Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.
Die Erste Predigt/ Von Den Nahmen des H. Abendmals. GEliebte in Christo. Als auff eine Zeit Demosthe- und
Die Erſte Predigt/ Von Den Nahmen des H. Abendmals. GEliebte in Chriſto. Als auff eine Zeit Demoſthe- und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <cit> <quote> <pb facs="#f0156" n="136"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Erſte</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">Kelch iſt das Neue Teſtament in meinem Blut/<lb/> welches fuͤr euch/ und fuͤr viel vergoſſen wird/ zu<lb/> Vergebung der Suͤnden/ ſolches thut/ ſo offt ihrs<lb/> trincket/ zu meiner Gedaͤchtnuͤß.</hi> </quote> <bibl/> </cit> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Erſte Predigt/<lb/> Von<lb/> Den Nahmen des H. Abendmals.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chriſto. Als auff eine Zeit</hi><hi rendition="#aq">Demoſthe-<lb/> nes,</hi> der beruͤhmte Griechiſche Redner zu Athen/ vor Rath/<lb/> eine arme Perſon/ ſo auff Leib und Leben angeklagt ge-<lb/> weßt/ vertretten/ deren Unſchuld mit vielen Worten ver-<lb/> thaͤdigt/ und ſich aͤuſſerſt bemuͤhet/ dieſelbe zu erretten/ und<lb/> aber den Rathsherren die Zeit wolte zu lang werden/ an-<lb/> fiengen theils zu ſchlummern/ theils die Koͤpff zuſammen zu heben/ und<lb/> von andern Sachen Sprach zu halten. Siehe/ ſo bricht einsmals er<lb/> der <hi rendition="#aq">Demoſthenes</hi> den Faden ſeiner <hi rendition="#aq">Sermon</hi> ab/ faͤngt an/ erzehlt eine<lb/> Fabel <hi rendition="#aq">de aſini umbrâ,</hi> von einem Juͤngling/ der einen Eſel gemiedet/<lb/> von Athen nacher <hi rendition="#aq">Megaram,</hi> etwan auff den Marck zu fuͤhren/ unter-<lb/> wegs aber als die Hitz zimlich groß worden/ und nicht geſehen wie er ſich<lb/> irgend in einem ſchattichten Ort der Hitze wehren moͤchte/ habe er dem<lb/> Eſel die Laſt abgenommen/ und ſich in des Eſels Schatten geſetzt. Die-<lb/> ſes aber wolte der Eſel-Treiber nicht laſſen/ trieb jenen davon/ und ſprach:<lb/> Er habe ihm den Eſel allein geliehen/ und nicht des Eſels Schatten:<lb/> Jener aber beſtunde dabey/ er habe ihm ſo wol des Eſels Schatten als<lb/> den Eſel gemiedet/ welcher Streit ſo lang gewaͤhret/ biß ſie von Worten<lb/> zu Streichen kommen/ alldieweil dieſer allezeit laͤugnete/ daß er ihm des<lb/> Eſels Schatten gemiedet/ jener aber gleicher geſtalt darum zanckete/<lb/> er habe ihm des Eſels Schatten gemiedet. Endlich ſeyen ſie beyde fuͤr<lb/> den Richter kommen. <hi rendition="#aq">vid. Eraſm. Adag. p.</hi> 117. Nachdem ers er-<lb/> zehlt/ gehet er von ſeinem Ort weg/ die Rathsherren bemuͤhen ſich ihn<lb/> auffzuhalten/ mit Bitt/ er wolte doch die ſchoͤne Maͤhr <hi rendition="#aq">abſolvi</hi>ren/<lb/> die ſie mit ſonderm Luſt angehoͤret/ darauff gibt er ihnen dieſen Verweiß/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0156]
Die Erſte
Kelch iſt das Neue Teſtament in meinem Blut/
welches fuͤr euch/ und fuͤr viel vergoſſen wird/ zu
Vergebung der Suͤnden/ ſolches thut/ ſo offt ihrs
trincket/ zu meiner Gedaͤchtnuͤß.
Die Erſte Predigt/
Von
Den Nahmen des H. Abendmals.
GEliebte in Chriſto. Als auff eine Zeit Demoſthe-
nes, der beruͤhmte Griechiſche Redner zu Athen/ vor Rath/
eine arme Perſon/ ſo auff Leib und Leben angeklagt ge-
weßt/ vertretten/ deren Unſchuld mit vielen Worten ver-
thaͤdigt/ und ſich aͤuſſerſt bemuͤhet/ dieſelbe zu erretten/ und
aber den Rathsherren die Zeit wolte zu lang werden/ an-
fiengen theils zu ſchlummern/ theils die Koͤpff zuſammen zu heben/ und
von andern Sachen Sprach zu halten. Siehe/ ſo bricht einsmals er
der Demoſthenes den Faden ſeiner Sermon ab/ faͤngt an/ erzehlt eine
Fabel de aſini umbrâ, von einem Juͤngling/ der einen Eſel gemiedet/
von Athen nacher Megaram, etwan auff den Marck zu fuͤhren/ unter-
wegs aber als die Hitz zimlich groß worden/ und nicht geſehen wie er ſich
irgend in einem ſchattichten Ort der Hitze wehren moͤchte/ habe er dem
Eſel die Laſt abgenommen/ und ſich in des Eſels Schatten geſetzt. Die-
ſes aber wolte der Eſel-Treiber nicht laſſen/ trieb jenen davon/ und ſprach:
Er habe ihm den Eſel allein geliehen/ und nicht des Eſels Schatten:
Jener aber beſtunde dabey/ er habe ihm ſo wol des Eſels Schatten als
den Eſel gemiedet/ welcher Streit ſo lang gewaͤhret/ biß ſie von Worten
zu Streichen kommen/ alldieweil dieſer allezeit laͤugnete/ daß er ihm des
Eſels Schatten gemiedet/ jener aber gleicher geſtalt darum zanckete/
er habe ihm des Eſels Schatten gemiedet. Endlich ſeyen ſie beyde fuͤr
den Richter kommen. vid. Eraſm. Adag. p. 117. Nachdem ers er-
zehlt/ gehet er von ſeinem Ort weg/ die Rathsherren bemuͤhen ſich ihn
auffzuhalten/ mit Bitt/ er wolte doch die ſchoͤne Maͤhr abſolviren/
die ſie mit ſonderm Luſt angehoͤret/ darauff gibt er ihnen dieſen Verweiß/
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |