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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die zwey und zwantzigste
Mühe sollen wir nichts haben: Darumb pflügen von nöthen/ auch mit
Siwsons Kalb/ das ist/ der Christl. Kirchen/ und deroselben so neuen/ als
alten Lehrern/ denn ja der H. Geist den Alten nicht alle Wissenschafft ge-
geben/ sondern auch der letzten Kirchen/ nach deroselben gegenwärtigen
Nothdurfft ein Segen hinterlassen/ alles mit GOtt sehenden devotion
und Andacht/ deren ein Exempel Lutherus fürgestellt/ in Erklärung der
Wort St. Pauli

Tom. 4. Witt. p. 328. f. 2. Christus hat sich selbst für unsere Sünde gegeben:
Lieber mercke aber gar eben/ und habe Achtung drauff/ wie deutlich und eigentlich
er alle Wort setzet. Er spricht nicht: Christus hat ein Wolgefallen gehabt an unserer
Gerechtigkeit und guten Wercken. Nein/ nein. Spricht auch nicht/ er hat von uns
angenommen die Opffer im Gesetze Mosi geboten. Viel weniger unser erwehl-
te Gottesdienste/ Messe/ Gelübde/ Wallfahrten/ etc. Sondern spricht: Er selbst
habe gegeben: Lieber/ was hat er dann gegeben? Kein Gold noch Silber/ keinen
Ochsen/ noch Oster-Lamb/ kein Königreich/ Käyserthumb oder Welt/ ja auch kei-
nen Engel. Was denn? gar viel etwas höhers und köstlichers/ denn alles/ was
im Himmel und auff Erden geschaffen ist. Lieber/ was doch? sich selbst. Wofür
denn? Freylich für keine Krone noch Königreich/ auch gewißlich nicht für unsere
Gerechtigkeit noch Heiligkeit/ sondern für unsere Sünde. Sind aber diese Wort
alle nicht eitel gewaltige Donnerschläge vom Himmel herab wider aller Men-
schen/ allerley Gerechtigkeit/ hartes und heiliges Leben/ es habe einen Schein
und Namen/ so groß und herrlich es immer seyn kan? wie denn dergleichen ge-
waltige Donnerschläge wider aller Menschen Heiligkeit und Weißheit auch in
allen Worten dieses Spruchs Johan. 1. sind: Sihe/ das ist Gottes Lamb/ das
der Welt Sünde trägt. Darumb soll man alle Wort in diesem und dergleichen
Sprüchen/ ein jedes insonderheit auffs allerfleissigste betrachten/ und nicht so
unachtsam und schlecht hin überfladdern/ denn es ist überaus/ was für ein rei-
chen Trost die armen/ erschrockenen/ und blöden Gewissen darinnen finden/
wenn sie sie mit dem Glauben fassen. Bist du nun bekümmert umb deiner Sünde
willen/ wollest ihr gern loß seyn/ und einen gnädigen GOtt im Himmel haben:
Nimb nicht diß oder anders für/ solchen Schatz dadurch zu erlangen: sondern
höre/ was dir St. Paulus von Gottes wegen saget/ der spricht also: Es sey ein
Mann/ der heisse JEsus Christus/ der habe sich selbst für unser aller Sünde ge-
geben/ diß sind doch je reiche/ wichtige/ herrliche und tröstliche Wort. Et Tom. 3.
Witt. pag.
83. Am Ende dieses Psalmens wil ich vermahnen/ welches auch viel
heiliger Väter/ als Anastasius und Augustinus gethan haben/ daß wir die
Psalm nicht schlechts dahin singen oder lesen sollen/ als glengen sie uns nichts
an. Sondern wir sollen sie also lesen oder singen/ daß wir daraus gebessert/
der Glaube gestärckt/ und in allerley Nöthen unser Gewissen möge getröstet
werden. Denn der Psalter ist nichts anders/ dann eine Schule und Vbung
unsers Hertzens und Gemüths/ wie dasselbe gesinnet und geneigt ist/ oder ja seyn
soll. Darumb lieset der den Psalter ohne Geist/ der ihn ohne Verstand und
Glauben lieset. Deß nim ein Exempel/ wann du in diesem Psalm liesest: Wol
dem/ der nicht wandelt im Rath der Gottlosen; solt du wol auff die Wort Achtung
haben/ für der Gottlosen Rath dich entsetzen/ und mit grossem Ernst für dich und
die

Die zwey und zwantzigſte
Muͤhe ſollen wir nichts haben: Darumb pfluͤgen von noͤthen/ auch mit
Siwſons Kalb/ das iſt/ der Chriſtl. Kirchen/ und deroſelben ſo neuen/ als
alten Lehrern/ denn ja der H. Geiſt den Alten nicht alle Wiſſenſchafft ge-
geben/ ſondern auch der letzten Kirchen/ nach deroſelben gegenwaͤrtigen
Nothdurfft ein Segen hinterlaſſen/ alles mit GOtt ſehenden devotion
und Andacht/ deren ein Exempel Lutherus fuͤrgeſtellt/ in Erklaͤrung der
Wort St. Pauli

Tom. 4. Witt. p. 328. f. 2. Chriſtus hat ſich ſelbſt fuͤr unſere Suͤnde gegeben:
Lieber mercke aber gar eben/ und habe Achtung drauff/ wie deutlich und eigentlich
er alle Wort ſetzet. Er ſpricht nicht: Chriſtus hat ein Wolgefallen gehabt an unſerer
Gerechtigkeit und guten Wercken. Nein/ nein. Spricht auch nicht/ er hat von uns
angenommen die Opffer im Geſetze Moſi geboten. Viel weniger unſer erwehl-
te Gottesdienſte/ Meſſe/ Geluͤbde/ Wallfahrten/ ꝛc. Sondern ſpricht: Er ſelbſt
habe gegeben: Lieber/ was hat er dann gegeben? Kein Gold noch Silber/ keinen
Ochſen/ noch Oſter-Lamb/ kein Koͤnigreich/ Kaͤyſerthumb oder Welt/ ja auch kei-
nen Engel. Was denn? gar viel etwas hoͤhers und koͤſtlichers/ denn alles/ was
im Himmel und auff Erden geſchaffen iſt. Lieber/ was doch? ſich ſelbſt. Wofuͤr
denn? Freylich fuͤr keine Krone noch Koͤnigreich/ auch gewißlich nicht fuͤr unſere
Gerechtigkeit noch Heiligkeit/ ſondern fuͤr unſere Suͤnde. Sind aber dieſe Wort
alle nicht eitel gewaltige Donnerſchlaͤge vom Himmel herab wider aller Men-
ſchen/ allerley Gerechtigkeit/ hartes und heiliges Leben/ es habe einen Schein
und Namen/ ſo groß und herrlich es immer ſeyn kan? wie denn dergleichen ge-
waltige Donnerſchlaͤge wider aller Menſchen Heiligkeit und Weißheit auch in
allen Worten dieſes Spruchs Johan. 1. ſind: Sihe/ das iſt Gottes Lamb/ das
der Welt Suͤnde traͤgt. Darumb ſoll man alle Wort in dieſem und dergleichen
Spruͤchen/ ein jedes inſonderheit auffs allerfleiſſigſte betrachten/ und nicht ſo
unachtſam und ſchlecht hin uͤberfladdern/ denn es iſt uͤberaus/ was fuͤr ein rei-
chen Troſt die armen/ erſchrockenen/ und bloͤden Gewiſſen darinnen finden/
wenn ſie ſie mit dem Glauben faſſen. Biſt du nun bekuͤmmert umb deiner Suͤnde
willen/ wolleſt ihr gern loß ſeyn/ und einen gnaͤdigen GOtt im Himmel haben:
Nimb nicht diß oder anders fuͤr/ ſolchen Schatz dadurch zu erlangen: ſondern
hoͤre/ was dir St. Paulus von Gottes wegen ſaget/ der ſpricht alſo: Es ſey ein
Mann/ der heiſſe JEſus Chriſtus/ der habe ſich ſelbſt fuͤr unſer aller Suͤnde ge-
geben/ diß ſind doch je reiche/ wichtige/ herrliche und troͤſtliche Wort. Et Tom. 3.
Witt. pag.
83. Am Ende dieſes Pſalmens wil ich vermahnen/ welches auch viel
heiliger Vaͤter/ als Anaſtaſius und Auguſtinus gethan haben/ daß wir die
Pſalm nicht ſchlechts dahin ſingen oder leſen ſollen/ als glengen ſie uns nichts
an. Sondern wir ſollen ſie alſo leſen oder ſingen/ daß wir daraus gebeſſert/
der Glaube geſtaͤrckt/ und in allerley Noͤthen unſer Gewiſſen moͤge getroͤſtet
werden. Denn der Pſalter iſt nichts anders/ dann eine Schule und Vbung
unſers Hertzens und Gemuͤths/ wie daſſelbe geſinnet und geneigt iſt/ oder ja ſeyn
ſoll. Darumb lieſet der den Pſalter ohne Geiſt/ der ihn ohne Verſtand und
Glauben lieſet. Deß nim ein Exempel/ wann du in dieſem Pſalm lieſeſt: Wol
dem/ der nicht wandelt im Rath der Gottloſen; ſolt du wol auff die Wort Achtung
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[696/0720] Die zwey und zwantzigſte Muͤhe ſollen wir nichts haben: Darumb pfluͤgen von noͤthen/ auch mit Siwſons Kalb/ das iſt/ der Chriſtl. Kirchen/ und deroſelben ſo neuen/ als alten Lehrern/ denn ja der H. Geiſt den Alten nicht alle Wiſſenſchafft ge- geben/ ſondern auch der letzten Kirchen/ nach deroſelben gegenwaͤrtigen Nothdurfft ein Segen hinterlaſſen/ alles mit GOtt ſehenden devotion und Andacht/ deren ein Exempel Lutherus fuͤrgeſtellt/ in Erklaͤrung der Wort St. Pauli Tom. 4. Witt. p. 328. f. 2. Chriſtus hat ſich ſelbſt fuͤr unſere Suͤnde gegeben: Lieber mercke aber gar eben/ und habe Achtung drauff/ wie deutlich und eigentlich er alle Wort ſetzet. Er ſpricht nicht: Chriſtus hat ein Wolgefallen gehabt an unſerer Gerechtigkeit und guten Wercken. Nein/ nein. Spricht auch nicht/ er hat von uns angenommen die Opffer im Geſetze Moſi geboten. Viel weniger unſer erwehl- te Gottesdienſte/ Meſſe/ Geluͤbde/ Wallfahrten/ ꝛc. Sondern ſpricht: Er ſelbſt habe gegeben: Lieber/ was hat er dann gegeben? Kein Gold noch Silber/ keinen Ochſen/ noch Oſter-Lamb/ kein Koͤnigreich/ Kaͤyſerthumb oder Welt/ ja auch kei- nen Engel. Was denn? gar viel etwas hoͤhers und koͤſtlichers/ denn alles/ was im Himmel und auff Erden geſchaffen iſt. Lieber/ was doch? ſich ſelbſt. Wofuͤr denn? Freylich fuͤr keine Krone noch Koͤnigreich/ auch gewißlich nicht fuͤr unſere Gerechtigkeit noch Heiligkeit/ ſondern fuͤr unſere Suͤnde. Sind aber dieſe Wort alle nicht eitel gewaltige Donnerſchlaͤge vom Himmel herab wider aller Men- ſchen/ allerley Gerechtigkeit/ hartes und heiliges Leben/ es habe einen Schein und Namen/ ſo groß und herrlich es immer ſeyn kan? wie denn dergleichen ge- waltige Donnerſchlaͤge wider aller Menſchen Heiligkeit und Weißheit auch in allen Worten dieſes Spruchs Johan. 1. ſind: Sihe/ das iſt Gottes Lamb/ das der Welt Suͤnde traͤgt. Darumb ſoll man alle Wort in dieſem und dergleichen Spruͤchen/ ein jedes inſonderheit auffs allerfleiſſigſte betrachten/ und nicht ſo unachtſam und ſchlecht hin uͤberfladdern/ denn es iſt uͤberaus/ was fuͤr ein rei- chen Troſt die armen/ erſchrockenen/ und bloͤden Gewiſſen darinnen finden/ wenn ſie ſie mit dem Glauben faſſen. Biſt du nun bekuͤmmert umb deiner Suͤnde willen/ wolleſt ihr gern loß ſeyn/ und einen gnaͤdigen GOtt im Himmel haben: Nimb nicht diß oder anders fuͤr/ ſolchen Schatz dadurch zu erlangen: ſondern hoͤre/ was dir St. Paulus von Gottes wegen ſaget/ der ſpricht alſo: Es ſey ein Mann/ der heiſſe JEſus Chriſtus/ der habe ſich ſelbſt fuͤr unſer aller Suͤnde ge- geben/ diß ſind doch je reiche/ wichtige/ herrliche und troͤſtliche Wort. Et Tom. 3. Witt. pag. 83. Am Ende dieſes Pſalmens wil ich vermahnen/ welches auch viel heiliger Vaͤter/ als Anaſtaſius und Auguſtinus gethan haben/ daß wir die Pſalm nicht ſchlechts dahin ſingen oder leſen ſollen/ als glengen ſie uns nichts an. Sondern wir ſollen ſie alſo leſen oder ſingen/ daß wir daraus gebeſſert/ der Glaube geſtaͤrckt/ und in allerley Noͤthen unſer Gewiſſen moͤge getroͤſtet werden. Denn der Pſalter iſt nichts anders/ dann eine Schule und Vbung unſers Hertzens und Gemuͤths/ wie daſſelbe geſinnet und geneigt iſt/ oder ja ſeyn ſoll. Darumb lieſet der den Pſalter ohne Geiſt/ der ihn ohne Verſtand und Glauben lieſet. Deß nim ein Exempel/ wann du in dieſem Pſalm lieſeſt: Wol dem/ der nicht wandelt im Rath der Gottloſen; ſolt du wol auff die Wort Achtung haben/ fuͤr der Gottloſen Rath dich entſetzen/ und mit groſſem Ernſt fuͤr dich und die

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/720>, abgerufen am 22.11.2024.