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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
vielmahl hundert tausend Juden/ (muriades) seynd durch der Apostel Lehr
gläubig worden/ Act. 21/20. Wie aber und auff was Weise? St. Pau-
lus als der Doctor Gentium hat nicht bloß Gottes Wort fürgetragen/
sondern auch mit zierlichen und gewaltigen Consequentien und Schluß-
reden verfochten/ dasselbe lauter undrein/ hell und klar außgelegt; auch
sich nicht gescheuet aus der Philosophie und gesunden Vernunfft (gleich
wie auch Christus selbst aus der Natur seine Parabolas und apologos er-
holet) aus allegation und Anzug der Heydnischen Poeten mit allerhand
Figuren und Wort-Blumen/ deren der schöne Paradißgarten der Heil.
Schrifft voll ist/ und wird nicht leichtlich einige Wort-Blum/ die von den
meisten der Redner-Kunst gerühmet werden/ können genennet werden/ die
nicht auch häuffig in der Schrifft zu finden wäre; das Wort Gottes sobrie,
analogice, servilite
r zu illustriren und zu zieren/ und allenthalben seine
Encyclopaediam verspüren lassen/ was er in seiner Schul zu Tharso in
seiner Jugend gelernet/ unterdeß aber das Fundament in Gottes un-
wandelbahren Wort gesetzt/1. Cor. 2/4. Meine Wort und meine
Predigt war nicht in klugen Reden menschlicher Weißheit/
sondern in Beweisung deß Geistes und der Krafft.
Endlich die
thesin auff die hypothesin gezogen/ aus den Propheten die Characteres
Messianos,
die eigentliche/ unfehlbare Kenn- und Merckzeichen deß
Messiä zusammen gesammlet/ die damahligen Zuhörer auff den Augen-
schein gewiesen/ und/ nachdem er alle dieselben Zeichen an der Person deß
JEsu von Nazareth befunden/ kräfftiglich geschossen; Er und kein an-
derer müsse der versprochene Messias seyn und heissen/ und nachdem er den
Baum gepflantzt/ hernach die Trost- und Tugend-Früchte herauß gezo-
gen/ abgebrochen und abgeschüttelt/ und das Christliche Leben und Wan-
del erbauet. Sie giengen frölich von deß Raths Angesicht/ Act. 5/42.
und höreten nicht auff alle Tage im Tempel/ und hin und her
in Häusern zu lehren/ und zu predigen das Evangelium von
Jesu Christo/
daß es Seel und Geist/ Marck und Bein durchgedrungen/
gesafftet/ und gehafftet.

Nicht weniger findet man auch in den Apostolischen/ sonderlich
Paulinischen Schrifften den methodum zu lehren; Wer wol wil leh-
ren/ der muß zuvor wol lernen und studiren/ meditiren/ nachsinnen/ er-
wegen/ wie ein Bein den besten Safft erwählen und außsaugen. Bring
die Bücher mit dir/
schreibt Paulus an Timotheum/2. Tim. 4/13 halt
an mit Lesen/
1. Tim. 4/13. Halt an dem Fürbilde der heylsamen
Wort/ die du von mir gehöret hast/ vom Glauben/ und von

der
H h h h 2

Predigt.
vielmahl hundert tauſend Juden/ (μυριάδες) ſeynd durch der Apoſtel Lehr
glaͤubig worden/ Act. 21/20. Wie aber und auff was Weiſe? St. Pau-
lus als der Doctor Gentium hat nicht bloß Gottes Wort fuͤrgetragen/
ſondern auch mit zierlichen und gewaltigen Conſequentien und Schluß-
reden verfochten/ daſſelbe lauter undrein/ hell und klar außgelegt; auch
ſich nicht geſcheuet aus der Philoſophie und geſunden Vernunfft (gleich
wie auch Chriſtus ſelbſt aus der Natur ſeine Parabolas und apologos er-
holet) aus allegation und Anzug der Heydniſchen Poeten mit allerhand
Figuren und Wort-Blumen/ deren der ſchoͤne Paradißgaꝛten der Heil.
Schrifft voll iſt/ und wird nicht leichtlich einige Wort-Blum/ die von den
meiſten der Redner-Kunſt geruͤhmet werden/ koͤnnen genennet werden/ die
nicht auch haͤuffig in der Schrifft zu finden waͤre; das Wort Gottes ſobriè,
analogicè, ſervilite
r zu illuſtriren und zu zieren/ und allenthalben ſeine
Encyclopædiam verſpuͤren laſſen/ was er in ſeiner Schul zu Tharſo in
ſeiner Jugend gelernet/ unterdeß aber das Fundament in Gottes un-
wandelbahren Wort geſetzt/1. Cor. 2/4. Meine Wort und meine
Predigt war nicht in klugen Reden menſchlicher Weißheit/
ſondern in Beweiſung deß Geiſtes und der Krafft.
Endlich die
theſin auff die hypotheſin gezogen/ aus den Propheten die Characteres
Meſſianos,
die eigentliche/ unfehlbare Kenn- und Merckzeichen deß
Meſſiaͤ zuſammen geſammlet/ die damahligen Zuhoͤrer auff den Augen-
ſchein gewieſen/ und/ nachdem er alle dieſelben Zeichen an der Perſon deß
JEſu von Nazareth befunden/ kraͤfftiglich geſchoſſen; Er und kein an-
derer muͤſſe der verſprochene Meſſias ſeyn und heiſſen/ und nachdem er den
Baum gepflantzt/ hernach die Troſt- und Tugend-Fruͤchte herauß gezo-
gen/ abgebrochen und abgeſchuͤttelt/ und das Chriſtliche Leben und Wan-
del erbauet. Sie giengen froͤlich von deß Raths Angeſicht/ Act. 5/42.
und hoͤreten nicht auff alle Tage im Tempel/ und hin und her
in Haͤuſern zu lehren/ und zu predigen das Evangelium von
Jeſu Chriſto/
daß es Seel und Geiſt/ Marck und Bein durchgedrungen/
geſafftet/ und gehafftet.

Nicht weniger findet man auch in den Apoſtoliſchen/ ſonderlich
Pauliniſchen Schrifften den methodum zu lehren; Weꝛ wol wil leh-
ren/ der muß zuvor wol lernen und ſtudiren/ meditiren/ nachſinnen/ er-
wegen/ wie ein Bein den beſten Safft erwaͤhlen und außſaugen. Bring
die Buͤcher mit dir/
ſchreibt Paulus an Timotheum/2. Tim. 4/13 halt
an mit Leſen/
1. Tim. 4/13. Halt an dem Fuͤrbilde der heylſamen
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[611/0635] Predigt. vielmahl hundert tauſend Juden/ (μυριάδες) ſeynd durch der Apoſtel Lehr glaͤubig worden/ Act. 21/20. Wie aber und auff was Weiſe? St. Pau- lus als der Doctor Gentium hat nicht bloß Gottes Wort fuͤrgetragen/ ſondern auch mit zierlichen und gewaltigen Conſequentien und Schluß- reden verfochten/ daſſelbe lauter undrein/ hell und klar außgelegt; auch ſich nicht geſcheuet aus der Philoſophie und geſunden Vernunfft (gleich wie auch Chriſtus ſelbſt aus der Natur ſeine Parabolas und apologos er- holet) aus allegation und Anzug der Heydniſchen Poeten mit allerhand Figuren und Wort-Blumen/ deren der ſchoͤne Paradißgaꝛten der Heil. Schrifft voll iſt/ und wird nicht leichtlich einige Wort-Blum/ die von den meiſten der Redner-Kunſt geruͤhmet werden/ koͤnnen genennet werden/ die nicht auch haͤuffig in der Schrifft zu finden waͤre; das Wort Gottes ſobriè, analogicè, ſerviliter zu illuſtriren und zu zieren/ und allenthalben ſeine Encyclopædiam verſpuͤren laſſen/ was er in ſeiner Schul zu Tharſo in ſeiner Jugend gelernet/ unterdeß aber das Fundament in Gottes un- wandelbahren Wort geſetzt/1. Cor. 2/4. Meine Wort und meine Predigt war nicht in klugen Reden menſchlicher Weißheit/ ſondern in Beweiſung deß Geiſtes und der Krafft. Endlich die theſin auff die hypotheſin gezogen/ aus den Propheten die Characteres Meſſianos, die eigentliche/ unfehlbare Kenn- und Merckzeichen deß Meſſiaͤ zuſammen geſammlet/ die damahligen Zuhoͤrer auff den Augen- ſchein gewieſen/ und/ nachdem er alle dieſelben Zeichen an der Perſon deß JEſu von Nazareth befunden/ kraͤfftiglich geſchoſſen; Er und kein an- derer muͤſſe der verſprochene Meſſias ſeyn und heiſſen/ und nachdem er den Baum gepflantzt/ hernach die Troſt- und Tugend-Fruͤchte herauß gezo- gen/ abgebrochen und abgeſchuͤttelt/ und das Chriſtliche Leben und Wan- del erbauet. Sie giengen froͤlich von deß Raths Angeſicht/ Act. 5/42. und hoͤreten nicht auff alle Tage im Tempel/ und hin und her in Haͤuſern zu lehren/ und zu predigen das Evangelium von Jeſu Chriſto/ daß es Seel und Geiſt/ Marck und Bein durchgedrungen/ geſafftet/ und gehafftet. Nicht weniger findet man auch in den Apoſtoliſchen/ ſonderlich Pauliniſchen Schrifften den methodum zu lehren; Weꝛ wol wil leh- ren/ der muß zuvor wol lernen und ſtudiren/ meditiren/ nachſinnen/ er- wegen/ wie ein Bein den beſten Safft erwaͤhlen und außſaugen. Bring die Buͤcher mit dir/ ſchreibt Paulus an Timotheum/2. Tim. 4/13 halt an mit Leſen/ 1. Tim. 4/13. Halt an dem Fuͤrbilde der heylſamen Wort/ die du von mir gehoͤret haſt/ vom Glauben/ und von der H h h h 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/635>, abgerufen am 24.11.2024.