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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
idola! Quis caecus nisi servus meus? Esa. 42, 19. Luth. Tom. 3. Lat.
p. 382. fol. 2. Servos suos vocat Pontifices & sacerdotes, qui erant in
officio verbi, de his dicit, quod sint caeci. Est horrendus locus, qui
tamen non solatur contra Papistarum insanos clamores, qui nullo
alio argumento perinde nos premi putant, atq; cum objiciunt mul-
titudinem Pontificum & Episcoporum, quos impossibile est, omnes
errasse. Idem licuit Judaeis, sicut vides ex hoc loco, contra Isaiam di-
cere. Nam illi quoq; erant positi, ut essent duces populi, habebant
officium & administrationem populi sancti, & certiora argumenta
habebant, quod essent Ecclesia & populus Dei, quam nostri ad-
versarii, & tamen dicit textus, eos esse caecos & errare.
Es seynd nicht
alle Köche/ die lange Messer tragen! was und wie seuch man im Pabstthum
vor Zeiten geprediget/ zeigt Lutherus durch ein Gegensatz an/ über die Wort
Matth. 7. JEsus lehret gewaltiglich/ Tom. 4. Witteberg. pag. 104.
Damit zeigt er/ was die Schrifftgelehrten für Prediger und
Lehrer gewest/ nemblich/ daß es eitel kalt/ loß/ faul Geschwätz
gewesen ist/ mit keinem Ernst/ noch Gewalt Gottes Gebot
getrieben/ und außgestrichen haben. Gleich wie unser Lum-
pendrescher bißher auff der Cantzel nichts anders/ dann vom
Fegfeuer/ Ablaß/ Kappen/ Rosenkrantz/ Kertzen-auffstecken/
gegeiffert haben; Aber er hat anders drein griffen/ daß sie
vor nicht gehöret hatten/ die rechte Lehr und Leben gezeigt/
und die Laster gestrafft/ also/ daß sie fühleten/ daß der Mann
die Lehre mit Gemalt hatte/ und alles lebte/ und lautet/ als
hätte es Händ und Füsse/ und müsten sagen/ daß es mit Ge-
walt geprediget hiesse/ da der andern eitel loß/ ledig/ ja ein lau-
ter Gewäsch war.
Et Tom. 7. Witt. p. 450. Dann man zu der Zeit
das Evangelium nicht anders wuste zu predigen/ dann daß man
darauß lernen solte Exempel und gute Werck/ und hat unser
nie keiner ein Evangelium gehört/ das zum Trost den Ge-
wissen/ zum Glauben und Trauen auff Christum gezogen
wäre/ wie es doch billich seyn solte/ und wie es jetzt Gott Lob/
wieder gepredigt wird/ und war also die Welt im Evangelio/
doch ohne Evangelium.
Et pag. 451. Da predigten die Mön-
che täglich ihre neue Gesichte/ Träume und Gedancken/
neue Wunder und Exempel/ und das auch keine Masse. Es
war schier kein Mönch/ wann er zwey oder drey Jahr ein
Prediger gewest war/ so macht er ihm ein neu Sermon-

Buch/

Predigt.
idola! Quis cæcus niſi ſervus meus? Eſa. 42, 19. Luth. Tom. 3. Lat.
p. 382. fol. 2. Servos ſuos vocat Pontifices & ſacerdotes, qui erant in
officio verbi, de his dicit, quod ſint cæci. Eſt horrendus locus, qui
tamen non ſolatur contrà Papiſtarum inſanos clamores, qui nullo
alio argumento perinde nos premi putant, atq; cum objiciunt mul-
titudinem Pontificum & Epiſcoporum, quos impoſſibile eſt, omnes
erraſſe. Idem licuit Judæis, ſicut vides ex hoc loco, contrà Iſaiam di-
cere. Nam illi quoq; erant poſiti, ut eſſent duces populi, habebant
officium & adminiſtrationem populi ſancti, & certiora argumenta
habebant, quod eſſent Eccleſia & populus Dei, quàm noſtri ad-
verſarii, & tamen dicit textus, eos eſſe cæcos & errare.
Es ſeynd nicht
alle Koͤche/ die lange Meſſer tragen! was und wie ſeuch man im Pabſtthum
vor Zeiten geprediget/ zeigt Lutherus durch ein Gegenſatz an/ uͤber die Wort
Matth. 7. JEſus lehret gewaltiglich/ Tom. 4. Witteberg. pag. 104.
Damit zeigt er/ was die Schrifftgelehrten fuͤr Prediger und
Lehrer geweſt/ nemblich/ daß es eitel kalt/ loß/ faul Geſchwaͤtz
geweſen iſt/ mit keinem Ernſt/ noch Gewalt Gottes Gebot
getrieben/ und außgeſtrichen haben. Gleich wie unſer Lum-
pendreſcher bißher auff der Cantzel nichts anders/ dann vom
Fegfeuer/ Ablaß/ Kappen/ Roſenkrantz/ Kertzen-auffſtecken/
gegeiffert haben; Aber er hat anders drein griffen/ daß ſie
vor nicht gehoͤret hatten/ die rechte Lehr und Leben gezeigt/
und die Laſter geſtrafft/ alſo/ daß ſie fuͤhleten/ daß der Mann
die Lehre mit Gemalt hatte/ und alles lebte/ und lautet/ als
haͤtte es Haͤnd und Fuͤſſe/ und muͤſten ſagen/ daß es mit Ge-
walt geprediget hieſſe/ da der andern eitel loß/ ledig/ ja ein lau-
ter Gewaͤſch war.
Et Tom. 7. Witt. p. 450. Dann man zu der Zeit
das Evangelium nicht andeꝛs wuſte zu pꝛedigen/ dañ daß man
darauß lernen ſolte Exempel und gute Werck/ und hat unſer
nie keiner ein Evangelium gehoͤrt/ das zum Troſt den Ge-
wiſſen/ zum Glauben und Trauen auff Chriſtum gezogen
waͤre/ wie es doch billich ſeyn ſolte/ und wie es jetzt Gott Lob/
wieder gepredigt wird/ und war alſo die Welt im Evangelio/
doch ohne Evangelium.
Et pag. 451. Da predigten die Moͤn-
che taͤglich ihre neue Geſichte/ Traͤume und Gedancken/
neue Wunder und Exempel/ und das auch keine Maſſe. Es
war ſchier kein Moͤnch/ wann er zwey oder drey Jahr ein
Prediger geweſt war/ ſo macht er ihm ein neu Sermon-

Buch/
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[613/0637] Predigt. idola! Quis cæcus niſi ſervus meus? Eſa. 42, 19. Luth. Tom. 3. Lat. p. 382. fol. 2. Servos ſuos vocat Pontifices & ſacerdotes, qui erant in officio verbi, de his dicit, quod ſint cæci. Eſt horrendus locus, qui tamen non ſolatur contrà Papiſtarum inſanos clamores, qui nullo alio argumento perinde nos premi putant, atq; cum objiciunt mul- titudinem Pontificum & Epiſcoporum, quos impoſſibile eſt, omnes erraſſe. Idem licuit Judæis, ſicut vides ex hoc loco, contrà Iſaiam di- cere. Nam illi quoq; erant poſiti, ut eſſent duces populi, habebant officium & adminiſtrationem populi ſancti, & certiora argumenta habebant, quod eſſent Eccleſia & populus Dei, quàm noſtri ad- verſarii, & tamen dicit textus, eos eſſe cæcos & errare. Es ſeynd nicht alle Koͤche/ die lange Meſſer tragen! was und wie ſeuch man im Pabſtthum vor Zeiten geprediget/ zeigt Lutherus durch ein Gegenſatz an/ uͤber die Wort Matth. 7. JEſus lehret gewaltiglich/ Tom. 4. Witteberg. pag. 104. Damit zeigt er/ was die Schrifftgelehrten fuͤr Prediger und Lehrer geweſt/ nemblich/ daß es eitel kalt/ loß/ faul Geſchwaͤtz geweſen iſt/ mit keinem Ernſt/ noch Gewalt Gottes Gebot getrieben/ und außgeſtrichen haben. Gleich wie unſer Lum- pendreſcher bißher auff der Cantzel nichts anders/ dann vom Fegfeuer/ Ablaß/ Kappen/ Roſenkrantz/ Kertzen-auffſtecken/ gegeiffert haben; Aber er hat anders drein griffen/ daß ſie vor nicht gehoͤret hatten/ die rechte Lehr und Leben gezeigt/ und die Laſter geſtrafft/ alſo/ daß ſie fuͤhleten/ daß der Mann die Lehre mit Gemalt hatte/ und alles lebte/ und lautet/ als haͤtte es Haͤnd und Fuͤſſe/ und muͤſten ſagen/ daß es mit Ge- walt geprediget hieſſe/ da der andern eitel loß/ ledig/ ja ein lau- ter Gewaͤſch war. Et Tom. 7. Witt. p. 450. Dann man zu der Zeit das Evangelium nicht andeꝛs wuſte zu pꝛedigen/ dañ daß man darauß lernen ſolte Exempel und gute Werck/ und hat unſer nie keiner ein Evangelium gehoͤrt/ das zum Troſt den Ge- wiſſen/ zum Glauben und Trauen auff Chriſtum gezogen waͤre/ wie es doch billich ſeyn ſolte/ und wie es jetzt Gott Lob/ wieder gepredigt wird/ und war alſo die Welt im Evangelio/ doch ohne Evangelium. Et pag. 451. Da predigten die Moͤn- che taͤglich ihre neue Geſichte/ Traͤume und Gedancken/ neue Wunder und Exempel/ und das auch keine Maſſe. Es war ſchier kein Moͤnch/ wann er zwey oder drey Jahr ein Prediger geweſt war/ ſo macht er ihm ein neu Sermon- Buch/

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/637>, abgerufen am 24.11.2024.