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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Sechste

Ergo prudentia opus: Die können wir für dieses mal nicht besser
lernen/ als an dem Abentheuer des Glück-Hafens/ der noch täglich vor
den Ohren drommet und pfeiffet/ unschuldige Hertzen zu verführen.
Aber in diesem tertio, gleichwie Christus den Haußhalter lobet. Luc.
XVI.
als an dem er nicht gelobt den anklebenden Mißbrauch/ ataxian,
und Unordnung/ die Schalckheit/ sondern das ingenium, die Scharff-
sinnigkeit/ die substantiam prudentiae, und schließt darauff/ die Kinder
dieser Welt sind klüger/ als die Kinder des Liechts. Also auch allhie:
Es ist einmal das gewinnsichtige Affenspiel per se nichts flätigs/ Sünd
und Unrecht/ und kan mit keinem Titul des Rechten cohonestirt wer-
den. Jst Abgöttisch/ dann so machtens die Abgöttische Juden Esa.
LXV, 11.
die decken der Fortun ein Tisch oder Altar und opffern drauff.
Jst ein Aberglaub/ Gott hat seinen Segen auff die Arbeit gelegt/ und
nicht auff das Glück-Spiel: Jst in foro conscientiae ein Diebstahl/
dann was einem die blinde Fortun gibt/ das raubt sie hundert oder tau-
senden. Je subtiler/ je ärger. Jst kein proportion, unter der Gab und
pretio, massen einer um einen Schilling ein Geschirr von 30. 40. oder
mehr Loth Silber außtauscht: folgt nicht/ die Obrigkeit hats verhängt.
E. gebilligt. E. gut geheissen. Moses hat dia ten sklerokardian des
Hertzens Härtigkeit/ den Scheid-Brieff den Juden erlaubt/ darum aber
nicht gebilliget und gut geheissen. Es haben ja die Handwercker ihre
ertz-böse Gewonheiten/ welche auch der Römische Kayser nicht gern sie-
het/ wie vermuthlich/ doch de facto im Schwang gehen/ und nicht ab-
geschaffet werden/ die unmässige usur über das was gesetzt ist/ ist ja gnug-
sam hell und klar am Tag/ und gleich wie 1. Reg. XXII. ein böser Geist
außgangen/ der ein falscher Geist geweßt in aller Propheten Munde.
Also vor 40. Jahren die Kipperey: Christliche Obrigkeit habens dar-
um nicht gern gesehen. Also ist auch ein böser Geist außgegangen/ die
Glücksucht zu befördern/ und den Glück-Hafen angerichtet durch Gött-
liche Verhängnüß/ dann dieser ist der paredros der böse Engel/ der es
dirigirt und also fügt. August. l. 5. C. D. c. 9.

Dennoch weil Gott nichts böses laßt fürgehen/ er wisse dann et-
was guts darauß zu machen: Also kan uns auch dieser berichteter Glück-
Hafen zu etwas gut seyn. Er erweckt sanctam avaritiam, ein heiligen
Geitz. So bald der Glück-Hafen geöffnet/ und der Gott dieser Welt
die Leut auff den Berg geführt/ und die Reich dieser Welt gezeigt/ so hat
sich jederman fast darzu gedrängt/ ein jeder wolte der erste seyn. Mein

Gott
Die Sechste

Ergò prudentiâ opus: Die koͤnnen wir fuͤr dieſes mal nicht beſſer
lernen/ als an dem Abentheuer des Gluͤck-Hafens/ der noch taͤglich vor
den Ohren drommet und pfeiffet/ unſchuldige Hertzen zu verfuͤhren.
Aber in dieſem tertio, gleichwie Chriſtus den Haußhalter lobet. Luc.
XVI.
als an dem er nicht gelobt den anklebenden Mißbrauch/ ἀταξίαν,
und Unordnung/ die Schalckheit/ ſondern das ingenium, die Scharff-
ſinnigkeit/ die ſubſtantiam prudentiæ, und ſchließt darauff/ die Kinder
dieſer Welt ſind kluͤger/ als die Kinder des Liechts. Alſo auch allhie:
Es iſt einmal das gewinnſichtige Affenſpiel per ſe nichts flaͤtigs/ Suͤnd
und Unrecht/ und kan mit keinem Titul des Rechten cohoneſtirt wer-
den. Jſt Abgoͤttiſch/ dann ſo machtens die Abgoͤttiſche Juden Eſa.
LXV, 11.
die decken der Fortun ein Tiſch oder Altar und opffern drauff.
Jſt ein Aberglaub/ Gott hat ſeinen Segen auff die Arbeit gelegt/ und
nicht auff das Gluͤck-Spiel: Jſt in foro conſcientiæ ein Diebſtahl/
dann was einem die blinde Fortun gibt/ das raubt ſie hundert oder tau-
ſenden. Je ſubtiler/ je aͤrger. Jſt kein proportion, unter der Gab und
pretio, maſſen einer um einen Schilling ein Geſchirꝛ von 30. 40. oder
mehr Loth Silber außtauſcht: folgt nicht/ die Obrigkeit hats verhaͤngt.
E. gebilligt. E. gut geheiſſen. Moſes hat διὰ τὴν σκληροκαρδιαν des
Hertzens Haͤrtigkeit/ den Scheid-Brieff den Juden erlaubt/ darum aber
nicht gebilliget und gut geheiſſen. Es haben ja die Handwercker ihre
ertz-boͤſe Gewonheiten/ welche auch der Roͤmiſche Kayſer nicht gern ſie-
het/ wie vermuthlich/ doch de facto im Schwang gehen/ und nicht ab-
geſchaffet werden/ die unmaͤſſige uſur uͤber das was geſetzt iſt/ iſt ja gnug-
ſam hell und klar am Tag/ und gleich wie 1. Reg. XXII. ein boͤſer Geiſt
außgangen/ der ein falſcher Geiſt geweßt in aller Propheten Munde.
Alſo vor 40. Jahren die Kipperey: Chriſtliche Obrigkeit habens dar-
um nicht gern geſehen. Alſo iſt auch ein boͤſer Geiſt außgegangen/ die
Gluͤckſucht zu befoͤrdern/ und den Gluͤck-Hafen angerichtet durch Goͤtt-
liche Verhaͤngnuͤß/ dann dieſer iſt der πάρεδρος der boͤſe Engel/ der es
dirigirt und alſo fuͤgt. Auguſt. l. 5. C. D. c. 9.

Dennoch weil Gott nichts boͤſes laßt fuͤrgehen/ er wiſſe dann et-
was guts darauß zu machen: Alſo kan uns auch dieſer berichteter Gluͤck-
Hafen zu etwas gut ſeyn. Er erweckt ſanctam avaritiam, ein heiligen
Geitz. So bald der Gluͤck-Hafen geoͤffnet/ und der Gott dieſer Welt
die Leut auff den Berg gefuͤhrt/ und die Reich dieſer Welt gezeigt/ ſo hat
ſich jederman faſt darzu gedraͤngt/ ein jeder wolte der erſte ſeyn. Mein

Gott
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[82/0102] Die Sechste Ergò prudentiâ opus: Die koͤnnen wir fuͤr dieſes mal nicht beſſer lernen/ als an dem Abentheuer des Gluͤck-Hafens/ der noch taͤglich vor den Ohren drommet und pfeiffet/ unſchuldige Hertzen zu verfuͤhren. Aber in dieſem tertio, gleichwie Chriſtus den Haußhalter lobet. Luc. XVI. als an dem er nicht gelobt den anklebenden Mißbrauch/ ἀταξίαν, und Unordnung/ die Schalckheit/ ſondern das ingenium, die Scharff- ſinnigkeit/ die ſubſtantiam prudentiæ, und ſchließt darauff/ die Kinder dieſer Welt ſind kluͤger/ als die Kinder des Liechts. Alſo auch allhie: Es iſt einmal das gewinnſichtige Affenſpiel per ſe nichts flaͤtigs/ Suͤnd und Unrecht/ und kan mit keinem Titul des Rechten cohoneſtirt wer- den. Jſt Abgoͤttiſch/ dann ſo machtens die Abgoͤttiſche Juden Eſa. LXV, 11. die decken der Fortun ein Tiſch oder Altar und opffern drauff. Jſt ein Aberglaub/ Gott hat ſeinen Segen auff die Arbeit gelegt/ und nicht auff das Gluͤck-Spiel: Jſt in foro conſcientiæ ein Diebſtahl/ dann was einem die blinde Fortun gibt/ das raubt ſie hundert oder tau- ſenden. Je ſubtiler/ je aͤrger. Jſt kein proportion, unter der Gab und pretio, maſſen einer um einen Schilling ein Geſchirꝛ von 30. 40. oder mehr Loth Silber außtauſcht: folgt nicht/ die Obrigkeit hats verhaͤngt. E. gebilligt. E. gut geheiſſen. Moſes hat διὰ τὴν σκληροκαρδιαν des Hertzens Haͤrtigkeit/ den Scheid-Brieff den Juden erlaubt/ darum aber nicht gebilliget und gut geheiſſen. Es haben ja die Handwercker ihre ertz-boͤſe Gewonheiten/ welche auch der Roͤmiſche Kayſer nicht gern ſie- het/ wie vermuthlich/ doch de facto im Schwang gehen/ und nicht ab- geſchaffet werden/ die unmaͤſſige uſur uͤber das was geſetzt iſt/ iſt ja gnug- ſam hell und klar am Tag/ und gleich wie 1. Reg. XXII. ein boͤſer Geiſt außgangen/ der ein falſcher Geiſt geweßt in aller Propheten Munde. Alſo vor 40. Jahren die Kipperey: Chriſtliche Obrigkeit habens dar- um nicht gern geſehen. Alſo iſt auch ein boͤſer Geiſt außgegangen/ die Gluͤckſucht zu befoͤrdern/ und den Gluͤck-Hafen angerichtet durch Goͤtt- liche Verhaͤngnuͤß/ dann dieſer iſt der πάρεδρος der boͤſe Engel/ der es dirigirt und alſo fuͤgt. Auguſt. l. 5. C. D. c. 9. Dennoch weil Gott nichts boͤſes laßt fuͤrgehen/ er wiſſe dann et- was guts darauß zu machen: Alſo kan uns auch dieſer berichteter Gluͤck- Hafen zu etwas gut ſeyn. Er erweckt ſanctam avaritiam, ein heiligen Geitz. So bald der Gluͤck-Hafen geoͤffnet/ und der Gott dieſer Welt die Leut auff den Berg gefuͤhrt/ und die Reich dieſer Welt gezeigt/ ſo hat ſich jederman faſt darzu gedraͤngt/ ein jeder wolte der erſte ſeyn. Mein Gott

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/102>, abgerufen am 22.11.2024.