Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. Geschmack des Brods und Weins/ tanquam cibus non ventris, sed a-nimae. Weil (6) Sabbathum propter hominem, die Noth einige Aende- rung in den Abend- und Morgenländischen Kirchen erfordert/ daß es nicht thunlich/ die Menschen/ Weiber und zarte Kinder nackend unter das Wasser sencken und tauchen/ die clinici oder krancke Patienten nothwen- dig im Bett müssen getaufft werden: Also hat müssen aus der Noth eine Tugend gemacht werden/ nothwendig die Aenderung müssen geschehen/ als in einem adiaphoro und Mittelding/ und die mersio in ablutionem das Eintauchen in die Besprengung müssen verwandelt werden/ da allein das Haupt des Täufflings berührt/ benetzt und begossen wird. Und heist demnach baptizein so viel/ als täuffen/ berühren/ benetzen mit Wasser/ es geschehe dasselbe mergendo an aspergendo, an abluendo? Jst eins so recht und schlecht/ so gut und gültig als das ander. Sol aber dieser actus formalis durchaus vollkommentlich/ ordentlich/ recht/ geboh-
Predigt. Geſchmack des Brods und Weins/ tanquam cibus non ventris, ſed a-nimæ. Weil (6) Sabbathum propter hominem, die Noth einige Aende- rung in den Abend- und Morgenlaͤndiſchen Kirchen erfordert/ daß es nicht thunlich/ die Menſchen/ Weiber und zarte Kinder nackend unter das Waſſer ſencken und tauchen/ die clinici oder krancke Patienten nothwen- dig im Bett muͤſſen getaufft werden: Alſo hat muͤſſen aus der Noth eine Tugend gemacht werden/ nothwendig die Aenderung muͤſſen geſchehen/ als in einem adiaphoro und Mittelding/ und die merſio in ablutionem das Eintauchen in die Beſprengung muͤſſen verwandelt werden/ da allein das Haupt des Taͤufflings beruͤhrt/ benetzt und begoſſen wird. Und heiſt demnach βαπτίζειν ſo viel/ als taͤuffen/ beruͤhren/ benetzen mit Waſſer/ es geſchehe daſſelbe mergendo an aſpergendo, an abluendo? Jſt eins ſo recht und ſchlecht/ ſo gut und guͤltig als das ander. Sol aber dieſeꝛ actus formalis durchaus vollkom̃entlich/ ordentlich/ recht/ geboh-
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Predigt.
Geſchmack des Brods und Weins/ tanquam cibus non ventris, ſed a-
nimæ. Weil (6) Sabbathum propter hominem, die Noth einige Aende-
rung in den Abend- und Morgenlaͤndiſchen Kirchen erfordert/ daß es
nicht thunlich/ die Menſchen/ Weiber und zarte Kinder nackend unter das
Waſſer ſencken und tauchen/ die clinici oder krancke Patienten nothwen-
dig im Bett muͤſſen getaufft werden: Alſo hat muͤſſen aus der Noth eine
Tugend gemacht werden/ nothwendig die Aenderung muͤſſen geſchehen/
als in einem adiaphoro und Mittelding/ und die merſio in ablutionem
das Eintauchen in die Beſprengung muͤſſen verwandelt werden/ da allein
das Haupt des Taͤufflings beruͤhrt/ benetzt und begoſſen wird. Und heiſt
demnach βαπτίζειν ſo viel/ als taͤuffen/ beruͤhren/ benetzen mit Waſſer/ es
geſchehe daſſelbe mergendo an aſpergendo, an abluendo? Jſt eins ſo
recht und ſchlecht/ ſo gut und guͤltig als das ander.
Sol aber dieſeꝛ actus formalis durchaus vollkom̃entlich/ ordentlich/ recht/
juſt/ guͤltig/ und Gottes Ordnung gemaͤß ſeyn: ſo wird darzu erfordert
(1) veritas Baptiſmi, daß es ein warhaffte/ eigentliche/ ernſthaffte/ der in-
tention Chriſti gemaͤſſe Handlung ſey/ ſo mit groſſer diſcretion und Ge-
warſamkeit zu verrichten. So man recht zu Hertzen fuͤhret/ von
wem der Tauff geſtifftet und eingeſetzt auch was groſſe Gut-
that uns aus Gottes Gnaden durch den Tauff angeboten
und uͤbergeben werden; So wird er ohn allen Zweiffel fuͤr
kein liederlich Kinderſpiel/ ſondern fuͤr der hoch wichtigſten/
trefflichſten Werckzeuge einen/ dardurch der H. Geiſt in uns
kraͤfftig und thaͤtig iſt/ gehalten werden. Darumb/ dem-
nach ſo viel an dem Chriſtlichen Tauff gelegen/ daß wir uns
ſein in den allergroͤſten und ſchwerſten Anfechtungen/ fůr-
nemlich von der Fuͤrſehung Gottes/ behelffen und getroͤſten
moͤgen und ſollen/ ſo iſt keine Muͤhe zu ſparen/ damit er
Chriſtlich gehalten/ außgetheilet und empfangen werde; ita
Straßburgiſche Kirchen-Ordnung pag. 141. 142. Es iſt vor die-
ſem den glaubigen Chriſten das Ungluͤck und der Spott begegnet/ daß
man ihren Chriſtlichen Tauff bey den Heydniſchen Narren- und Faſt-
nacht-Spielen der Gauckeleyen nachgeaͤffet/ und ſolche Auffzuͤg gebracht/
damit man der Chriſten-Tauf agirt/ einen und andern mimum Spoͤtter
eingefuͤhrt/ der iſt auff Chriſtliche Weiß im Namen Gottes des Vaters/
des Sohns/ und des H. Geiſtes getaufft worden/ und gieng endlich auf ein
Gelaͤchter hinaus/ was Chriſten fuͤr albere Narren ſeyn muͤſſen/ die ihnen
einbilden/ als koͤnne auf ſolche Weiß einiger Menſch geheiliget und wieder-
geboh-
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