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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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APPENDIX.
Sächsischen Augapffels/ c. 86. in vindiciis juris polit. Theolog. Lu-
ther. D. Carpzovii.
Jedoch wil ich zum Uberfluß zuförderst auffs zier-
lich ste hiemit protestirt haben/ daß ich nach dem Exempel St. Johannis
in seiner Epistel mit den menschlichen hohen und niederen Stands-Per-
sonen in individuo nicht zu thun haben wolle; Sondern vielmehr und
fürnemlich mit dem Geist und Stat deß Antichrists. Deme ja/ wann
sichs befinden wird/ daß er ein böser höllischer Geist sey/ man kein Fuchs-
schwantz zu streichen/ sondern scapham scapham um der lieben Warheit
Willen zu sagen befugt. Hohe Potentaten haben solcher Aufflag/ wann
sie auch gleich die Person deß Pabsts berühren solte/ so wenig zu entgelten/
als wenig Jonathan seines unsinnigen Vaters Sauls/ oder Josias und
Hiskias ihres Vaters des Abgöttischen Propheten-Mörders Manassis
zuentgelten haben. Es kan gar wol seyn/ daß ein grosser Herr einem bö-
sen Menschen Schutz hält/ und demselben vor Gewalt sey. Folgt aber
darum nicht/ daß der Schutz-Herr ein böser Mensch sey oder desselben
Boßheit zu entgelten habe/ dann ja auch GOtt der HErr selbst dem Bru-
der-Mörder Cain Schutz gehalten/ deßgleichen hat der Römische Pabst
selbst die verhärteten Juden/ wie dann auch die öffentliche Lupanaria
und Frey-Weiber-Häuser mit Privilegien und Schutz-Freyheiten ver-
wahret/ solte darum er der Jüdischen Gottslästerungen/ welche sie in ih-
ren Synagogen halten/ oder der Unzucht/ so in besagten Häusern fürgehet
zu entgelten haben? Es wird ja kein Papist irgend einem König oder Po-
tentaten/ der den Lutheranern oder Calvinisten unter seiner Bottmäßig-
keit die asulian und Schutz-Freyheit gegönnet/ darum für einen Lutheri-
schen oder Calvinischen Ketzer außschreyen dörffen. Daß aber hie kein in-
juriae notoriae accusatio
oder Anklag einiger öffentlicher Schmach-Red
statt haben könne/ erscheinet daher/ dieweil was ich hie thue/ so ich jemand
unrecht thäte/ das thäte ich auß überwindlicher Unwissenheit/ wie Sanct
Paulus sich auch entschuldiget/ Act. 23/ 5. Lieben Brüder/ ich wuste es
nicht/ daß es der Hohepriester ist; Sintemal ich dermassen in meinem
Hertzen und Gewissen dessen überzeugt und überwiesen bin/ daß dieser Geist
sey der Geist deß Antichrists/ als gewiß ich bin/ daß JEsus von Nazareth
der wahre Christus und mit dem H. Geist gesalbte Gottes sey. Deßglei-
chen was ich hie sage und thue/ das thu und sage ich mit Bestand der War-
heit non convitiandi consilio, nicht der Meynung/ irgend einen Men-
schen damit zu schmähen und zu lästern; sondern die unvorsichtige Schaaf
für dem Wolff zu warnen. Worin mich ja kein gerechter Richter/ und
redlicher Bidermann wird verdencken können. Gleichwie nun St. Pau-

lus
Achter Theil. M m m

APPENDIX.
Saͤchſiſchen Augapffels/ c. 86. in vindiciis juris polit. Theolog. Lu-
ther. D. Carpzovii.
Jedoch wil ich zum Uberfluß zufoͤrderſt auffs zier-
lich ſte hiemit proteſtirt haben/ daß ich nach dem Exempel St. Johannis
in ſeiner Epiſtel mit den menſchlichen hohen und niederen Stands-Per-
ſonen in individuo nicht zu thun haben wolle; Sondern vielmehr und
fuͤrnemlich mit dem Geiſt und Stat deß Antichriſts. Deme ja/ wann
ſichs befinden wird/ daß er ein boͤſer hoͤlliſcher Geiſt ſey/ man kein Fuchs-
ſchwantz zu ſtreichen/ ſondern ſcapham ſcapham um der lieben Warheit
Willen zu ſagen befugt. Hohe Potentaten haben ſolcher Aufflag/ wann
ſie auch gleich die Perſon deß Pabſts beruͤhren ſolte/ ſo wenig zu entgelten/
als wenig Jonathan ſeines unſinnigen Vaters Sauls/ oder Joſias und
Hiskias ihres Vaters des Abgoͤttiſchen Propheten-Moͤrders Manaſſis
zuentgelten haben. Es kan gar wol ſeyn/ daß ein groſſer Herꝛ einem boͤ-
ſen Menſchen Schutz haͤlt/ und demſelben vor Gewalt ſey. Folgt aber
darum nicht/ daß der Schutz-Herꝛ ein boͤſer Menſch ſey oder deſſelben
Boßheit zu entgelten habe/ dann ja auch GOtt der HErꝛ ſelbſt dem Bru-
der-Moͤrder Cain Schutz gehalten/ deßgleichen hat der Roͤmiſche Pabſt
ſelbſt die verhaͤrteten Juden/ wie dann auch die oͤffentliche Lupanaria
und Frey-Weiber-Haͤuſer mit Privilegien und Schutz-Freyheiten ver-
wahret/ ſolte darum er der Juͤdiſchen Gottslaͤſterungen/ welche ſie in ih-
ren Synagogen halten/ oder der Unzucht/ ſo in beſagten Haͤuſern fuͤrgehet
zu entgelten haben? Es wird ja kein Papiſt irgend einem Koͤnig oder Po-
tentaten/ der den Lutheranern oder Calviniſten unter ſeiner Bottmaͤßig-
keit die ἀσυλίαν und Schutz-Freyheit gegoͤnnet/ darum fuͤr einen Lutheri-
ſchen oder Calviniſchen Ketzer außſchreyen doͤrffen. Daß aber hie kein in-
juriæ notoriæ accuſatio
oder Anklag einiger oͤffentlicher Schmach-Red
ſtatt haben koͤnne/ erſcheinet daher/ dieweil was ich hie thue/ ſo ich jemand
unrecht thaͤte/ das thaͤte ich auß uͤberwindlicher Unwiſſenheit/ wie Sanct
Paulus ſich auch entſchuldiget/ Act. 23/ 5. Lieben Bruͤder/ ich wuſte es
nicht/ daß es der Hoheprieſter iſt; Sintemal ich dermaſſen in meinem
Hertzen und Gewiſſen deſſen uͤberzeugt und uͤberwieſen bin/ daß dieſer Geiſt
ſey der Geiſt deß Antichriſts/ als gewiß ich bin/ daß JEſus von Nazareth
der wahre Chriſtus und mit dem H. Geiſt geſalbte Gottes ſey. Deßglei-
chen was ich hie ſage und thue/ das thu und ſage ich mit Beſtand der War-
heit non convitiandi conſilio, nicht der Meynung/ irgend einen Men-
ſchen damit zu ſchmaͤhen und zu laͤſtern; ſondern die unvorſichtige Schaaf
fuͤr dem Wolff zu warnen. Worin mich ja kein gerechter Richter/ und
redlicher Bidermann wird verdencken koͤnnen. Gleichwie nun St. Pau-

lus
Achter Theil. M m m
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[457/0481] APPENDIX. Saͤchſiſchen Augapffels/ c. 86. in vindiciis juris polit. Theolog. Lu- ther. D. Carpzovii. Jedoch wil ich zum Uberfluß zufoͤrderſt auffs zier- lich ſte hiemit proteſtirt haben/ daß ich nach dem Exempel St. Johannis in ſeiner Epiſtel mit den menſchlichen hohen und niederen Stands-Per- ſonen in individuo nicht zu thun haben wolle; Sondern vielmehr und fuͤrnemlich mit dem Geiſt und Stat deß Antichriſts. Deme ja/ wann ſichs befinden wird/ daß er ein boͤſer hoͤlliſcher Geiſt ſey/ man kein Fuchs- ſchwantz zu ſtreichen/ ſondern ſcapham ſcapham um der lieben Warheit Willen zu ſagen befugt. Hohe Potentaten haben ſolcher Aufflag/ wann ſie auch gleich die Perſon deß Pabſts beruͤhren ſolte/ ſo wenig zu entgelten/ als wenig Jonathan ſeines unſinnigen Vaters Sauls/ oder Joſias und Hiskias ihres Vaters des Abgoͤttiſchen Propheten-Moͤrders Manaſſis zuentgelten haben. Es kan gar wol ſeyn/ daß ein groſſer Herꝛ einem boͤ- ſen Menſchen Schutz haͤlt/ und demſelben vor Gewalt ſey. Folgt aber darum nicht/ daß der Schutz-Herꝛ ein boͤſer Menſch ſey oder deſſelben Boßheit zu entgelten habe/ dann ja auch GOtt der HErꝛ ſelbſt dem Bru- der-Moͤrder Cain Schutz gehalten/ deßgleichen hat der Roͤmiſche Pabſt ſelbſt die verhaͤrteten Juden/ wie dann auch die oͤffentliche Lupanaria und Frey-Weiber-Haͤuſer mit Privilegien und Schutz-Freyheiten ver- wahret/ ſolte darum er der Juͤdiſchen Gottslaͤſterungen/ welche ſie in ih- ren Synagogen halten/ oder der Unzucht/ ſo in beſagten Haͤuſern fuͤrgehet zu entgelten haben? Es wird ja kein Papiſt irgend einem Koͤnig oder Po- tentaten/ der den Lutheranern oder Calviniſten unter ſeiner Bottmaͤßig- keit die ἀσυλίαν und Schutz-Freyheit gegoͤnnet/ darum fuͤr einen Lutheri- ſchen oder Calviniſchen Ketzer außſchreyen doͤrffen. Daß aber hie kein in- juriæ notoriæ accuſatio oder Anklag einiger oͤffentlicher Schmach-Red ſtatt haben koͤnne/ erſcheinet daher/ dieweil was ich hie thue/ ſo ich jemand unrecht thaͤte/ das thaͤte ich auß uͤberwindlicher Unwiſſenheit/ wie Sanct Paulus ſich auch entſchuldiget/ Act. 23/ 5. Lieben Bruͤder/ ich wuſte es nicht/ daß es der Hoheprieſter iſt; Sintemal ich dermaſſen in meinem Hertzen und Gewiſſen deſſen uͤberzeugt und uͤberwieſen bin/ daß dieſer Geiſt ſey der Geiſt deß Antichriſts/ als gewiß ich bin/ daß JEſus von Nazareth der wahre Chriſtus und mit dem H. Geiſt geſalbte Gottes ſey. Deßglei- chen was ich hie ſage und thue/ das thu und ſage ich mit Beſtand der War- heit non convitiandi conſilio, nicht der Meynung/ irgend einen Men- ſchen damit zu ſchmaͤhen und zu laͤſtern; ſondern die unvorſichtige Schaaf fuͤr dem Wolff zu warnen. Worin mich ja kein gerechter Richter/ und redlicher Bidermann wird verdencken koͤnnen. Gleichwie nun St. Pau- lus Achter Theil. M m m

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/481>, abgerufen am 22.11.2024.