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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
gner; Ein Mörder den Leib zu erwürgen; Ein Lügner die Seele zu ver-
führen/ das ist sein Handel und sein Thun. Das dritte ist das jenige/
welches uns der Mund aller Warheit/ Christus der treue und warhaff-
tige Zeug und Zeiger recommendirt/ und zu einem Zweck unserer Be-
gierden darstellet. Nach diesem/ sagt er/ trachtet mit inbrünstigen affecten,
und mit grosser angelegener Sorgfalt. Nemo nostrum dicat (sind Augu-
stini
(*) Wort) jam se invenisse veritatem: sic eam quaeramus,(*) contra
Epist.
fund c. 3.
vid. Theol.
Consc.
Tom. 1.
pag. 448.
sq.

quasi jam ab utrisque nesciatur; ita enim diligenter & concordi-
ter quaeri poterit, si nulla temeraria praesumptione inventa & cog-
nita esse credatur.
Das ist/ Niemand spreche/ er habe die
Warheit schon erschöpffet und gefunden: Laßt uns dieselbe
vielmehr also suchen/ als ob wir noch nichts davon wüßten/
dann also wird man fleissig und einmütig forschen können.

Die Warheit (als von welcher Christi Kirch den Nahmen hat/ daß es
sey ein Kirch der Warheit/ und Er der HErr Christus ein König der
Warheit) ligt in einem tieffen Brunnen und Abgrund verborgen/ sie wil
ersucht und erschöpffet seyn. Jhr dörfft derselben nicht fern nachreisen/
und kostbare Wahlfarthen deßwegen anstellen/ die für GOtt geltende Ge-
rechtigkeit und Ablaß der Sünden/ zu Rom bey den Kirchschwellen der A-
postel Petri und Pauli/ bey St. Jacob zu Compostell in Hifpania/ zu St.
Loret oder Einsiedel bey der lieben Frauen/ suchen; Sondern das Reich
Gottes komt zu dir/ der HErr trägt dir seine Gerechtigkeit/ Heil und
Seligkeit entgegen/ darum lehrt er dich beten und sagen: Zukomme
uns dein Reich/
es komme/ Er komme mit seinem Reich/ Geist und
Macht/ wohne beyde in uns/ ja mitten unter uns/ wie es geschehen in dem
Ländlein Gosen Exod. 8, 22. dasselbe mit gnädigen Augen angesehen und
gesegnet; Er komme aber mit seinem Liecht und Geist/ unsere Hertzen
durch den Glauben zu erleuchten; Er komme und zihe uns zu sich/ dieweil
uns ja die Federen zu stumpff/ ja noch nicht gewachsen/ Krafft welcher
wir uns selbst auß eignen Kräfften in den Himmel hinauff erschwingen
möchten; Er schick uns/ wie Eliae/ vom Himmel herab seinen feurigen
Englischen/ mit Gnaden-Schätzen wolbeladenen Wagen entgegen/
welcher ist das werthe ministerium, lade uns auff/ und zihe uns zu
sich empor.

So sollen wir das Reich Gottes suchen/ und nicht anders; Mas-
sen auch St. Pauli Erinnerung dahin verlautet Rom. 10/ 6. 7. 8.
Sprich nicht in deinem Hertzen/ wer wil hinauff gen Him-
mel fahren? Das ist nichts anders/ denn Christum herab

holen;
F f 2

Predigt.
gner; Ein Moͤrder den Leib zu erwuͤrgen; Ein Luͤgner die Seele zu ver-
fuͤhren/ das iſt ſein Handel und ſein Thun. Das dritte iſt das jenige/
welches uns der Mund aller Warheit/ Chriſtus der treue und warhaff-
tige Zeug und Zeiger recommendirt/ und zu einem Zweck unſerer Be-
gierden darſtellet. Nach dieſem/ ſagt er/ trachtet mit inbruͤnſtigen affecten,
uñ mit groſſer angelegener Sorgfalt. Nemo noſtrum dicat (ſind Augu-
ſtini
(*) Wort) jam ſe inveniſſe veritatem: ſic eam quæramus,(*) contra
Epiſt.
fund c. 3.
vid. Theol.
Conſc.
Tom. 1.
pag. 448.
ſq.

quaſi jam ab utriſque neſciatur; ita enim diligenter & concordi-
ter quæri poterit, ſi nulla temeraria præſumptione inventa & cog-
nita eſſe credatur.
Das iſt/ Niemand ſpreche/ er habe die
Warheit ſchon erſchoͤpffet und gefunden: Laßt uns dieſelbe
vielmehr alſo ſuchen/ als ob wir noch nichts davon wuͤßten/
dann alſo wird man fleiſſig und einmuͤtig forſchen koͤnnen.

Die Warheit (als von welcher Chriſti Kirch den Nahmen hat/ daß es
ſey ein Kirch der Warheit/ und Er der HErꝛ Chriſtus ein Koͤnig der
Warheit) ligt in einem tieffen Brunnen und Abgrund verborgen/ ſie wil
erſucht und erſchoͤpffet ſeyn. Jhr doͤrfft derſelben nicht fern nachreiſen/
und koſtbare Wahlfarthen deßwegen anſtellen/ die fuͤr GOtt geltende Ge-
rechtigkeit und Ablaß der Suͤnden/ zu Rom bey den Kirchſchwellen der A-
poſtel Petri und Pauli/ bey St. Jacob zu Compoſtell in Hifpania/ zu St.
Loret oder Einſiedel bey der lieben Frauen/ ſuchen; Sondern das Reich
Gottes komt zu dir/ der HErr traͤgt dir ſeine Gerechtigkeit/ Heil und
Seligkeit entgegen/ darum lehrt er dich beten und ſagen: Zukomme
uns dein Reich/
es komme/ Er komme mit ſeinem Reich/ Geiſt und
Macht/ wohne beyde in uns/ ja mitten unter uns/ wie es geſchehen in dem
Laͤndlein Goſen Exod. 8, 22. daſſelbe mit gnaͤdigen Augen angeſehen und
geſegnet; Er komme aber mit ſeinem Liecht und Geiſt/ unſere Hertzen
durch den Glauben zu erleuchten; Er komme und zihe uns zu ſich/ dieweil
uns ja die Federen zu ſtumpff/ ja noch nicht gewachſen/ Krafft welcher
wir uns ſelbſt auß eignen Kraͤfften in den Himmel hinauff erſchwingen
moͤchten; Er ſchick uns/ wie Eliæ/ vom Himmel herab ſeinen feurigen
Engliſchen/ mit Gnaden-Schaͤtzen wolbeladenen Wagen entgegen/
welcher iſt das werthe miniſterium, lade uns auff/ und zihe uns zu
ſich empor.

So ſollen wir das Reich Gottes ſuchen/ und nicht anders; Maſ-
ſen auch St. Pauli Erinnerung dahin verlautet Rom. 10/ 6. 7. 8.
Sprich nicht in deinem Hertzen/ wer wil hinauff gen Him-
mel fahren? Das iſt nichts anders/ denn Chriſtum herab

holen;
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[227/0251] Predigt. gner; Ein Moͤrder den Leib zu erwuͤrgen; Ein Luͤgner die Seele zu ver- fuͤhren/ das iſt ſein Handel und ſein Thun. Das dritte iſt das jenige/ welches uns der Mund aller Warheit/ Chriſtus der treue und warhaff- tige Zeug und Zeiger recommendirt/ und zu einem Zweck unſerer Be- gierden darſtellet. Nach dieſem/ ſagt er/ trachtet mit inbruͤnſtigen affecten, uñ mit groſſer angelegener Sorgfalt. Nemo noſtrum dicat (ſind Augu- ſtini (*) Wort) jam ſe inveniſſe veritatem: ſic eam quæramus, quaſi jam ab utriſque neſciatur; ita enim diligenter & concordi- ter quæri poterit, ſi nulla temeraria præſumptione inventa & cog- nita eſſe credatur. Das iſt/ Niemand ſpreche/ er habe die Warheit ſchon erſchoͤpffet und gefunden: Laßt uns dieſelbe vielmehr alſo ſuchen/ als ob wir noch nichts davon wuͤßten/ dann alſo wird man fleiſſig und einmuͤtig forſchen koͤnnen. Die Warheit (als von welcher Chriſti Kirch den Nahmen hat/ daß es ſey ein Kirch der Warheit/ und Er der HErꝛ Chriſtus ein Koͤnig der Warheit) ligt in einem tieffen Brunnen und Abgrund verborgen/ ſie wil erſucht und erſchoͤpffet ſeyn. Jhr doͤrfft derſelben nicht fern nachreiſen/ und koſtbare Wahlfarthen deßwegen anſtellen/ die fuͤr GOtt geltende Ge- rechtigkeit und Ablaß der Suͤnden/ zu Rom bey den Kirchſchwellen der A- poſtel Petri und Pauli/ bey St. Jacob zu Compoſtell in Hifpania/ zu St. Loret oder Einſiedel bey der lieben Frauen/ ſuchen; Sondern das Reich Gottes komt zu dir/ der HErr traͤgt dir ſeine Gerechtigkeit/ Heil und Seligkeit entgegen/ darum lehrt er dich beten und ſagen: Zukomme uns dein Reich/ es komme/ Er komme mit ſeinem Reich/ Geiſt und Macht/ wohne beyde in uns/ ja mitten unter uns/ wie es geſchehen in dem Laͤndlein Goſen Exod. 8, 22. daſſelbe mit gnaͤdigen Augen angeſehen und geſegnet; Er komme aber mit ſeinem Liecht und Geiſt/ unſere Hertzen durch den Glauben zu erleuchten; Er komme und zihe uns zu ſich/ dieweil uns ja die Federen zu ſtumpff/ ja noch nicht gewachſen/ Krafft welcher wir uns ſelbſt auß eignen Kraͤfften in den Himmel hinauff erſchwingen moͤchten; Er ſchick uns/ wie Eliæ/ vom Himmel herab ſeinen feurigen Engliſchen/ mit Gnaden-Schaͤtzen wolbeladenen Wagen entgegen/ welcher iſt das werthe miniſterium, lade uns auff/ und zihe uns zu ſich empor. (*) contra Epiſt. fund c. 3. vid. Theol. Conſc. Tom. 1. pag. 448. ſq. So ſollen wir das Reich Gottes ſuchen/ und nicht anders; Maſ- ſen auch St. Pauli Erinnerung dahin verlautet Rom. 10/ 6. 7. 8. Sprich nicht in deinem Hertzen/ wer wil hinauff gen Him- mel fahren? Das iſt nichts anders/ denn Chriſtum herab holen; F f 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/251>, abgerufen am 25.11.2024.