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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
sen/ darumb dann auch gegenwärtige Predigt eine Schul-Predigt seyn
und heissen solle/ zu hören/ wo und wie alle vorhergehende/ und nach ein-
ander fürgetragene Stück der Christlichen Lehre/ am bequemsten und
besten können und sollen fürgetragen werdens. Davon aufferbaulich
zu lehren und zu lernen/ wolle uns aller seits der Vater deß Liechts er leuch-
tete Augen unsers Verstands verleihen/ umb seines lieben Sohns JEsu
Christi willen/ Amen.

ES hat M. L. der Heil. Apostel in seiner Didactic und Lehr-Kunst/
die er zwar mit kurtzen/ aber sehr nachdencklichen Worten in dem
fünfften Capitel der Epistel an die Hebreer abgefaßt/ nicht ohn-
gefähr/ sondern mit grossem und weit-außsehendem Bedacht gebraucht
das Wort gumnasmena, der geübten Sinnen/ und damit gedeutet
auff ein Gymnasium, einen Ort/ da solche Gymnasia und Ubungen
angestellet und getrieben werden/ daß aistheteria gegumnasmena, geübte/
geschärffte/ polierte und wolaußgerüstete Sinne daraus werden/ die mit
ihrem eigenen und anderer reichen Nutzen/ das Lehr- und Lern-Ampt füh-
ren mögen. Worauff auch St. Paulus sein Absehen gehabt/ wann er an
Timotheum geschrieben 1. Tim. 4/ 7. gumnaze seauton, übe dich selbst
in der Gottseligkeit/ dann die leibliche Ubung ist wenig
nutz/ aber die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nutz/ und hat
die Verheissung dieses und deß zukünfftigen ewigen Lebens.

Soll man lehren/ so muß man auch Lehr-Schulen haben/ in welchen
fürnehmlich alle die Stück deß Lehr-Ampts/ die bißher in unterschiedlichen
Predigten fürgetragen worden/ am bequemsten und füglichsten können
tractirt und gehandelt werden. Jn der Kirchen am Sonntag handelt
man zwar die Kinder-Lehr/ und wird daselbst der Catechismus recitirt
und auffgesagt: Aber die Zeit/ Raum und Platz ist gar zu kurtz und be-
schnitten. Es soll zwar daheim zu Hause von Christlichen Eltern und
Haußvätern besagter Unterricht secundirt/ fortgesetzt/ emsig und ernst-
lich getrieben werden; Aber die häußliche Unruhe läßt die Gnüge nicht
auffkommen. Darumb die Sophia und himmlische Weißheit ihr ein
solches Schul-Hauß erbauet. Prov. 9/ 1. Die Weißheit bauet ihr
Hauß/ und hieb sieben Säulen.
1. Chochmath, die höchste/ edelste/
fürtrefflichste Weißheit/ die unerschaffene allweise Werckmeisterin al-
ler Creaturen/ die allherrschende Regentin in der gantzen Welt/ die
Weißheit die in Salomon gewohnet/ als im Tempel und Heiligthumb/
die durch Salomon/ tanquam organum geredet/ gehandelt/ gewürcket/

und
C c c c c 3

Predigt.
ſen/ darumb dann auch gegenwaͤrtige Predigt eine Schul-Predigt ſeyn
und heiſſen ſolle/ zu hoͤren/ wo und wie alle vorhergehende/ und nach ein-
ander fuͤrgetragene Stuͤck der Chriſtlichen Lehre/ am bequemſten und
beſten koͤnnen und ſollen fuͤrgetragen werdens. Davon aufferbaulich
zu lehren und zu lernen/ wolle uns aller ſeits der Vater deß Liechts er leuch-
tete Augen unſers Verſtands verleihen/ umb ſeines lieben Sohns JEſu
Chriſti willen/ Amen.

ES hat M. L. der Heil. Apoſtel in ſeiner Didactic und Lehr-Kunſt/
die er zwar mit kurtzen/ aber ſehr nachdencklichen Worten in dem
fuͤnfften Capitel der Epiſtel an die Hebreer abgefaßt/ nicht ohn-
gefaͤhr/ ſondern mit groſſem und weit-außſehendem Bedacht gebraucht
das Wort γυμνασμένα, der geuͤbten Sinnen/ und damit gedeutet
auff ein Gymnaſium, einen Ort/ da ſolche Gymnaſia und Ubungen
angeſtellet und getrieben werden/ daß ἀισϑητήρια γεγυμνασμένα, geuͤbte/
geſchaͤrffte/ polierte und wolaußgeruͤſtete Sinne daraus werden/ die mit
ihrem eigenen und anderer reichen Nutzen/ das Lehr- und Lern-Ampt fuͤh-
ren moͤgen. Worauff auch St. Paulus ſein Abſehen gehabt/ wann er an
Timotheum geſchrieben 1. Tim. 4/ 7. γύμναζε σεαυτὸν, uͤbe dich ſelbſt
in der Gottſeligkeit/ dann die leibliche Ubung iſt wenig
nutz/ aber die Gottſeligkeit iſt zu allen Dingen nutz/ und hat
die Verheiſſung dieſes und deß zukuͤnfftigen ewigen Lebens.

Soll man lehren/ ſo muß man auch Lehr-Schulen haben/ in welchen
fuͤrnehmlich alle die Stuͤck deß Lehr-Ampts/ die bißher in unterſchiedlichen
Predigten fuͤrgetragen worden/ am bequemſten und fuͤglichſten koͤnnen
tractirt und gehandelt werden. Jn der Kirchen am Sonntag handelt
man zwar die Kinder-Lehr/ und wird daſelbſt der Catechiſmus recitirt
und auffgeſagt: Aber die Zeit/ Raum und Platz iſt gar zu kurtz und be-
ſchnitten. Es ſoll zwar daheim zu Hauſe von Chriſtlichen Eltern und
Haußvaͤtern beſagter Unterricht ſecundirt/ fortgeſetzt/ emſig und ernſt-
lich getrieben werden; Aber die haͤußliche Unruhe laͤßt die Gnuͤge nicht
auffkommen. Darumb die Sophia und himmliſche Weißheit ihr ein
ſolches Schul-Hauß erbauet. Prov. 9/ 1. Die Weißheit bauet ihr
Hauß/ und hieb ſieben Saͤulen.
1. Chochmath, die hoͤchſte/ edelſte/
fuͤrtrefflichſte Weißheit/ die unerſchaffene allweiſe Werckmeiſterin al-
ler Creaturen/ die allherrſchende Regentin in der gantzen Welt/ die
Weißheit die in Salomon gewohnet/ als im Tempel und Heiligthumb/
die durch Salomon/ tanquam organum geredet/ gehandelt/ gewuͤrcket/

und
C c c c c 3
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[757/0781] Predigt. ſen/ darumb dann auch gegenwaͤrtige Predigt eine Schul-Predigt ſeyn und heiſſen ſolle/ zu hoͤren/ wo und wie alle vorhergehende/ und nach ein- ander fuͤrgetragene Stuͤck der Chriſtlichen Lehre/ am bequemſten und beſten koͤnnen und ſollen fuͤrgetragen werdens. Davon aufferbaulich zu lehren und zu lernen/ wolle uns aller ſeits der Vater deß Liechts er leuch- tete Augen unſers Verſtands verleihen/ umb ſeines lieben Sohns JEſu Chriſti willen/ Amen. ES hat M. L. der Heil. Apoſtel in ſeiner Didactic und Lehr-Kunſt/ die er zwar mit kurtzen/ aber ſehr nachdencklichen Worten in dem fuͤnfften Capitel der Epiſtel an die Hebreer abgefaßt/ nicht ohn- gefaͤhr/ ſondern mit groſſem und weit-außſehendem Bedacht gebraucht das Wort γυμνασμένα, der geuͤbten Sinnen/ und damit gedeutet auff ein Gymnaſium, einen Ort/ da ſolche Gymnaſia und Ubungen angeſtellet und getrieben werden/ daß ἀισϑητήρια γεγυμνασμένα, geuͤbte/ geſchaͤrffte/ polierte und wolaußgeruͤſtete Sinne daraus werden/ die mit ihrem eigenen und anderer reichen Nutzen/ das Lehr- und Lern-Ampt fuͤh- ren moͤgen. Worauff auch St. Paulus ſein Abſehen gehabt/ wann er an Timotheum geſchrieben 1. Tim. 4/ 7. γύμναζε σεαυτὸν, uͤbe dich ſelbſt in der Gottſeligkeit/ dann die leibliche Ubung iſt wenig nutz/ aber die Gottſeligkeit iſt zu allen Dingen nutz/ und hat die Verheiſſung dieſes und deß zukuͤnfftigen ewigen Lebens. Soll man lehren/ ſo muß man auch Lehr-Schulen haben/ in welchen fuͤrnehmlich alle die Stuͤck deß Lehr-Ampts/ die bißher in unterſchiedlichen Predigten fuͤrgetragen worden/ am bequemſten und fuͤglichſten koͤnnen tractirt und gehandelt werden. Jn der Kirchen am Sonntag handelt man zwar die Kinder-Lehr/ und wird daſelbſt der Catechiſmus recitirt und auffgeſagt: Aber die Zeit/ Raum und Platz iſt gar zu kurtz und be- ſchnitten. Es ſoll zwar daheim zu Hauſe von Chriſtlichen Eltern und Haußvaͤtern beſagter Unterricht ſecundirt/ fortgeſetzt/ emſig und ernſt- lich getrieben werden; Aber die haͤußliche Unruhe laͤßt die Gnuͤge nicht auffkommen. Darumb die Sophia und himmliſche Weißheit ihr ein ſolches Schul-Hauß erbauet. Prov. 9/ 1. Die Weißheit bauet ihr Hauß/ und hieb ſieben Saͤulen. 1. Chochmath, die hoͤchſte/ edelſte/ fuͤrtrefflichſte Weißheit/ die unerſchaffene allweiſe Werckmeiſterin al- ler Creaturen/ die allherrſchende Regentin in der gantzen Welt/ die Weißheit die in Salomon gewohnet/ als im Tempel und Heiligthumb/ die durch Salomon/ tanquam organum geredet/ gehandelt/ gewuͤrcket/ und C c c c c 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/781>, abgerufen am 22.11.2024.