Barmhertzigkeit gewartet/ und durch dieselbe auch geheilet und gesund worden: Also ist freylich auch die H. Tauffe ein rechtes Spital-Wasser und geistliche Bad-Stub der Armen/ Beth chesed, domus misericordiae, in der elenden Herberge gelegen/ die heißt vallis miseriarum, das Jam- merthal/ darein wir durch Adams-Fall gerathen all/ als die geistlich Arme und Krancke/ auf Gnade und Hülffe vom Himmel herab warten/ (abyssus abyssum invocat) nicht um unser Werck willen der Gerechtig- keit/ die wir gethan hatten/ sondern nach seiner Barmhertzig- keit macht Er uns selig/ durch das Bad der Widergeburt und Erneuerung deß H. Geistes/ schreibt St. Paulus Tit. 3/5.
Gleichwie (2.) jener Teich blut-roth oder mit Blut vermengt gewe- sen/ von dem geschlachteten Opffer-Vieh/ dessen Blut darin abgewaschen und also zum Opffer gesäubert worden/ wie Hieronymus in loc. hebr. davon Zeugnüß gibt/ und schreibet: Bethesda piscina in Hierusalem, quae vocabatur pecualis: ostendunturque gemini lacus, quorum unus hybernis pluviis adimpleri solet; Alter mirum in modum rubens, quasi cruentis aquis, antiqui in se operis signa testatur. Nam hostias in eo lavari a Sacerdotibus solitas ferunt, unde & no- men probatike accepit. Also ist auch wahr von der H-Tauffe/ was Au- gustinus schreibt Tract. 11. in Johann. Unde rubet baptismus, nisi sanguine Christi consecratus?Woher ist die heilige Tauffe so rothfarb/ womit anders/ als mit Christi Blut gefärbet und geweyhet? Oder wie es Lutherus im bekandten Tauff-Gesang (wiewol nicht nach der heutigen Poesi) wol gereimet:
Das Aug allein das Wasser siht/ Wie Menschen Wasser giessen/ Der Glaub im Geist die Krafft versteht/ Deß Blutes JEsu Christi: Und ist vor ihm ein rothe Fluth Von Christi Blut gefärbet/ Die allen Schaden heilen thut/ Von Adam her geerbet/ Auch von uns selbst begangen.
Vnter andern Bäpstischen Lugenden wird erzehlt von Constantino M. demLuth. T. 4. Wit. p. 441. ersten Christlichen Kayser/ ehe er ein Christ worden/ daß als er mit einem unge- wöhnlichen Aussatz angegriffen worden/ genannt Elephantia, welcher mit kei- ner Artzney zu helffen ist/ ohn mit Menschen-Blut/ da habe er ihm fürgenom- men/ auß allen Landen Kinder zu samlen und zu tödten/ damit ein Bad auß Menschen-Blut gemacht würde: Aber das Zetter- und Mordio-Geschrey der
Kinder
Achter Theil. P p p p p
Predigt.
Barmhertzigkeit gewartet/ und durch dieſelbe auch geheilet und geſund worden: Alſo iſt freylich auch die H. Tauffe ein rechtes Spital-Waſſer und geiſtliche Bad-Stub der Armen/ Bèth cheſed, domus miſericordiæ, in der elenden Herberge gelegen/ die heißt vallis miſeriarum, das Jam- merthal/ darein wir durch Adams-Fall gerathen all/ als die geiſtlich Arme und Krancke/ auf Gnade und Huͤlffe vom Him̃el herab warten/ (abyſſus abyſſum invocat) nicht um unſer Werck willen der Gerechtig- keit/ die wir gethan hatten/ ſondern nach ſeiner Barmhertzig- keit macht Er uns ſelig/ durch das Bad der Widergeburt und Erneuerung deß H. Geiſtes/ ſchreibt St. Paulus Tit. 3/5.
Gleichwie (2.) jener Teich blut-roth oder mit Blut vermengt gewe- ſen/ von dem geſchlachteten Opffer-Vieh/ deſſen Blut darin abgewaſchen und alſo zum Opffer geſaͤubert worden/ wie Hieronymus in loc. hebr. davon Zeugnuͤß gibt/ und ſchreibet: Betheſda piſcina in Hieruſalem, quæ vocabatur pecualis: oſtendunturque gemini lacus, quorum unus hybernis pluviis adimpleri ſolet; Alter mirum in modum rubens, quaſi cruentis aquis, antiqui in ſe operis ſigna teſtatur. Nam hoſtias in eo lavari à Sacerdotibus ſolitas ferunt, unde & no- men προϐατικὴ accepit. Alſo iſt auch wahr von der H-Tauffe/ was Au- guſtinus ſchreibt Tract. 11. in Johann. Unde rubet baptiſmus, niſi ſanguine Chriſti conſecratus?Woher iſt die heilige Tauffe ſo rothfarb/ womit anders/ als mit Chriſti Blut gefaͤrbet und geweyhet? Oder wie es Lutherus im bekandten Tauff-Geſang (wiewol nicht nach der heutigen Poeſi) wol gereimet:
Das Aug allein das Waſſer ſiht/ Wie Menſchen Waſſer gieſſen/ Der Glaub im Geiſt die Krafft verſteht/ Deß Blutes JEſu Chriſti: Und iſt vor ihm ein rothe Fluth Von Chriſti Blut gefaͤrbet/ Die allen Schaden heilen thut/ Von Adam her geerbet/ Auch von uns ſelbſt begangen.
Vnter andern Baͤpſtiſchen Lugenden wird erzehlt von Conſtantino M. demLuth. T. 4. Wit. p. 441. erſten Chriſtlichen Kayſer/ ehe er ein Chriſt worden/ daß als er mit einem unge- woͤhnlichen Auſſatz angegriffen worden/ genannt Elephantia, welcher mit kei- ner Artzney zu helffen iſt/ ohn mit Menſchen-Blut/ da habe er ihm fuͤrgenom- men/ auß allen Landen Kinder zu ſamlen und zu toͤdten/ damit ein Bad auß Menſchen-Blut gemacht wuͤrde: Aber das Zetter- und Mordio-Geſchrey der
Kinder
Achter Theil. P p p p p
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0873"n="849"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
Barmhertzigkeit gewartet/ und durch dieſelbe auch geheilet und geſund<lb/>
worden: Alſo iſt freylich auch die H. Tauffe ein rechtes Spital-Waſſer und<lb/>
geiſtliche Bad-Stub der Armen/ <hirendition="#aq">Bèth cheſed, domus miſericordiæ,</hi><lb/>
in der elenden Herberge gelegen/ die heißt <hirendition="#aq">vallis miſeriarum,</hi> das Jam-<lb/>
merthal/ darein wir durch Adams-Fall gerathen all/ als die geiſtlich Arme<lb/>
und Krancke/ auf Gnade und Huͤlffe vom Him̃el herab warten/ (<hirendition="#aq">abyſſus<lb/>
abyſſum invocat</hi>) <hirendition="#fr">nicht um unſer Werck willen der Gerechtig-<lb/>
keit/ die wir gethan hatten/ ſondern nach ſeiner Barmhertzig-<lb/>
keit macht Er uns ſelig/ durch das Bad der Widergeburt<lb/>
und Erneuerung deß H. Geiſtes/</hi>ſchreibt St. Paulus Tit. 3/5.</p><lb/><p>Gleichwie (2.) jener Teich blut-roth oder mit Blut vermengt gewe-<lb/>ſen/ von dem geſchlachteten Opffer-Vieh/ deſſen Blut darin abgewaſchen<lb/>
und alſo zum Opffer geſaͤubert worden/ wie <hirendition="#aq">Hieronymus in loc. hebr.</hi><lb/>
davon Zeugnuͤß gibt/ und ſchreibet: <hirendition="#aq">Betheſda piſcina in Hieruſalem,<lb/>
quæ vocabatur pecualis: oſtendunturque gemini lacus, quorum<lb/>
unus hybernis pluviis adimpleri ſolet; Alter mirum in modum<lb/>
rubens, quaſi cruentis aquis, antiqui in ſe operis ſigna teſtatur.<lb/>
Nam hoſtias in eo lavari à Sacerdotibus ſolitas ferunt, unde & no-<lb/>
men</hi>προϐατικὴ<hirendition="#aq">accepit.</hi> Alſo iſt auch wahr von der H-Tauffe/ was <hirendition="#aq">Au-<lb/>
guſtinus</hi>ſchreibt <hirendition="#aq">Tract. 11. in Johann. Unde rubet baptiſmus, niſi<lb/>ſanguine Chriſti conſecratus?</hi><hirendition="#fr">Woher iſt die heilige Tauffe ſo<lb/>
rothfarb/ womit anders/ als mit Chriſti Blut gefaͤrbet und<lb/>
geweyhet?</hi> Oder wie es Lutherus im bekandten Tauff-Geſang (wiewol<lb/>
nicht nach der heutigen Poeſi) wol gereimet:</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#fr">Das Aug allein das Waſſer ſiht/</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Wie Menſchen Waſſer gieſſen/</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Der Glaub im Geiſt die Krafft verſteht/</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Deß Blutes JEſu Chriſti:</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Und iſt vor ihm ein rothe Fluth</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Von Chriſti Blut gefaͤrbet/</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Die allen Schaden heilen thut/</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Von Adam her geerbet/</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Auch von uns ſelbſt begangen.</hi></l></lg><lb/><p>Vnter andern Baͤpſtiſchen Lugenden wird erzehlt von <hirendition="#aq">Conſtantino M.</hi> dem<noteplace="right"><hirendition="#aq">Luth. T. 4.<lb/>
Wit. p.</hi> 441.</note><lb/>
erſten Chriſtlichen Kayſer/ ehe er ein Chriſt worden/ daß als er mit einem unge-<lb/>
woͤhnlichen Auſſatz angegriffen worden/ genannt <hirendition="#aq">Elephantia,</hi> welcher mit kei-<lb/>
ner Artzney zu helffen iſt/ ohn mit Menſchen-Blut/ da habe er ihm fuͤrgenom-<lb/>
men/ auß allen Landen Kinder zu ſamlen und zu toͤdten/ damit ein Bad auß<lb/>
Menſchen-Blut gemacht wuͤrde: Aber das Zetter- und Mordio-Geſchrey der<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Achter Theil.</hi> P p p p p</fw><fwplace="bottom"type="catch">Kinder</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[849/0873]
Predigt.
Barmhertzigkeit gewartet/ und durch dieſelbe auch geheilet und geſund
worden: Alſo iſt freylich auch die H. Tauffe ein rechtes Spital-Waſſer und
geiſtliche Bad-Stub der Armen/ Bèth cheſed, domus miſericordiæ,
in der elenden Herberge gelegen/ die heißt vallis miſeriarum, das Jam-
merthal/ darein wir durch Adams-Fall gerathen all/ als die geiſtlich Arme
und Krancke/ auf Gnade und Huͤlffe vom Him̃el herab warten/ (abyſſus
abyſſum invocat) nicht um unſer Werck willen der Gerechtig-
keit/ die wir gethan hatten/ ſondern nach ſeiner Barmhertzig-
keit macht Er uns ſelig/ durch das Bad der Widergeburt
und Erneuerung deß H. Geiſtes/ ſchreibt St. Paulus Tit. 3/5.
Gleichwie (2.) jener Teich blut-roth oder mit Blut vermengt gewe-
ſen/ von dem geſchlachteten Opffer-Vieh/ deſſen Blut darin abgewaſchen
und alſo zum Opffer geſaͤubert worden/ wie Hieronymus in loc. hebr.
davon Zeugnuͤß gibt/ und ſchreibet: Betheſda piſcina in Hieruſalem,
quæ vocabatur pecualis: oſtendunturque gemini lacus, quorum
unus hybernis pluviis adimpleri ſolet; Alter mirum in modum
rubens, quaſi cruentis aquis, antiqui in ſe operis ſigna teſtatur.
Nam hoſtias in eo lavari à Sacerdotibus ſolitas ferunt, unde & no-
men προϐατικὴ accepit. Alſo iſt auch wahr von der H-Tauffe/ was Au-
guſtinus ſchreibt Tract. 11. in Johann. Unde rubet baptiſmus, niſi
ſanguine Chriſti conſecratus? Woher iſt die heilige Tauffe ſo
rothfarb/ womit anders/ als mit Chriſti Blut gefaͤrbet und
geweyhet? Oder wie es Lutherus im bekandten Tauff-Geſang (wiewol
nicht nach der heutigen Poeſi) wol gereimet:
Das Aug allein das Waſſer ſiht/
Wie Menſchen Waſſer gieſſen/
Der Glaub im Geiſt die Krafft verſteht/
Deß Blutes JEſu Chriſti:
Und iſt vor ihm ein rothe Fluth
Von Chriſti Blut gefaͤrbet/
Die allen Schaden heilen thut/
Von Adam her geerbet/
Auch von uns ſelbſt begangen.
Vnter andern Baͤpſtiſchen Lugenden wird erzehlt von Conſtantino M. dem
erſten Chriſtlichen Kayſer/ ehe er ein Chriſt worden/ daß als er mit einem unge-
woͤhnlichen Auſſatz angegriffen worden/ genannt Elephantia, welcher mit kei-
ner Artzney zu helffen iſt/ ohn mit Menſchen-Blut/ da habe er ihm fuͤrgenom-
men/ auß allen Landen Kinder zu ſamlen und zu toͤdten/ damit ein Bad auß
Menſchen-Blut gemacht wuͤrde: Aber das Zetter- und Mordio-Geſchrey der
Kinder
Luth. T. 4.
Wit. p. 441.
Achter Theil. P p p p p
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 849. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/873>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.