wolgetroffenes Controfet bedarff kein indicem per se oder Zeiger/ als- bald leuchtet dem Schauer das Bild in die Augen: Aber Siegel muß Wort haben. Wann gleich einer Christi versiegelten Grabstein angese- hen/ hätte er ohn Anzeig doch nicht unfehlbar gewußt/ daß Christus darin vergraben und versiegelt/ sondern es wäre irgend (wie in Davids Grab) ein reicher Schatz daselbst. Also auch wann ein Heyd die Beschneidung gesehen/ er hätte es vielmehr als ein musarian Abentheur außgelacht/ als für ein mysterium und hohes sonderbares Geheimnüß gehalten. Darum heißt es ein gewiß Siegel-Zeichen/ von Gott dem Herrn selbst einge- setzt/ der sein Bild darauff gedruckt/ daß es beglaubt/ stät und fest gehalten werde.
II. Die materia sigillarisoder Siegel-Zeug ist auch solidirt und standhafft. Soll ein Secret und Siegel außdauren/ so muß das Bild in eine starcke daurhaffte Materi geprägt werden: Jn Wind läßt sich nicht versiegeln/ der bald verschwindet/ Wachs daurt auch nicht allzu- lang; Aber was in Edelgesteine (e. g. in Jaspis Exod. 28, 11.) in Gold gegraben wird/ wie dort in das guldene Stirnblat Aaronis Exod. 28, 36. das hält fest/ und wird nicht leicht verdruckt oder außgelöscht. Also ist auch die Materi allhie uposatikon ti, ein beständig daur- und währhaffter Zeug/ welcher ist nicht nur das blosse Tauff-Wasser/ nicht bloß Brod und Wein/ sondern der immerwährende und immerbleibende Geist GOttes/ das unsterbliche unzerstörliche Fleisch Christi/ und sein aima aphtharton, sein unvergänglich und unverweßlichs Blut/ das immer schreyet ta kreit- tona, Joh. 6, 56. hic character indelebilis!
Non principaliter panem & vinum habere vim obsignandi nobis gratiam Evangelio promissam, sed corpus & sanguinem Christi esse pignora illa praestan- tissima, quibus aeternus DEI filius nobis sacrosanctas suas promissiones obsignet: plane ut in Baptismo non aqua principaliter, sed Spiritus S. est pignus & arrhabo, haereditatem coelestem nobis obsignans. scribit D. AEg. Hunn. Q. Q. de Sacram. pag. 564.
III. Forma sigillaris,die Form und Wesen besteht mit ei- nem Wort/in Sacramentali, foederali, necessaria & mutua obli- gatione,in der allgewaltigsten/ rechtlichen Pfands-Pflicht/ so da entstehet ex juris collatione, in der gewissen Bindlichkeit und recht- lichen Pflicht/ Krafft welcher ein jeder/ der Siegel und Brieff von sich gibt/ verbunden und gefangen/ er muß halten/ und dasselbe nothwendig/ undisputirlich/ bindlich/ also daß/ wann eine Parthey nicht solte oder wolte Glauben halten/ sie deßwegen actionirt und für Recht könte angeklagt werden. Kan am besten erkläret werden in Exempeln/ als Jerem. 32, 10.
wird
Achter Theil. B b
Predigt.
wolgetroffenes Controfet bedarff kein indicem per ſe oder Zeiger/ als- bald leuchtet dem Schauer das Bild in die Augen: Aber Siegel muß Wort haben. Wann gleich einer Chriſti verſiegelten Grabſtein angeſe- hen/ haͤtte er ohn Anzeig doch nicht unfehlbar gewußt/ daß Chriſtus darin vergraben und verſiegelt/ ſondern es waͤre irgend (wie in Davids Grab) ein reicher Schatz daſelbſt. Alſo auch wann ein Heyd die Beſchneidung geſehen/ er haͤtte es vielmehr als ein μυσαρίαν Abentheur außgelacht/ als fuͤr ein myſterium und hohes ſonderbares Geheimnuͤß gehalten. Darum heißt es ein gewiß Siegel-Zeichen/ von Gott dem Herrn ſelbſt einge- ſetzt/ der ſein Bild darauff gedruckt/ daß es beglaubt/ ſtaͤt und feſt gehalten werde.
II. Die materia ſigillarisoder Siegel-Zeug iſt auch ſolidirt und ſtandhafft. Soll ein Secret und Siegel außdauren/ ſo muß das Bild in eine ſtarcke daurhaffte Materi gepraͤgt werden: Jn Wind laͤßt ſich nicht verſiegeln/ der bald verſchwindet/ Wachs daurt auch nicht allzu- lang; Aber was in Edelgeſteine (e. g. in Jaſpis Exod. 28, 11.) in Gold gegraben wird/ wie dort in das guldene Stirnblat Aaronis Exod. 28, 36. das haͤlt feſt/ und wird nicht leicht verdruckt oder außgeloͤſcht. Alſo iſt auch die Materi allhie ὑποςατικόν τι, ein beſtaͤndig daur- und waͤhrhaffter Zeug/ welcher iſt nicht nur das bloſſe Tauff-Waſſer/ nicht bloß Brod und Wein/ ſondern der immerwaͤhrende und immerbleibende Geiſt GOttes/ das unſterbliche unzerſtoͤrliche Fleiſch Chriſti/ und ſein αἷμα ἄφϑαρτον, ſein unvergaͤnglich und unverweßlichs Blut/ das immer ſchreyet τὰ κρείτ- τονα, Joh. 6, 56. hic character indelebilis!
Non principaliter panem & vinum habere vim obſignandi nobis gratiam Evangelio promiſſam, ſed corpus & ſanguinem Chriſti eſſe pignora illa præſtan- tiſſima, quibus æternus DEI filius nobis ſacroſanctas ſuas promiſſiones obſignet: planè ut in Baptiſmo non aqua principaliter, ſed Spiritus S. eſt pignus & arrhabo, hæreditatem cœleſtem nobis obſignans. ſcribit D. Æg. Hunn. Q. Q. de Sacram. pag. 564.
III. Forma ſigillaris,die Form und Weſen beſteht mit ei- nem Wort/in Sacramentali, fœderali, neceſſariâ & mutuâ obli- gatione,in der allgewaltigſten/ rechtlichen Pfands-Pflicht/ ſo da entſtehet ex juris collatione, in der gewiſſen Bindlichkeit und recht- lichen Pflicht/ Krafft welcher ein jeder/ der Siegel und Brieff von ſich gibt/ verbunden und gefangen/ er muß halten/ und daſſelbe nothwendig/ undiſputirlich/ bindlich/ alſo daß/ wann eine Parthey nicht ſolte oder wolte Glauben halten/ ſie deßwegen actionirt und fuͤr Recht koͤnte angeklagt werden. Kan am beſten erklaͤret werden in Exempeln/ als Jerem. 32, 10.
wird
Achter Theil. B b
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0215"n="193"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
wolgetroffenes <hirendition="#aq">Controfet</hi> bedarff kein <hirendition="#aq">indicem per ſe</hi> oder Zeiger/ als-<lb/>
bald leuchtet dem Schauer das Bild in die Augen: Aber Siegel muß<lb/>
Wort haben. Wann gleich einer Chriſti verſiegelten Grabſtein angeſe-<lb/>
hen/ haͤtte er ohn Anzeig doch nicht unfehlbar gewußt/ daß Chriſtus darin<lb/>
vergraben und verſiegelt/ ſondern es waͤre irgend (wie in Davids Grab)<lb/>
ein reicher Schatz daſelbſt. Alſo auch wann ein Heyd die Beſchneidung<lb/>
geſehen/ er haͤtte es vielmehr als ein μυσαρίαν Abentheur außgelacht/ als fuͤr<lb/>
ein <hirendition="#aq">myſterium</hi> und hohes ſonderbares Geheimnuͤß gehalten. Darum<lb/>
heißt es ein gewiß Siegel-Zeichen/ von <hirendition="#k">Gott</hi> dem <hirendition="#k">Herrn</hi>ſelbſt einge-<lb/>ſetzt/ der ſein Bild darauff gedruckt/ daß es beglaubt/ ſtaͤt und feſt gehalten<lb/>
werde.</p><lb/><p><hirendition="#aq">II.</hi> Die <hirendition="#aq">materia ſigillaris</hi><hirendition="#fr">oder Siegel-Zeug</hi> iſt auch <hirendition="#aq">ſolidirt</hi><lb/>
und ſtandhafft. Soll ein Secret und Siegel außdauren/ ſo muß das<lb/>
Bild in eine ſtarcke daurhaffte Materi gepraͤgt werden: Jn Wind laͤßt<lb/>ſich nicht verſiegeln/ der bald verſchwindet/ Wachs daurt auch nicht allzu-<lb/>
lang; Aber was in Edelgeſteine (<hirendition="#aq">e. g.</hi> in Jaſpis <hirendition="#aq">Exod.</hi> 28, 11.) in Gold<lb/>
gegraben wird/ wie dort in das guldene Stirnblat Aaronis <hirendition="#aq">Exod.</hi> 28, 36.<lb/>
das haͤlt feſt/ und wird nicht leicht verdruckt oder außgeloͤſcht. Alſo iſt<lb/>
auch die Materi allhie ὑποςατικόντι, ein beſtaͤndig daur- und waͤhrhaffter<lb/>
Zeug/ welcher iſt nicht nur das bloſſe Tauff-Waſſer/ nicht bloß Brod und<lb/>
Wein/ ſondern der immerwaͤhrende und immerbleibende Geiſt GOttes/<lb/>
das unſterbliche unzerſtoͤrliche Fleiſch Chriſti/ und ſein αἷμαἄφϑαρτον,<lb/>ſein unvergaͤnglich und unverweßlichs Blut/ das immer ſchreyet τὰκρείτ-<lb/>τονα, <hirendition="#aq">Joh. 6, 56. hic character indelebilis!</hi></p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Non principaliter panem & vinum habere vim obſignandi nobis gratiam<lb/>
Evangelio promiſſam, ſed corpus &ſanguinem Chriſti eſſe pignora illa præſtan-<lb/>
tiſſima, quibus æternus DEI filius nobis ſacroſanctas ſuas promiſſiones obſignet:<lb/>
planè ut in Baptiſmo non aqua principaliter, ſed Spiritus S. eſt pignus & arrhabo,<lb/>
hæreditatem cœleſtem nobis obſignans. <hirendition="#i">ſcribit D. Æg. Hunn. Q. Q. de Sacram.<lb/>
pag.</hi></hi> 564.</quote><bibl/></cit><lb/><p><hirendition="#aq">III. Forma ſigillaris,</hi><hirendition="#fr">die Form und Weſen beſteht mit ei-<lb/>
nem Wort/</hi><hirendition="#aq">in Sacramentali, fœderali, neceſſariâ & mutuâ obli-<lb/>
gatione,</hi><hirendition="#fr">in der allgewaltigſten/ rechtlichen Pfands-Pflicht/</hi><lb/>ſo da entſtehet <hirendition="#aq">ex juris collatione,</hi> in der gewiſſen Bindlichkeit und <hirendition="#fr">recht-<lb/>
lichen Pflicht/</hi> Krafft welcher ein jeder/ der Siegel und Brieff von ſich<lb/>
gibt/ verbunden und gefangen/ er muß halten/ und daſſelbe nothwendig/<lb/>
undiſputirlich/ bindlich/ alſo daß/ wann eine Parthey nicht ſolte oder wolte<lb/>
Glauben halten/ ſie deßwegen <hirendition="#aq">actionirt</hi> und fuͤr Recht koͤnte angeklagt<lb/>
werden. Kan am beſten erklaͤret werden in Exempeln/ als <hirendition="#aq">Jerem.</hi> 32, 10.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Achter Theil. B b</fw><fwplace="bottom"type="catch">wird</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[193/0215]
Predigt.
wolgetroffenes Controfet bedarff kein indicem per ſe oder Zeiger/ als-
bald leuchtet dem Schauer das Bild in die Augen: Aber Siegel muß
Wort haben. Wann gleich einer Chriſti verſiegelten Grabſtein angeſe-
hen/ haͤtte er ohn Anzeig doch nicht unfehlbar gewußt/ daß Chriſtus darin
vergraben und verſiegelt/ ſondern es waͤre irgend (wie in Davids Grab)
ein reicher Schatz daſelbſt. Alſo auch wann ein Heyd die Beſchneidung
geſehen/ er haͤtte es vielmehr als ein μυσαρίαν Abentheur außgelacht/ als fuͤr
ein myſterium und hohes ſonderbares Geheimnuͤß gehalten. Darum
heißt es ein gewiß Siegel-Zeichen/ von Gott dem Herrn ſelbſt einge-
ſetzt/ der ſein Bild darauff gedruckt/ daß es beglaubt/ ſtaͤt und feſt gehalten
werde.
II. Die materia ſigillaris oder Siegel-Zeug iſt auch ſolidirt
und ſtandhafft. Soll ein Secret und Siegel außdauren/ ſo muß das
Bild in eine ſtarcke daurhaffte Materi gepraͤgt werden: Jn Wind laͤßt
ſich nicht verſiegeln/ der bald verſchwindet/ Wachs daurt auch nicht allzu-
lang; Aber was in Edelgeſteine (e. g. in Jaſpis Exod. 28, 11.) in Gold
gegraben wird/ wie dort in das guldene Stirnblat Aaronis Exod. 28, 36.
das haͤlt feſt/ und wird nicht leicht verdruckt oder außgeloͤſcht. Alſo iſt
auch die Materi allhie ὑποςατικόν τι, ein beſtaͤndig daur- und waͤhrhaffter
Zeug/ welcher iſt nicht nur das bloſſe Tauff-Waſſer/ nicht bloß Brod und
Wein/ ſondern der immerwaͤhrende und immerbleibende Geiſt GOttes/
das unſterbliche unzerſtoͤrliche Fleiſch Chriſti/ und ſein αἷμα ἄφϑαρτον,
ſein unvergaͤnglich und unverweßlichs Blut/ das immer ſchreyet τὰ κρείτ-
τονα, Joh. 6, 56. hic character indelebilis!
Non principaliter panem & vinum habere vim obſignandi nobis gratiam
Evangelio promiſſam, ſed corpus & ſanguinem Chriſti eſſe pignora illa præſtan-
tiſſima, quibus æternus DEI filius nobis ſacroſanctas ſuas promiſſiones obſignet:
planè ut in Baptiſmo non aqua principaliter, ſed Spiritus S. eſt pignus & arrhabo,
hæreditatem cœleſtem nobis obſignans. ſcribit D. Æg. Hunn. Q. Q. de Sacram.
pag. 564.
III. Forma ſigillaris, die Form und Weſen beſteht mit ei-
nem Wort/ in Sacramentali, fœderali, neceſſariâ & mutuâ obli-
gatione, in der allgewaltigſten/ rechtlichen Pfands-Pflicht/
ſo da entſtehet ex juris collatione, in der gewiſſen Bindlichkeit und recht-
lichen Pflicht/ Krafft welcher ein jeder/ der Siegel und Brieff von ſich
gibt/ verbunden und gefangen/ er muß halten/ und daſſelbe nothwendig/
undiſputirlich/ bindlich/ alſo daß/ wann eine Parthey nicht ſolte oder wolte
Glauben halten/ ſie deßwegen actionirt und fuͤr Recht koͤnte angeklagt
werden. Kan am beſten erklaͤret werden in Exempeln/ als Jerem. 32, 10.
wird
Achter Theil. B b
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/215>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.