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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die siebende
eine Person stimmen/ dieselbe gern hören/ und durch desselben Dienst
reichlich erbauet werden: Das ist ein Werck und Segen von Gott.
Ohngefähr ist es nicht geschehen/ daß Johannes der Täuffer/ für den Au-
gen und Ohren seiner Zuhörer/ solche grosse gratiam und Anmuth ge-
habt/ daß ihn nicht allein Herodes selbst gern gehört/ sondern auch das
Luc. 3, 2.gantze Volck ihm turmatim zugeloffen/ mit Andacht und Anmuth ihn ge-
hört/ seiner Ermahnung Folg geleistet/ und sich weisen lassen; diß waren
motus Divini digiti Divini, GOtt trieb und bewegete also die Hertzen.
Also wann noch auff den heutigen Tag ein Christliches Auditorium per
majora,
durch die mehreren Stimmen/ ein sonderbare affection, Lust
und Begierd zu einer oder andern Person gewinnet/ ist dasselbe die son-
derbare Gnad/ die GOtt gibt für den Augen der Menschen: Und ist
alsdann (caeteris paribus) wahr das Sprichwort/ vox Populi, vox
alnia DEI!
Volcks-Stimm/ GOttes-Stimm! Hierauff deutet Pau-
2. Cor. 3, 1.
sqq.
lus/ wann er 2. Cor. 3. sagt: Bedürffen wir/ wie etliche/ der
Lobe-Brieff an euch/ oder Lobe-Brieff von euch? Jhr seyd
unser Brieff in unser Hertz geschrieben/ der erkant und gele-
sen wird von allen Menschen/ die ihr offenbar worden seyd/
daß ihr ein Brieff Christi seyd/ durch unser Predig-Ampt/
zubereitet/ und durch uns geschrieben/ nicht mit Tinten/
sondern mit dem Geist deß lebendigen GOttes.
Auch ist die
iteratio und Wiederholung deß Beruffs/ und Beförderung zu höherer
Staffel oder Stell/ eine gute Anzeig/ daß es dem lieben GOtt mit seinem
Beruff ein rechter Ernst sey. Wann endlich die gute Gaben deß Gei-
stes/ in einem Menschen liegen und erscheinen/ und also der innerliche
Beruff (davon mit nächstem) conspirirt und mit dem äusserlichen Be-
ruff übereinstimmt/ so ist das Hertz seines Göttlichen Beruffs um so viel
desto mehr vergewissert.

Wie? wann aber in der promotion die casus obliqui vorschla-
gen? Wann es krum und ungrad hergeht/ daß ein und andere Person dem
Predig-Ampt wird auffgetragen/ oder vielmehr auffgetrungen (per geni-
tivum necessitudinis, Dativum simoniae, accusativum calumniae,
ablativum violentiae
) auß Ansehen der nahen Frenndschafft/ Geschenck
und Miedlohn/ calumnien und unverschuldete Beschmitzung eines an-
dern/ oder durch Gewaltsamkeit? Jn solchem Fall muß man unter der
substantz, und unter dem anklebenden Mißbrauch/ wol unterscheiden;
Jener ist GOttes/ dieser Menschen-Werck/ (gleichwie ein Bastart seiner
Natur und substantz nach ein Creatur GOttes ist/ ob gleich dieselbe

durch

Die ſiebende
eine Perſon ſtimmen/ dieſelbe gern hoͤren/ und durch deſſelben Dienſt
reichlich erbauet werden: Das iſt ein Werck und Segen von Gott.
Ohngefaͤhr iſt es nicht geſchehen/ daß Johannes der Taͤuffer/ fuͤr den Au-
gen und Ohren ſeiner Zuhoͤrer/ ſolche groſſe gratiam und Anmuth ge-
habt/ daß ihn nicht allein Herodes ſelbſt gern gehoͤrt/ ſondern auch das
Luc. 3, 2.gantze Volck ihm turmatim zugeloffen/ mit Andacht und Anmuth ihn ge-
hoͤrt/ ſeiner Ermahnung Folg geleiſtet/ und ſich weiſen laſſen; diß waren
motus Divini digiti Divini, GOtt trieb und bewegete alſo die Hertzen.
Alſo wann noch auff den heutigen Tag ein Chriſtliches Auditorium per
majora,
durch die mehreren Stimmen/ ein ſonderbare affection, Luſt
und Begierd zu einer oder andern Perſon gewinnet/ iſt daſſelbe die ſon-
derbare Gnad/ die GOtt gibt fuͤr den Augen der Menſchen: Und iſt
alsdann (cæteris paribus) wahr das Sprichwort/ vox Populi, vox
alnia DEI!
Volcks-Stimm/ GOttes-Stimm! Hierauff deutet Pau-
2. Cor. 3, 1.
ſqq.
lus/ wann er 2. Cor. 3. ſagt: Beduͤrffen wir/ wie etliche/ der
Lobe-Brieff an euch/ oder Lobe-Brieff von euch? Jhr ſeyd
unſer Brieff in unſer Hertz geſchrieben/ der erkant und gele-
ſen wird von allen Menſchen/ die ihr offenbar worden ſeyd/
daß ihr ein Brieff Chriſti ſeyd/ durch unſer Predig-Ampt/
zubereitet/ und durch uns geſchrieben/ nicht mit Tinten/
ſondern mit dem Geiſt deß lebendigen GOttes.
Auch iſt die
iteratio und Wiederholung deß Beruffs/ und Befoͤrderung zu hoͤherer
Staffel oder Stell/ eine gute Anzeig/ daß es dem lieben GOtt mit ſeinem
Beruff ein rechter Ernſt ſey. Wann endlich die gute Gaben deß Gei-
ſtes/ in einem Menſchen liegen und erſcheinen/ und alſo der innerliche
Beruff (davon mit naͤchſtem) conſpirirt und mit dem aͤuſſerlichen Be-
ruff uͤbereinſtimmt/ ſo iſt das Hertz ſeines Goͤttlichen Beruffs um ſo viel
deſto mehr vergewiſſert.

Wie? wann aber in der promotion die caſus obliqui vorſchla-
gen? Wann es krum und ungrad hergeht/ daß ein und andere Perſon dem
Predig-Ampt wird auffgetragen/ oder vielmehr auffgetrungen (per geni-
tivum neceſſitudinis, Dativum ſimoniæ, accuſativum calumniæ,
ablativum violentiæ
) auß Anſehen der nahen Frenndſchafft/ Geſchenck
und Miedlohn/ calumnien und unverſchuldete Beſchmitzung eines an-
dern/ oder durch Gewaltſamkeit? Jn ſolchem Fall muß man unter der
ſubſtantz, und unter dem anklebenden Mißbrauch/ wol unterſcheiden;
Jener iſt GOttes/ dieſer Menſchen-Werck/ (gleichwie ein Baſtart ſeiner
Natur und ſubſtantz nach ein Creatur GOttes iſt/ ob gleich dieſelbe

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[342/0366] Die ſiebende eine Perſon ſtimmen/ dieſelbe gern hoͤren/ und durch deſſelben Dienſt reichlich erbauet werden: Das iſt ein Werck und Segen von Gott. Ohngefaͤhr iſt es nicht geſchehen/ daß Johannes der Taͤuffer/ fuͤr den Au- gen und Ohren ſeiner Zuhoͤrer/ ſolche groſſe gratiam und Anmuth ge- habt/ daß ihn nicht allein Herodes ſelbſt gern gehoͤrt/ ſondern auch das gantze Volck ihm turmatim zugeloffen/ mit Andacht und Anmuth ihn ge- hoͤrt/ ſeiner Ermahnung Folg geleiſtet/ und ſich weiſen laſſen; diß waren motus Divini digiti Divini, GOtt trieb und bewegete alſo die Hertzen. Alſo wann noch auff den heutigen Tag ein Chriſtliches Auditorium per majora, durch die mehreren Stimmen/ ein ſonderbare affection, Luſt und Begierd zu einer oder andern Perſon gewinnet/ iſt daſſelbe die ſon- derbare Gnad/ die GOtt gibt fuͤr den Augen der Menſchen: Und iſt alsdann (cæteris paribus) wahr das Sprichwort/ vox Populi, vox alnia DEI! Volcks-Stimm/ GOttes-Stimm! Hierauff deutet Pau- lus/ wann er 2. Cor. 3. ſagt: Beduͤrffen wir/ wie etliche/ der Lobe-Brieff an euch/ oder Lobe-Brieff von euch? Jhr ſeyd unſer Brieff in unſer Hertz geſchrieben/ der erkant und gele- ſen wird von allen Menſchen/ die ihr offenbar worden ſeyd/ daß ihr ein Brieff Chriſti ſeyd/ durch unſer Predig-Ampt/ zubereitet/ und durch uns geſchrieben/ nicht mit Tinten/ ſondern mit dem Geiſt deß lebendigen GOttes. Auch iſt die iteratio und Wiederholung deß Beruffs/ und Befoͤrderung zu hoͤherer Staffel oder Stell/ eine gute Anzeig/ daß es dem lieben GOtt mit ſeinem Beruff ein rechter Ernſt ſey. Wann endlich die gute Gaben deß Gei- ſtes/ in einem Menſchen liegen und erſcheinen/ und alſo der innerliche Beruff (davon mit naͤchſtem) conſpirirt und mit dem aͤuſſerlichen Be- ruff uͤbereinſtimmt/ ſo iſt das Hertz ſeines Goͤttlichen Beruffs um ſo viel deſto mehr vergewiſſert. Luc. 3, 2. 2. Cor. 3, 1. ſqq. Wie? wann aber in der promotion die caſus obliqui vorſchla- gen? Wann es krum und ungrad hergeht/ daß ein und andere Perſon dem Predig-Ampt wird auffgetragen/ oder vielmehr auffgetrungen (per geni- tivum neceſſitudinis, Dativum ſimoniæ, accuſativum calumniæ, ablativum violentiæ) auß Anſehen der nahen Frenndſchafft/ Geſchenck und Miedlohn/ calumnien und unverſchuldete Beſchmitzung eines an- dern/ oder durch Gewaltſamkeit? Jn ſolchem Fall muß man unter der ſubſtantz, und unter dem anklebenden Mißbrauch/ wol unterſcheiden; Jener iſt GOttes/ dieſer Menſchen-Werck/ (gleichwie ein Baſtart ſeiner Natur und ſubſtantz nach ein Creatur GOttes iſt/ ob gleich dieſelbe durch

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/366>, abgerufen am 22.12.2024.