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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die zehende
die hohen Apostel gewesen 2. Cor. 11/ 5. cap. 12/ 11. Zwar anfangs ehe
und dann sie vom H. Geist vollkömmlich erleuchtet und geheiliget worden/
zanckten sie sich um den Primat, und wolte je einer höher und gewaltiger
seyn/ als der andere/ und geschach solch disputat sonderlich zur höchsten
Unzeit bey angehender Passion des Herrn/ nach eingenommenem H.
Abendmahl/ da fiengen seine Jünger an zu fragen unter sich selbst/ und er-
hub sich ein Zanck unter ihnen/ welcher für den grösten solte gehalten wer-
den; davon intonirt der Evangelist Lucas c. 22/ 24. in einem sehr trauri-
gen und unanmuthigen Thon/ es war philoneikia, ein Zanck/ was für
ein Zanck? Zancken ist per se nicht unrecht/ wird gesagt von GOtt selb-
sten Jerem. 2/ 9. von dem Ertz-Engel Michael Ep. Jud. . 9. von Jacob
Gen. 31, 36. deßgleichen Ampts-Zanck/ abgedrungener Noth-Zanck/ auß
erleuchtetem liebreichen Gemüth ist nicht Sünde; Aber solcher Art war
dieser Zanck nicht/ sondern ein fleischlicher/ sündlicher/ ärgerlicher böser
Zanck. Die rixatores waren Christi eilff discipul, dann der Verräther
war schon hinauß/ die jenige Jünger/ welche auß dem liebreichen Mund
ihres Meisters damal so viel heilsame Ermahnungen zur Brüderlichen
Liebe/ sampt der Demuth gehört und eingenommen/ nachdem Er ihnen
kurtz zuvor die Füsse gewaschen zum Beyspiel: Die als grobe (bellaces)
Galiläer haben solchen ärgerlichen Zanck/ auß blinden irrenden Gewissen
erhoben/ das war bey ihnen außgemacht/ Christi Reich werde ein Welt-
Reich werden/ mit weltlichen Wehr und Waffen zu bekriegen: da Chri-
stus einritt/ dachten sie/ jetzt werde das Messias Reich offenbar werden
Luc. 19/ 11. der Herr hat kurtz zuvor von seiner glorification gepredigt
Joh. 13/ 32. einen Trunck drauff gebracht Luc. 22/ 18. daher entstund der
paralogismus, der Schluß- und Gloß-Fehler/ eine Wurtzel des Zancks.
(2.) Quid pomum eridos? Welchs war der Zanck-Apffel/ die Narren-
Kappe/ oder nicht so gut? sondern asini umbra, ein Esels-Schatten/
und nicht so viel/ nemlich umbrae somnum, MAJORITAS, der Traum
einiger Hoheit/ wer der nechste am König solte seyn/ der Cantzler/ der
Marschall? Wie Christus werde die Ordnung dispensiren? da dann
etliche den Vorzug haben wollen wegen der Blut-Freundschafft/ als Ja-
cobus/ Alphei und Simon; andere wegen ihrer herrlichen Gaben und
Offenbahrungen/ als die der Verklärung beygewohnet/ die Donners-
Kinder Jacobus und Johannes; andere wegen des Alters/ als Petrus
und Andreas/ sonderlich Petrus/ für welchen auch der Zoll abgerichtet
worden. Zwar Baronius verkartet hie das Spiel. Dem zugegensteht

ad ann. 34. n. 42. excipirt Petrum, wil nicht zugeben/ daß Petrus auch sich
in den Handel geschlagen/ von dessen Primat kein Zweiffel gewesen/ der Vorzug

hab

Die zehende
die hohen Apoſtel geweſen 2. Cor. 11/ 5. cap. 12/ 11. Zwar anfangs ehe
und dann ſie vom H. Geiſt vollkoͤmmlich erleuchtet und geheiliget worden/
zanckten ſie ſich um den Primat, und wolte je einer hoͤher und gewaltiger
ſeyn/ als der andere/ und geſchach ſolch diſputat ſonderlich zur hoͤchſten
Unzeit bey angehender Paſſion des Herrn/ nach eingenommenem H.
Abendmahl/ da fiengen ſeine Juͤnger an zu fragen unter ſich ſelbſt/ und er-
hub ſich ein Zanck unter ihnen/ welcher fuͤr den groͤſten ſolte gehalten wer-
den; davon intonirt der Evangeliſt Lucas c. 22/ 24. in einem ſehr trauri-
gen und unanmuthigen Thon/ es war ϕιλονεικία, ein Zanck/ was fuͤr
ein Zanck? Zancken iſt per ſe nicht unrecht/ wird geſagt von GOtt ſelb-
ſten Jerem. 2/ 9. von dem Ertz-Engel Michael Ep. Jud. ꝟ. 9. von Jacob
Gen. 31, 36. deßgleichen Ampts-Zanck/ abgedrungener Noth-Zanck/ auß
erleuchtetem liebreichen Gemuͤth iſt nicht Suͤnde; Aber ſolcher Art war
dieſer Zanck nicht/ ſondern ein fleiſchlicher/ ſuͤndlicher/ aͤrgerlicher boͤſer
Zanck. Die rixatores waren Chriſti eilff diſcipul, dann der Verraͤther
war ſchon hinauß/ die jenige Juͤnger/ welche auß dem liebreichen Mund
ihres Meiſters damal ſo viel heilſame Ermahnungen zur Bruͤderlichen
Liebe/ ſampt der Demuth gehoͤrt und eingenommen/ nachdem Er ihnen
kurtz zuvor die Fuͤſſe gewaſchen zum Beyſpiel: Die als grobe (bellaces)
Galilaͤer haben ſolchen aͤrgerlichen Zanck/ auß blinden irrenden Gewiſſen
erhoben/ das war bey ihnen außgemacht/ Chriſti Reich werde ein Welt-
Reich werden/ mit weltlichen Wehr und Waffen zu bekriegen: da Chri-
ſtus einritt/ dachten ſie/ jetzt werde das Meſſias Reich offenbar werden
Luc. 19/ 11. der Herr hat kurtz zuvor von ſeiner glorification gepredigt
Joh. 13/ 32. einen Trunck drauff gebracht Luc. 22/ 18. daher entſtund der
paralogiſmus, der Schluß- und Gloß-Fehler/ eine Wurtzel des Zancks.
(2.) Quid pomum eridos? Welchs war der Zanck-Apffel/ die Narren-
Kappe/ oder nicht ſo gut? ſondern aſini umbra, ein Eſels-Schatten/
und nicht ſo viel/ nemlich umbræ ſomnum, MAJORITAS, der Traum
einiger Hoheit/ wer der nechſte am Koͤnig ſolte ſeyn/ der Cantzler/ der
Marſchall? Wie Chriſtus werde die Ordnung diſpenſiren? da dann
etliche den Vorzug haben wollen wegen der Blut-Freundſchafft/ als Ja-
cobus/ Alphei und Simon; andere wegen ihrer herꝛlichen Gaben und
Offenbahrungen/ als die der Verklaͤrung beygewohnet/ die Donners-
Kinder Jacobus und Johannes; andere wegen des Alters/ als Petrus
und Andreas/ ſonderlich Petrus/ fuͤr welchen auch der Zoll abgerichtet
worden. Zwar Baronius verkartet hie das Spiel. Dem zugegenſteht

ad ann. 34. n. 42. excipirt Petrum, wil nicht zugeben/ daß Petrus auch ſich
in den Handel geſchlagen/ von deſſen Primat kein Zweiffel geweſen/ der Vorzug

hab
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[422/0446] Die zehende die hohen Apoſtel geweſen 2. Cor. 11/ 5. cap. 12/ 11. Zwar anfangs ehe und dann ſie vom H. Geiſt vollkoͤmmlich erleuchtet und geheiliget worden/ zanckten ſie ſich um den Primat, und wolte je einer hoͤher und gewaltiger ſeyn/ als der andere/ und geſchach ſolch diſputat ſonderlich zur hoͤchſten Unzeit bey angehender Paſſion des Herrn/ nach eingenommenem H. Abendmahl/ da fiengen ſeine Juͤnger an zu fragen unter ſich ſelbſt/ und er- hub ſich ein Zanck unter ihnen/ welcher fuͤr den groͤſten ſolte gehalten wer- den; davon intonirt der Evangeliſt Lucas c. 22/ 24. in einem ſehr trauri- gen und unanmuthigen Thon/ es war ϕιλονεικία, ein Zanck/ was fuͤr ein Zanck? Zancken iſt per ſe nicht unrecht/ wird geſagt von GOtt ſelb- ſten Jerem. 2/ 9. von dem Ertz-Engel Michael Ep. Jud. ꝟ. 9. von Jacob Gen. 31, 36. deßgleichen Ampts-Zanck/ abgedrungener Noth-Zanck/ auß erleuchtetem liebreichen Gemuͤth iſt nicht Suͤnde; Aber ſolcher Art war dieſer Zanck nicht/ ſondern ein fleiſchlicher/ ſuͤndlicher/ aͤrgerlicher boͤſer Zanck. Die rixatores waren Chriſti eilff diſcipul, dann der Verraͤther war ſchon hinauß/ die jenige Juͤnger/ welche auß dem liebreichen Mund ihres Meiſters damal ſo viel heilſame Ermahnungen zur Bruͤderlichen Liebe/ ſampt der Demuth gehoͤrt und eingenommen/ nachdem Er ihnen kurtz zuvor die Fuͤſſe gewaſchen zum Beyſpiel: Die als grobe (bellaces) Galilaͤer haben ſolchen aͤrgerlichen Zanck/ auß blinden irrenden Gewiſſen erhoben/ das war bey ihnen außgemacht/ Chriſti Reich werde ein Welt- Reich werden/ mit weltlichen Wehr und Waffen zu bekriegen: da Chri- ſtus einritt/ dachten ſie/ jetzt werde das Meſſias Reich offenbar werden Luc. 19/ 11. der Herr hat kurtz zuvor von ſeiner glorification gepredigt Joh. 13/ 32. einen Trunck drauff gebracht Luc. 22/ 18. daher entſtund der paralogiſmus, der Schluß- und Gloß-Fehler/ eine Wurtzel des Zancks. (2.) Quid pomum eridos? Welchs war der Zanck-Apffel/ die Narren- Kappe/ oder nicht ſo gut? ſondern aſini umbra, ein Eſels-Schatten/ und nicht ſo viel/ nemlich umbræ ſomnum, MAJORITAS, der Traum einiger Hoheit/ wer der nechſte am Koͤnig ſolte ſeyn/ der Cantzler/ der Marſchall? Wie Chriſtus werde die Ordnung diſpenſiren? da dann etliche den Vorzug haben wollen wegen der Blut-Freundſchafft/ als Ja- cobus/ Alphei und Simon; andere wegen ihrer herꝛlichen Gaben und Offenbahrungen/ als die der Verklaͤrung beygewohnet/ die Donners- Kinder Jacobus und Johannes; andere wegen des Alters/ als Petrus und Andreas/ ſonderlich Petrus/ fuͤr welchen auch der Zoll abgerichtet worden. Zwar Baronius verkartet hie das Spiel. Dem zugegenſteht ad ann. 34. n. 42. excipirt Petrum, wil nicht zugeben/ daß Petrus auch ſich in den Handel geſchlagen/ von deſſen Primat kein Zweiffel geweſen/ der Vorzug hab

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/446>, abgerufen am 22.11.2024.