Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. quaerimus, quo nihil simplicius. Ergo quaer amus in simplicitate cordis, non insimplicitate ignor antiae & tenebrarum, sed lucis a tenebris segregatae: v. Theol. Consc. part. 2. dial. 2. p. 434. Salve Reform. p. 632. Part. 5. Lact. Cat. praefat. Einem einfältigen unwissenden (kat apophasin ignoranti) Bauren kan seine Unwissenheit nicht so sehr schaden/ als seinem Junckern. Jener hats nicht besser wissen können/ hat kein Anlaß und Gelegenheit zu mehrer Er- leuchtung gehabt/ hat die Mittel nicht versaumet/ noch außgeschlagen; Aber der Juncker wills muthwillens nicht wissen/ ist undanckbar gegen dem Liecht/ das ihm gleichsam ins Bette scheinet/ schiebt Riegel und Lä- den für/ und veracht den Rath Gottes wider sich selbst. Wäre gut/ wann der Juncker/ wie er in geistlicher Gnugsamkeit seinem Bauren wil gleich seyn/ daß er auch in dem leiblichen sich mit schlechtem Tractament gleich seinem Bauren begnügen wolte. Wäre deß bekehrten Schächers Glaube allen Christen gnug zur zeitlichen und ewigen Seligkeit/ so wäre es nicht werth/ daß man den Catechismum völlig zu lernen/ in den Schulen das Studium Theologicum tractiren/ und sich unnöthig bemühen solte. Solcher massen müste auch die Bekandnüß der Unschuld und deß Reichs Christi/ welche der Schächer von sich vernehmen lassen/ genug seyn; zum heiligen Leben und Christlichen Wandel würden keine andere gute Werck mehr erfordert werden. Wie aber deß Schächers Buß particu- lar, und keine allgemeine Regul macht: Also auch nicht sein kurtzgefaßter Glaube. Es kan einen in Hitze liegenden krancken Patienten ein eintzi- ges Perlein-Wasser erquicken/ auffrichten und das Leben erhalten/ solten darum alle andere Artzeneyen ungeacht bleiben/ und die Apotheck mit ein- ander auffgehaben werden? Sonst hat man die Beysorge nicht zu haben/ es möchte auff solche angemuthete Geschickligkeit jederman müssen Do- ctor werden. O Nein! der Unterscheid ist noch groß/ und wird noch in einerley Wasser der Knabe gehen/ der Elephant schwimmen müssen/ der HErr wird auch zu frieden seyn mit dem/ der nur zwey Pfund empfan- gen/ und dieselbe wol angelegt. Wann ein gemeiner Mann seine Wis- senschafft ad soliditatem quasi atboream gebracht/ daß er in seinem Glauben fest stehen kan wider alle Anfechtungen/ und Grund-stürtzende Jrrthum/ so hat er gnug/ was aber ferner einem Doctori oder Theolo- go zu wissen und außzuarbeiten obliege/ ist anderswo angezeigt worden/ Theol. conscient. pag. 431. Schließlich sollen alle Christliche Lehrbe- gierige Zuhörer mit dem Vater deß monsichtigen Knabens wündschen und betten/ stärcke uns den Glauben/ mehre uns durch dein Freundligkeit den wahren Christen Glauben. Das wird er thun/ vollbereiten/ stär- cken/
Predigt. quærimus, quo nihil ſimplicius. Ergò quær amus in ſimplicitate cordis, non inſimplicitate ignor antiæ & tenebrarum, ſed lucis à tenebris ſegregatæ: v. Theol. Conſc. part. 2. dial. 2. p. 434. Salve Reform. p. 632. Part. 5. Lact. Cat. præfat. Einem einfaͤltigen unwiſſenden (κατ̕ ἀπόϕασιν ignoranti) Bauren kan ſeine Unwiſſenheit nicht ſo ſehr ſchaden/ als ſeinem Junckern. Jener hats nicht beſſer wiſſen koͤnnen/ hat kein Anlaß und Gelegenheit zu mehrer Er- leuchtung gehabt/ hat die Mittel nicht verſaumet/ noch außgeſchlagen; Aber der Juncker wills muthwillens nicht wiſſen/ iſt undanckbar gegen dem Liecht/ das ihm gleichſam ins Bette ſcheinet/ ſchiebt Riegel und Laͤ- den fuͤr/ und veracht den Rath Gottes wider ſich ſelbſt. Waͤre gut/ wann der Juncker/ wie er in geiſtlicher Gnugſamkeit ſeinem Bauren wil gleich ſeyn/ daß er auch in dem leiblichen ſich mit ſchlechtem Tractament gleich ſeinem Bauren begnuͤgen wolte. Waͤre deß bekehrten Schaͤchers Glaube allen Chriſten gnug zur zeitlichen und ewigen Seligkeit/ ſo waͤre es nicht werth/ daß man den Catechiſmum voͤllig zu lernen/ in den Schulen das Studium Theologicum tractiren/ und ſich unnoͤthig bemuͤhen ſolte. Solcher maſſen muͤſte auch die Bekandnuͤß der Unſchuld und deß Reichs Chriſti/ welche der Schaͤcher von ſich vernehmen laſſen/ genug ſeyn; zum heiligen Leben und Chriſtlichen Wandel wuͤrden keine andere gute Werck mehr erfordert werden. Wie aber deß Schaͤchers Buß particu- lar, und keine allgemeine Regul macht: Alſo auch nicht ſein kurtzgefaßter Glaube. Es kan einen in Hitze liegenden krancken Patienten ein eintzi- ges Perlein-Waſſer erquicken/ auffrichten und das Leben erhalten/ ſolten darum alle andere Artzeneyen ungeacht bleiben/ und die Apotheck mit ein- ander auffgehaben werden? Sonſt hat man die Beyſorge nicht zu haben/ es moͤchte auff ſolche angemuthete Geſchickligkeit jederman muͤſſen Do- ctor werden. O Nein! der Unterſcheid iſt noch groß/ und wird noch in einerley Waſſer der Knabe gehen/ der Elephant ſchwimmen muͤſſen/ der HErꝛ wird auch zu frieden ſeyn mit dem/ der nur zwey Pfund empfan- gen/ und dieſelbe wol angelegt. Wann ein gemeiner Mann ſeine Wiſ- ſenſchafft ad ſoliditatem quaſi atboream gebracht/ daß er in ſeinem Glauben feſt ſtehen kan wider alle Anfechtungen/ und Grund-ſtuͤrtzende Jrꝛthum/ ſo hat er gnug/ was aber ferner einem Doctori oder Theolo- go zu wiſſen und außzuarbeiten obliege/ iſt anderswo angezeigt worden/ Theol. conſcient. pag. 431. Schließlich ſollen alle Chriſtliche Lehrbe- gierige Zuhoͤrer mit dem Vater deß monſichtigen Knabens wuͤndſchen und betten/ ſtaͤrcke uns den Glauben/ mehre uns durch dein Freundligkeit den wahren Chriſten Glauben. Das wird er thun/ vollbereiten/ ſtaͤr- cken/
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Predigt.
quærimus, quo nihil ſimplicius. Ergò quær amus in ſimplicitate cordis, non in
ſimplicitate ignor antiæ & tenebrarum, ſed lucis à tenebris ſegregatæ: v. Theol.
Conſc. part. 2. dial. 2. p. 434. Salve Reform. p. 632. Part. 5. Lact. Cat. præfat.
Einem einfaͤltigen unwiſſenden (κατ̕ ἀπόϕασιν ignoranti) Bauren kan
ſeine Unwiſſenheit nicht ſo ſehr ſchaden/ als ſeinem Junckern. Jener hats
nicht beſſer wiſſen koͤnnen/ hat kein Anlaß und Gelegenheit zu mehrer Er-
leuchtung gehabt/ hat die Mittel nicht verſaumet/ noch außgeſchlagen;
Aber der Juncker wills muthwillens nicht wiſſen/ iſt undanckbar gegen
dem Liecht/ das ihm gleichſam ins Bette ſcheinet/ ſchiebt Riegel und Laͤ-
den fuͤr/ und veracht den Rath Gottes wider ſich ſelbſt. Waͤre gut/
wann der Juncker/ wie er in geiſtlicher Gnugſamkeit ſeinem Bauren wil
gleich ſeyn/ daß er auch in dem leiblichen ſich mit ſchlechtem Tractament
gleich ſeinem Bauren begnuͤgen wolte. Waͤre deß bekehrten Schaͤchers
Glaube allen Chriſten gnug zur zeitlichen und ewigen Seligkeit/ ſo waͤre es
nicht werth/ daß man den Catechiſmum voͤllig zu lernen/ in den Schulen
das Studium Theologicum tractiren/ und ſich unnoͤthig bemuͤhen ſolte.
Solcher maſſen muͤſte auch die Bekandnuͤß der Unſchuld und deß Reichs
Chriſti/ welche der Schaͤcher von ſich vernehmen laſſen/ genug ſeyn; zum
heiligen Leben und Chriſtlichen Wandel wuͤrden keine andere gute
Werck mehr erfordert werden. Wie aber deß Schaͤchers Buß particu-
lar, und keine allgemeine Regul macht: Alſo auch nicht ſein kurtzgefaßter
Glaube. Es kan einen in Hitze liegenden krancken Patienten ein eintzi-
ges Perlein-Waſſer erquicken/ auffrichten und das Leben erhalten/ ſolten
darum alle andere Artzeneyen ungeacht bleiben/ und die Apotheck mit ein-
ander auffgehaben werden? Sonſt hat man die Beyſorge nicht zu haben/
es moͤchte auff ſolche angemuthete Geſchickligkeit jederman muͤſſen Do-
ctor werden. O Nein! der Unterſcheid iſt noch groß/ und wird noch in
einerley Waſſer der Knabe gehen/ der Elephant ſchwimmen muͤſſen/ der
HErꝛ wird auch zu frieden ſeyn mit dem/ der nur zwey Pfund empfan-
gen/ und dieſelbe wol angelegt. Wann ein gemeiner Mann ſeine Wiſ-
ſenſchafft ad ſoliditatem quaſi atboream gebracht/ daß er in ſeinem
Glauben feſt ſtehen kan wider alle Anfechtungen/ und Grund-ſtuͤrtzende
Jrꝛthum/ ſo hat er gnug/ was aber ferner einem Doctori oder Theolo-
go zu wiſſen und außzuarbeiten obliege/ iſt anderswo angezeigt worden/
Theol. conſcient. pag. 431. Schließlich ſollen alle Chriſtliche Lehrbe-
gierige Zuhoͤrer mit dem Vater deß monſichtigen Knabens wuͤndſchen
und betten/ ſtaͤrcke uns den Glauben/ mehre uns durch dein Freundligkeit
den wahren Chriſten Glauben. Das wird er thun/ vollbereiten/ ſtaͤr-
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/695>, abgerufen am 30.06.2024. |