facit Ecclesia, anathema sit:Wer nicht sagt/ daß bey Verrich- tung der Sacramenten dieintentionund Andacht deß Prie- sters erfordert werde/ der soll verflucht seyn. Jst ein rechter la- queus conscientiae und Gewissens-Strick/ dadurch kein Papist kan si- cher seyn/ daß er recht getaufft/ daß er ein Christ/ daß er ein Kind Gottes/ und ihm der Himmel auffgeschlossen sey. Und hat solches der Jesult Tannerus auff dem Colloquio zu Regenspurg klar bekennet: NemoSess. 12. p. 375. potest evidenter scire, se efficaciter baptisatum esse, nisi certus sit de intentione baptisantis, das ist/ Es könne niemand eigentlich und gewiß wissen/ daß er recht und kräfftiglich getaufft seye/ wo er nicht der gutenintentiondeß Täuffers versichert ist. Also machen auch bißweilen schwache Gewissen ihnen scru pul, wann sie etwan in der Jugend von einem Falschglaubigen getaufft/ oder die Tauffe ir- gends von einem Meß-Priester empfangen/ zweifflen hernach/ ob sie recht getaufft? Es ist aber solch scrupuliren umsonst und unvonnöthen. Dann es ist weder der da pflantzt/ noch der da begeußt etwas/ 1. Cor. 3/7. Ja solt deß Dieners Unglaube Gottes Glauben auffheben? Daß sey fern/ sagen wir mit Paulo/ Rom. 3/3. Es ist und bleibt der Wein vom Weinstock einen Weg ein rechter Wein/ ob er schon von einem bösen lasterhafften Weingärtner gepflantzt/ und gekältert worden; ob gleich etliche im Alten Testament von Abgöttischen Götzen- Knechten seynd beschnitten worden/ wurden sie dennoch Gottes Kinder genennet. Ezech. 16/3.
Luth. Tom. 7. Witt. p. 545. Es soll dich auch nicht irren/ wer der Täuffer sey/ denn die Tauffe ist nicht deß Täuffers/ noch ihm gegeben/ sondern deß Täuff- lings/ der getaufft wird/ dem sie von GOtt gestifftet und gegeben ist. Gleichwie das Wort Gottes ist nicht deß Prediges (er wolle denn selbst auch mit hören und glauben) sondern deß jüngern/ der es höret und glaubet/ demselben ists gegeben. 16. f. 2. Jrre dich auch nicht/ wie heilig der Mann/ oder ob er zwey-weibig sey oder nicht/ der dirs reicht. Denn das Sacrament ist nicht deß/ der es reichet/ sondern deß/ dem es gereicht wird/ ohne daß ers selbst auch mit nimmt/ alsdenn ist er der einer/ die es empfahen/ und wird damit auch ihm gegeben.
Augustinus hats kurtz außgemacht/ wann er lib. 3. de bapt. contra Do- natist. cap. 15. geschrieben: Si Evangelicis verbis, in Nomine Patris & Filii & Spiritus S. Marcion baptismum consecrabat, integrum erat Sacramentum, quamvis ejus fides sub eisdem verbis aliud opi- nantis, quam Catholica veritas docet, non esset integra, sed fabulo- sis falsitatibus inquinata.
Eben so wenig hat man Ursach sich zu ärgern über der Jäh- oder
Noth-
M m m m m 2
Predigt.
facit Eccleſia, anathema ſit:Wer nicht ſagt/ daß bey Verrich- tung der Sacramenten dieintentionund Andacht deß Prie- ſters erfordert werde/ der ſoll verflucht ſeyn. Jſt ein rechter la- queus conſcientiæ und Gewiſſens-Strick/ dadurch kein Papiſt kan ſi- cher ſeyn/ daß er recht getaufft/ daß er ein Chriſt/ daß er ein Kind Gottes/ und ihm der Himmel auffgeſchloſſen ſey. Und hat ſolches der Jeſult Tannerus auff dem Colloquio zu Regenſpurg klar bekennet: NemoSeſſ. 12. p. 375. poteſt evidenter ſcire, ſe efficaciter baptiſatum eſſe, niſi certus ſit de intentione baptiſantis, das iſt/ Es koͤnne niemand eigentlich und gewiß wiſſen/ daß er recht und kraͤfftiglich getaufft ſeye/ wo er nicht der gutenintentiondeß Taͤuffers verſichert iſt. Alſo machen auch bißweilen ſchwache Gewiſſen ihnen ſcru pul, wann ſie etwan in der Jugend von einem Falſchglaubigen getaufft/ oder die Tauffe ir- gends von einem Meß-Prieſter empfangen/ zweifflen hernach/ ob ſie recht getaufft? Es iſt aber ſolch ſcrupuliren umſonſt und unvonnoͤthen. Dann es iſt weder der da pflantzt/ noch der da begeußt etwas/ 1. Cor. 3/7. Ja ſolt deß Dieners Unglaube Gottes Glauben auffheben? Daß ſey fern/ ſagen wir mit Paulo/ Rom. 3/3. Es iſt und bleibt der Wein vom Weinſtock einen Weg ein rechter Wein/ ob er ſchon von einem boͤſen laſterhafften Weingaͤrtner gepflantzt/ und gekaͤltert worden; ob gleich etliche im Alten Teſtament von Abgoͤttiſchen Goͤtzen- Knechten ſeynd beſchnitten worden/ wurden ſie dennoch Gottes Kinder genennet. Ezech. 16/3.
Luth. Tom. 7. Witt. p. 545. Es ſoll dich auch nicht irren/ wer der Taͤuffer ſey/ denn die Tauffe iſt nicht deß Taͤuffers/ noch ihm gegeben/ ſondern deß Taͤuff- lings/ der getaufft wird/ dem ſie von GOtt geſtifftet und gegeben iſt. Gleichwie das Wort Gottes iſt nicht deß Prediges (er wolle denn ſelbſt auch mit hoͤren und glauben) ſondern deß juͤngern/ der es hoͤret und glaubet/ demſelben iſts gegeben. 16. f. 2. Jrre dich auch nicht/ wie heilig der Mann/ oder ob er zwey-weibig ſey oder nicht/ der dirs reicht. Denn das Sacrament iſt nicht deß/ der es reichet/ ſondern deß/ dem es gereicht wird/ ohne daß ers ſelbſt auch mit nim̃t/ alsdenn iſt er der einer/ die es empfahen/ und wird damit auch ihm gegeben.
Auguſtinus hats kurtz außgemacht/ wann er lib. 3. de bapt. contra Do- natiſt. cap. 15. geſchrieben: Si Evangelicis verbis, in Nomine Patris & Filii & Spiritus S. Marcion baptiſmum conſecrabat, integrum erat Sacramentum, quamvis ejus fides ſub eiſdem verbis aliud opi- nantis, quam Catholica veritas docet, non eſſet integra, ſed fabulo- ſis falſitatibus inquinata.
Eben ſo wenig hat man Urſach ſich zu aͤrgern uͤber der Jaͤh- oder
Noth-
M m m m m 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0851"n="827"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/><hirendition="#aq">facit Eccleſia, anathema ſit:</hi><hirendition="#fr">Wer nicht ſagt/ daß bey Verrich-<lb/>
tung der Sacramenten die</hi><hirendition="#aq">intention</hi><hirendition="#fr">und Andacht deß Prie-<lb/>ſters erfordert werde/ der ſoll verflucht ſeyn.</hi> Jſt ein rechter <hirendition="#aq">la-<lb/>
queus conſcientiæ</hi> und Gewiſſens-Strick/ dadurch kein Papiſt kan ſi-<lb/>
cher ſeyn/ daß er recht getaufft/ daß er ein Chriſt/ daß er ein Kind Gottes/<lb/>
und ihm der Himmel auffgeſchloſſen ſey. Und hat ſolches der Jeſult<lb/><hirendition="#aq">Tannerus</hi> auff dem <hirendition="#aq">Colloquio</hi> zu Regenſpurg klar bekennet: <hirendition="#aq">Nemo</hi><noteplace="right"><hirendition="#aq">Seſſ. 12.<lb/>
p.</hi> 375.</note><lb/><hirendition="#aq">poteſt evidenter ſcire, ſe efficaciter baptiſatum eſſe, niſi certus ſit de<lb/>
intentione baptiſantis,</hi> das iſt/ <hirendition="#fr">Es koͤnne niemand eigentlich und<lb/>
gewiß wiſſen/ daß er recht und kraͤfftiglich getaufft ſeye/ wo<lb/>
er nicht der guten</hi><hirendition="#aq">intention</hi><hirendition="#fr">deß Taͤuffers verſichert iſt.</hi> Alſo<lb/>
machen auch bißweilen ſchwache Gewiſſen ihnen <hirendition="#aq">ſcru pul,</hi> wann ſie etwan<lb/>
in der Jugend von einem Falſchglaubigen getaufft/ oder die Tauffe ir-<lb/>
gends von einem Meß-Prieſter empfangen/ zweifflen hernach/ ob ſie recht<lb/>
getaufft? Es iſt aber ſolch <hirendition="#aq">ſcrupuli</hi>ren umſonſt und unvonnoͤthen.<lb/>
Dann <hirendition="#fr">es iſt weder der da pflantzt/ noch der da begeußt etwas/</hi><lb/>
1. Cor. 3/7. <hirendition="#fr">Ja ſolt deß Dieners Unglaube Gottes Glauben<lb/>
auffheben? Daß ſey fern/</hi>ſagen wir mit Paulo/ Rom. 3/3. Es iſt<lb/>
und bleibt der Wein vom Weinſtock einen Weg ein rechter Wein/ ob er<lb/>ſchon von einem boͤſen laſterhafften Weingaͤrtner gepflantzt/ und gekaͤltert<lb/>
worden; ob gleich etliche im Alten Teſtament von Abgoͤttiſchen Goͤtzen-<lb/>
Knechten ſeynd beſchnitten worden/ wurden ſie dennoch Gottes <hirendition="#fr">Kinder<lb/>
genennet.</hi> Ezech. 16/3.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Luth. Tom. 7. Witt. p.</hi> 545. Es ſoll dich auch nicht irren/ wer der Taͤuffer<lb/>ſey/ denn die Tauffe iſt nicht deß Taͤuffers/ noch ihm gegeben/ ſondern deß Taͤuff-<lb/>
lings/ der getaufft wird/ dem ſie von GOtt geſtifftet und gegeben iſt. Gleichwie<lb/>
das Wort Gottes iſt nicht deß Prediges (er wolle denn ſelbſt auch mit hoͤren und<lb/>
glauben) ſondern deß juͤngern/ der es hoͤret und glaubet/ demſelben iſts gegeben.<lb/>
16. f. 2. Jrre dich auch nicht/ wie heilig der Mann/ oder ob er zwey-weibig ſey<lb/>
oder nicht/ der dirs reicht. Denn das Sacrament iſt nicht deß/ der es reichet/<lb/>ſondern deß/ dem es gereicht wird/ ohne daß ers ſelbſt auch mit nim̃t/ alsdenn iſt<lb/>
er der einer/ die es empfahen/ und wird damit auch ihm gegeben.</quote><bibl/></cit><lb/><p><hirendition="#aq">Auguſtinus</hi> hats kurtz außgemacht/ wann er <hirendition="#aq">lib. 3. de bapt. contra Do-<lb/>
natiſt. cap.</hi> 15. geſchrieben: <hirendition="#aq">Si Evangelicis verbis, in Nomine Patris<lb/>& Filii & Spiritus S. Marcion baptiſmum conſecrabat, integrum<lb/>
erat Sacramentum, quamvis ejus fides ſub eiſdem verbis aliud opi-<lb/>
nantis, quam Catholica veritas docet, non eſſet integra, ſed fabulo-<lb/>ſis falſitatibus inquinata.</hi></p><lb/><p>Eben ſo wenig hat man Urſach ſich zu aͤrgern uͤber der Jaͤh- oder<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m m m m 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Noth-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[827/0851]
Predigt.
facit Eccleſia, anathema ſit: Wer nicht ſagt/ daß bey Verrich-
tung der Sacramenten die intention und Andacht deß Prie-
ſters erfordert werde/ der ſoll verflucht ſeyn. Jſt ein rechter la-
queus conſcientiæ und Gewiſſens-Strick/ dadurch kein Papiſt kan ſi-
cher ſeyn/ daß er recht getaufft/ daß er ein Chriſt/ daß er ein Kind Gottes/
und ihm der Himmel auffgeſchloſſen ſey. Und hat ſolches der Jeſult
Tannerus auff dem Colloquio zu Regenſpurg klar bekennet: Nemo
poteſt evidenter ſcire, ſe efficaciter baptiſatum eſſe, niſi certus ſit de
intentione baptiſantis, das iſt/ Es koͤnne niemand eigentlich und
gewiß wiſſen/ daß er recht und kraͤfftiglich getaufft ſeye/ wo
er nicht der guten intention deß Taͤuffers verſichert iſt. Alſo
machen auch bißweilen ſchwache Gewiſſen ihnen ſcru pul, wann ſie etwan
in der Jugend von einem Falſchglaubigen getaufft/ oder die Tauffe ir-
gends von einem Meß-Prieſter empfangen/ zweifflen hernach/ ob ſie recht
getaufft? Es iſt aber ſolch ſcrupuliren umſonſt und unvonnoͤthen.
Dann es iſt weder der da pflantzt/ noch der da begeußt etwas/
1. Cor. 3/7. Ja ſolt deß Dieners Unglaube Gottes Glauben
auffheben? Daß ſey fern/ ſagen wir mit Paulo/ Rom. 3/3. Es iſt
und bleibt der Wein vom Weinſtock einen Weg ein rechter Wein/ ob er
ſchon von einem boͤſen laſterhafften Weingaͤrtner gepflantzt/ und gekaͤltert
worden; ob gleich etliche im Alten Teſtament von Abgoͤttiſchen Goͤtzen-
Knechten ſeynd beſchnitten worden/ wurden ſie dennoch Gottes Kinder
genennet. Ezech. 16/3.
Seſſ. 12.
p. 375.
Luth. Tom. 7. Witt. p. 545. Es ſoll dich auch nicht irren/ wer der Taͤuffer
ſey/ denn die Tauffe iſt nicht deß Taͤuffers/ noch ihm gegeben/ ſondern deß Taͤuff-
lings/ der getaufft wird/ dem ſie von GOtt geſtifftet und gegeben iſt. Gleichwie
das Wort Gottes iſt nicht deß Prediges (er wolle denn ſelbſt auch mit hoͤren und
glauben) ſondern deß juͤngern/ der es hoͤret und glaubet/ demſelben iſts gegeben.
16. f. 2. Jrre dich auch nicht/ wie heilig der Mann/ oder ob er zwey-weibig ſey
oder nicht/ der dirs reicht. Denn das Sacrament iſt nicht deß/ der es reichet/
ſondern deß/ dem es gereicht wird/ ohne daß ers ſelbſt auch mit nim̃t/ alsdenn iſt
er der einer/ die es empfahen/ und wird damit auch ihm gegeben.
Auguſtinus hats kurtz außgemacht/ wann er lib. 3. de bapt. contra Do-
natiſt. cap. 15. geſchrieben: Si Evangelicis verbis, in Nomine Patris
& Filii & Spiritus S. Marcion baptiſmum conſecrabat, integrum
erat Sacramentum, quamvis ejus fides ſub eiſdem verbis aliud opi-
nantis, quam Catholica veritas docet, non eſſet integra, ſed fabulo-
ſis falſitatibus inquinata.
Eben ſo wenig hat man Urſach ſich zu aͤrgern uͤber der Jaͤh- oder
Noth-
M m m m m 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/851>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.