Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die vier und zwantzigste Saul der besten Schaafe und Widder geschonet/ umb deß Opffers wil-len deß HErrn? Noch gleichwol schlug es übel aus. Geschach es nicht Gott zu Ehre/ wann Jerobeam auff dem Altar zu Bethel/ welches er aus seinem Hertzen erdacht hatte/ geopffert? Aber alles Greuel für GOtt/ Ur- sach/ ob gleich die Andacht gut/ so hats doch GOtt nicht befohlen/ sondern manchmal das widrige. Hie läßt sichs nicht bauen auff unser eigen Hertz/ Gewissen/ Vernunfft und Gutdüncken/ denn es ist ja unser Vernunfft nach dem traurigen Sünden-Fall verblendet/ das Gewissen unrein/ das eigene Gutdüncken mißlich. Jst wol mehrmal geschehen/ daß einer fei- nem vermeinten guten Gewissen gefolget/ aber übel angelauffen. St. Paulus meinete bey sich selbst (nach seinem irrenden Pharisäischen Gewissen) er müße viel zuwider thun dem Namen JEsu von Nazareth/ aber er war unrecht dran. Darumb dann auch ferner die Norm und Richtschnur/ nach wel- Got-
Die vier und zwantzigſte Saul der beſten Schaafe und Widder geſchonet/ umb deß Opffers wil-len deß HErrn? Noch gleichwol ſchlug es uͤbel aus. Geſchach es nicht Gott zu Ehre/ wann Jerobeam auff dem Altar zu Bethel/ welches er aus ſeinem Hertzen erdacht hatte/ geopffert? Aber alles Greuel fuͤr GOtt/ Ur- ſach/ ob gleich die Andacht gut/ ſo hats doch GOtt nicht befohlen/ ſondern manchmal das widrige. Hie laͤßt ſichs nicht bauen auff unſer eigen Hertz/ Gewiſſen/ Vernunfft und Gutduͤncken/ denn es iſt ja unſer Vernunfft nach dem traurigen Suͤnden-Fall verblendet/ das Gewiſſen unrein/ das eigene Gutduͤncken mißlich. Jſt wol mehrmal geſchehen/ daß einer fei- nem vermeinten guten Gewiſſen gefolget/ aber uͤbel angelauffen. St. Paulus meinete bey ſich ſelbſt (nach ſeinem irrenden Phariſaͤiſchen Gewiſſen) er muͤße viel zuwider thun dem Namen JEſu von Nazareth/ aber er war unrecht dran. Darumb dann auch ferner die Norm und Richtſchnur/ nach wel- Got-
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Die vier und zwantzigſte
Saul der beſten Schaafe und Widder geſchonet/ umb deß Opffers wil-
len deß HErrn? Noch gleichwol ſchlug es uͤbel aus. Geſchach es nicht
Gott zu Ehre/ wann Jerobeam auff dem Altar zu Bethel/ welches er aus
ſeinem Hertzen erdacht hatte/ geopffert? Aber alles Greuel fuͤr GOtt/ Ur-
ſach/ ob gleich die Andacht gut/ ſo hats doch GOtt nicht befohlen/ ſondern
manchmal das widrige. Hie laͤßt ſichs nicht bauen auff unſer eigen Hertz/
Gewiſſen/ Vernunfft und Gutduͤncken/ denn es iſt ja unſer Vernunfft
nach dem traurigen Suͤnden-Fall verblendet/ das Gewiſſen unrein/ das
eigene Gutduͤncken mißlich. Jſt wol mehrmal geſchehen/ daß einer fei-
nem vermeinten guten Gewiſſen gefolget/ aber uͤbel angelauffen. St.
Paulus meinete bey ſich ſelbſt (nach ſeinem irrenden Phariſaͤiſchen
Gewiſſen) er muͤße viel zuwider thun dem Namen JEſu von
Nazareth/ aber er war unrecht dran.
Darumb dann auch ferner die Norm und Richtſchnur/ nach wel-
cher die Qualitaͤt und menſchliche Geſchaͤfft und Werck muͤſſen abge-
meſſen werden/ nicht ſind die particular-Exempel eines und andern Heili-
gen/ er heiſſe Franciſcus oder Dominicus. Es mag wol geſchehen/ daß
man ihren Koth fuͤr Biſem annimmt/ ihre Schwachheiten fuͤr Heiligthum
verehre. Viel weniger die langhergebrachte Gewonheit/ die verjaͤhrte
Praxis, Ubung und Gebrauch/ davon es heißt/ wie Chriſtus ſagt/ von
Anfang war es nicht alſo. Weniger deß Papſts Decret (vid. Theol.
conſc. part. 2. ſect. 1. art. 1. p. 245.) der/ wie ſeine Schmarotzer von ihm
außgeben/ aus Suͤnden keine Suͤnden machen kan. Zum Exempel/ daß ei-
ner ſeines Bruders Weib nehme/ ſoll keine Suͤnde ſeyn/ wann ſie durch deß
Papſts diſpenſat. geweyhet wordẽ. Jm Freytag Fleiſch eſſen/ ſol eine groſſe
Todſuͤnde ſeyn/ weil es die Kirche und der Papſt alſo geſagt. Luth. neñet ſol-
che Suͤnden/ Narren-Suͤnden. Sondern einig uñ allein iſt die Regul/ das
geſchriebene unfehlbare Wort Gottes/ deſſen mit ſtattlichen Verheiſſungen
begleitete Befehl/ auff daß ja niemand preiſe recht und gut/ ohne was
Gott ſelber redt und thut/ Deut. 12/ 8. 32. Jhr folt der keines thun/
das wir heute allhie thun/ ein jeglicher was ihn recht duͤn-
cket. Alles was ich euch gebiete/ das ſolt ihr thun/ daß ihr
darnach thut/ ihr ſolt nichts dazu thun/ noch davon thun.
Das iſt die Form/ wie St. Paulus redet. Rom. 2/ 20. Deſſen was
zu wiſſen/ und recht iſt im Geſetz. Gottes Zeugnuͤß ſollen unſere
Raths-Leute ſeyn. Soll nicht ein Volck ſeinen GOTT
fragen? Ja nach dem Geſetz und Zeugnuͤß/ werden ſie das
nicht ſagen/ ſo werden ſie die Morgenroͤthe mcht haben. Jn
Got-
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