Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
allein um dieses Standes willen/ sonst wäre sie lang zu Bo-
den gangen. Jch meine aber nicht den jetzigen geistlichen
Stand in Klöstern und Stifften/ mit seinem ehrlosen We-
sen/ denn derselbige ist längst von seiner ersten löblichen Stif-
tung gefallen/ und nicht mehr dann ein Stand zum Geld
und Zinsen gestifftet/ durch Menschliche Weißheit/ hat auch
nichts geistliches an sich/ ohne daß sie nicht ehelich sind/ daß
sie auch nicht bedürffen/ haben wol ein anders dafür/ sonst ists
alles eitel äusserlich/ zeitlich/ vergänglich Gepränge/ denn
sie achten deß Worts und Predigampts nicht/ wo aber das
Wort nicht gehet/ da muß schlechte Geistligkeit seyn: Son-
dern den Stand meine ich/ der das Predigampt und Dienst
deß Worts und der Sacrament hat/ welches gibt den Geist
und alle Seligkeit/ die man mit keinem Gesänge noch Ge-
pränge erlangen kan/ als da ist das Pfarrampt/ Lehrer/ Pre-
diger/ Leser/ Priester/ (die man Capplan nennet) Küster/
Schulmeister/ und was zu solchen Aemptern und Personen
mehr gehört/ welchen Stand die Schrifft warlich hoch rüh-
met und lobet/ St. Paulus nennet sie Gottes Haußhalter und
Knechte/ Bischöffe/
Doctores, Propheten/ dazu auch Gottes
Boten zuversühnen die Welt mit GOtt/
2. Cor. 6. Joel nen-
net sie die Heylande/ David nennet sie Könige und Fürsten/

Psal. 67. Haggeus nennet sie Engel/ und Malachias am 2.
spricht: Die Lippen deß Priesters behalten das Gesetz/ denn
er ist ein Engel deß HErrn Zebaoth/ wie sie Christus selbst
nennet/ nicht allein
Matth. 11. da er den Täuffer Johannem
einen Engel nennet/ sondern auch durchs gantze Buch der
Offenbarung Johannis. Darum haben die Alten solchen
Stand sehr gemieden und gescheucht anzunehmen/ um sei-
ner grossen Würden und Höhe willen/ daß man sie hat müs-
sen dazu zwingen und treiben/ wiewol hernach und bißher
viel gewesen sind/ die solchen Stand haben gepreiset/ um
deß Messe-haltens willen/ mehr denn ums Predigens wil-
len/ welcher Preiß und Ruhm biß anher gewachsen ist so
hoch/ daß sie das Priesterliche Ampt und Stand (Messe zu
opffern) über Maria und Engel gesetzt haben/ weil die Engel
und Maria nicht sollen Messe halten können/ das doch ein
Priester könne/ und ist ein herrlich Ding gewest um einen

neuen

Predigt.
allein um dieſes Standes willen/ ſonſt waͤre ſie lang zu Bo-
den gangen. Jch meine aber nicht den jetzigen geiſtlichen
Stand in Kloͤſtern und Stifften/ mit ſeinem ehrloſen We-
ſen/ denn derſelbige iſt laͤngſt von ſeiner erſten loͤblichen Stif-
tung gefallen/ und nicht mehr dann ein Stand zum Geld
und Zinſen geſtifftet/ durch Menſchliche Weißheit/ hat auch
nichts geiſtliches an ſich/ ohne daß ſie nicht ehelich ſind/ daß
ſie auch nicht beduͤrffen/ haben wol ein anders dafuͤr/ ſonſt iſts
alles eitel aͤuſſerlich/ zeitlich/ vergaͤnglich Gepraͤnge/ denn
ſie achten deß Worts und Predigampts nicht/ wo aber das
Wort nicht gehet/ da muß ſchlechte Geiſtligkeit ſeyn: Son-
dern den Stand meine ich/ der das Predigampt und Dienſt
deß Worts und der Sacrament hat/ welches gibt den Geiſt
und alle Seligkeit/ die man mit keinem Geſaͤnge noch Ge-
praͤnge erlangen kan/ als da iſt das Pfarꝛampt/ Lehrer/ Pre-
diger/ Leſer/ Prieſter/ (die man Capplan nennet) Kuͤſter/
Schulmeiſter/ und was zu ſolchen Aemptern und Perſonen
mehr gehoͤrt/ welchen Stand die Schrifft warlich hoch ruͤh-
met und lobet/ St. Paulus nennet ſie Gottes Haußhalter uñ
Knechte/ Biſchoͤffe/
Doctores, Propheten/ dazu auch Gottes
Boten zuverſuͤhnen die Welt mit GOtt/
2. Cor. 6. Joel nen-
net ſie die Heylande/ David nennet ſie Koͤnige und Fuͤrſten/

Pſal. 67. Haggeus nennet ſie Engel/ und Malachias am 2.
ſpricht: Die Lippen deß Prieſters behalten das Geſetz/ denn
er iſt ein Engel deß HErꝛn Zebaoth/ wie ſie Chriſtus ſelbſt
nennet/ nicht allein
Matth. 11. da er den Taͤuffer Johannem
einen Engel nennet/ ſondern auch durchs gantze Buch der
Offenbarung Johannis. Darum haben die Alten ſolchen
Stand ſehr gemieden und geſcheucht anzunehmen/ um ſei-
ner groſſen Wuͤrden und Hoͤhe willen/ daß man ſie hat muͤſ-
ſen dazu zwingen und treiben/ wiewol hernach und bißher
viel geweſen ſind/ die ſolchen Stand haben gepreiſet/ um
deß Meſſe-haltens willen/ mehr denn ums Predigens wil-
len/ welcher Preiß und Ruhm biß anher gewachſen iſt ſo
hoch/ daß ſie das Prieſterliche Ampt und Stand (Meſſe zu
opffern) uͤber Maria und Engel geſetzt haben/ weil die Engel
und Maria nicht ſollen Meſſe halten koͤnnen/ das doch ein
Prieſter koͤnne/ und iſt ein herꝛlich Ding geweſt um einen

neuen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0543" n="519"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">allein um die&#x017F;es Standes willen/ &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;re &#x017F;ie lang zu Bo-<lb/>
den gangen. Jch meine aber nicht den jetzigen gei&#x017F;tlichen<lb/>
Stand in Klo&#x0364;&#x017F;tern und Stifften/ mit &#x017F;einem ehrlo&#x017F;en We-<lb/>
&#x017F;en/ denn der&#x017F;elbige i&#x017F;t la&#x0364;ng&#x017F;t von &#x017F;einer er&#x017F;ten lo&#x0364;blichen Stif-<lb/>
tung gefallen/ und nicht mehr dann ein Stand zum Geld<lb/>
und Zin&#x017F;en ge&#x017F;tifftet/ durch Men&#x017F;chliche Weißheit/ hat auch<lb/>
nichts gei&#x017F;tliches an &#x017F;ich/ ohne daß &#x017F;ie nicht ehelich &#x017F;ind/ daß<lb/>
&#x017F;ie auch nicht bedu&#x0364;rffen/ haben wol ein anders dafu&#x0364;r/ &#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;ts<lb/>
alles eitel a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich/ zeitlich/ verga&#x0364;nglich Gepra&#x0364;nge/ denn<lb/>
&#x017F;ie achten deß Worts und Predigampts nicht/ wo aber das<lb/>
Wort nicht gehet/ da muß &#x017F;chlechte Gei&#x017F;tligkeit &#x017F;eyn: Son-<lb/>
dern den Stand meine ich/ der das Predigampt und Dien&#x017F;t<lb/>
deß Worts und der Sacrament hat/ welches gibt den Gei&#x017F;t<lb/>
und alle Seligkeit/ die man mit keinem Ge&#x017F;a&#x0364;nge noch Ge-<lb/>
pra&#x0364;nge erlangen kan/ als da i&#x017F;t das Pfar&#xA75B;ampt/ Lehrer/ Pre-<lb/>
diger/ Le&#x017F;er/ Prie&#x017F;ter/ (die man Capplan nennet) Ku&#x0364;&#x017F;ter/<lb/>
Schulmei&#x017F;ter/ und was zu &#x017F;olchen Aemptern und Per&#x017F;onen<lb/>
mehr geho&#x0364;rt/ welchen Stand die Schrifft warlich hoch ru&#x0364;h-<lb/>
met und lobet/ St. Paulus nennet &#x017F;ie Gottes Haußhalter un&#x0303;<lb/>
Knechte/ Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe/</hi><hi rendition="#aq">Doctores,</hi><hi rendition="#fr">Propheten/ dazu auch Gottes<lb/>
Boten zuver&#x017F;u&#x0364;hnen die Welt mit GOtt/</hi> 2. Cor. 6. <hi rendition="#fr">Joel nen-<lb/>
net &#x017F;ie die Heylande/ David nennet &#x017F;ie Ko&#x0364;nige und Fu&#x0364;r&#x017F;ten/</hi><lb/>
P&#x017F;al. 67. <hi rendition="#fr">Haggeus nennet &#x017F;ie Engel/ und Malachias am 2.<lb/>
&#x017F;pricht: Die Lippen deß Prie&#x017F;ters behalten das Ge&#x017F;etz/ denn<lb/>
er i&#x017F;t ein Engel deß HEr&#xA75B;n Zebaoth/ wie &#x017F;ie Chri&#x017F;tus &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nennet/ nicht allein</hi> Matth. 11. <hi rendition="#fr">da er den Ta&#x0364;uffer Johannem<lb/>
einen Engel nennet/ &#x017F;ondern auch durchs gantze Buch der<lb/>
Offenbarung Johannis. Darum haben die Alten &#x017F;olchen<lb/>
Stand &#x017F;ehr gemieden und ge&#x017F;cheucht anzunehmen/ um &#x017F;ei-<lb/>
ner gro&#x017F;&#x017F;en Wu&#x0364;rden und Ho&#x0364;he willen/ daß man &#x017F;ie hat mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en dazu zwingen und treiben/ wiewol hernach und bißher<lb/>
viel gewe&#x017F;en &#x017F;ind/ die &#x017F;olchen Stand haben geprei&#x017F;et/ um<lb/>
deß Me&#x017F;&#x017F;e-haltens willen/ mehr denn ums Predigens wil-<lb/>
len/ welcher Preiß und Ruhm biß anher gewach&#x017F;en i&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
hoch/ daß &#x017F;ie das Prie&#x017F;terliche Ampt und Stand (Me&#x017F;&#x017F;e zu<lb/>
opffern) u&#x0364;ber Maria und Engel ge&#x017F;etzt haben/ weil die Engel<lb/>
und Maria nicht &#x017F;ollen Me&#x017F;&#x017F;e halten ko&#x0364;nnen/ das doch ein<lb/>
Prie&#x017F;ter ko&#x0364;nne/ und i&#x017F;t ein her&#xA75B;lich Ding gewe&#x017F;t um einen</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">neuen</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[519/0543] Predigt. allein um dieſes Standes willen/ ſonſt waͤre ſie lang zu Bo- den gangen. Jch meine aber nicht den jetzigen geiſtlichen Stand in Kloͤſtern und Stifften/ mit ſeinem ehrloſen We- ſen/ denn derſelbige iſt laͤngſt von ſeiner erſten loͤblichen Stif- tung gefallen/ und nicht mehr dann ein Stand zum Geld und Zinſen geſtifftet/ durch Menſchliche Weißheit/ hat auch nichts geiſtliches an ſich/ ohne daß ſie nicht ehelich ſind/ daß ſie auch nicht beduͤrffen/ haben wol ein anders dafuͤr/ ſonſt iſts alles eitel aͤuſſerlich/ zeitlich/ vergaͤnglich Gepraͤnge/ denn ſie achten deß Worts und Predigampts nicht/ wo aber das Wort nicht gehet/ da muß ſchlechte Geiſtligkeit ſeyn: Son- dern den Stand meine ich/ der das Predigampt und Dienſt deß Worts und der Sacrament hat/ welches gibt den Geiſt und alle Seligkeit/ die man mit keinem Geſaͤnge noch Ge- praͤnge erlangen kan/ als da iſt das Pfarꝛampt/ Lehrer/ Pre- diger/ Leſer/ Prieſter/ (die man Capplan nennet) Kuͤſter/ Schulmeiſter/ und was zu ſolchen Aemptern und Perſonen mehr gehoͤrt/ welchen Stand die Schrifft warlich hoch ruͤh- met und lobet/ St. Paulus nennet ſie Gottes Haußhalter uñ Knechte/ Biſchoͤffe/ Doctores, Propheten/ dazu auch Gottes Boten zuverſuͤhnen die Welt mit GOtt/ 2. Cor. 6. Joel nen- net ſie die Heylande/ David nennet ſie Koͤnige und Fuͤrſten/ Pſal. 67. Haggeus nennet ſie Engel/ und Malachias am 2. ſpricht: Die Lippen deß Prieſters behalten das Geſetz/ denn er iſt ein Engel deß HErꝛn Zebaoth/ wie ſie Chriſtus ſelbſt nennet/ nicht allein Matth. 11. da er den Taͤuffer Johannem einen Engel nennet/ ſondern auch durchs gantze Buch der Offenbarung Johannis. Darum haben die Alten ſolchen Stand ſehr gemieden und geſcheucht anzunehmen/ um ſei- ner groſſen Wuͤrden und Hoͤhe willen/ daß man ſie hat muͤſ- ſen dazu zwingen und treiben/ wiewol hernach und bißher viel geweſen ſind/ die ſolchen Stand haben gepreiſet/ um deß Meſſe-haltens willen/ mehr denn ums Predigens wil- len/ welcher Preiß und Ruhm biß anher gewachſen iſt ſo hoch/ daß ſie das Prieſterliche Ampt und Stand (Meſſe zu opffern) uͤber Maria und Engel geſetzt haben/ weil die Engel und Maria nicht ſollen Meſſe halten koͤnnen/ das doch ein Prieſter koͤnne/ und iſt ein herꝛlich Ding geweſt um einen neuen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/543
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/543>, abgerufen am 16.07.2024.