls vorher gangen/ und die wu&#x0364;rdige Vorbereitung zu dem&#x017F;elben. Der<lb/><hi rendition="#k">Gott</hi> der Ordnung &#x017F;tehe uns bey mit &#x017F;einer Gnad und H. Gei&#x017F;t/ Amen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to. Zween Um&#x017F;ta&#x0364;nd haben wir allhie</hi><lb/>
zu erwegen 1. <hi rendition="#aq">ordinem men&#x017F;arum. 2. ordinem rerum &amp;<lb/>
actionum ge&#x017F;tarum. I. Ordinem men&#x017F;arum,</hi> die Ordnung<lb/>
der Mahlzeiten. So haben wir &#x017F;onderlich auff <hi rendition="#aq">Lucam,</hi> der die Ordnung<lb/>
am eigentlich&#x017F;ten wargenommen zu &#x017F;ehen: der gibt nun zu ver&#x017F;tehen/ daß<lb/>
eine andere Malzeit vorher gangen/ in dem Wort &#x03BC;&#x03B5;&#x03C4;<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign> &#x03C4;&#x1F78; <foreign xml:lang="ell"><gap unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x03B5;&#x03B9;&#x03C0;&#x03BD;&#x1FC6;&#x03C3;<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x03B9;, <hi rendition="#fr">nach<lb/>
dem Abendmahl/</hi> die andern Evangeli&#x017F;ten aber/ damit/ wann &#x017F;ie &#x017F;pre-<lb/>
chen: &#x1F10;&#x03BF;&#x03D1;&#x03B9;&#x03CC;&#x03BD;&#x03C4;&#x03C9;&#x03BD; &#x03B1;&#x1F50;&#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD;, <hi rendition="#fr">in dem &#x017F;ie a&#x017F;&#x017F;en/</hi> das i&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">vi aori&#x017F;ti,</hi> nachdem &#x017F;ie<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en hatten. Jndem &#x017F;ie a&#x017F;&#x017F;en/ und nachdem &#x017F;ie ge&#x017F;&#x017F;en hatten/ i&#x017F;t bey-<lb/>
des wahr. Nach dem Abendmahl/ als die Ti&#x017F;ch noch da ge&#x017F;tanden und<lb/>
noch nicht auffgehoben/ wie dann diß Wort nach dem Abendmahl/ nicht<lb/>
zu ver&#x017F;tehen von dem Sacramentlichen Abendmahl/ wie die Pa&#x0364;b&#x017F;tler<lb/>
zwar darauß erzwingen wollen/ als wa&#x0364;re der Kelch nicht no&#x0364;thig/ &#x017F;ondern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Neunter Theil.</hi> B b</fw><fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0213] Predigt. Wie aber dem allem/ ſo ſagt Chriſtus zu Petro: Fuͤrchte dich nicht. Ach lieber Petre/ wie uͤbel biſtu dran/ kehre es um und ſprich: Ach Herr bleibe bey mir/ Biß willkomm du edler Gaſt/ Mich Suͤnder nicht verſchmaͤhet haſt/ komme zu mir/ eben darum/ weil ich ein ſuͤndiger Menſch bin/ dann ich bin ja eben darum in die Welt kommen/ nicht daß ich die Welt richte/ ſondern daß die Welt durch mich ſelig werde. Wel- chen Troſt Petrus auch hernach herꝛlich practicirt mit Worten und Ge- berden/ wann er Joh. 6. 68. geſprochen: Wo ſollen wir hingehen/ du haſt Wort des ewigen Lebens. Auch nachgehends Joh. 21, 7. ſich zum Schiff hinauß begeben/ und zu Chriſto geſchwummen. Alſo ſollen wir zwar im H. Abendmahl mit Forcht und Zittern zu dieſem aller- herꝛlichſten Tiſch tretten/ doch vielmehr uns freuen/ und wie Johannes in Mutterleib unſere Freude mit hupffen und ſpringen bezeugen/ mit Eliſabeth ſprechen: Woher kom̃t mir das/ daß die Mutter mei- nes HErꝛn zu mir kom̃t? Luc. 1. Ligt aber alles an rechter Vorbe- reitung der Buß und des Glaubens/ der Pruͤfung/ davon Paulus re- det. 1. Cor. 11. der Menſch pruͤfe ſich ſelbſt. Jſt eben das Thema, davon wir vor dieſes mal mit einander zu reden und zu handeln/ wir haben naͤchſt den Umſtand der Zeit betrachtet/ wann das H. Abendmahl zu ge- brauchen/ folgt ordo rerum geſtarum & præparatio ad S. Cœnam, die Ordnung der jenigen Sachen/ ſo vor Außſpendung des H. Abend- mahls vorher gangen/ und die wuͤrdige Vorbereitung zu demſelben. Der Gott der Ordnung ſtehe uns bey mit ſeiner Gnad und H. Geiſt/ Amen. GEliebte in Chriſto. Zween Umſtaͤnd haben wir allhie zu erwegen 1. ordinem menſarum. 2. ordinem rerum & actionum geſtarum. I. Ordinem menſarum, die Ordnung der Mahlzeiten. So haben wir ſonderlich auff Lucam, der die Ordnung am eigentlichſten wargenommen zu ſehen: der gibt nun zu verſtehen/ daß eine andere Malzeit vorher gangen/ in dem Wort μετ_ τὸ _ειπνῆσ_ι, nach dem Abendmahl/ die andern Evangeliſten aber/ damit/ wann ſie ſpre- chen: ἐοϑιόντων αὐτῶν, in dem ſie aſſen/ das iſt/ vi aoriſti, nachdem ſie geſſen hatten. Jndem ſie aſſen/ und nachdem ſie geſſen hatten/ iſt bey- des wahr. Nach dem Abendmahl/ als die Tiſch noch da geſtanden und noch nicht auffgehoben/ wie dann diß Wort nach dem Abendmahl/ nicht zu verſtehen von dem Sacramentlichen Abendmahl/ wie die Paͤbſtler zwar darauß erzwingen wollen/ als waͤre der Kelch nicht noͤthig/ ſondern es Neunter Theil. B b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/213
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/213>, abgerufen am 22.11.2024.