massen dann mit solcher Succession vom Gegentheil gepranget wird. Zu Zeiten St. Pauli hat sich dieser Geist schon gereget/ wo aber/ und in wel- cher Person? das zeigt der Apostel nicht an/ Ursach/ es war damal noch ein stilles Geheimnüß/ der Saamen lag noch verborgen: Es ist derselbe in seinen Kinder-Jahren mit Puppenwerck umgangen/ und hat mit Heyd- nischen Judenzenden Ceremonien/ Sitten und Kirchen-Gepräng/ wie- wol damal auß guter Meynung als mit Docken gespielt/ und allgemach von der alten Jungfräulichen Einfalt der Apostolischen Kirchen abzuweichen angefangen: ist auch unter der Ruthen der Röm. Kayser hart gehalten worden/ daß er sich (außgenommen etliche wenige actus, in welchen er sich gereget/ und zeitlich/ gleich einer Nessel/ gebrennet/ damit anzeigend/ was auß diesem Kraut ins künfftige werden würde/ sonderlich in Pabst Victore) noch nicht öffentlich herfür thun können. Folgends hat er un- ter den Christlichen Kaysern sich als ein Jüngling in den Schrancken/ Zucht/ Demuth und Schamhafftigkeit gehalten/ da er noch gar zart und unterthänig mit grossen Herren und Kaysern umgangen. Aber da Pho- cas die Band auffgelößt/ und ihn zu einem Oecumenico Papa, zu einem Ober-Haupt über alle andere Bischöffe und Patriarchen erhoben/ da hat er sein männlich akme[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt] erreicht/ und ist nach und nach je länger je höher ge- stiegen/ biß er den Schlüssel zum Kloster erlangt/ die höchste Häupter der
Sanctius ad Daniel. 2. haec notar p. 82. Rex Regum a Daniele vocatur Na- buchadonosor, sive, quia Regum esset potentissimus, aut quia Reges haberet sibi vectigales & foederatos; aut certe, quia aliis Regna dare posset, & adimere. Sic & Papa Romanus. Ipse enim (ibid. pag. 63.) dat adimitque regna; quod etiam faciunt, quos habuit sui in Ecclesia Vicarios, dum Imperia confirmant, & Regii Nominis ac tituli privatione damnant, quos habent aut Ecclesiae rebelles, aut rei Christianae procurandae contrarios.
Christenheit zum Schemel seiner Füsse gelegt/ Kronen und Königreich außgetheilet und versetzt/ durch den Bund-Schlüssel dieselbe ihrer Ehren und Würden beranbt/ und sich also zum König über alle Könige gemacht/ und alle characteres eines förmlichen Tyrannen erfüllt. Da sind etli- chen grossen Herren die Augen ein wenig auffgangen/ daß sie gesehen/ was sie gethan/ und welch eine gifftige Schlange sie biß dato im Busen gewär- met. Nunmehr aber in diesen letsten Zeiten ist er veraltet und betaget/ und gehet fast auff der Gruben/ inmassen dann auch nicht mehr (wie vor Zeiten geschehen) Jünglinge und junge Männer/ sondern alte Herren und Luth. tom. 7. Witteb. p. 570.Cardinäle auff den Päbstischen Thron erhoben worden. Er ist ja dem Namen nach ein rechter Antichrist/ das ist Wider- und Für-Christ. Ein Wider-Christ heimlich/ ein Für-Christ/ oder Christi angebohrner
Stadt-
APPENDIX.
maſſen dann mit ſolcher Succeſſion vom Gegentheil gepranget wird. Zu Zeiten St. Pauli hat ſich dieſer Geiſt ſchon gereget/ wo aber/ und in wel- cher Perſon? das zeigt der Apoſtel nicht an/ Urſach/ es war damal noch ein ſtilles Geheimnuͤß/ der Saamen lag noch verborgen: Es iſt derſelbe in ſeinen Kinder-Jahren mit Puppenwerck umgangen/ und hat mit Heyd- niſchen Judenzenden Ceremonien/ Sitten und Kirchen-Gepraͤng/ wie- wol damal auß guter Meynung als mit Docken geſpielt/ und allgemach von der alten Jungfraͤulichen Einfalt der Apoſtoliſchen Kirchen abzuweichen angefangen: iſt auch unter der Ruthen der Roͤm. Kayſer hart gehalten worden/ daß er ſich (außgenommen etliche wenige actus, in welchen er ſich gereget/ und zeitlich/ gleich einer Neſſel/ gebrennet/ damit anzeigend/ was auß dieſem Kraut ins kuͤnfftige werden wuͤrde/ ſonderlich in Pabſt Victore) noch nicht oͤffentlich herfuͤr thun koͤnnen. Folgends hat er un- ter den Chriſtlichen Kayſern ſich als ein Juͤngling in den Schrancken/ Zucht/ Demuth und Schamhafftigkeit gehalten/ da er noch gar zart und unterthaͤnig mit groſſen Herren und Kayſern umgangen. Aber da Pho- cas die Band auffgeloͤßt/ und ihn zu einem Oecumenico Papa, zu einem Ober-Haupt uͤber alle andere Biſchoͤffe und Patriarchen erhoben/ da hat er ſein maͤnnlich ἀϰμη[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt] erreicht/ und iſt nach und nach je laͤnger je hoͤher ge- ſtiegen/ biß er den Schluͤſſel zum Kloſter erlangt/ die hoͤchſte Haͤupter der
Sanctius ad Daniel. 2. hæc notar p. 82. Rex Regum à Daniele vocatur Na- buchadonoſor, ſive, quia Regum eſſet potentiſſimus, aut quia Reges haberet ſibi vectigales & fœderatos; aut certè, quia aliis Regna dare poſſet, & adimere. Sic & Papa Romanus. Ipſe enim (ibid. pag. 63.) dat adimitque regna; quod etiam faciunt, quos habuit ſui in Eccleſia Vicarios, dum Imperia confirmant, & Regii Nominis ac tituli privatione damnant, quos habent aut Eccleſiæ rebelles, aut rei Chriſtianæ procurandæ contrarios.
Chriſtenheit zum Schemel ſeiner Fuͤſſe gelegt/ Kronen und Koͤnigreich außgetheilet und verſetzt/ durch den Bund-Schluͤſſel dieſelbe ihrer Ehren und Wuͤrden beranbt/ und ſich alſo zum Koͤnig uͤber alle Koͤnige gemacht/ und alle characteres eines foͤrmlichen Tyrannen erfuͤllt. Da ſind etli- chen groſſen Herren die Augen ein wenig auffgangen/ daß ſie geſehen/ was ſie gethan/ und welch eine gifftige Schlange ſie biß dato im Buſen gewaͤr- met. Nunmehr aber in dieſen letſten Zeiten iſt er veraltet und betaget/ und gehet faſt auff der Gruben/ inmaſſen dann auch nicht mehr (wie vor Zeiten geſchehen) Juͤnglinge und junge Maͤnner/ ſondern alte Herren und Luth. tom. 7. Witteb. p. 570.Cardinaͤle auff den Paͤbſtiſchen Thron erhoben worden. Er iſt ja dem Namen nach ein rechter Antichriſt/ das iſt Wider- und Fuͤr-Chriſt. Ein Wider-Chriſt heimlich/ ein Fuͤr-Chriſt/ oder Chriſti angebohrner
Stadt-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0486"n="462"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">APPENDIX</hi>.</hi></hi></fw><lb/>
maſſen dann mit ſolcher Succeſſion vom Gegentheil gepranget wird. Zu<lb/>
Zeiten St. Pauli hat ſich dieſer Geiſt ſchon gereget/ wo aber/ und in wel-<lb/>
cher Perſon? das zeigt der Apoſtel nicht an/ Urſach/ es war damal noch<lb/>
ein ſtilles Geheimnuͤß/ der Saamen lag noch verborgen: Es iſt derſelbe<lb/>
in ſeinen Kinder-Jahren mit Puppenwerck umgangen/ und hat mit Heyd-<lb/>
niſchen Judenzenden Ceremonien/ Sitten und Kirchen-Gepraͤng/ wie-<lb/>
wol damal auß guter Meynung als mit Docken geſpielt/ und allgemach von<lb/>
der alten Jungfraͤulichen Einfalt der Apoſtoliſchen Kirchen abzuweichen<lb/>
angefangen: iſt auch unter der Ruthen der Roͤm. Kayſer hart gehalten<lb/>
worden/ daß er ſich (außgenommen etliche wenige <hirendition="#aq">actus,</hi> in welchen er<lb/>ſich gereget/ und zeitlich/ gleich einer Neſſel/ gebrennet/ damit anzeigend/<lb/>
was auß dieſem Kraut ins kuͤnfftige werden wuͤrde/ ſonderlich in Pabſt<lb/><hirendition="#aq">Victore</hi>) noch nicht oͤffentlich herfuͤr thun koͤnnen. Folgends hat er un-<lb/>
ter den Chriſtlichen Kayſern ſich als ein Juͤngling in den Schrancken/<lb/>
Zucht/ Demuth und Schamhafftigkeit gehalten/ da er noch gar zart und<lb/>
unterthaͤnig mit groſſen Herren und Kayſern umgangen. Aber da <hirendition="#aq">Pho-<lb/>
cas</hi> die Band auffgeloͤßt/ und ihn zu einem <hirendition="#aq">Oecumenico Papa,</hi> zu einem<lb/>
Ober-Haupt uͤber alle andere Biſchoͤffe und Patriarchen erhoben/ da hat<lb/>
er ſein maͤnnlich ἀϰμη<gapreason="fm"unit="chars"quantity="1"/> erreicht/ und iſt nach und nach je laͤnger je hoͤher ge-<lb/>ſtiegen/ biß er den Schluͤſſel zum Kloſter erlangt/ die hoͤchſte Haͤupter der</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Sanctius ad Daniel. 2. hæc notar p. 82. Rex Regum à Daniele vocatur Na-<lb/>
buchadonoſor, ſive, quia Regum eſſet potentiſſimus, aut quia Reges haberet ſibi<lb/>
vectigales & fœderatos; aut certè, quia aliis Regna dare poſſet, & adimere. Sic<lb/>& Papa Romanus. Ipſe enim (ibid. pag. 63.) dat adimitque regna; quod etiam<lb/>
faciunt, quos habuit ſui in Eccleſia Vicarios, dum Imperia confirmant, & Regii<lb/>
Nominis ac tituli privatione damnant, quos habent aut Eccleſiæ rebelles, aut<lb/>
rei Chriſtianæ procurandæ contrarios.</hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Chriſtenheit zum Schemel ſeiner Fuͤſſe gelegt/ Kronen und Koͤnigreich<lb/>
außgetheilet und verſetzt/ durch den Bund-Schluͤſſel dieſelbe ihrer Ehren<lb/>
und Wuͤrden beranbt/ und ſich alſo zum Koͤnig uͤber alle Koͤnige gemacht/<lb/>
und alle <hirendition="#aq">characteres</hi> eines foͤrmlichen Tyrannen erfuͤllt. Da ſind etli-<lb/>
chen groſſen Herren die Augen ein wenig auffgangen/ daß ſie geſehen/ was<lb/>ſie gethan/ und welch eine gifftige Schlange ſie biß dato im Buſen gewaͤr-<lb/>
met. Nunmehr aber in dieſen letſten Zeiten iſt er veraltet und betaget/<lb/>
und gehet faſt auff der Gruben/ inmaſſen dann auch nicht mehr (wie vor<lb/>
Zeiten geſchehen) Juͤnglinge und junge Maͤnner/ ſondern alte Herren und<lb/><noteplace="left"><hirendition="#aq">Luth. tom.<lb/>
7. Witteb.<lb/>
p.</hi> 570.</note>Cardinaͤle auff den Paͤbſtiſchen Thron erhoben worden. Er iſt ja dem<lb/>
Namen nach ein rechter Antichriſt/ das iſt <hirendition="#fr">Wider- und Fuͤr-Chriſt.</hi><lb/>
Ein Wider-Chriſt heimlich/ ein <hirendition="#fr">Fuͤr-Chriſt/</hi> oder Chriſti angebohrner<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Stadt-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[462/0486]
APPENDIX.
maſſen dann mit ſolcher Succeſſion vom Gegentheil gepranget wird. Zu
Zeiten St. Pauli hat ſich dieſer Geiſt ſchon gereget/ wo aber/ und in wel-
cher Perſon? das zeigt der Apoſtel nicht an/ Urſach/ es war damal noch
ein ſtilles Geheimnuͤß/ der Saamen lag noch verborgen: Es iſt derſelbe
in ſeinen Kinder-Jahren mit Puppenwerck umgangen/ und hat mit Heyd-
niſchen Judenzenden Ceremonien/ Sitten und Kirchen-Gepraͤng/ wie-
wol damal auß guter Meynung als mit Docken geſpielt/ und allgemach von
der alten Jungfraͤulichen Einfalt der Apoſtoliſchen Kirchen abzuweichen
angefangen: iſt auch unter der Ruthen der Roͤm. Kayſer hart gehalten
worden/ daß er ſich (außgenommen etliche wenige actus, in welchen er
ſich gereget/ und zeitlich/ gleich einer Neſſel/ gebrennet/ damit anzeigend/
was auß dieſem Kraut ins kuͤnfftige werden wuͤrde/ ſonderlich in Pabſt
Victore) noch nicht oͤffentlich herfuͤr thun koͤnnen. Folgends hat er un-
ter den Chriſtlichen Kayſern ſich als ein Juͤngling in den Schrancken/
Zucht/ Demuth und Schamhafftigkeit gehalten/ da er noch gar zart und
unterthaͤnig mit groſſen Herren und Kayſern umgangen. Aber da Pho-
cas die Band auffgeloͤßt/ und ihn zu einem Oecumenico Papa, zu einem
Ober-Haupt uͤber alle andere Biſchoͤffe und Patriarchen erhoben/ da hat
er ſein maͤnnlich ἀϰμη_ erreicht/ und iſt nach und nach je laͤnger je hoͤher ge-
ſtiegen/ biß er den Schluͤſſel zum Kloſter erlangt/ die hoͤchſte Haͤupter der
Sanctius ad Daniel. 2. hæc notar p. 82. Rex Regum à Daniele vocatur Na-
buchadonoſor, ſive, quia Regum eſſet potentiſſimus, aut quia Reges haberet ſibi
vectigales & fœderatos; aut certè, quia aliis Regna dare poſſet, & adimere. Sic
& Papa Romanus. Ipſe enim (ibid. pag. 63.) dat adimitque regna; quod etiam
faciunt, quos habuit ſui in Eccleſia Vicarios, dum Imperia confirmant, & Regii
Nominis ac tituli privatione damnant, quos habent aut Eccleſiæ rebelles, aut
rei Chriſtianæ procurandæ contrarios.
Chriſtenheit zum Schemel ſeiner Fuͤſſe gelegt/ Kronen und Koͤnigreich
außgetheilet und verſetzt/ durch den Bund-Schluͤſſel dieſelbe ihrer Ehren
und Wuͤrden beranbt/ und ſich alſo zum Koͤnig uͤber alle Koͤnige gemacht/
und alle characteres eines foͤrmlichen Tyrannen erfuͤllt. Da ſind etli-
chen groſſen Herren die Augen ein wenig auffgangen/ daß ſie geſehen/ was
ſie gethan/ und welch eine gifftige Schlange ſie biß dato im Buſen gewaͤr-
met. Nunmehr aber in dieſen letſten Zeiten iſt er veraltet und betaget/
und gehet faſt auff der Gruben/ inmaſſen dann auch nicht mehr (wie vor
Zeiten geſchehen) Juͤnglinge und junge Maͤnner/ ſondern alte Herren und
Cardinaͤle auff den Paͤbſtiſchen Thron erhoben worden. Er iſt ja dem
Namen nach ein rechter Antichriſt/ das iſt Wider- und Fuͤr-Chriſt.
Ein Wider-Chriſt heimlich/ ein Fuͤr-Chriſt/ oder Chriſti angebohrner
Stadt-
Luth. tom.
7. Witteb.
p. 570.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/486>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.