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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
Sonne muß ihre Strahlen zurück ziehen/ und ihren Schöpffer am CreutzLuc. 23, 45.
betrauren. So dergleichen specimina potentiae und kräfftige Zeichen
seiner Allmacht sich im tieffsten Grad seiner Erniedrigung herfür gethan/
was wird allererst geschehen/ und noch geschehen seyn/ nachdem Er zur
Rechten GOttes erhaben/ und in den völligen Gebrauch seiner Majestät
gesetzt worden? Jch sag/ ein beständiges Gnaden-Geschenck/
welches Er allzeit gehabt/ besessen/ und so offt Er gewolt/ dessen sich ge-
braucht. Seinen Jüngern hat Er auch Gewalt gegeben/ und Macht
über alle Teuffel/ und allerhand Seuche zu heilen Luc. 9/1. Aber es war
precaria potestas, eine bloß erbettene Macht/ sie mustens erbetten: auch
hatten sie solche Gab nicht beständig im Besitz/ konten deroselben nicht ge-
brauchen/ so offt sie wolten/ sondern sie mustens erbetten: St. Petrus
macht einen grossen Unterscheid zwischen seinem und deß HErrn JEsu
Gewalt/ Act. 3, 12. Jhr Männer von Jsrael/ sagt er/ was wundert
ihr euch darüber? Oder was sehet ihr auff uns/ als hätten
wir diesen
(Lamen) wandeln gemacht/ durch unsere eigene
Krafft und Verdienst?
precario Gebetts-weise durch den Heroi-
schen Wunder-Glauben an den Nahmen deß HErrn JEsu/ hatibid. . 16.
Er diesem gegeben diese Gesundheit für eueren Augen. Aber
auff dem Messia hat der Geist der Göttlichen Krafft beständig geruhet/
in Jhm wohnet alle Fülle der Gottheit leibhafftig.
Also habenCol. 2, 9.
Christi Jünger den Beruff von Christo gehabt. Es spricht der HErr:
Warlich so ihr Glauben habt/ als ein Senff-Korn/ so mö-
get ihr sagen zu diesem Berge/ heb dich von hinnen dorthin/
so wird er sich heben/ und euch wird nichts unmüglich seyn.

Hätte nun einer von den Zuhörern Christi/ der kein special-Befehl und
Verheissung gehabt/ Wunder zu thun/ auch den wunderthätigen Glau-
ben nicht gehabt/ ohne solchen Glauben und Gebet sich an ein Berg ma-
chen wollen/ und mit gebietenden Macht-Worten den Berg anreden/
Berg/ ich gebiete dir/ daß du dich erhebest von dannen dorthin: Was
würde er außgericht haben? Nichts/ Hohn und Spott wäre der Lohn
gewesen. Wo ein Göttlicher/ gebietender und unerbetener Gewalt für-
handen/ da muß es durchdringen/ da muß alles brechen ohne Wider-
stand. Darum so bleibt den Jüngern übrig ein erbetener Gewalt/ der
so wenig erblich/ als die erbetene Weisheit Salomonis an Rehabeam
gerathen.

Und ist also IV. diese Gab zwar der Person Christi gegeben worden.
MIHI, Mir/ sagt der HErr/ ist gegeben aller Gewalt/ und nicht

dir/
M m 2

Predigt.
Sonne muß ihre Strahlen zuruͤck ziehen/ und ihren Schoͤpffer am CreutzLuc. 23, 45.
betrauren. So dergleichen ſpecimina potentiæ und kraͤfftige Zeichen
ſeiner Allmacht ſich im tieffſten Grad ſeiner Erniedrigung herfuͤr gethan/
was wird allererſt geſchehen/ und noch geſchehen ſeyn/ nachdem Er zur
Rechten GOttes erhaben/ und in den voͤlligen Gebrauch ſeiner Majeſtaͤt
geſetzt worden? Jch ſag/ ein beſtaͤndiges Gnaden-Geſchenck/
welches Er allzeit gehabt/ beſeſſen/ und ſo offt Er gewolt/ deſſen ſich ge-
braucht. Seinen Juͤngern hat Er auch Gewalt gegeben/ und Macht
uͤber alle Teuffel/ und allerhand Seuche zu heilen Luc. 9/1. Aber es war
precaria poteſtas, eine bloß erbettene Macht/ ſie muſtens erbetten: auch
hatten ſie ſolche Gab nicht beſtaͤndig im Beſitz/ konten deroſelben nicht ge-
brauchen/ ſo offt ſie wolten/ ſondern ſie muſtens erbetten: St. Petrus
macht einen groſſen Unterſcheid zwiſchen ſeinem und deß HErꝛn JEſu
Gewalt/ Act. 3, 12. Jhr Maͤnner von Jſrael/ ſagt er/ was wundert
ihr euch daruͤber? Oder was ſehet ihr auff uns/ als haͤtten
wir dieſen
(Lamen) wandeln gemacht/ durch unſere eigene
Krafft und Verdienſt?
precariò Gebetts-weiſe durch den Heroi-
ſchen Wunder-Glauben an den Nahmen deß HErꝛn JEſu/ hatibid. ꝟ. 16.
Er dieſem gegeben dieſe Geſundheit fuͤr eueren Augen. Aber
auff dem Meſſiâ hat der Geiſt der Goͤttlichen Krafft beſtaͤndig geruhet/
in Jhm wohnet alle Fuͤlle der Gottheit leibhafftig.
Alſo habenCol. 2, 9.
Chriſti Juͤnger den Beruff von Chriſto gehabt. Es ſpricht der HErꝛ:
Warlich ſo ihr Glauben habt/ als ein Senff-Korn/ ſo moͤ-
get ihr ſagen zu dieſem Berge/ heb dich von hinnen dorthin/
ſo wird er ſich heben/ und euch wird nichts unmuͤglich ſeyn.

Haͤtte nun einer von den Zuhoͤrern Chriſti/ der kein ſpecial-Befehl und
Verheiſſung gehabt/ Wunder zu thun/ auch den wunderthaͤtigen Glau-
ben nicht gehabt/ ohne ſolchen Glauben und Gebet ſich an ein Berg ma-
chen wollen/ und mit gebietenden Macht-Worten den Berg anreden/
Berg/ ich gebiete dir/ daß du dich erhebeſt von dannen dorthin: Was
wuͤrde er außgericht haben? Nichts/ Hohn und Spott waͤre der Lohn
geweſen. Wo ein Goͤttlicher/ gebietender und unerbetener Gewalt fuͤr-
handen/ da muß es durchdringen/ da muß alles brechen ohne Wider-
ſtand. Darum ſo bleibt den Juͤngern uͤbrig ein erbetener Gewalt/ der
ſo wenig erblich/ als die erbetene Weisheit Salomonis an Rehabeam
gerathen.

Und iſt alſo IV. dieſe Gab zwar der Perſon Chriſti gegeben worden.
MIHI, Mir/ ſagt der HErꝛ/ iſt gegeben aller Gewalt/ und nicht

dir/
M m 2
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[275/0299] Predigt. Sonne muß ihre Strahlen zuruͤck ziehen/ und ihren Schoͤpffer am Creutz betrauren. So dergleichen ſpecimina potentiæ und kraͤfftige Zeichen ſeiner Allmacht ſich im tieffſten Grad ſeiner Erniedrigung herfuͤr gethan/ was wird allererſt geſchehen/ und noch geſchehen ſeyn/ nachdem Er zur Rechten GOttes erhaben/ und in den voͤlligen Gebrauch ſeiner Majeſtaͤt geſetzt worden? Jch ſag/ ein beſtaͤndiges Gnaden-Geſchenck/ welches Er allzeit gehabt/ beſeſſen/ und ſo offt Er gewolt/ deſſen ſich ge- braucht. Seinen Juͤngern hat Er auch Gewalt gegeben/ und Macht uͤber alle Teuffel/ und allerhand Seuche zu heilen Luc. 9/1. Aber es war precaria poteſtas, eine bloß erbettene Macht/ ſie muſtens erbetten: auch hatten ſie ſolche Gab nicht beſtaͤndig im Beſitz/ konten deroſelben nicht ge- brauchen/ ſo offt ſie wolten/ ſondern ſie muſtens erbetten: St. Petrus macht einen groſſen Unterſcheid zwiſchen ſeinem und deß HErꝛn JEſu Gewalt/ Act. 3, 12. Jhr Maͤnner von Jſrael/ ſagt er/ was wundert ihr euch daruͤber? Oder was ſehet ihr auff uns/ als haͤtten wir dieſen (Lamen) wandeln gemacht/ durch unſere eigene Krafft und Verdienſt? precariò Gebetts-weiſe durch den Heroi- ſchen Wunder-Glauben an den Nahmen deß HErꝛn JEſu/ hat Er dieſem gegeben dieſe Geſundheit fuͤr eueren Augen. Aber auff dem Meſſiâ hat der Geiſt der Goͤttlichen Krafft beſtaͤndig geruhet/ in Jhm wohnet alle Fuͤlle der Gottheit leibhafftig. Alſo haben Chriſti Juͤnger den Beruff von Chriſto gehabt. Es ſpricht der HErꝛ: Warlich ſo ihr Glauben habt/ als ein Senff-Korn/ ſo moͤ- get ihr ſagen zu dieſem Berge/ heb dich von hinnen dorthin/ ſo wird er ſich heben/ und euch wird nichts unmuͤglich ſeyn. Haͤtte nun einer von den Zuhoͤrern Chriſti/ der kein ſpecial-Befehl und Verheiſſung gehabt/ Wunder zu thun/ auch den wunderthaͤtigen Glau- ben nicht gehabt/ ohne ſolchen Glauben und Gebet ſich an ein Berg ma- chen wollen/ und mit gebietenden Macht-Worten den Berg anreden/ Berg/ ich gebiete dir/ daß du dich erhebeſt von dannen dorthin: Was wuͤrde er außgericht haben? Nichts/ Hohn und Spott waͤre der Lohn geweſen. Wo ein Goͤttlicher/ gebietender und unerbetener Gewalt fuͤr- handen/ da muß es durchdringen/ da muß alles brechen ohne Wider- ſtand. Darum ſo bleibt den Juͤngern uͤbrig ein erbetener Gewalt/ der ſo wenig erblich/ als die erbetene Weisheit Salomonis an Rehabeam gerathen. Luc. 23, 45. ibid. ꝟ. 16. Col. 2, 9. Und iſt alſo IV. dieſe Gab zwar der Perſon Chriſti gegeben worden. MIHI, Mir/ ſagt der HErꝛ/ iſt gegeben aller Gewalt/ und nicht dir/ M m 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/299>, abgerufen am 22.11.2024.