Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die ein und zwantzigste glauben/ vom dem sie nichts gehöret haben? wie sollen sie Hie mag mancher wol dencken/ malo convivis quam placuisse co- nun
Die ein und zwantzigſte glauben/ vom dem ſie nichts gehoͤret haben? wie ſollen ſie Hie mag mancher wol dencken/ malo convivis quam placuiſſe co- nun
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Die ein und zwantzigſte
glauben/ vom dem ſie nichts gehoͤret haben? wie ſollen ſie
aber hoͤren ohne Prediger? Wie wollen ſie anruffen/ an den ſie
nicht glauben? wie glauben/ den ſie nicht erkennen? wie der ſtarcken Spei-
ſe begehren/ wann niemand iſt/ der ſie recommendirt und aufftraͤgt? wie
denn hievon auff den Cantzeln altum ſilentium. Es doͤrffen wol ſolche
laue Prediger einwenden und ſagen/ es ſey ihnen mehr angelegen/ die Leu-
te from̃ als gelehrt zu machen/ man haͤtte ja ſo viel moralia, als Tugend-
ſporen zu tractiren/ daß man ſich ſo viel um die Wiſſenſchafft der Lehre
nicht zubemuͤhen habe. Chriſtus antwortet/ jenes ſol man thun/ und dieſes
nicht unterlaſſen. Es hat alles ſeine Zeit und Ordnung. Den Baum deß
waren Glaubens man muß zuvor pflantzen/ und auß demſelben die Chriſt-
liche Tugend-Fruͤchte abbrechen/ Chriſtum immer ſeyn laſſen unſer (zu
vorderſt) Sacrament/ und hernach auch Exemplar/ Muſter und Bey-
ſpiel/ ſonſt werden die Roſſe hinter den Wagen geſpannt. Aller ſolcher
defect und Mangel kompt auß dem neglect deß Durchſchauens in das
vollkom̃ene Geſetz der Freyheit/ davon St. Jacobus c. 1. ſchreibt/ daß/ der
da durchſchauet das vollkommene Geſetz der Freyheit/ und thut/ was er
gehoͤrt/ werde ſelig ſeyn im ſelben thun. Ο_ παϱακύψας, der mit ſolchem
Ernſt/ Eiffer/ Schaͤrffe/ das Wort Gottes/ als einen zarten außpolierten
Spiegel/ nicht nur an/ ſondern in und durchſchauet/ wie es die heiligen
Engel geluͤſtet/ in die Geheimnuͤß der Chriſtlichen Lehre hinein zu
ſchauen biß auff den Abgrund/1. Petr. 1/12. Am Schauen iſt zwar kein
Mangel/ die zehen Gebot/ der Glaube und andere Catechiſmus-Lehren/
werden dem gemeinen Wortlaut nach/ von jederman angeſehen/ auß-
wendig gelernet und daher erzehlet: Aber die genaue Durchſchau der
dianœæ und deß eigentlichen Verſtands wil faſt jederman fehlen.
Rom. 10, 14.
Hie mag mancher wol dencken/ malo convivis quam placuiſſe co-
cis, wann ich nur meinen Zuhoͤrern gefalle/ daß ich es ihnen recht mache/
und bey der generalitaͤt bleibe/ was frage ich nach anderwertiger Cenſur?
Aber es wird einmal ein Credentzer uͤber deine Trachten kom̃en/ und nach
dem er es befinden wird/ ernſtlich anden und richten. So ſchwer die
Straffe uñ der Fluch geſetzt iſt auff die Nachlaͤſſigkeit derer/ die das Werck
deß HErꝛn laͤſſig/ faul und untreulich thun/ ein Knecht/ der nicht immer
je mehr und mehr ſeinem Herꝛn Gewinn ſchaffet/ der iſt ein untreuer
Knecht/ wird zu ſeiner Zeit hoͤren muͤſſen das harte Wort Matth. 25/30.
Den unnuͤtzen Knecht werffet in die Finſternuͤß hinauß/ da
ſeyn wird heulen und zaͤhn klappern. So lieblich und erfreulich
iſt hingegen der Troſt und Segen/ Matth. 24/45/46. Welcher iſt aber
nun
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