Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die sechs und zwantzigste seynd gantze Klag-Schrifften fürhanden. Jm Gegentheil zeucht ein ande-rer Geist und Gast ein/ da profitirt Pharao seine Sophismata Politica (wie dieselbe von dem H. Geist selbst genennet worden/ katasophisamenos to genos emon. Act. 7.) Jerobeam seine pias fraudes, Tacitus (menda- ciorum loquacissimus, juxta Tertull. apolog. c. 16.) Tiberii artes do- minationis, Herodis alopecismos, diese sind liebe und werthe Gäste: Wird dem HErrn Christo in einer Wochen ein paar Stunden zur Ver- hör des Catechismi und Compendii, alle viertel-Jahr einmal ein Fest- Sermon/ ein Tag einmal ein Veni Sancte dedicirt/ so ists viel. Die ü- brige Zeit bleibt den Poeten/ Heydnischen Philosophis, Ulpiano und Ga- Luth. Tom. 7. Witt. p. 74. f. 2. Es wil je jederman gesehen werden/ und leno gantz über/ was wollen wir sagen von der Christlichen Salbung? starcke
Die ſechs und zwantzigſte ſeynd gantze Klag-Schrifften fuͤrhanden. Jm Gegentheil zeucht ein ande-rer Geiſt und Gaſt ein/ da profitirt Pharao ſeine Sophiſmata Politica (wie dieſelbe von dem H. Geiſt ſelbſt genennet worden/ κατασοϕισάμενος τὸ γένος ἡμῶν. Act. 7.) Jerobeam ſeine pias fraudes, Tacitus (menda- ciorum loquaciſſimus, juxta Tertull. apolog. c. 16.) Tiberii artes do- minationis, Herodis alopeciſmos, dieſe ſind liebe und werthe Gaͤſte: Wird dem HErꝛn Chriſto in einer Wochen ein paar Stunden zur Ver- hoͤr des Catechiſmi und Compendii, alle viertel-Jahr einmal ein Feſt- Sermon/ ein Tag einmal ein Veni Sancte dedicirt/ ſo iſts viel. Die uͤ- brige Zeit bleibt den Poeten/ Heydniſchen Philoſophis, Ulpiano und Ga- Luth. Tom. 7. Witt. p. 74. f. 2. Es wil je jederman geſehen werden/ und leno gantz uͤber/ was wollen wir ſagen von der Chriſtlichen Salbung? ſtarcke
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0802" n="778"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die ſechs und zwantzigſte</hi></fw><lb/> ſeynd gantze Klag-Schrifften fuͤrhanden. Jm Gegentheil zeucht ein ande-<lb/> rer <hi rendition="#fr">Geiſt und Gaſt</hi> ein/ da <hi rendition="#aq">profiti</hi>rt <hi rendition="#aq">Pharao</hi> ſeine <hi rendition="#aq">Sophiſmata Politica</hi><lb/> (wie dieſelbe von dem H. Geiſt ſelbſt genennet worden/ κατασοϕισάμενος<lb/> τὸ γένος ἡμῶν. Act. 7.) Jerobeam ſeine <hi rendition="#aq">pias fraudes, Tacitus (menda-<lb/> ciorum loquaciſſimus, juxta Tertull. apolog. c. 16.) Tiberii artes do-<lb/> minationis, Herodis alopeciſmos,</hi> dieſe ſind liebe und werthe Gaͤſte:<lb/> Wird dem HErꝛn Chriſto in einer Wochen ein paar Stunden zur Ver-<lb/> hoͤr des Catechiſmi und <hi rendition="#aq">Compendii,</hi> alle viertel-Jahr einmal ein Feſt-<lb/> Sermon/ ein Tag einmal ein <hi rendition="#aq">Veni Sancte dedici</hi>rt/ ſo iſts viel. Die uͤ-<lb/> brige Zeit bleibt den Poeten/ Heydniſchen <hi rendition="#aq">Philoſophis, Ulpiano</hi> und <hi rendition="#aq">Ga-</hi></p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#aq">Luth. Tom. 7. Witt. p. 74. f.</hi> 2. Es wil je jederman geſehen werden/ und<lb/> nicht der geringſte ſeyn/ wie gering er immer iſt/ ſo tieff iſt die Natur verboſet in<lb/> ihr eigen Gutduͤnckel. Nu achtet man dieſes grauſame Laſter in der Welt fuͤr die<lb/> hoͤchſte Tugend/ umb welches willen uͤberaus gefaͤhrlich iſt die Heydniſche Buͤ-<lb/> cher und Hiſtorien zu leſen und zu hoͤren/ denen die nicht vor wol ſind in den Ge-<lb/> botten Gottes und der H. Schrifft Hiſtorien verſtaͤndiget und erfahren. Denn<lb/> alle Heydniſche Buͤcher ſind mit dieſem Gifft des Lobs und Ehre ſuchens gantz<lb/> durchmachet/ darinnen man der blinden Vernunfft nach lernet/ als ſeyen das<lb/> nicht thaͤtige oder theure Menſchen noch werden moͤgen/ die ſich nicht laſſen Lob<lb/> und Ehre bewegen/ und die fuͤr die beſien geachtet werden/ die Leib und Leben/<lb/> Freund und Guth/ und alles hindan ſetzen/ daß ſie Lob und Ehre erjagen.</quote> <bibl/> </cit><lb/> <p><hi rendition="#aq">leno</hi> gantz uͤber/ was wollen wir ſagen von der Chriſtlichen Salbung?<lb/> Da dencket faſt niemand an/ man weiß nicht/ was es ſey? Jederman ſtudi-<lb/> ret ſeiner Natur und <hi rendition="#aq">Ingenio</hi> nach/ <hi rendition="#fr">Gottes Segen und Gedeyen<lb/> wird nicht gebetten/ ſie wollen ſich ſelber verſorgen.</hi> Der Hoͤlli-<lb/> ſche <hi rendition="#aq">Julianus</hi> hat die Streitbuͤcher und geiſtliche Mund- und Feder-Krieg<lb/> verhaßt gemacht; Oder wann man gleich heuer und fern <hi rendition="#aq">diſputi</hi>rt/ ſo iſts<lb/> doch ein kalt Weſen/ man macht nichts aus/ dem Schwerd des Geiſtes<lb/> wird ein Riegel fuͤr geſchoben. Manchmal ſeynd die Schulen die jenige<lb/> Schrein und Kiſten/ daraus ein (wie dorten aus <hi rendition="#aq">Apollinis</hi> Tempel zur<lb/> Zeit <hi rendition="#aq">M. Antonin.</hi> und <hi rendition="#aq">Galeni</hi> geſchehen) Peſtilentzialiſcher Rauch und<lb/> Geſtanck heraus bricht/ davon Stadt und Land angeſteckt wird. Ja es ſeynd<lb/> die Schulen des Sathans Marterhaͤuſer/ darinnen er die Bekenner und<lb/> Liebhaber der Warheit erbaͤrmlich mit Gans- und Zungen-Geiſſeln <hi rendition="#aq">fla-<lb/> gelli</hi>rt und geiſſelt. Matth. 10/ 17. Ein Muſter deſſen findet man in der<lb/><hi rendition="#aq">Sorbona</hi> zu Pariß/ darinnen Luthers Lehre linckwerts <hi rendition="#aq">tracti</hi>rt/ und er-<lb/> baͤrmlich verdammet wird. <hi rendition="#aq">Tom. 1. Isleb. p. 76. Tom. 7. Witteb. p.</hi> 177.<lb/> Welch Chriſtlich Hertz kan dieſem allem nach hie laͤugnen/ daß nicht eine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſtarcke</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [778/0802]
Die ſechs und zwantzigſte
ſeynd gantze Klag-Schrifften fuͤrhanden. Jm Gegentheil zeucht ein ande-
rer Geiſt und Gaſt ein/ da profitirt Pharao ſeine Sophiſmata Politica
(wie dieſelbe von dem H. Geiſt ſelbſt genennet worden/ κατασοϕισάμενος
τὸ γένος ἡμῶν. Act. 7.) Jerobeam ſeine pias fraudes, Tacitus (menda-
ciorum loquaciſſimus, juxta Tertull. apolog. c. 16.) Tiberii artes do-
minationis, Herodis alopeciſmos, dieſe ſind liebe und werthe Gaͤſte:
Wird dem HErꝛn Chriſto in einer Wochen ein paar Stunden zur Ver-
hoͤr des Catechiſmi und Compendii, alle viertel-Jahr einmal ein Feſt-
Sermon/ ein Tag einmal ein Veni Sancte dedicirt/ ſo iſts viel. Die uͤ-
brige Zeit bleibt den Poeten/ Heydniſchen Philoſophis, Ulpiano und Ga-
Luth. Tom. 7. Witt. p. 74. f. 2. Es wil je jederman geſehen werden/ und
nicht der geringſte ſeyn/ wie gering er immer iſt/ ſo tieff iſt die Natur verboſet in
ihr eigen Gutduͤnckel. Nu achtet man dieſes grauſame Laſter in der Welt fuͤr die
hoͤchſte Tugend/ umb welches willen uͤberaus gefaͤhrlich iſt die Heydniſche Buͤ-
cher und Hiſtorien zu leſen und zu hoͤren/ denen die nicht vor wol ſind in den Ge-
botten Gottes und der H. Schrifft Hiſtorien verſtaͤndiget und erfahren. Denn
alle Heydniſche Buͤcher ſind mit dieſem Gifft des Lobs und Ehre ſuchens gantz
durchmachet/ darinnen man der blinden Vernunfft nach lernet/ als ſeyen das
nicht thaͤtige oder theure Menſchen noch werden moͤgen/ die ſich nicht laſſen Lob
und Ehre bewegen/ und die fuͤr die beſien geachtet werden/ die Leib und Leben/
Freund und Guth/ und alles hindan ſetzen/ daß ſie Lob und Ehre erjagen.
leno gantz uͤber/ was wollen wir ſagen von der Chriſtlichen Salbung?
Da dencket faſt niemand an/ man weiß nicht/ was es ſey? Jederman ſtudi-
ret ſeiner Natur und Ingenio nach/ Gottes Segen und Gedeyen
wird nicht gebetten/ ſie wollen ſich ſelber verſorgen. Der Hoͤlli-
ſche Julianus hat die Streitbuͤcher und geiſtliche Mund- und Feder-Krieg
verhaßt gemacht; Oder wann man gleich heuer und fern diſputirt/ ſo iſts
doch ein kalt Weſen/ man macht nichts aus/ dem Schwerd des Geiſtes
wird ein Riegel fuͤr geſchoben. Manchmal ſeynd die Schulen die jenige
Schrein und Kiſten/ daraus ein (wie dorten aus Apollinis Tempel zur
Zeit M. Antonin. und Galeni geſchehen) Peſtilentzialiſcher Rauch und
Geſtanck heraus bricht/ davon Stadt und Land angeſteckt wird. Ja es ſeynd
die Schulen des Sathans Marterhaͤuſer/ darinnen er die Bekenner und
Liebhaber der Warheit erbaͤrmlich mit Gans- und Zungen-Geiſſeln fla-
gellirt und geiſſelt. Matth. 10/ 17. Ein Muſter deſſen findet man in der
Sorbona zu Pariß/ darinnen Luthers Lehre linckwerts tractirt/ und er-
baͤrmlich verdammet wird. Tom. 1. Isleb. p. 76. Tom. 7. Witteb. p. 177.
Welch Chriſtlich Hertz kan dieſem allem nach hie laͤugnen/ daß nicht eine
ſtarcke
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |