Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die zwey und dreyssigste stus sagt Joh. 13/ 10. gleich dem jenigen der aus der Badstub kommet/wiewol er sauber worden/ doch alsobald seine Füsse wieder besudelt; also geht es auch einem getaufften Christen in seinem täglichen Wandel/ der alte Adam/ die Sünde ist zwar außgetilget/ aber dieweil die Wurtzel bleibt/ so muß der Mensch ein rechter Hemerobaptista werden und täglich sich wieder waschen: Es muß Christus immerfort an seiner Gemein wa- schen/ biß sie gar kein Flecken/ Mackul/ oder des etwas mehr an ihr haben wird/ Eph. 5/ 26. III. Virtus exspoliatrix, exarmatrix, Dominatrix, die beherr- mand
Die zwey und dreyſſigſte ſtus ſagt Joh. 13/ 10. gleich dem jenigen der aus der Badſtub kommet/wiewol er ſauber worden/ doch alſobald ſeine Fuͤſſe wieder beſudelt; alſo geht es auch einem getaufften Chriſten in ſeinem taͤglichen Wandel/ der alte Adam/ die Suͤnde iſt zwar außgetilget/ aber dieweil die Wurtzel bleibt/ ſo muß der Menſch ein rechter Hemerobaptiſta werden und taͤglich ſich wieder waſchen: Es muß Chriſtus immerfort an ſeiner Gemein wa- ſchen/ biß ſie gar kein Flecken/ Mackul/ oder des etwas mehr an ihr haben wird/ Eph. 5/ 26. III. Virtus exſpoliatrix, exarmatrix, Dominatrix, die beherꝛ- mand
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Die zwey und dreyſſigſte
ſtus ſagt Joh. 13/ 10. gleich dem jenigen der aus der Badſtub kommet/
wiewol er ſauber worden/ doch alſobald ſeine Fuͤſſe wieder beſudelt; alſo
geht es auch einem getaufften Chriſten in ſeinem taͤglichen Wandel/ der
alte Adam/ die Suͤnde iſt zwar außgetilget/ aber dieweil die Wurtzel
bleibt/ ſo muß der Menſch ein rechter Hemerobaptiſta werden und taͤglich
ſich wieder waſchen: Es muß Chriſtus immerfort an ſeiner Gemein wa-
ſchen/ biß ſie gar kein Flecken/ Mackul/ oder des etwas mehr an ihr haben
wird/ Eph. 5/ 26.
III. Virtus exſpoliatrix, exarmatrix, Dominatrix, die beherꝛ-
ſchende/ uͤber windende und im Zaum haltende Krafft/ welche
dem alten Adam ſein Regiment/ ſein Wuth und Muth nimmet und ſeine
Waffen außzeucht. Worauf der H. Apoſtel Paulus deutet Eph. 4/ 22.
Col. 3/ 9. da er der exuviarum, des Ablegens/ Ab- und Außziehens
des alten Menſchen gedencket/ So leget nun/ ſagt er/ von euch ab
den alten Menſchen/ der durch Luͤſte in Jrꝛthumb ſich ver-
derbet/ erneuert euch aber im Geiſt euers Gemuͤths/ und zie-
het den neuen Menſchen an/ der nach GOtt geſchaffen iſt;
Jtem: Ziehet den alten Menſchen mit ſeinen Wercken aus/
und ziehet den neuen an. Es ſind aber in dieſem Stuͤck der exuvia-
rum unterſchiedene Arten und Weiſen/ die ſo wol in der Natur/ als auch
der Gewonheit/ ſo jederweilen unter uns Menſchen uͤblich geweſt/ ſich er-
zeigen. Und zwar (1) Exuviæ naturales. Wie die Schlang zu gewiſſer
Zeit in eine enge Hoͤle ſich pfrengt und dringt/ allda ihre Haut abſtreifft/
und ſich alſo erneuert/ wie hievon Ariſtoteles (*) berichtet; Wie auch der
alte betagte Adler/ wann ihm der Schnabel krum̃ worden und zugewach-
ſen/ denſelben an einem Felſen ſchleiffet/ daß er ſich wiederumb aͤtzen kan/
und alſo neue Kraͤffte erlanget/ wie Hieronymus (α) und Auguſtinus (β)
die Prophetiſche Gleichnuͤß dahin deuten/ oder irgend nachdem er plut
worden/ die alten Federn außgefallen/ und neue an ſtatt wachſen (γ) wel-
ches ob es wahr oder erdicht/ laſſen wir jetzo uneroͤrtert. Alſo ſollen wir/
wil Paulus ſagen/ als kluge Schlangen die alte ſuͤndliche Haut/ als hoch-
fliegende Adler die alten Schnaͤbel und ga_ſtige Federn ablegen. (2) Exu-
viæ morales. Wie der Menſch wann er am Sambſtag zu Nacht ſeine
alte Wercktag. Kleider ablegt/ und morgens das Feyr- und Feſt- Kleid
anlegt/ ſonderlich wañ man zu einer ehrlichen Hochzeit zu gehen geſinnet/ da
waͤſcht man den Ruß vom Angeſicht und Haͤnden ab/ man legt das alte
Kleid beyſeits/ zieret ſich im Gegentheil aufs beſte/ ſonderlich das Weibs-
Volck/ alles nach dem Spiegel und aus der Laden heraus/ auf daß nie-
mand
(*) L. 8.
hiſt. anim.
c. 17.
(α) in c. 40.
Eſaiæ.
(β) in Pſal.
103.
(γ) Ambr.
ſerm. 54.
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