Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Predigt.

II. Officium periculosum, die grosse Gefahr und schwere
Last dieses Ampts/
davor sich auch die Engel entsetzen möchten. Dann
entweder sind sie/ die Lehrer/ ihrem Oberherrn und Ertz-Bischoffe ungetreu/
so erschallt alsdann in ihren Ohren als eine Donner-Stimm das scharffe
Dräuwort deß HErrn Matth. 25. Werffet den faulen und unnü-
tzen Knecht hinauß in die Finsternüß/ da seyn wird Heulen
und Zähnklappen.
Chrysostomus schreibt: Se mirari, multos Prae-
dicatores salvos fieri, considerando hinc minas, illinc ignaviam,

Er verwundere sich/ wann viel Prediger selig werden solten/
dann er bedencke eines Theils die schwere Dräuungen/ und dann
andern Theils die grosse Fahrlässigkeit:
Jst er aber getreu und eif-
ferig in seinem Ampt/ so hat er für der Welt Undanck/ Haß und Verfolgung
nicht zu sorgen. Er versündigt sich am Teuffel/ der schencket ihm nichts. Wil
dort jener Prophet 1. Reg. 13. reden wider den Altar zu Bethel/ so heißts/1. Reg. 13, 4.
greiffet ihn: Wil Amos wider das Königliche Stifft reden/ so gibt ihm
bald Amazias Brieff in ein ander Kloster/ Amos 7/ 13. Wil Stephanus
wider die heilige Stadt und Gesetz/ wider den sanctum Mumsimum re-
den/ so muß er steinerne Bieren kosten. Aber wie dem allem/ Gottes
Conduct und Schutz ist der Praedicanten Trost und Trutz/ Psal. 105/ 15.
Tastet meine Gesalbten nicht an/ und thut meinen Prophe-
ten kein Leyd. Sie gehorchen oder lassens/ so sollen sie den-
noch wissen/ daß ein Prophet unter ihnen gewesen ist/
spricht
der HErr zu Ezechiel c. 2/ 5.

Endlich III. Officium necessarium, daß/ so gefährlich diß Ambt ist/
es auch eben so nutz/ nothwendig und heilsam sey. Es könte zwar GOtt der
HErr die Menschen unmittelbar sideriren/ bewegen/ und zu seinem Reich
mit Gewalt zwingen/ aber seiner Weißheit hat gefallen wollen/ durchs ge-
predigte Wort/ per clamorem, durch die Rede und Erhebung der Stimme
kräfftig in den Hertzen der Menschen zu wircken. Pauli soritem wird
niemand nicht außwischen/ wann er Rom. 10/ 13. sagt: Wie sollen sie
anruffen/ an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber glau-
ben/ von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hö-
ren ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen/ wo sie nicht
gesand werden?
Wie nothwendig die Wächter auff der Wart sind/
die ruffen und schreyen/ die Stunden außruffen/ mordio feurio schreyen/
und vor der instehenden Gefahr warnen: So und noch viel nothwendiger
ist auch das Predigampt/ als welches für der ewigen Verdamnüß war-
net. Diesen Mangel empfinden schmertzlich/ die anderswo heulen und

schreyen
F f f f 2
Predigt.

II. Officium periculoſum, die groſſe Gefahr und ſchwere
Laſt dieſes Ampts/
davor ſich auch die Engel entſetzen moͤchten. Dann
entweder ſind ſie/ die Lehrer/ ihrem Oberherꝛn und Ertz-Biſchoffe ungetreu/
ſo erſchallt alsdann in ihren Ohren als eine Donner-Stimm das ſcharffe
Draͤuwort deß HErꝛn Matth. 25. Werffet den faulen und unnuͤ-
tzen Knecht hinauß in die Finſternuͤß/ da ſeyn wird Heulen
und Zaͤhnklappen.
Chryſoſtomus ſchreibt: Se mirari, multos Præ-
dicatores ſalvos fieri, conſiderando hinc minas, illinc ignaviam,

Er verwundere ſich/ wann viel Prediger ſelig werden ſolten/
dañ er bedencke eines Theils die ſchwere Draͤuungẽ/ und dañ
andern Theils die groſſe Fahrlaͤſſigkeit:
Jſt er aber getreu und eif-
ferig in ſeinem Ampt/ ſo hat er fuͤr der Welt Undanck/ Haß und Verfolgung
nicht zu ſorgẽ. Er verſuͤndigt ſich am Teuffel/ der ſchencket ihm nichts. Wil
dort jener Prophet 1. Reg. 13. reden wider den Altar zu Bethel/ ſo heißts/1. Reg. 13, 4.
greiffet ihn: Wil Amos wider das Koͤnigliche Stifft reden/ ſo gibt ihm
bald Amazias Brieff in ein ander Kloſter/ Amos 7/ 13. Wil Stephanus
wider die heilige Stadt und Geſetz/ wider den ſanctum Mumſimum re-
den/ ſo muß er ſteinerne Bieren koſten. Aber wie dem allem/ Gottes
Conduct und Schutz iſt der Prædicanten Troſt und Trutz/ Pſal. 105/ 15.
Taſtet meine Geſalbten nicht an/ und thut meinen Prophe-
ten kein Leyd. Sie gehorchen oder laſſens/ ſo ſollen ſie den-
noch wiſſen/ daß ein Prophet unter ihnen geweſen iſt/
ſpricht
der HErꝛ zu Ezechiel c. 2/ 5.

Endlich III. Officium neceſſarium, daß/ ſo gefaͤhrlich diß Ambt iſt/
es auch eben ſo nutz/ nothwendig und heilſam ſey. Es koͤnte zwar GOtt der
HErꝛ die Menſchen unmittelbar ſideriren/ bewegen/ und zu ſeinem Reich
mit Gewalt zwingen/ aber ſeiner Weißheit hat gefallen wollen/ durchs ge-
predigte Wort/ per clamorem, durch die Rede und Erhebung der Stim̃e
kraͤfftig in den Hertzen der Menſchen zu wircken. Pauli ſoritem wird
niemand nicht außwiſchen/ wann er Rom. 10/ 13. ſagt: Wie ſollen ſie
anruffen/ an den ſie nicht glauben? Wie ſollen ſie aber glau-
ben/ von dem ſie nichts gehoͤrt haben? Wie ſollen ſie aber hoͤ-
ren ohne Prediger? Wie ſollen ſie aber predigen/ wo ſie nicht
geſand werden?
Wie nothwendig die Waͤchter auff der Wart ſind/
die ruffen und ſchreyen/ die Stunden außruffen/ mordiò feuriò ſchreyen/
und vor der inſtehenden Gefahr warnen: So und noch viel nothwendiger
iſt auch das Predigampt/ als welches fuͤr der ewigen Verdamnuͤß war-
net. Dieſen Mangel empfinden ſchmertzlich/ die anderswo heulen und

ſchreyen
F f f f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0619" n="595"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Predigt.</hi> </fw><lb/>
        <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi> Officium periculo&#x017F;um,</hi><hi rendition="#fr">die gro&#x017F;&#x017F;e Gefahr und &#x017F;chwere<lb/>
La&#x017F;t die&#x017F;es Ampts/</hi> davor &#x017F;ich auch die Engel ent&#x017F;etzen mo&#x0364;chten. Dann<lb/>
entweder &#x017F;ind &#x017F;ie/ die Lehrer/ ihrem Oberher&#xA75B;n und Ertz-Bi&#x017F;choffe ungetreu/<lb/>
&#x017F;o er&#x017F;challt alsdann in ihren Ohren als eine Donner-Stimm das &#x017F;charffe<lb/>
Dra&#x0364;uwort deß HEr&#xA75B;n Matth. 25. <hi rendition="#fr">Werffet den faulen und unnu&#x0364;-<lb/>
tzen Knecht hinauß in die Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß/ da &#x017F;eyn wird Heulen<lb/>
und Za&#x0364;hnklappen.</hi> <hi rendition="#aq">Chry&#x017F;o&#x017F;tomus</hi> &#x017F;chreibt: <hi rendition="#aq">Se mirari, multos Præ-<lb/>
dicatores &#x017F;alvos fieri, con&#x017F;iderando hinc minas, illinc ignaviam,</hi><lb/><hi rendition="#fr">Er verwundere &#x017F;ich/ wann viel Prediger &#x017F;elig werden &#x017F;olten/<lb/>
dan&#x0303; er bedencke eines Theils die &#x017F;chwere Dra&#x0364;uunge&#x0303;/ und dan&#x0303;<lb/>
andern Theils die gro&#x017F;&#x017F;e Fahrla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit:</hi> J&#x017F;t er aber getreu und eif-<lb/>
ferig in &#x017F;einem Ampt/ &#x017F;o hat er fu&#x0364;r der Welt Undanck/ Haß und Verfolgung<lb/>
nicht zu &#x017F;orge&#x0303;. Er ver&#x017F;u&#x0364;ndigt &#x017F;ich am Teuffel/ der &#x017F;chencket ihm nichts. Wil<lb/>
dort jener Prophet 1. Reg. 13. reden wider den Altar zu Bethel/ &#x017F;o heißts/<note place="right">1. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 13, 4.</note><lb/><hi rendition="#fr">greiffet ihn:</hi> Wil Amos wider das Ko&#x0364;nigliche Stifft reden/ &#x017F;o gibt ihm<lb/>
bald Amazias Brieff in ein ander Klo&#x017F;ter/ Amos 7/ 13. Wil Stephanus<lb/>
wider die heilige Stadt und Ge&#x017F;etz/ wider den <hi rendition="#aq">&#x017F;anctum Mum&#x017F;imum</hi> re-<lb/>
den/ &#x017F;o muß er &#x017F;teinerne Bieren ko&#x017F;ten. Aber wie dem allem/ Gottes<lb/><hi rendition="#aq">Conduct</hi> und Schutz i&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Prædicant</hi>en Tro&#x017F;t und Trutz/ P&#x017F;al. 105/ 15.<lb/><hi rendition="#fr">Ta&#x017F;tet meine Ge&#x017F;albten nicht an/ und thut meinen Prophe-<lb/>
ten kein Leyd. Sie gehorchen oder la&#x017F;&#x017F;ens/ &#x017F;o &#x017F;ollen &#x017F;ie den-<lb/>
noch wi&#x017F;&#x017F;en/ daß ein Prophet unter ihnen gewe&#x017F;en i&#x017F;t/</hi> &#x017F;pricht<lb/>
der HEr&#xA75B; zu Ezechiel c. 2/ 5.</p><lb/>
        <p>Endlich <hi rendition="#aq">III. Officium nece&#x017F;&#x017F;arium,</hi> daß/ &#x017F;o gefa&#x0364;hrlich diß Ambt i&#x017F;t/<lb/>
es auch eben &#x017F;o nutz/ nothwendig und heil&#x017F;am &#x017F;ey. Es ko&#x0364;nte zwar GOtt der<lb/>
HEr&#xA75B; die Men&#x017F;chen unmittelbar <hi rendition="#aq">&#x017F;iderir</hi>en/ bewegen/ und zu &#x017F;einem Reich<lb/>
mit Gewalt zwingen/ aber &#x017F;einer Weißheit hat gefallen wollen/ durchs ge-<lb/>
predigte Wort/ <hi rendition="#aq">per clamorem,</hi> durch die Rede und Erhebung der Stim&#x0303;e<lb/>
kra&#x0364;fftig in den Hertzen der Men&#x017F;chen zu wircken. Pauli <hi rendition="#aq">&#x017F;oritem</hi> wird<lb/>
niemand nicht außwi&#x017F;chen/ wann er Rom. 10/ 13. &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Wie &#x017F;ollen &#x017F;ie<lb/>
anruffen/ an den &#x017F;ie nicht glauben? Wie &#x017F;ollen &#x017F;ie aber glau-<lb/>
ben/ von dem &#x017F;ie nichts geho&#x0364;rt haben? Wie &#x017F;ollen &#x017F;ie aber ho&#x0364;-<lb/>
ren ohne Prediger? Wie &#x017F;ollen &#x017F;ie aber predigen/ wo &#x017F;ie nicht<lb/>
ge&#x017F;and werden?</hi> Wie nothwendig die Wa&#x0364;chter auff der Wart &#x017F;ind/<lb/>
die ruffen und &#x017F;chreyen/ die Stunden außruffen/ <hi rendition="#aq">mordiò</hi> feuri<hi rendition="#aq">ò</hi> &#x017F;chreyen/<lb/>
und vor der in&#x017F;tehenden Gefahr warnen: So und noch viel nothwendiger<lb/>
i&#x017F;t auch das Predigampt/ als welches fu&#x0364;r der ewigen Verdamnu&#x0364;ß war-<lb/>
net. Die&#x017F;en Mangel empfinden &#x017F;chmertzlich/ die anderswo heulen und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f f 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chreyen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[595/0619] Predigt. II. Officium periculoſum, die groſſe Gefahr und ſchwere Laſt dieſes Ampts/ davor ſich auch die Engel entſetzen moͤchten. Dann entweder ſind ſie/ die Lehrer/ ihrem Oberherꝛn und Ertz-Biſchoffe ungetreu/ ſo erſchallt alsdann in ihren Ohren als eine Donner-Stimm das ſcharffe Draͤuwort deß HErꝛn Matth. 25. Werffet den faulen und unnuͤ- tzen Knecht hinauß in die Finſternuͤß/ da ſeyn wird Heulen und Zaͤhnklappen. Chryſoſtomus ſchreibt: Se mirari, multos Præ- dicatores ſalvos fieri, conſiderando hinc minas, illinc ignaviam, Er verwundere ſich/ wann viel Prediger ſelig werden ſolten/ dañ er bedencke eines Theils die ſchwere Draͤuungẽ/ und dañ andern Theils die groſſe Fahrlaͤſſigkeit: Jſt er aber getreu und eif- ferig in ſeinem Ampt/ ſo hat er fuͤr der Welt Undanck/ Haß und Verfolgung nicht zu ſorgẽ. Er verſuͤndigt ſich am Teuffel/ der ſchencket ihm nichts. Wil dort jener Prophet 1. Reg. 13. reden wider den Altar zu Bethel/ ſo heißts/ greiffet ihn: Wil Amos wider das Koͤnigliche Stifft reden/ ſo gibt ihm bald Amazias Brieff in ein ander Kloſter/ Amos 7/ 13. Wil Stephanus wider die heilige Stadt und Geſetz/ wider den ſanctum Mumſimum re- den/ ſo muß er ſteinerne Bieren koſten. Aber wie dem allem/ Gottes Conduct und Schutz iſt der Prædicanten Troſt und Trutz/ Pſal. 105/ 15. Taſtet meine Geſalbten nicht an/ und thut meinen Prophe- ten kein Leyd. Sie gehorchen oder laſſens/ ſo ſollen ſie den- noch wiſſen/ daß ein Prophet unter ihnen geweſen iſt/ ſpricht der HErꝛ zu Ezechiel c. 2/ 5. 1. Reg. 13, 4. Endlich III. Officium neceſſarium, daß/ ſo gefaͤhrlich diß Ambt iſt/ es auch eben ſo nutz/ nothwendig und heilſam ſey. Es koͤnte zwar GOtt der HErꝛ die Menſchen unmittelbar ſideriren/ bewegen/ und zu ſeinem Reich mit Gewalt zwingen/ aber ſeiner Weißheit hat gefallen wollen/ durchs ge- predigte Wort/ per clamorem, durch die Rede und Erhebung der Stim̃e kraͤfftig in den Hertzen der Menſchen zu wircken. Pauli ſoritem wird niemand nicht außwiſchen/ wann er Rom. 10/ 13. ſagt: Wie ſollen ſie anruffen/ an den ſie nicht glauben? Wie ſollen ſie aber glau- ben/ von dem ſie nichts gehoͤrt haben? Wie ſollen ſie aber hoͤ- ren ohne Prediger? Wie ſollen ſie aber predigen/ wo ſie nicht geſand werden? Wie nothwendig die Waͤchter auff der Wart ſind/ die ruffen und ſchreyen/ die Stunden außruffen/ mordiò feuriò ſchreyen/ und vor der inſtehenden Gefahr warnen: So und noch viel nothwendiger iſt auch das Predigampt/ als welches fuͤr der ewigen Verdamnuͤß war- net. Dieſen Mangel empfinden ſchmertzlich/ die anderswo heulen und ſchreyen F f f f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/619
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/619>, abgerufen am 26.11.2024.