Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die ein und dreyssigste einen gelben Schwefel- und Feuer-Regen/ dadurch Sodom undGomorrha eingeäschert und umbgekehret worden; nicht einen rothen Blut-Regen/ welchen die verfluchte Juden bey Christi Passion ihnen und ihren Kindern über den Kopff und Hals angefluchet/ und mercklich empfunden in dem Blut-Bad zu Jerusalem in der letzten Belägerung/ da sie in ihrem eigenen Blut bey viel tausend ersoffen und erstickt; Auch nicht einen schwartzen Wasser-Regen der alten Sündfluth/ welche den gan- tzen Erdboden überschwemmet; Sondern einen gnädigen Regen/ und zwar nicht allein den rothen Blut-Regen/ in welchem Christus im Garten am Oel-Berg sich selbst getaufft/ und hernach Wasser und Blut aus der eröffneten Seiten in die Sacramenta fliessen lassen; Nicht al- lein den gelben Feuer-Regen der jenigen Feuer-Tauff/ damit in der er- sten Pfingsten des neuen Testaments die Jünger des HErrn berührt und geziert/ und die concipirten Flammen lassen in allerhand kharismata auß- schlagen; auch nicht allein den Silber-weissen Thau-Regen des H. Ev- angelii/ aus welchem Christo Kinder gezeuget worden/ mehr als Thau- Tropfen aus der Morgenröth; Sondern fürnemlich der schwartze Tauff- Regen. Jst eben der holdselige/ anmuthige Gnaden-Regen/ und gut Wetter/ darauff auch David deutet im 29. Psalmen/ nachdem er auch die Majestätische Donner-Stimm des Gesetzes intimirt und heraus ge- strichen/ des HErrn/ der da donnert im Himmel/ dessen Stimm herrlich und prächtig daher gehet/ die hohen Cedern gebrochen/ die Wüsten/ die Wäl- de in der Wüsten/ die Hirsch/ Hindin/ und anderes Wild in den Wälden erreget und entblöset/ die umb sich hauet wie Feuer-Flammen; So kommt er wieder auffs Evangelium/ bildet dasselbe ab in der Figur eines sanfften und safftigen/ fruchtbaren Regens/ und verstehet dadurch fürnehmlich den gnädigen Tauff-Regen/ die Gnaden-Fluth und heilwerthe Seelen-Bad der Wiedergeburt und Erneuerung/ dessen Natur/ Tugend/ Krafft und Eigenschafft umständlich und außführlich zu erkennen uns Christen billig so hoch und viel höher soll angelegen seyn/ als irgend die thermae oder leiblichen Bäder zur leiblichen Cur angesehen. Thun wir denselben so viel Ehr an/ daß man gantze Bücher davon läßt in Druck außgehen/ welche der/ der ihr bedürfftig/ sich nicht läßt verdriessen zu lesen/ so wollen wir uns auch nicht verdriessen lassen/ etwas tieffer in besagtes Seelenbad hin ein zu schauen. Und weil wir neulich den Adel und Ursprung desselben/ die condi- tion des Täufflings/ die materian, aquam vitae, das Wasser/ daraus dieses Sacrament bestehet/ betrachtet/ so folget anjetzo actus formalis, die Bapti- satio die Täuffung/ die Tauff-Handlung/ die wesentliche Sacra- ment-
Die ein und dreyſſigſte einen gelben Schwefel- und Feuer-Regen/ dadurch Sodom undGomorrha eingeaͤſchert und umbgekehret worden; nicht einen rothen Blut-Regen/ welchen die verfluchte Juden bey Chriſti Paſſion ihnen und ihren Kindern über den Kopff und Hals angefluchet/ und mercklich empfunden in dem Blut-Bad zu Jeruſalem in der letzten Belaͤgerung/ da ſie in ihrem eigenen Blut bey viel tauſend erſoffen und erſtickt; Auch nicht einen ſchwartzen Waſſer-Regen der alten Suͤndfluth/ welche den gan- tzen Erdboden uͤberſchwemmet; Sondern einen gnaͤdigen Regen/ und zwar nicht allein den rothen Blut-Regen/ in welchem Chriſtus im Garten am Oel-Berg ſich ſelbſt getaufft/ und hernach Waſſer und Blut aus der eroͤffneten Seiten in die Sacramenta flieſſen laſſen; Nicht al- lein den gelben Feuer-Regen der jenigen Feuer-Tauff/ damit in der er- ſten Pfingſten des neuen Teſtaments die Juͤnger des HErꝛn beruͤhrt und geziert/ und die concipirten Flammen laſſen in allerhand χαρίσματα auß- ſchlagen; auch nicht allein den Silber-weiſſen Thau-Regen des H. Ev- angelii/ aus welchem Chriſto Kinder gezeuget worden/ mehr als Thau- Tropfen aus der Morgenroͤth; Sondern fuͤrnemlich der ſchwartze Tauff- Regen. Jſt eben der holdſelige/ anmuthige Gnaden-Regen/ und gut Wetter/ darauff auch David deutet im 29. Pſalmen/ nachdem er auch die Majeſtaͤtiſche Donner-Stimm des Geſetzes intimirt und heraus ge- ſtrichen/ des HErꝛn/ der da donnert im Himmel/ deſſen Stimm herꝛlich und praͤchtig daher gehet/ die hohen Cedern gebrochen/ die Wuͤſten/ die Waͤl- de in der Wuͤſten/ die Hirſch/ Hindin/ und anderes Wild in den Waͤlden erreget und entbloͤſet/ die umb ſich hauet wie Feuer-Flammen; So kommt er wieder auffs Evangelium/ bildet daſſelbe ab in der Figur eines ſanfften und ſafftigen/ fruchtbaren Regens/ und verſtehet dadurch fuͤrnehmlich den gnaͤdigen Tauff-Regen/ die Gnaden-Fluth und heilwerthe Seelen-Bad der Wiedergeburt und Erneuerung/ deſſen Natur/ Tugend/ Krafft und Eigenſchafft umſtaͤndlich und außfuͤhrlich zu erkennen uns Chriſten billig ſo hoch und viel hoͤher ſoll angelegen ſeyn/ als irgend die thermæ oder leiblichen Baͤder zur leiblichen Cur angeſehen. Thun wir denſelben ſo viel Ehr an/ daß man gantze Buͤcher davon laͤßt in Druck außgehen/ welche der/ der ihr bedürfftig/ ſich nicht laͤßt verdrieſſen zu leſen/ ſo wollen wir uns auch nicht verdrieſſen laſſen/ etwas tieffer in beſagtes Seelenbad hin ein zu ſchauen. Und weil wiꝛ neulich den Adel und Urſprung deſſelben/ die condi- tion des Taͤufflings/ die materiã, aquam vitæ, das Waſſer/ daraus dieſes Sacrament beſtehet/ betrachtet/ ſo folget anjetzo actus formalis, die Bapti- ſatio die Taͤuffung/ die Tauff-Handlung/ die weſentliche Sacra- ment-
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einen gelben Schwefel- und Feuer-Regen/ dadurch Sodom und
Gomorrha eingeaͤſchert und umbgekehret worden; nicht einen rothen
Blut-Regen/ welchen die verfluchte Juden bey Chriſti Paſſion ihnen
und ihren Kindern über den Kopff und Hals angefluchet/ und mercklich
empfunden in dem Blut-Bad zu Jeruſalem in der letzten Belaͤgerung/ da
ſie in ihrem eigenen Blut bey viel tauſend erſoffen und erſtickt; Auch nicht
einen ſchwartzen Waſſer-Regen der alten Suͤndfluth/ welche den gan-
tzen Erdboden uͤberſchwemmet; Sondern einen gnaͤdigen Regen/
und zwar nicht allein den rothen Blut-Regen/ in welchem Chriſtus im
Garten am Oel-Berg ſich ſelbſt getaufft/ und hernach Waſſer und Blut
aus der eroͤffneten Seiten in die Sacramenta flieſſen laſſen; Nicht al-
lein den gelben Feuer-Regen der jenigen Feuer-Tauff/ damit in der er-
ſten Pfingſten des neuen Teſtaments die Juͤnger des HErꝛn beruͤhrt und
geziert/ und die concipirten Flammen laſſen in allerhand χαρίσματα auß-
ſchlagen; auch nicht allein den Silber-weiſſen Thau-Regen des H. Ev-
angelii/ aus welchem Chriſto Kinder gezeuget worden/ mehr als Thau-
Tropfen aus der Morgenroͤth; Sondern fuͤrnemlich der ſchwartze Tauff-
Regen. Jſt eben der holdſelige/ anmuthige Gnaden-Regen/ und gut
Wetter/ darauff auch David deutet im 29. Pſalmen/ nachdem er auch
die Majeſtaͤtiſche Donner-Stimm des Geſetzes intimirt und heraus ge-
ſtrichen/ des HErꝛn/ der da donnert im Himmel/ deſſen Stimm herꝛlich
und praͤchtig daher gehet/ die hohen Cedern gebrochen/ die Wuͤſten/ die Waͤl-
de in der Wuͤſten/ die Hirſch/ Hindin/ und anderes Wild in den Waͤlden
erreget und entbloͤſet/ die umb ſich hauet wie Feuer-Flammen; So kommt
er wieder auffs Evangelium/ bildet daſſelbe ab in der Figur eines ſanfften
und ſafftigen/ fruchtbaren Regens/ und verſtehet dadurch fuͤrnehmlich den
gnaͤdigen Tauff-Regen/ die Gnaden-Fluth und heilwerthe Seelen-Bad
der Wiedergeburt und Erneuerung/ deſſen Natur/ Tugend/ Krafft und
Eigenſchafft umſtaͤndlich und außfuͤhrlich zu erkennen uns Chriſten
billig ſo hoch und viel hoͤher ſoll angelegen ſeyn/ als irgend die thermæ oder
leiblichen Baͤder zur leiblichen Cur angeſehen. Thun wir denſelben ſo viel
Ehr an/ daß man gantze Buͤcher davon laͤßt in Druck außgehen/ welche
der/ der ihr bedürfftig/ ſich nicht laͤßt verdrieſſen zu leſen/ ſo wollen wir uns
auch nicht verdrieſſen laſſen/ etwas tieffer in beſagtes Seelenbad hin ein zu
ſchauen. Und weil wiꝛ neulich den Adel und Urſprung deſſelben/ die condi-
tion des Taͤufflings/ die materiã, aquam vitæ, das Waſſer/ daraus dieſes
Sacrament beſtehet/ betrachtet/ ſo folget anjetzo actus formalis, die Bapti-
ſatio die Taͤuffung/ die Tauff-Handlung/ die weſentliche Sacra-
ment-
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