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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die funffzehende
in der Vberschrifft: Christus hat den Aposteln nach seiner Aufferstehung alles
offenbaret/ was ihm die Zeit seines Leidens widerfahren war. Vnd eben das
ist hernach auch fleissig auffgezeichnet und beschrieben worden.

geleget worden. Wie es denn auch also hat sein müssen. Hat die folgende
und zwar die letste Kirche/ darinnen wir begriffen/ sollen der Göttlichen
Lehr unfehlbar gewiß seyn/ so hat dieselbe weder im betrieglichen Hertzen
der Menschen/ noch zur Lügen geneigten Mund/ auff den Federn deß Vo-
gels Fama (welcher betrieglich/ und so wol eine Lügen als Warheit auff
seinen Fittigen über Land trägt. Es ist/ belangend die alten Exempla/ wol
mehrmalen geschehen/ daß man eine alte verjährte Historiam auff die
Bahn gebracht/ und viel Jahr geglaubet/ wann mans hernach beym
Liecht besehen/ und auff den rechten Grund gegangen/ so hat man sich be-
trogen befunden. Viel hundert Jahr ist St. Jacobi deß grossen Aposto-
lat und Patronat deß Königreichs Spanien für wahr geglaubet worden/
und hat sein Grab zu Compostell ein manche Wallfahrt/ manchen sau-
ren Tritt und müden Fuß verursachet: Aber Rodericus der Ertzbischoff zu
Tolet, und Baronius haben den Deckel vom Hafen gethan/ und den ver-
jährten Betrug entdecket. Viel Jahr ist als wahr geglaubt worden/ der
Hispanischen Könige Recht an das Königreich Sicilia; Baronius hat das
Päbstische hierüber gefaßte Diploma spath hernach in Zweiffel gezogen/
und darüber Petri Stuhl-Erbschafft verschertzt. Wer wil Bürge seyn/
daß nicht dergleichen Art an sich haben manche altvättelische Relationen
einer und der anderen unbeschriebenen Apostolischen Lehr?) können/ son-
dern hat durch warhaffte/ ungezweiffelte/ bewährte/ Canonische Schriff-
Ad Conf.
lib. 5. Polit.
cap. 3. pag.

176.
ten müssen propagirt/ fortgepflantzt und hergebracht werden. Massen
dann Adamus Conzen, deß Pabstthums eigner Prophet/ zur Währung
eines Gesetzes die Schreibfeder erfordert/ Est enim memoriae praecipuun
praesidium scriptio,
Gott der Herr hat deßwegen sein Gesetz selbst mit
eigenem Göttlichem Finger geschrieben. Ungeschriebene Statuta, Gesetz
und Ordnungen können leichtlich bey ungeschickten Völckern vergessen/
oder durch Krieg und andere Landstürtzungen corrumpirt und verändert
werden/ wo sie nur der hinfliessenden Gedächtnüß beygelegt sind/ und nicht
in dauerhafften Merckmalen der Schrifften auffgefaßt. Darum auch
weltliche Potentaten ihre Patenten und Gebot schreiben lassen/ und selbst
unterschreiben/ Dan. 6/ 8. Esther 1/ 19. c. 2/ 8. c. 3/ 14. 15. c. 8/ 13. c. 9/ 14. Der
Apostolische Befehl gehet dahin/ sie sollen lehren alle Völcker/ alle
Menschliche Creaturen;
Wir Späthlinge sind ja auch Völcker
und Menschliche Creaturen/ darum haben sie uns auch lehren sollen biß

ans

Die funffzehende
in der Vberſchrifft: Chriſtus hat den Apoſteln nach ſeiner Aufferſtehung alles
offenbaret/ was ihm die Zeit ſeines Leidens widerfahren war. Vnd eben das
iſt hernach auch fleiſſig auffgezeichnet und beſchrieben worden.

geleget worden. Wie es denn auch alſo hat ſein muͤſſen. Hat die folgende
und zwar die letſte Kirche/ darinnen wir begriffen/ ſollen der Goͤttlichen
Lehr unfehlbar gewiß ſeyn/ ſo hat dieſelbe weder im betrieglichen Hertzen
der Menſchen/ noch zur Luͤgen geneigten Mund/ auff den Federn deß Vo-
gels Fama (welcher betrieglich/ und ſo wol eine Luͤgen als Warheit auff
ſeinen Fittigen uͤber Land traͤgt. Es iſt/ belangend die alten Exempla/ wol
mehrmalen geſchehen/ daß man eine alte verjaͤhrte Hiſtoriam auff die
Bahn gebracht/ und viel Jahr geglaubet/ wann mans hernach beym
Liecht beſehen/ und auff den rechten Grund gegangen/ ſo hat man ſich be-
trogen befunden. Viel hundert Jahr iſt St. Jacobi deß groſſen Apoſto-
lat und Patronat deß Koͤnigreichs Spanien fuͤr wahr geglaubet worden/
und hat ſein Grab zu Compoſtell ein manche Wallfahrt/ manchen ſau-
ren Tritt und muͤden Fuß verurſachet: Aber Rodericus der Ertzbiſchoff zu
Tolet, und Baronius haben den Deckel vom Hafen gethan/ und den ver-
jaͤhrten Betrug entdecket. Viel Jahr iſt als wahr geglaubt worden/ der
Hiſpaniſchen Koͤnige Recht an das Koͤnigreich Sicilia; Baronius hat das
Paͤbſtiſche hieruͤber gefaßte Diploma ſpath hernach in Zweiffel gezogen/
und daruͤber Petri Stuhl-Erbſchafft verſchertzt. Wer wil Buͤrge ſeyn/
daß nicht dergleichen Art an ſich haben manche altvaͤtteliſche Relationen
einer und der anderen unbeſchriebenen Apoſtoliſchen Lehr?) koͤnnen/ ſon-
dern hat durch warhaffte/ ungezweiffelte/ bewaͤhrte/ Canoniſche Schriff-
Ad Conf.
lib. 5. Polit.
cap. 3. pag.

176.
ten muͤſſen propagirt/ fortgepflantzt und hergebracht werden. Maſſen
dann Adamus Conzen, deß Pabſtthums eigner Prophet/ zur Waͤhrung
eines Geſetzes die Schreibfeder erfordert/ Eſt enim memoriæ præcipuũ
præſidium ſcriptio,
Gott der Herr hat deßwegen ſein Geſetz ſelbſt mit
eigenem Goͤttlichem Finger geſchrieben. Ungeſchriebene Statuta, Geſetz
und Ordnungen koͤnnen leichtlich bey ungeſchickten Voͤlckern vergeſſen/
oder durch Krieg und andere Landſtuͤrtzungen corrumpirt und veraͤndert
werden/ wo ſie nur der hinflieſſenden Gedaͤchtnuͤß beygelegt ſind/ und nicht
in dauerhafften Merckmalen der Schrifften auffgefaßt. Darum auch
weltliche Potentaten ihre Patenten und Gebot ſchreiben laſſen/ und ſelbſt
unterſchreiben/ Dan. 6/ 8. Eſther 1/ 19. c. 2/ 8. c. 3/ 14. 15. c. 8/ 13. c. 9/ 14. Der
Apoſtoliſche Befehl gehet dahin/ ſie ſollen lehren alle Voͤlcker/ alle
Menſchliche Creaturen;
Wir Spaͤthlinge ſind ja auch Voͤlcker
und Menſchliche Creaturen/ darum haben ſie uns auch lehren ſollen biß

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[536/0560] Die funffzehende in der Vberſchrifft: Chriſtus hat den Apoſteln nach ſeiner Aufferſtehung alles offenbaret/ was ihm die Zeit ſeines Leidens widerfahren war. Vnd eben das iſt hernach auch fleiſſig auffgezeichnet und beſchrieben worden. geleget worden. Wie es denn auch alſo hat ſein muͤſſen. Hat die folgende und zwar die letſte Kirche/ darinnen wir begriffen/ ſollen der Goͤttlichen Lehr unfehlbar gewiß ſeyn/ ſo hat dieſelbe weder im betrieglichen Hertzen der Menſchen/ noch zur Luͤgen geneigten Mund/ auff den Federn deß Vo- gels Fama (welcher betrieglich/ und ſo wol eine Luͤgen als Warheit auff ſeinen Fittigen uͤber Land traͤgt. Es iſt/ belangend die alten Exempla/ wol mehrmalen geſchehen/ daß man eine alte verjaͤhrte Hiſtoriam auff die Bahn gebracht/ und viel Jahr geglaubet/ wann mans hernach beym Liecht beſehen/ und auff den rechten Grund gegangen/ ſo hat man ſich be- trogen befunden. Viel hundert Jahr iſt St. Jacobi deß groſſen Apoſto- lat und Patronat deß Koͤnigreichs Spanien fuͤr wahr geglaubet worden/ und hat ſein Grab zu Compoſtell ein manche Wallfahrt/ manchen ſau- ren Tritt und muͤden Fuß verurſachet: Aber Rodericus der Ertzbiſchoff zu Tolet, und Baronius haben den Deckel vom Hafen gethan/ und den ver- jaͤhrten Betrug entdecket. Viel Jahr iſt als wahr geglaubt worden/ der Hiſpaniſchen Koͤnige Recht an das Koͤnigreich Sicilia; Baronius hat das Paͤbſtiſche hieruͤber gefaßte Diploma ſpath hernach in Zweiffel gezogen/ und daruͤber Petri Stuhl-Erbſchafft verſchertzt. Wer wil Buͤrge ſeyn/ daß nicht dergleichen Art an ſich haben manche altvaͤtteliſche Relationen einer und der anderen unbeſchriebenen Apoſtoliſchen Lehr?) koͤnnen/ ſon- dern hat durch warhaffte/ ungezweiffelte/ bewaͤhrte/ Canoniſche Schriff- ten muͤſſen propagirt/ fortgepflantzt und hergebracht werden. Maſſen dann Adamus Conzen, deß Pabſtthums eigner Prophet/ zur Waͤhrung eines Geſetzes die Schreibfeder erfordert/ Eſt enim memoriæ præcipuũ præſidium ſcriptio, Gott der Herr hat deßwegen ſein Geſetz ſelbſt mit eigenem Goͤttlichem Finger geſchrieben. Ungeſchriebene Statuta, Geſetz und Ordnungen koͤnnen leichtlich bey ungeſchickten Voͤlckern vergeſſen/ oder durch Krieg und andere Landſtuͤrtzungen corrumpirt und veraͤndert werden/ wo ſie nur der hinflieſſenden Gedaͤchtnuͤß beygelegt ſind/ und nicht in dauerhafften Merckmalen der Schrifften auffgefaßt. Darum auch weltliche Potentaten ihre Patenten und Gebot ſchreiben laſſen/ und ſelbſt unterſchreiben/ Dan. 6/ 8. Eſther 1/ 19. c. 2/ 8. c. 3/ 14. 15. c. 8/ 13. c. 9/ 14. Der Apoſtoliſche Befehl gehet dahin/ ſie ſollen lehren alle Voͤlcker/ alle Menſchliche Creaturen; Wir Spaͤthlinge ſind ja auch Voͤlcker und Menſchliche Creaturen/ darum haben ſie uns auch lehren ſollen biß ans Ad Conf. lib. 5. Polit. cap. 3. pag. 176.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/560>, abgerufen am 25.11.2024.