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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
abentheuerlich/ daß auß einem Geblüte/ oder Saamen der gantze gros-
se Fluß deß menschlichen Geschlechts sich über den gantzen Erdboden er-
gossen/ ist ein groß und Göttlich Werck/ aber kein Wunderwerck/ weil es
nicht seltzam/ sondern täglich geschicht/ daß Menschen solcher massen gebo-
ren werden: Miraculum (ita Augustinus de utilit. cred. c. 16.) voco,
quicquid arduum, aut insolitum, supra spem, vel facultatem mi-
rantis apparet.
Solten aber plötzlich lebendige Menschen auß Steinen/
Beinen/ oder Holtz geschaffen werden/ das wäre ein ungewöhnlich Wun-
derwerck. Jst 4. ein Sonnenklares/ helles/ sichtbares/ handgreifflichesMophet a
splendore.

Werck/ so hell und klar/ als hell und klar ist/ daß das Feuer leuchtet und
brennet (ob gleich die geheime innere Ursach verborgen bleibt) auff daß es
recht/ ohne Betrug/ Gefährde und Furcht deß widrigen/ belehren/ zeugen
und zeigen möge. Zum Exempel/ die Päpstische vermeinte Wandlung
im Sacrament kan kein Wunderwerck genennet werden/ weil sie nicht
sichtbarlich geschehen soll/ und das Brod ohne Aenderung da ligt/ wie es
zuvor gewesen; Jm Gegentheil sind Christi Wunderwercke jederman in
die Augen und Sinn gefallen/ von Freunden und Feinden für Göttliche
Miracul und Wunderwercke angesehen und gehalten worden. Es haben
nicht nur die Jünger Christi gesehen seine Herrlichkeit (so in den Wundern
gegläntzet) als deß eingebohrnen Sohns vom Vater; sondern auch die
Phariseer/ in dero Nahmen Nicodemus gezeuget/ haben sie auch appro-
bi
rt. Joh. 3/ 2. Meister/ wir wissen/ daß du bist ein Lehrer von
GOtt kommen/ denn niemand kan die Zeichen thun/ die du
thust/ es sey dann GOtt mit ihm.
Ja auch gar seine gifftgällige
Widersacher haben eben in dem Außtrieb der Teuffel die Göttliche Krafft
in Christo erkennet/ in welchem sie denselben dem Obersten der Teuffel
zugemessen/ und also sich mit eigenen Worten gefangen. Ekballei, sagen
sie/ er treibt mit Gewalt auß. So/ mit Gewalt? so ist es nicht geschehen
auß heimlicher Collusion und Verstand mit dem Teuffel. So haben sie
den Finger Gottes/ das ist/ die Göttliche Krafft des H. Geistes in besagtem
Außtrieb verspühren müssen/ sonst hätten sie sich nicht in den H. Geist ver-
sündiget. Sonst hat Christus seine Miracul bißweilen noch zur Zeit im
Stande seiner Erniedrigung wollen geheim gehalten haben/ und verbotten/
dieselbe nicht lautbar zu machen/ biß auff das alleredelste/ höchste und hel-
leste Miracul tes autanastaseos, und selbst-Erweckung von den Todten/
welches das Centrum geweßt/ dahin die andere Wunder alle gezielet/ in
welchem virtualiter alle andere Glaubens-Lehren begriffen. Wäre er ein
falscher Prophet und Verführer geweßt/ GOtt würde ihn nicht haben las-

sen
Achter Theil. G g g g g

Predigt.
abentheuerlich/ daß auß einem Gebluͤte/ oder Saamen der gantze groſ-
ſe Fluß deß menſchlichen Geſchlechts ſich uͤber den gantzen Erdboden er-
goſſen/ iſt ein groß und Goͤttlich Werck/ aber kein Wunderwerck/ weil es
nicht ſeltzam/ ſondern taͤglich geſchicht/ daß Menſchen ſolcher maſſen gebo-
ren werden: Miraculum (ita Auguſtinus de utilit. cred. c. 16.) voco,
quicquid arduum, aut inſolitum, ſupra ſpem, vel facultatem mi-
rantis apparet.
Solten aber ploͤtzlich lebendige Menſchen auß Steinen/
Beinen/ oder Holtz geſchaffen werden/ das waͤre ein ungewoͤhnlich Wun-
derwerck. Jſt 4. ein Sonnenklares/ helles/ ſichtbares/ handgreifflichesMophet à
ſplendore.

Werck/ ſo hell und klar/ als hell und klar iſt/ daß das Feuer leuchtet und
brennet (ob gleich die geheime innere Urſach verborgen bleibt) auff daß es
recht/ ohne Betrug/ Gefaͤhrde und Furcht deß widrigen/ belehren/ zeugen
und zeigen moͤge. Zum Exempel/ die Paͤpſtiſche vermeinte Wandlung
im Sacrament kan kein Wunderwerck genennet werden/ weil ſie nicht
ſichtbarlich geſchehen ſoll/ und das Brod ohne Aenderung da ligt/ wie es
zuvor geweſen; Jm Gegentheil ſind Chriſti Wunderwercke jederman in
die Augen und Sinn gefallen/ von Freunden und Feinden fuͤr Goͤttliche
Miracul und Wunderwercke angeſehen und gehalten worden. Es haben
nicht nur die Juͤnger Chriſti geſehen ſeine Herꝛlichkeit (ſo in den Wundern
geglaͤntzet) als deß eingebohrnen Sohns vom Vater; ſondern auch die
Phariſeer/ in dero Nahmen Nicodemus gezeuget/ haben ſie auch appro-
bi
rt. Joh. 3/ 2. Meiſter/ wir wiſſen/ daß du biſt ein Lehrer von
GOtt kommen/ denn niemand kan die Zeichen thun/ die du
thuſt/ es ſey dann GOtt mit ihm.
Ja auch gar ſeine gifftgaͤllige
Widerſacher haben eben in dem Außtrieb der Teuffel die Goͤttliche Krafft
in Chriſto erkennet/ in welchem ſie denſelben dem Oberſten der Teuffel
zugemeſſen/ und alſo ſich mit eigenen Worten gefangen. Ἐκϐάλλει, ſagen
ſie/ er treibt mit Gewalt auß. So/ mit Gewalt? ſo iſt es nicht geſchehen
auß heimlicher Colluſion und Verſtand mit dem Teuffel. So haben ſie
den Finger Gottes/ das iſt/ die Goͤttliche Krafft des H. Geiſtes in beſagtem
Außtrieb verſpuͤhren muͤſſen/ ſonſt haͤtten ſie ſich nicht in den H. Geiſt ver-
ſuͤndiget. Sonſt hat Chriſtus ſeine Miracul bißweilen noch zur Zeit im
Stande ſeiner Erniedrigung wollen geheim gehalten haben/ und verbotten/
dieſelbe nicht lautbar zu machen/ biß auff das alleredelſte/ hoͤchſte und hel-
leſte Miracul τῆς ἀυταναϛάσεως, und ſelbſt-Erweckung von den Todten/
welches das Centrum geweßt/ dahin die andere Wunder alle gezielet/ in
welchem virtualiter alle andere Glaubens-Lehren begriffen. Waͤre er ein
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ſen
Achter Theil. G g g g g
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[785/0809] Predigt. abentheuerlich/ daß auß einem Gebluͤte/ oder Saamen der gantze groſ- ſe Fluß deß menſchlichen Geſchlechts ſich uͤber den gantzen Erdboden er- goſſen/ iſt ein groß und Goͤttlich Werck/ aber kein Wunderwerck/ weil es nicht ſeltzam/ ſondern taͤglich geſchicht/ daß Menſchen ſolcher maſſen gebo- ren werden: Miraculum (ita Auguſtinus de utilit. cred. c. 16.) voco, quicquid arduum, aut inſolitum, ſupra ſpem, vel facultatem mi- rantis apparet. Solten aber ploͤtzlich lebendige Menſchen auß Steinen/ Beinen/ oder Holtz geſchaffen werden/ das waͤre ein ungewoͤhnlich Wun- derwerck. Jſt 4. ein Sonnenklares/ helles/ ſichtbares/ handgreiffliches Werck/ ſo hell und klar/ als hell und klar iſt/ daß das Feuer leuchtet und brennet (ob gleich die geheime innere Urſach verborgen bleibt) auff daß es recht/ ohne Betrug/ Gefaͤhrde und Furcht deß widrigen/ belehren/ zeugen und zeigen moͤge. Zum Exempel/ die Paͤpſtiſche vermeinte Wandlung im Sacrament kan kein Wunderwerck genennet werden/ weil ſie nicht ſichtbarlich geſchehen ſoll/ und das Brod ohne Aenderung da ligt/ wie es zuvor geweſen; Jm Gegentheil ſind Chriſti Wunderwercke jederman in die Augen und Sinn gefallen/ von Freunden und Feinden fuͤr Goͤttliche Miracul und Wunderwercke angeſehen und gehalten worden. Es haben nicht nur die Juͤnger Chriſti geſehen ſeine Herꝛlichkeit (ſo in den Wundern geglaͤntzet) als deß eingebohrnen Sohns vom Vater; ſondern auch die Phariſeer/ in dero Nahmen Nicodemus gezeuget/ haben ſie auch appro- birt. Joh. 3/ 2. Meiſter/ wir wiſſen/ daß du biſt ein Lehrer von GOtt kommen/ denn niemand kan die Zeichen thun/ die du thuſt/ es ſey dann GOtt mit ihm. Ja auch gar ſeine gifftgaͤllige Widerſacher haben eben in dem Außtrieb der Teuffel die Goͤttliche Krafft in Chriſto erkennet/ in welchem ſie denſelben dem Oberſten der Teuffel zugemeſſen/ und alſo ſich mit eigenen Worten gefangen. Ἐκϐάλλει, ſagen ſie/ er treibt mit Gewalt auß. So/ mit Gewalt? ſo iſt es nicht geſchehen auß heimlicher Colluſion und Verſtand mit dem Teuffel. So haben ſie den Finger Gottes/ das iſt/ die Goͤttliche Krafft des H. Geiſtes in beſagtem Außtrieb verſpuͤhren muͤſſen/ ſonſt haͤtten ſie ſich nicht in den H. Geiſt ver- ſuͤndiget. Sonſt hat Chriſtus ſeine Miracul bißweilen noch zur Zeit im Stande ſeiner Erniedrigung wollen geheim gehalten haben/ und verbotten/ dieſelbe nicht lautbar zu machen/ biß auff das alleredelſte/ hoͤchſte und hel- leſte Miracul τῆς ἀυταναϛάσεως, und ſelbſt-Erweckung von den Todten/ welches das Centrum geweßt/ dahin die andere Wunder alle gezielet/ in welchem virtualiter alle andere Glaubens-Lehren begriffen. Waͤre er ein falſcher Prophet und Verfuͤhrer geweßt/ GOtt wuͤrde ihn nicht haben laſ- ſen Mophet à ſplendore. Achter Theil. G g g g g

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/809>, abgerufen am 22.11.2024.