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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
wolgetroffenes Controfet bedarff kein indicem per se oder Zeiger/ als-
bald leuchtet dem Schauer das Bild in die Augen: Aber Siegel muß
Wort haben. Wann gleich einer Christi versiegelten Grabstein angese-
hen/ hätte er ohn Anzeig doch nicht unfehlbar gewußt/ daß Christus darin
vergraben und versiegelt/ sondern es wäre irgend (wie in Davids Grab)
ein reicher Schatz daselbst. Also auch wann ein Heyd die Beschneidung
gesehen/ er hätte es vielmehr als ein musarian Abentheur außgelacht/ als für
ein mysterium und hohes sonderbares Geheimnüß gehalten. Darum
heißt es ein gewiß Siegel-Zeichen/ von Gott dem Herrn selbst einge-
setzt/ der sein Bild darauff gedruckt/ daß es beglaubt/ stät und fest gehalten
werde.

II. Die materia sigillaris oder Siegel-Zeug ist auch solidirt
und standhafft. Soll ein Secret und Siegel außdauren/ so muß das
Bild in eine starcke daurhaffte Materi geprägt werden: Jn Wind läßt
sich nicht versiegeln/ der bald verschwindet/ Wachs daurt auch nicht allzu-
lang; Aber was in Edelgesteine (e. g. in Jaspis Exod. 28, 11.) in Gold
gegraben wird/ wie dort in das guldene Stirnblat Aaronis Exod. 28, 36.
das hält fest/ und wird nicht leicht verdruckt oder außgelöscht. Also ist
auch die Materi allhie uposatikon ti, ein beständig daur- und währhaffter
Zeug/ welcher ist nicht nur das blosse Tauff-Wasser/ nicht bloß Brod und
Wein/ sondern der immerwährende und immerbleibende Geist GOttes/
das unsterbliche unzerstörliche Fleisch Christi/ und sein aima aphtharton,
sein unvergänglich und unverweßlichs Blut/ das immer schreyet ta kreit-
tona, Joh. 6, 56. hic character indelebilis!

Non principaliter panem & vinum habere vim obsignandi nobis gratiam
Evangelio promissam, sed corpus & sanguinem Christi esse pignora illa praestan-
tissima, quibus aeternus DEI filius nobis sacrosanctas suas promissiones obsignet:
plane ut in Baptismo non aqua principaliter, sed Spiritus S. est pignus & arrhabo,
haereditatem coelestem nobis obsignans. scribit D. AEg. Hunn. Q. Q. de Sacram.
pag.
564.

III. Forma sigillaris, die Form und Wesen besteht mit ei-
nem Wort/
in Sacramentali, foederali, necessaria & mutua obli-
gatione,
in der allgewaltigsten/ rechtlichen Pfands-Pflicht/
so da entstehet ex juris collatione, in der gewissen Bindlichkeit und recht-
lichen Pflicht/
Krafft welcher ein jeder/ der Siegel und Brieff von sich
gibt/ verbunden und gefangen/ er muß halten/ und dasselbe nothwendig/
undisputirlich/ bindlich/ also daß/ wann eine Parthey nicht solte oder wolte
Glauben halten/ sie deßwegen actionirt und für Recht könte angeklagt
werden. Kan am besten erkläret werden in Exempeln/ als Jerem. 32, 10.

wird
Achter Theil. B b

Predigt.
wolgetroffenes Controfet bedarff kein indicem per ſe oder Zeiger/ als-
bald leuchtet dem Schauer das Bild in die Augen: Aber Siegel muß
Wort haben. Wann gleich einer Chriſti verſiegelten Grabſtein angeſe-
hen/ haͤtte er ohn Anzeig doch nicht unfehlbar gewußt/ daß Chriſtus darin
vergraben und verſiegelt/ ſondern es waͤre irgend (wie in Davids Grab)
ein reicher Schatz daſelbſt. Alſo auch wann ein Heyd die Beſchneidung
geſehen/ er haͤtte es vielmehr als ein μυσαρίαν Abentheur außgelacht/ als fuͤr
ein myſterium und hohes ſonderbares Geheimnuͤß gehalten. Darum
heißt es ein gewiß Siegel-Zeichen/ von Gott dem Herrn ſelbſt einge-
ſetzt/ der ſein Bild darauff gedruckt/ daß es beglaubt/ ſtaͤt und feſt gehalten
werde.

II. Die materia ſigillaris oder Siegel-Zeug iſt auch ſolidirt
und ſtandhafft. Soll ein Secret und Siegel außdauren/ ſo muß das
Bild in eine ſtarcke daurhaffte Materi gepraͤgt werden: Jn Wind laͤßt
ſich nicht verſiegeln/ der bald verſchwindet/ Wachs daurt auch nicht allzu-
lang; Aber was in Edelgeſteine (e. g. in Jaſpis Exod. 28, 11.) in Gold
gegraben wird/ wie dort in das guldene Stirnblat Aaronis Exod. 28, 36.
das haͤlt feſt/ und wird nicht leicht verdruckt oder außgeloͤſcht. Alſo iſt
auch die Materi allhie ὑποςατικόν τι, ein beſtaͤndig daur- und waͤhrhaffter
Zeug/ welcher iſt nicht nur das bloſſe Tauff-Waſſer/ nicht bloß Brod und
Wein/ ſondern der immerwaͤhrende und immerbleibende Geiſt GOttes/
das unſterbliche unzerſtoͤrliche Fleiſch Chriſti/ und ſein αἷμα ἄφϑαρτον,
ſein unvergaͤnglich und unverweßlichs Blut/ das immer ſchreyet τὰ κρείτ-
τονα, Joh. 6, 56. hic character indelebilis!

Non principaliter panem & vinum habere vim obſignandi nobis gratiam
Evangelio promiſſam, ſed corpus & ſanguinem Chriſti eſſe pignora illa præſtan-
tiſſima, quibus æternus DEI filius nobis ſacroſanctas ſuas promiſſiones obſignet:
planè ut in Baptiſmo non aqua principaliter, ſed Spiritus S. eſt pignus & arrhabo,
hæreditatem cœleſtem nobis obſignans. ſcribit D. Æg. Hunn. Q. Q. de Sacram.
pag.
564.

III. Forma ſigillaris, die Form und Weſen beſteht mit ei-
nem Wort/
in Sacramentali, fœderali, neceſſariâ & mutuâ obli-
gatione,
in der allgewaltigſten/ rechtlichen Pfands-Pflicht/
ſo da entſtehet ex juris collatione, in der gewiſſen Bindlichkeit und recht-
lichen Pflicht/
Krafft welcher ein jeder/ der Siegel und Brieff von ſich
gibt/ verbunden und gefangen/ er muß halten/ und daſſelbe nothwendig/
undiſputirlich/ bindlich/ alſo daß/ wann eine Parthey nicht ſolte oder wolte
Glauben halten/ ſie deßwegen actionirt und fuͤr Recht koͤnte angeklagt
werden. Kan am beſten erklaͤret werden in Exempeln/ als Jerem. 32, 10.

wird
Achter Theil. B b
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[193/0215] Predigt. wolgetroffenes Controfet bedarff kein indicem per ſe oder Zeiger/ als- bald leuchtet dem Schauer das Bild in die Augen: Aber Siegel muß Wort haben. Wann gleich einer Chriſti verſiegelten Grabſtein angeſe- hen/ haͤtte er ohn Anzeig doch nicht unfehlbar gewußt/ daß Chriſtus darin vergraben und verſiegelt/ ſondern es waͤre irgend (wie in Davids Grab) ein reicher Schatz daſelbſt. Alſo auch wann ein Heyd die Beſchneidung geſehen/ er haͤtte es vielmehr als ein μυσαρίαν Abentheur außgelacht/ als fuͤr ein myſterium und hohes ſonderbares Geheimnuͤß gehalten. Darum heißt es ein gewiß Siegel-Zeichen/ von Gott dem Herrn ſelbſt einge- ſetzt/ der ſein Bild darauff gedruckt/ daß es beglaubt/ ſtaͤt und feſt gehalten werde. II. Die materia ſigillaris oder Siegel-Zeug iſt auch ſolidirt und ſtandhafft. Soll ein Secret und Siegel außdauren/ ſo muß das Bild in eine ſtarcke daurhaffte Materi gepraͤgt werden: Jn Wind laͤßt ſich nicht verſiegeln/ der bald verſchwindet/ Wachs daurt auch nicht allzu- lang; Aber was in Edelgeſteine (e. g. in Jaſpis Exod. 28, 11.) in Gold gegraben wird/ wie dort in das guldene Stirnblat Aaronis Exod. 28, 36. das haͤlt feſt/ und wird nicht leicht verdruckt oder außgeloͤſcht. Alſo iſt auch die Materi allhie ὑποςατικόν τι, ein beſtaͤndig daur- und waͤhrhaffter Zeug/ welcher iſt nicht nur das bloſſe Tauff-Waſſer/ nicht bloß Brod und Wein/ ſondern der immerwaͤhrende und immerbleibende Geiſt GOttes/ das unſterbliche unzerſtoͤrliche Fleiſch Chriſti/ und ſein αἷμα ἄφϑαρτον, ſein unvergaͤnglich und unverweßlichs Blut/ das immer ſchreyet τὰ κρείτ- τονα, Joh. 6, 56. hic character indelebilis! Non principaliter panem & vinum habere vim obſignandi nobis gratiam Evangelio promiſſam, ſed corpus & ſanguinem Chriſti eſſe pignora illa præſtan- tiſſima, quibus æternus DEI filius nobis ſacroſanctas ſuas promiſſiones obſignet: planè ut in Baptiſmo non aqua principaliter, ſed Spiritus S. eſt pignus & arrhabo, hæreditatem cœleſtem nobis obſignans. ſcribit D. Æg. Hunn. Q. Q. de Sacram. pag. 564. III. Forma ſigillaris, die Form und Weſen beſteht mit ei- nem Wort/ in Sacramentali, fœderali, neceſſariâ & mutuâ obli- gatione, in der allgewaltigſten/ rechtlichen Pfands-Pflicht/ ſo da entſtehet ex juris collatione, in der gewiſſen Bindlichkeit und recht- lichen Pflicht/ Krafft welcher ein jeder/ der Siegel und Brieff von ſich gibt/ verbunden und gefangen/ er muß halten/ und daſſelbe nothwendig/ undiſputirlich/ bindlich/ alſo daß/ wann eine Parthey nicht ſolte oder wolte Glauben halten/ ſie deßwegen actionirt und fuͤr Recht koͤnte angeklagt werden. Kan am beſten erklaͤret werden in Exempeln/ als Jerem. 32, 10. wird Achter Theil. B b

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/215>, abgerufen am 24.11.2024.