Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die sieben und zwantzigste GEliebte. Was nun anfangs Miracula und Wunderwer- aben-
Die ſieben und zwantzigſte GEliebte. Was nun anfangs Miracula und Wunderwer- aben-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0808" n="784"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die ſieben und zwantzigſte</hi> </fw><lb/> <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte.</hi> Was nun anfangs <hi rendition="#aq">Miracula</hi> und Wunderwer-<lb/> cke ſeyn und heiſſen/ das gibt theils der Name ſelbſt etlicher Maſ-<lb/> ſen zu erkennen/ daß es ein Ding ſey/ darob man ſich verwun-<lb/> dert/ doch iſt das nicht gnug; Sintemal albere Kinder/ un-<lb/> verſtaͤndige und unerfahrne Leute/ auch ſich manchmal uͤber etwas ver-<lb/> wundern/ zum Exempel/ uͤber den Magnet und deſſen Zug/ damit er<lb/> Eiſen an ſich ziehet; Es iſt darumb kein Wunderwerck/ die weil es natuͤr-<lb/> lich/ und aus natuͤrlichen Urſachen entſtehet. Vielmehr aber erhaͤllt die Art<lb/> eines Wunderwercks aus der <hi rendition="#aq">Induction</hi> und Anzeig aller derer <hi rendition="#aq">Mira-<lb/> culn</hi>/ ſo allerſeits fuͤr rechte <hi rendition="#aq">Miracul</hi> ſeynd gehalten worden. Und iſt daſſel-<lb/> be ein ſolches Werck/ das da 1. iſt <hi rendition="#fr">wahr und ſtandhafft/ und voll-<lb/> kommen/</hi> keine bloſe Gauckeley/ Phantaſey/ Angengeſpenſt/ Verblen-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">v. Aleth.<lb/> vind. p.</hi> 28.</note>dung/ oder bloſe vermeynte Erſcheinung des vermeinten Leibs und Bluts<lb/> Chriſti/ vermeynte Aufferweckung eines Todten/ ſo bald wiederumb ver-<lb/> ſchwindet (<hi rendition="#aq">v. L. T. 7. Jen. p.</hi> 77.) <hi rendition="#fr">Es kan auch der Sathan wol ma-<lb/> chen/ daß ein Menſch/ der da verwundet/ geſchoſſen/ oder ſonſt<lb/> beſchaͤdiget iſt/ gar fuͤr todt ligt/ ihn eine Zeitlang alſo auff-<lb/> zuhalten/ daß er nichts fuͤhlet/ und jederman meynet/ er ſey<lb/> warhafftig todt/ doch darnach wider zu ſich ſelbſt kommt/<lb/> und wider lebendig wird/ daß man darnach ſage/ es ſey<lb/> durch dieſen oder jenen Heiligen geſchehen. Alſo habe ich<lb/> von einem Knaben gehoͤrt/ der zween Tage unter einem<lb/> Waſſer gelegen/ und da er durch ſeine Eltern zu St. Hanna<lb/> gelobt/ und dahin bracht/ ſey er wider lebendig worden.<lb/> Sind das nicht auch Miracul und Wunder? Nein/ denn<lb/> ſolche ſind gewißlich nicht recht todt geweſen/ ſondern der<lb/> Teuffel hat alſo der Leute Sinn betrogen/ daß man ſie fuͤr<lb/> todt gehalten hat/ biß er ſie wider zu ſich ſelbſt hat kommen<lb/> laſſen.</hi> Da im Gegentheil Chriſti und der Apoſtel Wunderwerck Farb<lb/> und Stand gehalten/ wer einmal von den Todten aufferweckt worden/<lb/> der iſt tauerhafft lange Zeit hernach lebendig geblieben. Jſt 2. <hi rendition="#fr">ůber-<lb/> natuͤrlich und ſchwer/</hi> über alle Natur und Creatur/ durch keine na-<lb/> tuͤrliche oder menſchliche Krafft und Macht/ ſondern von <hi rendition="#g">GOTT</hi> dem<lb/> HErꝛn ſelbſt und allein kan geſchafft werden. Daß die Schlange im<lb/> Paradieß geredet/ war kein Wunderwerck/ weil ſolches der Sathan alſo<lb/> leicht hat zurichten koͤnnen/ wie auch auff gluͤenden Kohlen daher gehen/<lb/> und ſich feſt machen/ fuͤr Hauen und Stechen ſicher ſeyn/ und derglei-<lb/> chen. Jſt 3. <hi rendition="#fr">ein ſeltzam und ungewoͤhnliches/</hi> <hi rendition="#aq">paradox</hi> <hi rendition="#fr">und</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">aben-</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [784/0808]
Die ſieben und zwantzigſte
GEliebte. Was nun anfangs Miracula und Wunderwer-
cke ſeyn und heiſſen/ das gibt theils der Name ſelbſt etlicher Maſ-
ſen zu erkennen/ daß es ein Ding ſey/ darob man ſich verwun-
dert/ doch iſt das nicht gnug; Sintemal albere Kinder/ un-
verſtaͤndige und unerfahrne Leute/ auch ſich manchmal uͤber etwas ver-
wundern/ zum Exempel/ uͤber den Magnet und deſſen Zug/ damit er
Eiſen an ſich ziehet; Es iſt darumb kein Wunderwerck/ die weil es natuͤr-
lich/ und aus natuͤrlichen Urſachen entſtehet. Vielmehr aber erhaͤllt die Art
eines Wunderwercks aus der Induction und Anzeig aller derer Mira-
culn/ ſo allerſeits fuͤr rechte Miracul ſeynd gehalten worden. Und iſt daſſel-
be ein ſolches Werck/ das da 1. iſt wahr und ſtandhafft/ und voll-
kommen/ keine bloſe Gauckeley/ Phantaſey/ Angengeſpenſt/ Verblen-
dung/ oder bloſe vermeynte Erſcheinung des vermeinten Leibs und Bluts
Chriſti/ vermeynte Aufferweckung eines Todten/ ſo bald wiederumb ver-
ſchwindet (v. L. T. 7. Jen. p. 77.) Es kan auch der Sathan wol ma-
chen/ daß ein Menſch/ der da verwundet/ geſchoſſen/ oder ſonſt
beſchaͤdiget iſt/ gar fuͤr todt ligt/ ihn eine Zeitlang alſo auff-
zuhalten/ daß er nichts fuͤhlet/ und jederman meynet/ er ſey
warhafftig todt/ doch darnach wider zu ſich ſelbſt kommt/
und wider lebendig wird/ daß man darnach ſage/ es ſey
durch dieſen oder jenen Heiligen geſchehen. Alſo habe ich
von einem Knaben gehoͤrt/ der zween Tage unter einem
Waſſer gelegen/ und da er durch ſeine Eltern zu St. Hanna
gelobt/ und dahin bracht/ ſey er wider lebendig worden.
Sind das nicht auch Miracul und Wunder? Nein/ denn
ſolche ſind gewißlich nicht recht todt geweſen/ ſondern der
Teuffel hat alſo der Leute Sinn betrogen/ daß man ſie fuͤr
todt gehalten hat/ biß er ſie wider zu ſich ſelbſt hat kommen
laſſen. Da im Gegentheil Chriſti und der Apoſtel Wunderwerck Farb
und Stand gehalten/ wer einmal von den Todten aufferweckt worden/
der iſt tauerhafft lange Zeit hernach lebendig geblieben. Jſt 2. ůber-
natuͤrlich und ſchwer/ über alle Natur und Creatur/ durch keine na-
tuͤrliche oder menſchliche Krafft und Macht/ ſondern von GOTT dem
HErꝛn ſelbſt und allein kan geſchafft werden. Daß die Schlange im
Paradieß geredet/ war kein Wunderwerck/ weil ſolches der Sathan alſo
leicht hat zurichten koͤnnen/ wie auch auff gluͤenden Kohlen daher gehen/
und ſich feſt machen/ fuͤr Hauen und Stechen ſicher ſeyn/ und derglei-
chen. Jſt 3. ein ſeltzam und ungewoͤhnliches/ paradox und
aben-
v. Aleth.
vind. p. 28.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |