Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Die sechszehende


Die
Sechszehende Predigt/

Von
Der Hut und Haltung der Befehl
Christi.

GEliebte in Christo. Wann Christus unser HErr bey
dem Heil. Evangelisten Matthaeo 6/ 21. dieses bedenck-
liche Sprichwort seinen Jüngern fürhält/ zum fleissigen
Nachdencken hinterläst und sagt: Wo euer Schatz
ist/ da ist auch euer Hertz/
so begreifft er zween unter-
schiedliche Terminos, Wo und Da: Wo/ sagt er/
euer Schatz ist. Schatz ist ein solches Gut/ das ein Mensch theuer/
werth und hoch hält/ sorgfältig beylegt/ liebet/ lobet/ und sich inniglich
drüber erfreuet/ auch deßwegen dasselbe wol und fleissig verwahrt und
auffhebt/ das gleichsam sein Abgott ist/ sein Mammon.

Hoc non solum de pecunia, ait S. Hieronymus, sed & de cunctis
passionibus sentiendum est. Gulosi DEUS venter est, ibi ergo habet
cor, ubi est thesaurus; Luxuriosi thesaurus epulae sunt; lascivi lu-
dicra; amatoris libido; Huic servit unusquisque, quo vincitur.
Conf. D. Luth. Tom. 4. Witt. p.
70.

Der Geitzigen Schatz ist Gelt und Gut; Deß Ehrsüchtigen/ grosse
Welt-Herrligkeit; Deß Wollüstigen/ schöne Weiber/ niedliche Bißlein
und guter Wein; Eines frommen gottseligen Menschen Schatz ist der rechte
bewährte ewige Schatz/ der Schatz über alle Schätze/ Christus/ das einige
ewige und beste Gut. Da ist nun das Hertz/ da neiget sich aller Sinn und
Gedancken hin/ aller Will und Lust/ aller Affect, Liebe/ Freude/ Hoffnung
und Vertrauen/ alle Begierde dürstet nach demselbigen/ darum ringet/ lauft
und bemühet man sich auffs äusserste/ derselbe ist ans Hertz gewachsen/ man
hebt ihn fleissig auff und bewahrt ihn auffs beste/ kan Tag und Nacht nicht
dafür schlaffen und ruhen/ besorgt sich immer deß Mammons Hoff-
(*) Tom. 4.
Witt. p. 62.
f.
2.
gesinde/ Wächter und Trabanten (wie Lutherus (*) redet) Rot-
ten/ Motten und Diebe möchten ihn stehlen/ fressen und ver-
zehren.
Amor meus, pondus meum: animus est, non ubi animat, sed
ubi amat,
die Seel ist nicht allezeit da/ wo sie lebt/ sondern da wo sie liebt.
Deß Geld-dürstigen Seel ist bald draussen bey den Jndianischen Gold-
Job. 28. v. 1.
2. 3. &
6.
flüssen/ bald kato unter der Erd. Job. 28. sagt Job. Es hat das Sil-

ber
Die ſechszehende


Die
Sechszehende Predigt/

Von
Der Hut und Haltung der Befehl
Chriſti.

GEliebte in Chriſto. Wann Chriſtus unſer HErꝛ bey
dem Heil. Evangeliſten Matthæo 6/ 21. dieſes bedenck-
liche Sprichwort ſeinen Juͤngern fuͤrhaͤlt/ zum fleiſſigen
Nachdencken hinterlaͤſt und ſagt: Wo euer Schatz
iſt/ da iſt auch euer Hertz/
ſo begreifft er zween unter-
ſchiedliche Terminos, Wo und Da: Wo/ ſagt er/
euer Schatz iſt. Schatz iſt ein ſolches Gut/ das ein Menſch theuer/
werth und hoch haͤlt/ ſorgfaͤltig beylegt/ liebet/ lobet/ und ſich inniglich
druͤber erfreuet/ auch deßwegen daſſelbe wol und fleiſſig verwahrt und
auffhebt/ das gleichſam ſein Abgott iſt/ ſein Mammon.

Hoc non ſolum de pecunia, ait S. Hieronymus, ſed & de cunctis
paſſionibus ſentiendum eſt. Guloſi DEUS venter eſt, ibi ergo habet
cor, ubi eſt theſaurus; Luxurioſi theſaurus epulæ ſunt; laſcivi lu-
dicra; amatoris libido; Huic ſervit unusquisque, quo vincitur.
Conf. D. Luth. Tom. 4. Witt. p.
70.

Der Geitzigen Schatz iſt Gelt und Gut; Deß Ehrſuͤchtigen/ groſſe
Welt-Herꝛligkeit; Deß Wolluͤſtigen/ ſchoͤne Weiber/ niedliche Bißlein
und guter Wein; Eines from̃en gottſeligen Menſchen Schatz iſt der rechte
bewaͤhrte ewige Schatz/ der Schatz uͤber alle Schaͤtze/ Chriſtus/ das einige
ewige und beſte Gut. Da iſt nun das Hertz/ da neiget ſich aller Sinn und
Gedancken hin/ aller Will und Luſt/ aller Affect, Liebe/ Freude/ Hoffnung
und Vertrauen/ alle Begierde duͤrſtet nach demſelbigen/ darum ringet/ lauft
und bemuͤhet man ſich auffs aͤuſſerſte/ derſelbe iſt ans Hertz gewachſen/ man
hebt ihn fleiſſig auff und bewahrt ihn auffs beſte/ kan Tag und Nacht nicht
dafuͤr ſchlaffen und ruhen/ beſorgt ſich immer deß Mammons Hoff-
(*) Tom. 4.
Witt. p. 62.
f.
2.
geſinde/ Waͤchter und Trabanten (wie Lutherus (*) redet) Rot-
ten/ Motten und Diebe moͤchten ihn ſtehlen/ freſſen und ver-
zehren.
Amor meus, pondus meum: animus eſt, non ubi animat, ſed
ubi amat,
die Seel iſt nicht allezeit da/ wo ſie lebt/ ſondern da wo ſie liebt.
Deß Geld-duͤrſtigen Seel iſt bald drauſſen bey den Jndianiſchen Gold-
Job. 28. v. 1.
2. 3. &
6.
fluͤſſen/ bald κάτω unter der Erd. Job. 28. ſagt Job. Es hat das Sil-

ber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0570" n="546"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die &#x017F;echszehende</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Die<lb/>
Sechszehende Predigt/</hi><lb/>
Von<lb/><hi rendition="#fr">Der Hut und Haltung der Befehl<lb/>
Chri&#x017F;ti.</hi></head><lb/>
        <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to.</hi> Wann Chri&#x017F;tus un&#x017F;er HEr&#xA75B; bey<lb/>
dem Heil. Evangeli&#x017F;ten Matth<hi rendition="#aq">æ</hi>o 6/ 21. die&#x017F;es bedenck-<lb/>
liche Sprichwort &#x017F;einen Ju&#x0364;ngern fu&#x0364;rha&#x0364;lt/ zum flei&#x017F;&#x017F;igen<lb/>
Nachdencken hinterla&#x0364;&#x017F;t und &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Wo euer Schatz<lb/>
i&#x017F;t/ da i&#x017F;t auch euer Hertz/</hi> &#x017F;o begreifft er zween unter-<lb/>
&#x017F;chiedliche <hi rendition="#aq">Terminos,</hi> <hi rendition="#fr">Wo</hi> und <hi rendition="#fr">Da: Wo/</hi> &#x017F;agt er/<lb/><hi rendition="#fr">euer Schatz i&#x017F;t.</hi> Schatz i&#x017F;t ein &#x017F;olches Gut/ das ein Men&#x017F;ch theuer/<lb/>
werth und hoch ha&#x0364;lt/ &#x017F;orgfa&#x0364;ltig beylegt/ liebet/ lobet/ und &#x017F;ich inniglich<lb/>
dru&#x0364;ber erfreuet/ auch deßwegen da&#x017F;&#x017F;elbe wol und flei&#x017F;&#x017F;ig verwahrt und<lb/>
auffhebt/ das gleich&#x017F;am &#x017F;ein Abgott i&#x017F;t/ &#x017F;ein Mammon.</p><lb/>
        <cit>
          <quote><hi rendition="#aq">Hoc non &#x017F;olum de pecunia, <hi rendition="#i">ait S. Hieronymus</hi>, &#x017F;ed &amp; de cunctis<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;ionibus &#x017F;entiendum e&#x017F;t. Gulo&#x017F;i DEUS venter e&#x017F;t, ibi ergo habet<lb/>
cor, ubi e&#x017F;t the&#x017F;aurus; Luxurio&#x017F;i the&#x017F;aurus epulæ &#x017F;unt; la&#x017F;civi lu-<lb/>
dicra; amatoris libido; Huic &#x017F;ervit unusquisque, quo vincitur.<lb/><hi rendition="#i">Conf. D. Luth. Tom. 4. Witt. p.</hi></hi> 70.</quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <p>Der Geitzigen Schatz i&#x017F;t Gelt und Gut; Deß Ehr&#x017F;u&#x0364;chtigen/ gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Welt-Her&#xA75B;ligkeit; Deß Wollu&#x0364;&#x017F;tigen/ &#x017F;cho&#x0364;ne Weiber/ niedliche Bißlein<lb/>
und guter Wein; Eines from&#x0303;en gott&#x017F;eligen Men&#x017F;chen Schatz i&#x017F;t der rechte<lb/>
bewa&#x0364;hrte ewige Schatz/ der Schatz u&#x0364;ber alle Scha&#x0364;tze/ Chri&#x017F;tus/ das einige<lb/>
ewige und be&#x017F;te Gut. Da i&#x017F;t nun das Hertz/ da neiget &#x017F;ich aller Sinn und<lb/>
Gedancken hin/ aller Will und Lu&#x017F;t/ aller <hi rendition="#aq">Affect,</hi> Liebe/ Freude/ Hoffnung<lb/>
und Vertrauen/ alle Begierde du&#x0364;r&#x017F;tet nach dem&#x017F;elbigen/ darum ringet/ lauft<lb/>
und bemu&#x0364;het man &#x017F;ich auffs a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te/ der&#x017F;elbe i&#x017F;t ans Hertz gewach&#x017F;en/ man<lb/>
hebt ihn flei&#x017F;&#x017F;ig auff und bewahrt ihn auffs be&#x017F;te/ kan Tag und Nacht nicht<lb/>
dafu&#x0364;r &#x017F;chlaffen und ruhen/ be&#x017F;orgt &#x017F;ich immer deß <hi rendition="#fr">Mammons Hoff-</hi><lb/><note place="left">(*) <hi rendition="#aq">Tom. 4.<lb/>
Witt. p. 62.<lb/>
f.</hi> 2.</note><hi rendition="#fr">ge&#x017F;inde/ Wa&#x0364;chter und Trabanten</hi> (wie Lutherus (*) redet) <hi rendition="#fr">Rot-<lb/>
ten/ Motten und Diebe mo&#x0364;chten ihn &#x017F;tehlen/ fre&#x017F;&#x017F;en und ver-<lb/>
zehren.</hi> <hi rendition="#aq">Amor meus, pondus meum: animus e&#x017F;t, non ubi animat, &#x017F;ed<lb/>
ubi amat,</hi> die Seel i&#x017F;t nicht allezeit da/ wo &#x017F;ie lebt/ &#x017F;ondern da wo &#x017F;ie liebt.<lb/>
Deß Geld-du&#x0364;r&#x017F;tigen Seel i&#x017F;t bald drau&#x017F;&#x017F;en bey den Jndiani&#x017F;chen Gold-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Job. 28. v. 1.<lb/>
2. 3. &amp;</hi> 6.</note>flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ bald &#x03BA;&#x03AC;&#x03C4;&#x03C9; unter der Erd. Job. 28. &#x017F;agt Job. <hi rendition="#fr">Es hat das Sil-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ber</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[546/0570] Die ſechszehende Die Sechszehende Predigt/ Von Der Hut und Haltung der Befehl Chriſti. GEliebte in Chriſto. Wann Chriſtus unſer HErꝛ bey dem Heil. Evangeliſten Matthæo 6/ 21. dieſes bedenck- liche Sprichwort ſeinen Juͤngern fuͤrhaͤlt/ zum fleiſſigen Nachdencken hinterlaͤſt und ſagt: Wo euer Schatz iſt/ da iſt auch euer Hertz/ ſo begreifft er zween unter- ſchiedliche Terminos, Wo und Da: Wo/ ſagt er/ euer Schatz iſt. Schatz iſt ein ſolches Gut/ das ein Menſch theuer/ werth und hoch haͤlt/ ſorgfaͤltig beylegt/ liebet/ lobet/ und ſich inniglich druͤber erfreuet/ auch deßwegen daſſelbe wol und fleiſſig verwahrt und auffhebt/ das gleichſam ſein Abgott iſt/ ſein Mammon. Hoc non ſolum de pecunia, ait S. Hieronymus, ſed & de cunctis paſſionibus ſentiendum eſt. Guloſi DEUS venter eſt, ibi ergo habet cor, ubi eſt theſaurus; Luxurioſi theſaurus epulæ ſunt; laſcivi lu- dicra; amatoris libido; Huic ſervit unusquisque, quo vincitur. Conf. D. Luth. Tom. 4. Witt. p. 70. Der Geitzigen Schatz iſt Gelt und Gut; Deß Ehrſuͤchtigen/ groſſe Welt-Herꝛligkeit; Deß Wolluͤſtigen/ ſchoͤne Weiber/ niedliche Bißlein und guter Wein; Eines from̃en gottſeligen Menſchen Schatz iſt der rechte bewaͤhrte ewige Schatz/ der Schatz uͤber alle Schaͤtze/ Chriſtus/ das einige ewige und beſte Gut. Da iſt nun das Hertz/ da neiget ſich aller Sinn und Gedancken hin/ aller Will und Luſt/ aller Affect, Liebe/ Freude/ Hoffnung und Vertrauen/ alle Begierde duͤrſtet nach demſelbigen/ darum ringet/ lauft und bemuͤhet man ſich auffs aͤuſſerſte/ derſelbe iſt ans Hertz gewachſen/ man hebt ihn fleiſſig auff und bewahrt ihn auffs beſte/ kan Tag und Nacht nicht dafuͤr ſchlaffen und ruhen/ beſorgt ſich immer deß Mammons Hoff- geſinde/ Waͤchter und Trabanten (wie Lutherus (*) redet) Rot- ten/ Motten und Diebe moͤchten ihn ſtehlen/ freſſen und ver- zehren. Amor meus, pondus meum: animus eſt, non ubi animat, ſed ubi amat, die Seel iſt nicht allezeit da/ wo ſie lebt/ ſondern da wo ſie liebt. Deß Geld-duͤrſtigen Seel iſt bald drauſſen bey den Jndianiſchen Gold- fluͤſſen/ bald κάτω unter der Erd. Job. 28. ſagt Job. Es hat das Sil- ber (*) Tom. 4. Witt. p. 62. f. 2. Job. 28. v. 1. 2. 3. & 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/570
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/570>, abgerufen am 19.11.2024.