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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die ander
zum Exempel den andern. Wie Pompejus hernach schröcklich gefallen ist/
nachdem er in diesen heimlichen verbottenen Ort gangen ist; Also sind
viel hoher Leuth gefallen/ und werden fallen/ die so kühn sind/ daß sie
in solche Heimligkeit Gottes hinein dringen/ wollen
Religion, Lehre/
und Gottesdienst machen aus eigner Weißheit/ wider Gottes Wort/
stärcken und machen Abgötterey/ und suchen hernach Schein und
Sophi-
smata,
die Lügen und Lästerung zu schmücken/ die offt so schön gefärbet
sind/ daß viel Leuth betrogen werden/ und schwer wird den Betrug
anzuzeigen.
Sic Melanchton.

So ist doch diese tragische Histori und Göttliches gestrenges Gericht
nicht obliquabile, und dahin zuverdrehen/ zuverkrümmen und zufol-
tern/ als wäre alle epopteia, alle An- und Einschau solcher Geheimnüssen/
ohne Beding und Unterscheid bloß verbotten/ als dörfften wir Christen
auch im neuen Testament die Geheimnüssen unser religion, namentlich
auch die Sacramenta Ecclesiae allerdings nicht penetriren/ so weit uns
der Finger deß H. Geistes führet/ sondern bloß in superficie, wie der
Storch den Brey-Topff/ berühren/ nicht intime anschauen/ nicht for-
schen. Distingue tempora & concordabit Scriptura, mögen wir
nicht uneben auch hie sagen. Es ist jetzt nicht mehr um die Zeit/ da die
Geheimnüsse bedeckt und aprosita seyn müssen/ sondern nachdem das ve-
lum templi,
der Fürhang zu dem Heiligthum zerrissen/ Platz und Raum
gemacht hinein zugehen/ ein Zutritt zu nehmen zum Gnaden-Stuhl
Hebr. 4/ 10. erlaubet und gegönnet. Dann es hat uns GOtt der
HErr JEsum Christum vorgestellet als den Gnaden-Stuhl/ pros
endeixin zur Anzeig und öffentlichen Schau/ und dasselbe en to nun kairo,
in der jetzigen gnadenreichen Zeit deß N. Test. Rom. 3/ 25. Nicht allein
aber das/ sondern alle andere Evangelische Geheimnüß/ die von ewi-
Rom. 16, 25.
Eph. 3, 4.
& 5.
cap.
6, 19.
gen Zeiten verschwiegen gewest/ nun aber durch den H. Apo-
stel geoffenbahret und kund gemacht
Rom. 16. Darinnen
uns Christus sich spiegelt mit auffgedecktem Angesicht
2.
Cor. 3/ ult. gebührlich und bescheidentlich zubeschauen. In specie schauen
auch in die Sacramentliche Geheimnüß.

Wann wir dann auch zur Folge der Weissagung Zach. 12. anfan-
gen zu sehen/ in welchen jene mit gifftigen spitzigen Worten/ der
Römische Kriegs-Knecht aber mit seinem Speer gestochen/ seine hei-
lige Seite eröffnet/ daß Wasser und Blut heraus geflossen. Wann wir/
sag ich/ solche Schau angefangen/ beschauet 1. die Wunde als die Quell/
und 2. die Histori deß Wasser- und Blut-Flusses. So folgt nun die dritte
Epopteia & Theoria oder Schau deß Sacramentlichen Geheimnüsses/

als
Die ander
zum Exempel den andern. Wie Pompejus hernach ſchroͤcklich gefallen iſt/
nachdem er in dieſen heimlichen verbottenen Ort gangen iſt; Alſo ſind
viel hoher Leuth gefallen/ und werden fallen/ die ſo kuͤhn ſind/ daß ſie
in ſolche Heimligkeit Gottes hinein dringen/ wollen
Religion, Lehre/
und Gottesdienſt machen aus eigner Weißheit/ wider Gottes Wort/
ſtaͤrcken und machen Abgoͤtterey/ und ſuchen hernach Schein und
Sophi-
ſmata,
die Luͤgen und Laͤſterung zu ſchmuͤcken/ die offt ſo ſchoͤn gefaͤrbet
ſind/ daß viel Leuth betrogen werden/ und ſchwer wird den Betrug
anzuzeigen.
Sic Melanchton.

So iſt doch dieſe tragiſche Hiſtori und Goͤttliches geſtrenges Gericht
nicht obliquabile, und dahin zuverdrehen/ zuverkruͤmmen und zufol-
tern/ als waͤre alle ἐποϖτεία, alle An- und Einſchau ſolcher Geheimnuͤſſen/
ohne Beding und Unterſcheid bloß verbotten/ als doͤrfften wir Chriſten
auch im neuen Teſtament die Geheimnuͤſſen unſer religion, namentlich
auch die Sacramenta Eccleſiæ allerdings nicht penetriren/ ſo weit uns
der Finger deß H. Geiſtes fuͤhret/ ſondern bloß in ſuperficie, wie der
Storch den Brey-Topff/ beruͤhren/ nicht intimè anſchauen/ nicht for-
ſchen. Diſtingue tempora & concordabit Scriptura, moͤgen wir
nicht uneben auch hie ſagen. Es iſt jetzt nicht mehr um die Zeit/ da die
Geheimnuͤſſe bedeckt und ἀπρόσιτα ſeyn muͤſſen/ ſondern nachdem das ve-
lum templi,
der Fuͤrhang zu dem Heiligthum zerriſſen/ Platz und Raum
gemacht hinein zugehen/ ein Zutritt zu nehmen zum Gnaden-Stuhl
Hebr. 4/ 10. erlaubet und gegoͤnnet. Dann es hat uns GOtt der
HErr JEſum Chriſtum vorgeſtellet als den Gnaden-Stuhl/ πρὸς
ἔνδειξιν zur Anzeig und oͤffentlichen Schau/ und daſſelbe ἐν τῷ νῦν καιρῷ,
in der jetzigen gnadenreichen Zeit deß N. Teſt. Rom. 3/ 25. Nicht allein
aber das/ ſondern alle andere Evangeliſche Geheimnuͤß/ die von ewi-
Rom. 16, 25.
Eph. 3, 4.
& 5.
cap.
6, 19.
gen Zeiten verſchwiegen geweſt/ nun aber durch den H. Apo-
ſtel geoffenbahret und kund gemacht
Rom. 16. Darinnen
uns Chriſtus ſich ſpiegelt mit auffgedecktem Angeſicht
2.
Cor. 3/ ult. gebuͤhrlich und beſcheidentlich zubeſchauen. In ſpecie ſchauen
auch in die Sacramentliche Geheimnuͤß.

Wann wir dann auch zur Folge der Weiſſagung Zach. 12. anfan-
gen zu ſehen/ in welchen jene mit gifftigen ſpitzigen Worten/ der
Roͤmiſche Kriegs-Knecht aber mit ſeinem Speer geſtochen/ ſeine hei-
lige Seite eroͤffnet/ daß Waſſer und Blut heraus gefloſſen. Wann wir/
ſag ich/ ſolche Schau angefangen/ beſchauet 1. die Wunde als die Quell/
und 2. die Hiſtori deß Waſſer- und Blut-Fluſſes. So folgt nun die dritte
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/54>, abgerufen am 24.11.2024.