Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. ut vel suo ipsi silentio, vel sententia condemnentur, schreibt Hieron.Er braucht als ein scharff sinniger Disputator stratagema dialecticum, ein dialectisches erlaubtes Kunst-Stuck/ er beantwortet Frage mit Fra- ge/ Rätzel mit Rätzel/ Strick mit Strick/ und sagt: Jch wil euch auch ein Wort fragen/ werdet ihr mir darauff antworten/ so wil ich euch auch ant- worten und sagen/ aus wasser Macht ich das thue. Aber was geschicht? Es war 3. Quaestio alutos, eine unaufflößli- Doch aber war es 4. Quaestio eulutos, eine leicht beantwort- ma-
Predigt. ut vel ſuo ipſi ſilentio, vel ſententiâ condemnentur, ſchreibt Hieron.Er braucht als ein ſcharff ſinniger Diſputator ſtratagema dialecticum, ein dialectiſches erlaubtes Kunſt-Stuck/ er beantwortet Frage mit Fra- ge/ Raͤtzel mit Raͤtzel/ Strick mit Strick/ und ſagt: Jch wil euch auch ein Wort fragen/ werdet ihr mir darauff antworten/ ſo wil ich euch auch ant- worten und ſagen/ aus waſſer Macht ich das thue. Aber was geſchicht? Es war 3. Quæſtio ἄλυτος, eine unauffloͤßli- Doch aber war es 4. Quæſtio ἔυλυτος, eine leicht beantwort- ma-
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Predigt.
ut vel ſuo ipſi ſilentio, vel ſententiâ condemnentur, ſchreibt Hieron.
Er braucht als ein ſcharff ſinniger Diſputator ſtratagema dialecticum,
ein dialectiſches erlaubtes Kunſt-Stuck/ er beantwortet Frage mit Fra-
ge/ Raͤtzel mit Raͤtzel/ Strick mit Strick/ und ſagt: Jch wil euch auch ein
Wort fragen/ werdet ihr mir darauff antworten/ ſo wil ich euch auch ant-
worten und ſagen/ aus waſſer Macht ich das thue.
Aber was geſchicht? Es war 3. Quæſtio ἄλυτος, eine unauffloͤßli-
che Frage/ auff Seiten ſeiner Widerpart/ ſie konten ohne Gefahr nicht
antworten/ beſtunden wie Butter an der Sonnen/ das Maul war ihnen
geſtopfft/ ſie bedachten ſich bey ſich ſelbſt (συνελογίσαντο, Luc. 20, 5.) machten
mental-Schluß-Reden/ welches Horn ſie werden angreiffen/ das wuͤrde
ſie ſtoſſen: Sagen wir/ Johannis Tauffe ſey von den Menſchen/ ſo muͤſ-
ſen wir das Volck fuͤrchten/ als welches Johannem fuͤr einen von GOtt
unmittelbar geſandten und erleuchteten Propheten gehalten; Sagen wir/
ſie ſeye vom Himmel/ ſo ſind wir gefangen/ ſo wird er ſagen/ warumb
glaubet ihr ihm nicht/ warumb laſt ihr ſein Zeugnuͤß/ das von mir enthal-
ten Joh. 1/19. c. 5/33. nicht gelten? Warumb verachtet ihr den Rath Got-
tes/ wolt ihr dann mit GOtt ſtreiten? Jſt der Rath und das Werck
von GOtt/ ſo koͤnnet ihrs nicht daͤmpffen/ auff daß ihr nicht
erfunden werdet/ als die wider Gott ſtreiten wollen/ ſpricht
der kluge Gamaliel Act. 5/39. Darumb ſalviren ſie ſich endlich mit der
Eſels-Stimme/ wir wiſſens nicht. Neſcio eſt aſinorum reſponſio.
Doch aber war es 4. Quæſtio ἔυλυτος, eine leicht beantwort-
liche Frage/ auf Seiten Chriſti. Sie die Sophiſten haͤlt er keiner fer-
nern Beantwortung wuͤrdig/ als ἀυτοκατακρίτους und in ihrem eigen Ge-
wiſſen uͤberzeugte/ ſo ſage ich euch auch nicht ꝛc. Laͤßts aber darumb
nicht allerdings unbeantwortet/ ſondern laͤßt ſeinen Geiſt predigen und
ſchreiben/ aus deſſen Eingeben der H. Mann Gottes St. Lucas geſchrieben
Cap. 3/2. ſeqq. Es geſchach der Befehl Gottes zu Johanne.
Und cap. 7/30. wird die Tauffe ein Rath Gottes genennet/ den die
Phariſaͤer wider ſich ſelbſt verachtet. So nun (welches daraus folgt)
Johannis Tauffe vom Himmel kommen/ vielmehr Chriſti Tauffe. Ja
es hat der Geiſt Gottes ſchon laͤngſt zuvor durch ſeinen Groß-Vatter den
Koͤnig David geprediget und geſagt: Der HERR der Koͤnig in
Ewigkeit/ der habe ſich geſetzt eine Gnadenfluth/ ein geiſtliches
Seelen-Bad/ ein kraͤfftig heilſames Bad anzurichten und zu ordnen/
Pſal. 29/10. Hie ligt die lebendige Quelle/ aus welcher ſolches edle Bad
gefloſſen. Maſſen ſolches nunmehr zu demonſtriren/ wahr und klar zu
ma-
conf. Joh.
1, 6. & 33.
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