Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Die siebende
den Gaben deß H. Geistes gezieret werde/ wie Lucas meldet Act. 9, 17.
Ananias gieng hin und kam in das Hauß/ und leget die Hän-
de auff ihn/ und sprach: Lieber Bruder Saul/ der HERR
hat mich gesandt/ der dir erschienen ist auff dem Wege/ da du
herkamest/ daß du wieder sehend/ und mit dem H. Geist er-
füllet werdest.
Nicht ist hie mit stillschweigen zu übergehen/ die sonder-
liche gemähe/ hold- und leuthselige Weise und Art/ durch welche der
Herr den jungen Samuel zu seinem Dienst erwecket/ die Stimm und
Art zu reden deß Hohenpriesters Eli an sich genommen/ also daß Samuel
nicht anders gemeynt/ als ruffe ihm sein Herr der Eli/ da doch Gott der
Herr selbst unmittelbar ihme geruffen/ wie die Histori außweiset/ und
der Länge nach zu lesen 1. Sam. 3.

Zu letst/ zu letst aber ist der ewige Sohn Gottes selbst erschienen
in seiner angenommenen Menschlichen Natur/ und Jhme gewisse Bot-
ten/ Gesandten und Werber außersehen/ erwehlt und zum Apostolat
beruffen und ordinirt (epoiese) Er ordnete die zwölff/ Marc. 3/13.
Damit Er den ausserordentlichen unmittelbaren Beruff geschlossen/ und
seinen Göttlichen Mund versigelt/ daß wir nunmehr uns von dergleichen
unmittelbar beruffenen Aposteln/ Propheten/ Lehrern und Predigern
nicht sollen träumen lassen/ sondern bey der Ordnung bleiben/ die Er ein-
mal gestifftet/ und durch die zwölff Patriarchen deß Neuen Testaments/
als allgemeine Kirchen-Väter/ die allenthalben wo sie Kirchen gepflantzt/
successores und Nachfolger bestellet/ das folgende ordentliche Predig-
ampt auffgerichtet.

Es war II. Ein gnädig und willkürlicher Anspruch. Er
der HERR ruffte/ welche Er wolte/
Marc. 3/13. Verstehe auß
lauter unverdienter Gnad/ ohne vorhergehende Werck/ Verdienst und
Heiligkeit. Jnmassen auch Paulus bekennet Gal. 1/15. GOTT ha-
be ihn von seiner Mutter Leibe außgesondert/ und beruffen
durch seine Gnade.
Jederman lasse hie seinen Fürwitz/ niemand
frag warum Er eben diese und nicht andere/ warum Er eben die grobe
nachgültige Galileer und Fischer/ und nicht vielmehr die gelehrte Rab-
binen zu Jerusalem/ zu solcher seiner fürhabenden Werbung außerkohrn?
Auch soll uns nicht bekümmern/ warum doch Christus zuvor den Ju-
das Jscharioth unter die Zahl seiner geheimen Jünger gezogen/ und ih-
me den Beutel vertranet/ von dem Er doch zuvor gewußt/ daß er ein Dieb
seyn werde/ Jhn seinen Meister verrathen/ und die Höll an Jhme verdie-

nen?

Die ſiebende
den Gaben deß H. Geiſtes gezieret werde/ wie Lucas meldet Act. 9, 17.
Ananias gieng hin und kam in das Hauß/ und leget die Haͤn-
de auff ihn/ und ſprach: Lieber Bruder Saul/ der HERR
hat mich geſandt/ der dir erſchienen iſt auff dem Wege/ da du
herkameſt/ daß du wieder ſehend/ und mit dem H. Geiſt er-
fuͤllet werdeſt.
Nicht iſt hie mit ſtillſchweigen zu uͤbergehen/ die ſonder-
liche gemaͤhe/ hold- und leuthſelige Weiſe und Art/ durch welche der
Herr den jungen Samuel zu ſeinem Dienſt erwecket/ die Stimm und
Art zu reden deß Hohenprieſters Eli an ſich genommen/ alſo daß Samuel
nicht anders gemeynt/ als ruffe ihm ſein Herꝛ der Eli/ da doch Gott der
Herr ſelbſt unmittelbar ihme geruffen/ wie die Hiſtori außweiſet/ und
der Laͤnge nach zu leſen 1. Sam. 3.

Zu letſt/ zu letſt aber iſt der ewige Sohn Gottes ſelbſt erſchienen
in ſeiner angenommenen Menſchlichen Natur/ und Jhme gewiſſe Bot-
ten/ Geſandten und Werber außerſehen/ erwehlt und zum Apoſtolat
beruffen und ordinirt (ἐπόιησε) Er ordnete die zwoͤlff/ Marc. 3/13.
Damit Er den auſſerordentlichen unmittelbaren Beruff geſchloſſen/ und
ſeinen Goͤttlichen Mund verſigelt/ daß wir nunmehr uns von dergleichen
unmittelbar beruffenen Apoſteln/ Propheten/ Lehrern und Predigern
nicht ſollen traͤumen laſſen/ ſondern bey der Ordnung bleiben/ die Er ein-
mal geſtifftet/ und durch die zwoͤlff Patriarchen deß Neuen Teſtaments/
als allgemeine Kirchen-Vaͤter/ die allenthalben wo ſie Kirchen gepflantzt/
ſucceſſores und Nachfolger beſtellet/ das folgende ordentliche Predig-
ampt auffgerichtet.

Es war II. Ein gnaͤdig und willkuͤrlicher Anſpruch. Er
der HERR ruffte/ welche Er wolte/
Marc. 3/13. Verſtehe auß
lauter unverdienter Gnad/ ohne vorhergehende Werck/ Verdienſt und
Heiligkeit. Jnmaſſen auch Paulus bekennet Gal. 1/15. GOTT ha-
be ihn von ſeiner Mutter Leibe außgeſondert/ und beruffen
durch ſeine Gnade.
Jederman laſſe hie ſeinen Fuͤrwitz/ niemand
frag warum Er eben dieſe und nicht andere/ warum Er eben die grobe
nachguͤltige Galileer und Fiſcher/ und nicht vielmehr die gelehrte Rab-
binen zu Jeruſalem/ zu ſolcher ſeiner fuͤrhabenden Werbung außerkohrn?
Auch ſoll uns nicht bekuͤmmern/ warum doch Chriſtus zuvor den Ju-
das Jſcharioth unter die Zahl ſeiner geheimen Juͤnger gezogen/ und ih-
me den Beutel vertranet/ von dem Er doch zuvor gewußt/ daß er ein Dieb
ſeyn werde/ Jhn ſeinen Meiſter verrathen/ und die Hoͤll an Jhme verdie-

nen?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0360" n="336"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die &#x017F;iebende</hi></fw><lb/>
den Gaben deß H. Gei&#x017F;tes gezieret werde/ wie Lucas meldet <hi rendition="#aq">Act.</hi> 9, 17.<lb/><hi rendition="#fr">Ananias gieng hin und kam in das Hauß/ und leget die Ha&#x0364;n-<lb/>
de auff ihn/ und &#x017F;prach: Lieber Bruder Saul/ der HERR<lb/>
hat mich ge&#x017F;andt/ der dir er&#x017F;chienen i&#x017F;t auff dem Wege/ da du<lb/>
herkame&#x017F;t/ daß du wieder &#x017F;ehend/ und mit dem H. Gei&#x017F;t er-<lb/>
fu&#x0364;llet werde&#x017F;t.</hi> Nicht i&#x017F;t hie mit &#x017F;till&#x017F;chweigen zu u&#x0364;bergehen/ die &#x017F;onder-<lb/>
liche gema&#x0364;he/ hold- und leuth&#x017F;elige Wei&#x017F;e und Art/ durch welche der<lb/><hi rendition="#k">Herr</hi> den jungen Samuel zu &#x017F;einem Dien&#x017F;t erwecket/ die Stimm und<lb/>
Art zu reden deß Hohenprie&#x017F;ters Eli an &#x017F;ich genommen/ al&#x017F;o daß Samuel<lb/>
nicht anders gemeynt/ als ruffe ihm &#x017F;ein Her&#xA75B; der Eli/ da doch <hi rendition="#k">Gott</hi> der<lb/><hi rendition="#k">Herr</hi> &#x017F;elb&#x017F;t unmittelbar ihme geruffen/ wie die Hi&#x017F;tori außwei&#x017F;et/ und<lb/>
der La&#x0364;nge nach zu le&#x017F;en 1. Sam. 3.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Zu let&#x017F;t/ zu let&#x017F;t</hi> aber i&#x017F;t der ewige Sohn Gottes &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;chienen<lb/>
in &#x017F;einer angenommenen Men&#x017F;chlichen Natur/ und Jhme gewi&#x017F;&#x017F;e Bot-<lb/>
ten/ Ge&#x017F;andten und Werber außer&#x017F;ehen/ erwehlt und zum <hi rendition="#aq">Apo&#x017F;tolat</hi><lb/>
beruffen und <hi rendition="#aq">ordini</hi>rt (&#x1F10;&#x03C0;&#x03CC;&#x03B9;&#x03B7;&#x03C3;&#x03B5;) <hi rendition="#fr">Er ordnete die zwo&#x0364;lff/</hi> Marc. 3/13.<lb/>
Damit Er den au&#x017F;&#x017F;erordentlichen unmittelbaren Beruff ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
&#x017F;einen Go&#x0364;ttlichen Mund ver&#x017F;igelt/ daß wir nunmehr uns von dergleichen<lb/>
unmittelbar beruffenen Apo&#x017F;teln/ Propheten/ Lehrern und Predigern<lb/>
nicht &#x017F;ollen tra&#x0364;umen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern bey der Ordnung bleiben/ die Er ein-<lb/>
mal ge&#x017F;tifftet/ und durch die zwo&#x0364;lff Patriarchen deß Neuen Te&#x017F;taments/<lb/>
als allgemeine Kirchen-Va&#x0364;ter/ die allenthalben wo &#x017F;ie Kirchen gepflantzt/<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;ores</hi> und Nachfolger be&#x017F;tellet/ das folgende ordentliche Predig-<lb/>
ampt auffgerichtet.</p><lb/>
        <p>Es war <hi rendition="#aq">II.</hi> <hi rendition="#fr">Ein gna&#x0364;dig und willku&#x0364;rlicher An&#x017F;pruch. Er<lb/>
der HERR ruffte/ welche Er wolte/</hi> Marc. 3/13. Ver&#x017F;tehe auß<lb/>
lauter unverdienter Gnad/ ohne vorhergehende Werck/ Verdien&#x017F;t und<lb/>
Heiligkeit. Jnma&#x017F;&#x017F;en auch Paulus bekennet Gal. 1/15. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">GOTT</hi> ha-<lb/>
be ihn von &#x017F;einer Mutter Leibe außge&#x017F;ondert/ und beruffen<lb/>
durch &#x017F;eine Gnade.</hi> Jederman la&#x017F;&#x017F;e hie &#x017F;einen Fu&#x0364;rwitz/ niemand<lb/>
frag warum Er eben die&#x017F;e und nicht andere/ warum Er eben die grobe<lb/>
nachgu&#x0364;ltige Galileer und Fi&#x017F;cher/ und nicht vielmehr die gelehrte Rab-<lb/>
binen zu Jeru&#x017F;alem/ zu &#x017F;olcher &#x017F;einer fu&#x0364;rhabenden Werbung außerkohrn?<lb/>
Auch &#x017F;oll uns nicht beku&#x0364;mmern/ warum doch Chri&#x017F;tus zuvor den Ju-<lb/>
das J&#x017F;charioth unter die Zahl &#x017F;einer geheimen Ju&#x0364;nger gezogen/ und ih-<lb/>
me den Beutel vertranet/ von dem Er doch zuvor gewußt/ daß er ein Dieb<lb/>
&#x017F;eyn werde/ Jhn &#x017F;einen Mei&#x017F;ter verrathen/ und die Ho&#x0364;ll an Jhme verdie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen?</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[336/0360] Die ſiebende den Gaben deß H. Geiſtes gezieret werde/ wie Lucas meldet Act. 9, 17. Ananias gieng hin und kam in das Hauß/ und leget die Haͤn- de auff ihn/ und ſprach: Lieber Bruder Saul/ der HERR hat mich geſandt/ der dir erſchienen iſt auff dem Wege/ da du herkameſt/ daß du wieder ſehend/ und mit dem H. Geiſt er- fuͤllet werdeſt. Nicht iſt hie mit ſtillſchweigen zu uͤbergehen/ die ſonder- liche gemaͤhe/ hold- und leuthſelige Weiſe und Art/ durch welche der Herr den jungen Samuel zu ſeinem Dienſt erwecket/ die Stimm und Art zu reden deß Hohenprieſters Eli an ſich genommen/ alſo daß Samuel nicht anders gemeynt/ als ruffe ihm ſein Herꝛ der Eli/ da doch Gott der Herr ſelbſt unmittelbar ihme geruffen/ wie die Hiſtori außweiſet/ und der Laͤnge nach zu leſen 1. Sam. 3. Zu letſt/ zu letſt aber iſt der ewige Sohn Gottes ſelbſt erſchienen in ſeiner angenommenen Menſchlichen Natur/ und Jhme gewiſſe Bot- ten/ Geſandten und Werber außerſehen/ erwehlt und zum Apoſtolat beruffen und ordinirt (ἐπόιησε) Er ordnete die zwoͤlff/ Marc. 3/13. Damit Er den auſſerordentlichen unmittelbaren Beruff geſchloſſen/ und ſeinen Goͤttlichen Mund verſigelt/ daß wir nunmehr uns von dergleichen unmittelbar beruffenen Apoſteln/ Propheten/ Lehrern und Predigern nicht ſollen traͤumen laſſen/ ſondern bey der Ordnung bleiben/ die Er ein- mal geſtifftet/ und durch die zwoͤlff Patriarchen deß Neuen Teſtaments/ als allgemeine Kirchen-Vaͤter/ die allenthalben wo ſie Kirchen gepflantzt/ ſucceſſores und Nachfolger beſtellet/ das folgende ordentliche Predig- ampt auffgerichtet. Es war II. Ein gnaͤdig und willkuͤrlicher Anſpruch. Er der HERR ruffte/ welche Er wolte/ Marc. 3/13. Verſtehe auß lauter unverdienter Gnad/ ohne vorhergehende Werck/ Verdienſt und Heiligkeit. Jnmaſſen auch Paulus bekennet Gal. 1/15. GOTT ha- be ihn von ſeiner Mutter Leibe außgeſondert/ und beruffen durch ſeine Gnade. Jederman laſſe hie ſeinen Fuͤrwitz/ niemand frag warum Er eben dieſe und nicht andere/ warum Er eben die grobe nachguͤltige Galileer und Fiſcher/ und nicht vielmehr die gelehrte Rab- binen zu Jeruſalem/ zu ſolcher ſeiner fuͤrhabenden Werbung außerkohrn? Auch ſoll uns nicht bekuͤmmern/ warum doch Chriſtus zuvor den Ju- das Jſcharioth unter die Zahl ſeiner geheimen Juͤnger gezogen/ und ih- me den Beutel vertranet/ von dem Er doch zuvor gewußt/ daß er ein Dieb ſeyn werde/ Jhn ſeinen Meiſter verrathen/ und die Hoͤll an Jhme verdie- nen?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/360
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/360>, abgerufen am 22.12.2024.