Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Predigt.


Die
Sieben und zwantzigste Predigt/
Von
Dem sichtbaren Lehr-Mittel der Miracul
und Wunderthaten.

GEliebte in Christo. Ob wol verbum audibile,
das gepredigte und gehörte/ ja auch gelesene Wort Got-
tes Exochice, das allergelehrsamste/ beste und für-
nehmste Lehr-Mittel je und allezeit gehalten worden/
dadurch das menschliche Gemüthe satt und wol kan in-
formi
rt und unterwiesen werden. Sintemal Rom.
10/ 17. der Glaube kommt aus der Predigt/ das Predigen
aber aus dem Wort GOttes.
Oder wie es eigentlich in seiner
Sprache lautet: e pistis ex akoes, e de akoe dia Rematos Theoun, der Glau-
be ist aus dem Gehör/ das Gehör aus dem Wort Gottes/ verstehe dem
so wol gelesenen als gepredigten Wort Gottes/ dann ja auch der H. Geist
durch das gelesene Wort mit uns redet/ wer Paulum lieset/ der höret den
Mund Christi/ der würcket auch den Glauben und dessen Früchte/ bey de-
nen die Ohren haben zu hören/ und sich Göttlicher Ordnung nicht wider-
setzen; so ist doch solches nicht exclusive und dahin zu verstehen/ als ob dasAures ad
audien-
dum quae?
vid.
Denk-
mahl pag.
180.

sichtbare Wort GOTTES/ die sichtbare Zeichen/ allerdings von
dem Lehr-Mittel außgeschlossen wären/ wiewol solche sichtbare Zei-
chen fleissig zu unterscheiden. Jm Papstthumb hat man allerhand äusser-
liche/ in die Augen leuchtende Ceremonien/ theils erdacht/ theils
aus dem blinden Heydenthumb und auffgehobenen Judenthumb/ in
die Kirche eingeschleppet/ dieselbe dem Predigen und Hören deß Gött-
lichen Worts weit vorgezogen/ ja die Predigten dadurch obscurirt und
vergeringert. Die Prälaten/ Bischoffe und Priester waren in diesem
Stück keine Narren/ dann viel Predigen macht den Leib müde/ recht und
erbaulich predigen kostet sauren Schweiß und schwere Arbeit. Aber die
Augen der Zuhörer mit allerhand Gauckeleyen/ Pompen/ Comödien/

Auff-
F f f f f 3
Predigt.


Die
Sieben und zwantzigſte Predigt/
Von
Dem ſichtbaren Lehr-Mittel der Miracul
und Wunderthaten.

GEliebte in Chriſto. Ob wol verbum audibile,
das gepredigte und gehoͤrte/ ja auch geleſene Wort Got-
tes Exochicè, das allergelehrſamſte/ beſte und fuͤr-
nehmſte Lehr-Mittel je und allezeit gehalten worden/
dadurch das menſchliche Gemuͤthe ſatt und wol kan in-
formi
rt und unterwieſen werden. Sintemal Rom.
10/ 17. der Glaube kommt aus der Predigt/ das Predigen
aber aus dem Wort GOttes.
Oder wie es eigentlich in ſeiner
Sprache lautet: ἡ πίϛις ἐξ ἀκοῆς, ἡ δὲ ἀκοὴ διὰ ῥήματος Θεου̃, der Glau-
be iſt aus dem Gehoͤr/ das Gehoͤr aus dem Wort Gottes/ verſtehe dem
ſo wol geleſenen als gepredigten Wort Gottes/ dann ja auch der H. Geiſt
durch das geleſene Wort mit uns redet/ wer Paulum lieſet/ der hoͤret den
Mund Chriſti/ der wuͤrcket auch den Glauben und deſſen Fruͤchte/ bey de-
nen die Ohren haben zu hoͤren/ und ſich Goͤttlicher Ordnung nicht wider-
ſetzen; ſo iſt doch ſolches nicht excluſivè und dahin zu verſtehen/ als ob dasAures ad
audien-
dum quæ?
vid.
Denk-
mahl pag.
180.

ſichtbare Wort GOTTES/ die ſichtbare Zeichen/ allerdings von
dem Lehr-Mittel außgeſchloſſen waͤren/ wiewol ſolche ſichtbare Zei-
chen fleiſſig zu unterſcheiden. Jm Papſtthumb hat man allerhand aͤuſſer-
liche/ in die Augen leuchtende Ceremonien/ theils erdacht/ theils
aus dem blinden Heydenthumb und auffgehobenen Judenthumb/ in
die Kirche eingeſchleppet/ dieſelbe dem Predigen und Hoͤren deß Goͤtt-
lichen Worts weit vorgezogen/ ja die Predigten dadurch obſcurirt und
vergeringert. Die Praͤlaten/ Biſchoffe und Prieſter waren in dieſem
Stuͤck keine Narren/ dann viel Predigen macht den Leib muͤde/ recht und
erbaulich predigen koſtet ſauren Schweiß und ſchwere Arbeit. Aber die
Augen der Zuhoͤrer mit allerhand Gauckeleyen/ Pompen/ Comoͤdien/

Auff-
F f f f f 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0805" n="781"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Predigt.</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die<lb/>
Sieben und zwantzig&#x017F;te Predigt/<lb/>
Von<lb/>
Dem &#x017F;ichtbaren Lehr-Mittel der Miracul<lb/>
und Wunderthaten.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to.</hi> Ob wol <hi rendition="#aq">verbum audibile,</hi><lb/>
das gepredigte und geho&#x0364;rte/ ja auch gele&#x017F;ene Wort Got-<lb/>
tes <hi rendition="#aq">Exochicè,</hi> das allergelehr&#x017F;am&#x017F;te/ be&#x017F;te und fu&#x0364;r-<lb/>
nehm&#x017F;te Lehr-Mittel je und allezeit gehalten worden/<lb/>
dadurch das men&#x017F;chliche Gemu&#x0364;the &#x017F;att und wol kan <hi rendition="#aq">in-<lb/>
formi</hi>rt und unterwie&#x017F;en werden. <hi rendition="#fr">Sintemal</hi> Rom.<lb/>
10/ 17. <hi rendition="#fr">der Glaube kommt aus der Predigt/ das Predigen<lb/>
aber aus dem Wort GOttes.</hi> Oder wie es eigentlich in &#x017F;einer<lb/>
Sprache lautet: &#x1F21; &#x03C0;&#x03AF;&#x03DB;&#x03B9;&#x03C2; &#x1F10;&#x03BE; &#x1F00;&#x03BA;&#x03BF;&#x1FC6;&#x03C2;, &#x1F21; &#x03B4;&#x1F72; &#x1F00;&#x03BA;&#x03BF;&#x1F74; &#x03B4;&#x03B9;&#x1F70; &#x1FE5;&#x03AE;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; &#x0398;&#x03B5;&#x03BF;&#x03C5;&#x0303;, der Glau-<lb/>
be i&#x017F;t aus dem Geho&#x0364;r/ das Geho&#x0364;r aus dem Wort Gottes/ ver&#x017F;tehe dem<lb/>
&#x017F;o wol gele&#x017F;enen als gepredigten Wort Gottes/ dann ja auch der H. Gei&#x017F;t<lb/>
durch das gele&#x017F;ene Wort mit uns redet/ wer Paulum lie&#x017F;et/ der ho&#x0364;ret den<lb/>
Mund Chri&#x017F;ti/ der wu&#x0364;rcket auch den Glauben und de&#x017F;&#x017F;en Fru&#x0364;chte/ bey de-<lb/>
nen die Ohren haben zu ho&#x0364;ren/ und &#x017F;ich Go&#x0364;ttlicher Ordnung nicht wider-<lb/>
&#x017F;etzen; &#x017F;o i&#x017F;t doch &#x017F;olches nicht <hi rendition="#aq">exclu&#x017F;ivè</hi> und dahin zu ver&#x017F;tehen/ als ob das<note place="right"><hi rendition="#aq">Aures ad<lb/>
audien-<lb/>
dum quæ?<lb/>
vid.</hi> Denk-<lb/>
mahl <hi rendition="#aq">pag.</hi><lb/>
180.</note><lb/>
&#x017F;ichtbare Wort <hi rendition="#g">GOTTES</hi>/ die &#x017F;ichtbare Zeichen/ allerdings von<lb/>
dem Lehr-Mittel außge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;ren/ wiewol &#x017F;olche &#x017F;ichtbare Zei-<lb/>
chen flei&#x017F;&#x017F;ig zu unter&#x017F;cheiden. Jm Pap&#x017F;tthumb hat man allerhand a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
liche/ in die Augen leuchtende Ceremonien/ theils erdacht/ theils<lb/>
aus dem blinden Heydenthumb und auffgehobenen Judenthumb/ in<lb/>
die Kirche einge&#x017F;chleppet/ die&#x017F;elbe dem Predigen und Ho&#x0364;ren deß Go&#x0364;tt-<lb/>
lichen Worts weit vorgezogen/ ja die Predigten dadurch <hi rendition="#aq">ob&#x017F;curi</hi>rt und<lb/>
vergeringert. Die Pra&#x0364;laten/ Bi&#x017F;choffe und Prie&#x017F;ter waren in die&#x017F;em<lb/>
Stu&#x0364;ck keine Narren/ dann viel Predigen macht den Leib mu&#x0364;de/ recht und<lb/>
erbaulich predigen ko&#x017F;tet &#x017F;auren Schweiß und &#x017F;chwere Arbeit. Aber die<lb/>
Augen der Zuho&#x0364;rer mit allerhand Gauckeleyen/ Pompen/ Como&#x0364;dien/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f f f 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Auff-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[781/0805] Predigt. Die Sieben und zwantzigſte Predigt/ Von Dem ſichtbaren Lehr-Mittel der Miracul und Wunderthaten. GEliebte in Chriſto. Ob wol verbum audibile, das gepredigte und gehoͤrte/ ja auch geleſene Wort Got- tes Exochicè, das allergelehrſamſte/ beſte und fuͤr- nehmſte Lehr-Mittel je und allezeit gehalten worden/ dadurch das menſchliche Gemuͤthe ſatt und wol kan in- formirt und unterwieſen werden. Sintemal Rom. 10/ 17. der Glaube kommt aus der Predigt/ das Predigen aber aus dem Wort GOttes. Oder wie es eigentlich in ſeiner Sprache lautet: ἡ πίϛις ἐξ ἀκοῆς, ἡ δὲ ἀκοὴ διὰ ῥήματος Θεου̃, der Glau- be iſt aus dem Gehoͤr/ das Gehoͤr aus dem Wort Gottes/ verſtehe dem ſo wol geleſenen als gepredigten Wort Gottes/ dann ja auch der H. Geiſt durch das geleſene Wort mit uns redet/ wer Paulum lieſet/ der hoͤret den Mund Chriſti/ der wuͤrcket auch den Glauben und deſſen Fruͤchte/ bey de- nen die Ohren haben zu hoͤren/ und ſich Goͤttlicher Ordnung nicht wider- ſetzen; ſo iſt doch ſolches nicht excluſivè und dahin zu verſtehen/ als ob das ſichtbare Wort GOTTES/ die ſichtbare Zeichen/ allerdings von dem Lehr-Mittel außgeſchloſſen waͤren/ wiewol ſolche ſichtbare Zei- chen fleiſſig zu unterſcheiden. Jm Papſtthumb hat man allerhand aͤuſſer- liche/ in die Augen leuchtende Ceremonien/ theils erdacht/ theils aus dem blinden Heydenthumb und auffgehobenen Judenthumb/ in die Kirche eingeſchleppet/ dieſelbe dem Predigen und Hoͤren deß Goͤtt- lichen Worts weit vorgezogen/ ja die Predigten dadurch obſcurirt und vergeringert. Die Praͤlaten/ Biſchoffe und Prieſter waren in dieſem Stuͤck keine Narren/ dann viel Predigen macht den Leib muͤde/ recht und erbaulich predigen koſtet ſauren Schweiß und ſchwere Arbeit. Aber die Augen der Zuhoͤrer mit allerhand Gauckeleyen/ Pompen/ Comoͤdien/ Auff- Aures ad audien- dum quæ? vid. Denk- mahl pag. 180. F f f f f 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/805
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/805>, abgerufen am 19.11.2024.