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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die drey und zwantzigste
von GOtt gebohren/ nicht geschaffen/ gebohren/ wie alle Christen aus GOtt ge-
bohren/ Gottes Kinder sind. Johan. 1. Nicht geschaffen/ unter andern Creatu-
ren/ sondern zuvor allen Creaturer. Zum sechsten/ da es gieng an das Hertz/
daß Christus Homousius sey mit dem Vater/ das ist/ daß Christus mit dem Vater
gleich und einerley Gottheit/ gleich und ein erley Gewalt habe/ da kunten sie kein
Loch/ Ranck/ Tück/ noch Schwanck mehr finden. Homousius heist einerley We-
sen/ oder Natur/ oder einerley und nicht zweyerley Wesen/ wie die Väter in dem
Concilio hatten gesetzt/ und in Latein gesungen wird/ Consubstantialis, etliche co-
essentialis, coexistentialis
,
hernach nenneten.

Wolte GOtt/ wir würden durch frembden Schaden witzig/ damit man
nicht endlich die Hand über dem Kopff zusammen schlagen und klagen
müsse/ orbem tam cito Arianum (Calvinianum, Syncreticum) factun,
daß die gantze Christenheit so bald Calvinisch worden. Der fürgeschlage-
ne Abschnitt ist nichts anders denn eine Verstopffung der Trost-Quel-
len und guten Lebensfrüchten/ so aus den Lehren/ welche Gegentheil wil ab-
geschnitten haben/ folgen/ der Rückzug ist die obgedachte sulagogia. Wer
die rechte fliessende und bindende Consequentien nicht leiden kan/ der lei-
de auch nicht die hypotheses, daraus sie fliessen/ so wird der Friede ge-
macht seyn. Sonst dürffte widriges Beginnen gleich sehen der List ei-
nes ungerechten Haußhalters/ der/ wann er zur Rechnung gefordert
wird/ wolte einiger Noth bleiben bey der Generalität/ die Rechnung über-
haupt/ und beyläufftig summirt haben/ keinen Logisticum oder Rechen-
meister und dessen Rechenpfennig zulassen. Haut stulte saperet. Ein
solcher Schaffner wäre kein Narr. Er könte solcher Massen zukommen/
und im Sack verkauffen. Auff die Schul-Catheder alle Streitigkeiten
allein zu spielen/ da man sich zancken und rauffen möge/ so lange man
wolle/ die Kirche damit unperturbirt lassen: ist eben so viel gesagt: als/
gebe einer in Kriegs-Zeiten den Rath/ man soll den gantzen Handel den
Kunst-Fechtern übergeben/ den ernsten Krieg miteinander einstellen.
Ja wann der Teuffel nicht hetzen/ die andere Parthey mit solchem Rath
zu frieden/ ja GOTT der HERR nicht solche Ruh richten und straffen
wolte. Es wäre zwar viel darumb zu geben/ daß wir dero nicht bedürfften.
Ach HErr Gott/ wünscht Lutherus Tom. 7. Witt. pag. 530. von sol-
chem heiligen/ seligen/ tröstlichen Artickel der Mensch wer-
dung und persönlichen Vereinigung/ solte man ungezanckt/
ungezweiffelt in rechtem Glauben immer frölich seyn/ sin-
gen/ loben und dancken GOtt dem Vater/ für solche unauß-
sprechliche Barmhertzigkeit/ daß er uns seinen lieben Sohn
hat lassen uns gleich Mensch und Bruder werden. So rich-

tet
Die drey und zwantzigſte
von GOtt gebohren/ nicht geſchaffen/ gebohren/ wie alle Chriſten aus GOtt ge-
bohren/ Gottes Kinder ſind. Johan. 1. Nicht geſchaffen/ unter andern Creatu-
ren/ ſondern zuvor allen Creaturer. Zum ſechſten/ da es gieng an das Hertz/
daß Chriſtus Homouſius ſey mit dem Vater/ das iſt/ daß Chriſtus mit dem Vater
gleich und einerley Gottheit/ gleich und ein erley Gewalt habe/ da kunten ſie kein
Loch/ Ranck/ Tuͤck/ noch Schwanck mehr finden. Homouſius heiſt einerley We-
ſen/ oder Natur/ oder einerley und nicht zweyerley Weſen/ wie die Vaͤter in dem
Concilio hatten geſetzt/ und in Latein geſungen wird/ Conſubſtantialis, etliche co-
eſſentialis, coexiſtentialis
,
hernach nenneten.

Wolte GOtt/ wir wuͤrden durch frembden Schaden witzig/ damit man
nicht endlich die Hand uͤber dem Kopff zuſammen ſchlagen und klagen
muͤſſe/ orbem tàm citò Arianum (Calvinianum, Syncreticum) factũ,
daß die gantze Chriſtenheit ſo bald Calviniſch worden. Der fuͤrgeſchlage-
ne Abſchnitt iſt nichts anders denn eine Verſtopffung der Troſt-Quel-
len und guten Lebensfruͤchten/ ſo aus den Lehren/ welche Gegentheil wil ab-
geſchnitten haben/ folgen/ der Ruͤckzug iſt die obgedachte συλαγωγία. Wer
die rechte flieſſende und bindende Conſequentien nicht leiden kan/ der lei-
de auch nicht die hypotheſes, daraus ſie flieſſen/ ſo wird der Friede ge-
macht ſeyn. Sonſt duͤrffte widriges Beginnen gleich ſehen der Liſt ei-
nes ungerechten Haußhalters/ der/ wann er zur Rechnung gefordert
wird/ wolte einiger Noth bleiben bey der Generalitaͤt/ die Rechnung uͤber-
haupt/ und beylaͤufftig ſummirt haben/ keinen Logiſticum oder Rechen-
meiſter und deſſen Rechenpfennig zulaſſen. Haut ſtultè ſaperet. Ein
ſolcher Schaffner waͤre kein Narr. Er koͤnte ſolcher Maſſen zukommen/
und im Sack verkauffen. Auff die Schul-Catheder alle Streitigkeiten
allein zu ſpielen/ da man ſich zancken und rauffen moͤge/ ſo lange man
wolle/ die Kirche damit unperturbirt laſſen: iſt eben ſo viel geſagt: als/
gebe einer in Kriegs-Zeiten den Rath/ man ſoll den gantzen Handel den
Kunſt-Fechtern uͤbergeben/ den ernſten Krieg miteinander einſtellen.
Ja wann der Teuffel nicht hetzen/ die andere Parthey mit ſolchem Rath
zu frieden/ ja GOTT der HERR nicht ſolche Ruh richten und ſtraffen
wolte. Es waͤre zwar viel darumb zu geben/ daß wir dero nicht beduͤrfften.
Ach HErr Gott/ wuͤnſcht Lutherus Tom. 7. Witt. pag. 530. von ſol-
chem heiligen/ ſeligen/ troͤſtlichen Artickel der Menſch wer-
dung und perſoͤnlichen Vereinigung/ ſolte man ungezanckt/
ungezweiffelt in rechtem Glauben immer froͤlich ſeyn/ ſin-
gen/ loben und dancken GOtt dem Vater/ fuͤr ſolche unauß-
ſprechliche Barmhertzigkeit/ daß er uns ſeinen lieben Sohn
hat laſſen uns gleich Menſch und Bruder werden. So rich-

tet
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[716/0740] Die drey und zwantzigſte von GOtt gebohren/ nicht geſchaffen/ gebohren/ wie alle Chriſten aus GOtt ge- bohren/ Gottes Kinder ſind. Johan. 1. Nicht geſchaffen/ unter andern Creatu- ren/ ſondern zuvor allen Creaturer. Zum ſechſten/ da es gieng an das Hertz/ daß Chriſtus Homouſius ſey mit dem Vater/ das iſt/ daß Chriſtus mit dem Vater gleich und einerley Gottheit/ gleich und ein erley Gewalt habe/ da kunten ſie kein Loch/ Ranck/ Tuͤck/ noch Schwanck mehr finden. Homouſius heiſt einerley We- ſen/ oder Natur/ oder einerley und nicht zweyerley Weſen/ wie die Vaͤter in dem Concilio hatten geſetzt/ und in Latein geſungen wird/ Conſubſtantialis, etliche co- eſſentialis, coexiſtentialis, hernach nenneten. Wolte GOtt/ wir wuͤrden durch frembden Schaden witzig/ damit man nicht endlich die Hand uͤber dem Kopff zuſammen ſchlagen und klagen muͤſſe/ orbem tàm citò Arianum (Calvinianum, Syncreticum) factũ, daß die gantze Chriſtenheit ſo bald Calviniſch worden. Der fuͤrgeſchlage- ne Abſchnitt iſt nichts anders denn eine Verſtopffung der Troſt-Quel- len und guten Lebensfruͤchten/ ſo aus den Lehren/ welche Gegentheil wil ab- geſchnitten haben/ folgen/ der Ruͤckzug iſt die obgedachte συλαγωγία. Wer die rechte flieſſende und bindende Conſequentien nicht leiden kan/ der lei- de auch nicht die hypotheſes, daraus ſie flieſſen/ ſo wird der Friede ge- macht ſeyn. Sonſt duͤrffte widriges Beginnen gleich ſehen der Liſt ei- nes ungerechten Haußhalters/ der/ wann er zur Rechnung gefordert wird/ wolte einiger Noth bleiben bey der Generalitaͤt/ die Rechnung uͤber- haupt/ und beylaͤufftig ſummirt haben/ keinen Logiſticum oder Rechen- meiſter und deſſen Rechenpfennig zulaſſen. Haut ſtultè ſaperet. Ein ſolcher Schaffner waͤre kein Narr. Er koͤnte ſolcher Maſſen zukommen/ und im Sack verkauffen. Auff die Schul-Catheder alle Streitigkeiten allein zu ſpielen/ da man ſich zancken und rauffen moͤge/ ſo lange man wolle/ die Kirche damit unperturbirt laſſen: iſt eben ſo viel geſagt: als/ gebe einer in Kriegs-Zeiten den Rath/ man ſoll den gantzen Handel den Kunſt-Fechtern uͤbergeben/ den ernſten Krieg miteinander einſtellen. Ja wann der Teuffel nicht hetzen/ die andere Parthey mit ſolchem Rath zu frieden/ ja GOTT der HERR nicht ſolche Ruh richten und ſtraffen wolte. Es waͤre zwar viel darumb zu geben/ daß wir dero nicht beduͤrfften. Ach HErr Gott/ wuͤnſcht Lutherus Tom. 7. Witt. pag. 530. von ſol- chem heiligen/ ſeligen/ troͤſtlichen Artickel der Menſch wer- dung und perſoͤnlichen Vereinigung/ ſolte man ungezanckt/ ungezweiffelt in rechtem Glauben immer froͤlich ſeyn/ ſin- gen/ loben und dancken GOtt dem Vater/ fuͤr ſolche unauß- ſprechliche Barmhertzigkeit/ daß er uns ſeinen lieben Sohn hat laſſen uns gleich Menſch und Bruder werden. So rich- tet

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/740>, abgerufen am 22.11.2024.