Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die zwey und dreissigste ret und zuriegelt? Wann Christus sagt: Was vom Fleisch geboh-ren wird/ das ist Fleisch/ es seye dann/ daß jemand widergeboh- ren werde auß dem Wasser und Geist/ so kan er nicht in das Reich GOttes kommen/ Joh. 3/ 6. wann St. Paulus schreibt/ Fleisch und Blut kan das Reich GOttes nicht ererben. 1. Cor. 15/ 50. Soll nun der Mensch nicht gar verderben/ sondern vielmehr ein Lutherus schreibt hievon also Tom. 4. Witt. p. 344. f. 1. Man muß nicht so und
Die zwey und dreiſſigſte ret und zuriegelt? Wann Chriſtus ſagt: Was vom Fleiſch geboh-ren wird/ das iſt Fleiſch/ es ſeye dann/ daß jemand widergeboh- ren werde auß dem Waſſer und Geiſt/ ſo kan er nicht in das Reich GOttes kom̃en/ Joh. 3/ 6. wann St. Paulus ſchreibt/ Fleiſch und Blut kan das Reich GOttes nicht ererben. 1. Cor. 15/ 50. Soll nun der Menſch nicht gar verderben/ ſondern vielmehr ein Lutherus ſchreibt hievon alſo Tom. 4. Witt. p. 344. f. 1. Man muß nicht ſo und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0918" n="894"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die zwey und dreiſſigſte</hi></fw><lb/> ret und zuriegelt? Wann Chriſtus ſagt: <hi rendition="#fr">Was vom Fleiſch geboh-<lb/> ren wird/ das iſt Fleiſch/ es ſeye dann/ daß jemand widergeboh-<lb/> ren werde auß dem Waſſer und Geiſt/ ſo kan er nicht in das<lb/> Reich GOttes kom̃en/</hi> Joh. 3/ 6. wann St. Paulus ſchreibt/ <hi rendition="#fr">Fleiſch<lb/> und Blut kan das Reich GOttes nicht ererben.</hi> 1. Cor. 15/ 50.</p><lb/> <p>Soll nun der Menſch nicht gar verderben/ ſondern vielmehr ein<lb/><hi rendition="#aq">Candidat</hi> und Erb deß Himmelreichs werden/ ſoll er gewuͤrdiget werden<lb/> deß himmliſchen Jeruſalems/ ſo muß eine gewaltige <hi rendition="#aq">Metamorphoſis</hi><lb/> oder Veraͤnderung fuͤrgehen/ er muß in eine andere Haut kriechen/ ein an-<lb/> derer und neuer Menſch werden/ es muß das Gefaͤß/ das dem groſſen<lb/> Toͤpffer und Schoͤpffer unter den Haͤnden vom Sathan verderbet wor-<lb/> den/ wiederum <hi rendition="#aq">per refictionem</hi> in die Thon-Grube geworffen werden/ es<lb/> muß das alte roſtige Gefaͤß wieder außgefegt und umgegoſſen werden/ ei-<lb/> ne Widergeburt und Erneuerung geſchehen/ und daſſelbige durch das<lb/> geiſtliche Seelen-Bad der Widergeburt und Erneuerung deß H. Geiſtes/<lb/> Tit. 3. der alte Adam muß erwuͤrget/ gecreutziget/ getoͤdtet/ begraben und<lb/> erſaͤuffet werden/ und daſſelbe nicht bloß Deutungs- und Zeichen-Weiß/<lb/> wie vor Zeiten im Alten Teſtament <hi rendition="#aq">in lotionibus Leviticis,</hi> im Leviti-<lb/> ſchen Waſchen und Baden geſchehen/ ſondern gantz thaͤtig und kraͤfftig-<lb/> lich durch eine uͤber-menſchliche Macht/ die dem alten wuͤtenden Feind/<lb/> dem Pharaoni und ſeiner Macht gewachſen/ die ſtarck gnug iſt/ durch ei-<lb/> nen gewaltigen <hi rendition="#aq">Spiritum, per aquam ſpirituoſam,</hi> durch ein Geiſtrei-<lb/> ches Waſſer/ das da brennet von himmliſchem Feur/ davon St. Paulus<lb/> Rom. 8/ 13. ſchreibt: <hi rendition="#fr">Wo ihr durch den Geiſt deß Fleiſches Ge-<lb/> ſchaͤfft toͤdtet/ ſo werdet ihr leben/</hi> zu daͤmpffen. Und das iſt die<lb/> jenige Tauff-Krafft/ welche <hi rendition="#aq">organicè</hi> durchs Waſſer wuͤrcket/ erſaͤuffet/<lb/> toͤdtet/ die Brut daͤmpffet/ den wilden Wuth zaͤhmet/ den Wuſt verſaͤncket/<lb/> die Ruth hinweg wirfft und expolirt/ daß ſolcher Taͤuffling im Reich<lb/> GOTTES rein und heilig erſcheinen kan.</p><lb/> <cit> <quote>Lutherus ſchreibt hievon alſo <hi rendition="#aq">Tom. 4. Witt. p. 344. f.</hi> 1. Man muß nicht ſo<lb/> gering Ding ſeyn laſſen/ wo GOttes Nahmen iſt/ dann derſelbige iſt das einige/<lb/> das alle Ding rein und heilig machet/ dazu ſchaffet und thut alle Ding. Sum-<lb/> ma/ GOttes Nahme iſt nichts anders/ dann die Allmaͤchtige Goͤttliche Krafft/<lb/> ewige Reinigkeit/ Heiligkeit und Leben/ und wo er auß Goͤttlichem Befelch ge-<lb/> braucht wird/ da kan er nicht ohne Frucht und nutz ſeyn/ ſondern muß groſſe un-<lb/> außſprechliche Ding wuͤrcken/ und ſolche machen/ wie er ſelbſt iſt. Darum<lb/> muß er auch in der Tauff reine und heilige/ und eitel himmliſche Goͤttliche Men-<lb/> ſchen machen. <hi rendition="#aq">Et ibid. f.</hi> 2. Wann man die Tauff alſo anſiehet/ und demſelben<lb/> nach ſolte außſtreichen/ ſo wuͤrde ſo groß herꝛlich Ding darauß/ das nimmer<lb/> gnugſam außzuſprechen noch zu begreiffen iſt/ ja herꝛlicher dann gantz Himmel<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></quote> </cit> </div> </body> </text> </TEI> [894/0918]
Die zwey und dreiſſigſte
ret und zuriegelt? Wann Chriſtus ſagt: Was vom Fleiſch geboh-
ren wird/ das iſt Fleiſch/ es ſeye dann/ daß jemand widergeboh-
ren werde auß dem Waſſer und Geiſt/ ſo kan er nicht in das
Reich GOttes kom̃en/ Joh. 3/ 6. wann St. Paulus ſchreibt/ Fleiſch
und Blut kan das Reich GOttes nicht ererben. 1. Cor. 15/ 50.
Soll nun der Menſch nicht gar verderben/ ſondern vielmehr ein
Candidat und Erb deß Himmelreichs werden/ ſoll er gewuͤrdiget werden
deß himmliſchen Jeruſalems/ ſo muß eine gewaltige Metamorphoſis
oder Veraͤnderung fuͤrgehen/ er muß in eine andere Haut kriechen/ ein an-
derer und neuer Menſch werden/ es muß das Gefaͤß/ das dem groſſen
Toͤpffer und Schoͤpffer unter den Haͤnden vom Sathan verderbet wor-
den/ wiederum per refictionem in die Thon-Grube geworffen werden/ es
muß das alte roſtige Gefaͤß wieder außgefegt und umgegoſſen werden/ ei-
ne Widergeburt und Erneuerung geſchehen/ und daſſelbige durch das
geiſtliche Seelen-Bad der Widergeburt und Erneuerung deß H. Geiſtes/
Tit. 3. der alte Adam muß erwuͤrget/ gecreutziget/ getoͤdtet/ begraben und
erſaͤuffet werden/ und daſſelbe nicht bloß Deutungs- und Zeichen-Weiß/
wie vor Zeiten im Alten Teſtament in lotionibus Leviticis, im Leviti-
ſchen Waſchen und Baden geſchehen/ ſondern gantz thaͤtig und kraͤfftig-
lich durch eine uͤber-menſchliche Macht/ die dem alten wuͤtenden Feind/
dem Pharaoni und ſeiner Macht gewachſen/ die ſtarck gnug iſt/ durch ei-
nen gewaltigen Spiritum, per aquam ſpirituoſam, durch ein Geiſtrei-
ches Waſſer/ das da brennet von himmliſchem Feur/ davon St. Paulus
Rom. 8/ 13. ſchreibt: Wo ihr durch den Geiſt deß Fleiſches Ge-
ſchaͤfft toͤdtet/ ſo werdet ihr leben/ zu daͤmpffen. Und das iſt die
jenige Tauff-Krafft/ welche organicè durchs Waſſer wuͤrcket/ erſaͤuffet/
toͤdtet/ die Brut daͤmpffet/ den wilden Wuth zaͤhmet/ den Wuſt verſaͤncket/
die Ruth hinweg wirfft und expolirt/ daß ſolcher Taͤuffling im Reich
GOTTES rein und heilig erſcheinen kan.
Lutherus ſchreibt hievon alſo Tom. 4. Witt. p. 344. f. 1. Man muß nicht ſo
gering Ding ſeyn laſſen/ wo GOttes Nahmen iſt/ dann derſelbige iſt das einige/
das alle Ding rein und heilig machet/ dazu ſchaffet und thut alle Ding. Sum-
ma/ GOttes Nahme iſt nichts anders/ dann die Allmaͤchtige Goͤttliche Krafft/
ewige Reinigkeit/ Heiligkeit und Leben/ und wo er auß Goͤttlichem Befelch ge-
braucht wird/ da kan er nicht ohne Frucht und nutz ſeyn/ ſondern muß groſſe un-
außſprechliche Ding wuͤrcken/ und ſolche machen/ wie er ſelbſt iſt. Darum
muß er auch in der Tauff reine und heilige/ und eitel himmliſche Goͤttliche Men-
ſchen machen. Et ibid. f. 2. Wann man die Tauff alſo anſiehet/ und demſelben
nach ſolte außſtreichen/ ſo wuͤrde ſo groß herꝛlich Ding darauß/ das nimmer
gnugſam außzuſprechen noch zu begreiffen iſt/ ja herꝛlicher dann gantz Himmel
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/918 |
Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/918>, abgerufen am 16.07.2024. |