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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.

Darum so ist vonnöthen/ ein gantz gewisses Siegel/ das nicht fehlen
kan/ ein Zeugnüß über alle Zeugnüß/ das höchste/ beste/ gewisseste/ helleste
und kräfftigste Zeugnüß/ beneficia sunt amplissimae interpretationis,
so hoch es kan getrieben werden/ was in menschlichen contractibus am
allerkräfftigsten bestehen kan. Es solte wol so seyn/ ein Mann/ ein Mann/
ein Wort/ ein Wort/ daß Ochsen bey den Hörnern/ und Männer bey dem
Wort erkannt würden/ bevorab wann man einen Schwur dazu gethan:
Aber es ist leider unter uns so weit kommen/ daß man blossen Worten nicht
trauen darff/ Ja-Wort/ kein Wort. Quae lex ad id praestandum nos,vid. Grot.
de jure bel.
p. 245. sq.

quod alicui promisimus, obligat? sagt Seneca L. 5. de benef. c. 10.
Versprechen ist Edelmännisch/ halten ist Bäurisch. Stultus non intel-
ligit verba honoris,
sagte jener. Wann aber versiegelte Brieffe und
Urkund können auffgewiesen werden/ so hats mehrere Krafft/ und ist man
der Sach besser versichert/ ob wol auch diese können durchlöchert und nicht
gehalten werden; doch in foro justitiae, wo man die justitiam noch läßt
regieren/ so gilt solcher contract, so läßt sich Siegel und Brieff nicht dis-
putiren,
der Richter spricht das Urtheil darnach/ das man fest halten
muß. Dann wer Siegel und Brieff von sich gibt/ der überlieffert dar-
durch sein jus ad rem der andern Parthey in die Hand/ er fängt sich selbst
und macht sich selbst verhafftet/ der gibt ein helles/ sichtbares/ grosses und
kräfftiges/ ein individual in der Hand habendes Zeugnüß von sich/ er gibt
dem andern sein Recht und schwöret in die Hand/ daß wann ers nicht hal-
ten wolte/ deßwegen für Gericht actionirt werden könte. Nun ein solch
hohes und helles/ ein solch kräfftiges und standhafftes Zeugnüß/ wird auch
erfordert in foro justificationis, im geistlichen Stand-Recht für GOtt:
Wann da ein armer Sünder und Göttliche Gerechtigkeit zusammen tretten/
die Gedancken sich untereinander verklagen und entschuldigen Rom. 2, 15.
so gehört das allerhelleste Zeugnüß/ sichtbar und scheinbar/ das allergröste
Zeugnüß/ grösser als das innere Gewissens-Zeugnüß/ das jenes über-
schreyt/ das besser rufft/ als das Blut Abels; das allerstandhafftigste/
das vor der hohen Göttlichen Majestät/ und seinem flammenden Gerichts-
Stuhl/ sich nicht darff entsetzen/ das einer in der Hand hat/ juris colla-
tivum, contra omnes instantias.
Ein solches ist nun Sigillum Sacra-
mentale,
das Zeugnüß deß Sacramentlichen Wassers und Bluts/ das
ist das helleste/ quia visibile, alldieweil es sichtbar/ ist das gröste/ ist das
stärckeste/ dieweil es individualiter mich angeht; dann ich binja getaufft
für mich und keinen andern/ da habe ich den Geist/ das Pfand meines
Erbs selbst empfangen. Der Prediger sagt: Nimm hin/ das ist der Leib/

das
Predigt.

Darum ſo iſt vonnoͤthen/ ein gantz gewiſſes Siegel/ das nicht fehlen
kan/ ein Zeugnuͤß uͤber alle Zeugnuͤß/ das hoͤchſte/ beſte/ gewiſſeſte/ helleſte
und kraͤfftigſte Zeugnuͤß/ beneficia ſunt ampliſſimæ interpretationis,
ſo hoch es kan getrieben werden/ was in menſchlichen contractibus am
allerkraͤfftigſten beſtehen kan. Es ſolte wol ſo ſeyn/ ein Mann/ ein Mann/
ein Wort/ ein Wort/ daß Ochſen bey den Hoͤrnern/ und Maͤnner bey dem
Wort erkannt wuͤrden/ bevorab wann man einen Schwur dazu gethan:
Aber es iſt leider unter uns ſo weit kommen/ daß man bloſſen Worten nicht
trauen darff/ Ja-Wort/ kein Wort. Quæ lex ad id præſtandum nos,vid. Grot.
de jure bel.
p. 245. ſq.

quod alicui promiſimus, obligat? ſagt Seneca L. 5. de benef. c. 10.
Verſprechen iſt Edelmaͤnniſch/ halten iſt Baͤuriſch. Stultus non intel-
ligit verba honoris,
ſagte jener. Wann aber verſiegelte Brieffe und
Urkund koͤnnen auffgewieſen werden/ ſo hats mehrere Krafft/ und iſt man
der Sach beſſer verſichert/ ob wol auch dieſe koͤnnen durchloͤchert und nicht
gehalten werden; doch in foro juſtitiæ, wo man die juſtitiam noch laͤßt
regieren/ ſo gilt ſolcher contract, ſo laͤßt ſich Siegel und Brieff nicht diſ-
putiren,
der Richter ſpricht das Urtheil darnach/ das man feſt halten
muß. Dann wer Siegel und Brieff von ſich gibt/ der uͤberlieffert dar-
durch ſein jus ad rem der andern Parthey in die Hand/ er faͤngt ſich ſelbſt
und macht ſich ſelbſt verhafftet/ der gibt ein helles/ ſichtbares/ groſſes und
kraͤfftiges/ ein individual in der Hand habendes Zeugnuͤß von ſich/ er gibt
dem andern ſein Recht und ſchwoͤret in die Hand/ daß wann ers nicht hal-
ten wolte/ deßwegen fuͤr Gericht actionirt werden koͤnte. Nun ein ſolch
hohes und helles/ ein ſolch kraͤfftiges und ſtandhafftes Zeugnuͤß/ wird auch
erfordert in foro juſtificationis, im geiſtlichen Stand-Recht fuͤr GOtt:
Wann da ein armer Suͤnder und Goͤttliche Gerechtigkeit zuſam̃en tretten/
die Gedancken ſich untereinander verklagen und entſchuldigen Rom. 2, 15.
ſo gehoͤrt das allerhelleſte Zeugnuͤß/ ſichtbar und ſcheinbar/ das allergroͤſte
Zeugnuͤß/ groͤſſer als das innere Gewiſſens-Zeugnuͤß/ das jenes uͤber-
ſchreyt/ das beſſer rufft/ als das Blut Abels; das allerſtandhafftigſte/
das vor der hohen Goͤttlichen Majeſtaͤt/ und ſeinem flammenden Gerichts-
Stuhl/ ſich nicht darff entſetzen/ das einer in der Hand hat/ juris colla-
tivum, contra omnes inſtantias.
Ein ſolches iſt nun Sigillum Sacra-
mentale,
das Zeugnuͤß deß Sacramentlichen Waſſers und Bluts/ das
iſt das helleſte/ quia viſibile, alldieweil es ſichtbar/ iſt das groͤſte/ iſt das
ſtaͤrckeſte/ dieweil es individualiter mich angeht; dann ich binja getaufft
fuͤr mich und keinen andern/ da habe ich den Geiſt/ das Pfand meines
Erbs ſelbſt empfangen. Der Prediger ſagt: Nimm hin/ das iſt der Leib/

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[191/0213] Predigt. Darum ſo iſt vonnoͤthen/ ein gantz gewiſſes Siegel/ das nicht fehlen kan/ ein Zeugnuͤß uͤber alle Zeugnuͤß/ das hoͤchſte/ beſte/ gewiſſeſte/ helleſte und kraͤfftigſte Zeugnuͤß/ beneficia ſunt ampliſſimæ interpretationis, ſo hoch es kan getrieben werden/ was in menſchlichen contractibus am allerkraͤfftigſten beſtehen kan. Es ſolte wol ſo ſeyn/ ein Mann/ ein Mann/ ein Wort/ ein Wort/ daß Ochſen bey den Hoͤrnern/ und Maͤnner bey dem Wort erkannt wuͤrden/ bevorab wann man einen Schwur dazu gethan: Aber es iſt leider unter uns ſo weit kommen/ daß man bloſſen Worten nicht trauen darff/ Ja-Wort/ kein Wort. Quæ lex ad id præſtandum nos, quod alicui promiſimus, obligat? ſagt Seneca L. 5. de benef. c. 10. Verſprechen iſt Edelmaͤnniſch/ halten iſt Baͤuriſch. Stultus non intel- ligit verba honoris, ſagte jener. Wann aber verſiegelte Brieffe und Urkund koͤnnen auffgewieſen werden/ ſo hats mehrere Krafft/ und iſt man der Sach beſſer verſichert/ ob wol auch dieſe koͤnnen durchloͤchert und nicht gehalten werden; doch in foro juſtitiæ, wo man die juſtitiam noch laͤßt regieren/ ſo gilt ſolcher contract, ſo laͤßt ſich Siegel und Brieff nicht diſ- putiren, der Richter ſpricht das Urtheil darnach/ das man feſt halten muß. Dann wer Siegel und Brieff von ſich gibt/ der uͤberlieffert dar- durch ſein jus ad rem der andern Parthey in die Hand/ er faͤngt ſich ſelbſt und macht ſich ſelbſt verhafftet/ der gibt ein helles/ ſichtbares/ groſſes und kraͤfftiges/ ein individual in der Hand habendes Zeugnuͤß von ſich/ er gibt dem andern ſein Recht und ſchwoͤret in die Hand/ daß wann ers nicht hal- ten wolte/ deßwegen fuͤr Gericht actionirt werden koͤnte. Nun ein ſolch hohes und helles/ ein ſolch kraͤfftiges und ſtandhafftes Zeugnuͤß/ wird auch erfordert in foro juſtificationis, im geiſtlichen Stand-Recht fuͤr GOtt: Wann da ein armer Suͤnder und Goͤttliche Gerechtigkeit zuſam̃en tretten/ die Gedancken ſich untereinander verklagen und entſchuldigen Rom. 2, 15. ſo gehoͤrt das allerhelleſte Zeugnuͤß/ ſichtbar und ſcheinbar/ das allergroͤſte Zeugnuͤß/ groͤſſer als das innere Gewiſſens-Zeugnuͤß/ das jenes uͤber- ſchreyt/ das beſſer rufft/ als das Blut Abels; das allerſtandhafftigſte/ das vor der hohen Goͤttlichen Majeſtaͤt/ und ſeinem flammenden Gerichts- Stuhl/ ſich nicht darff entſetzen/ das einer in der Hand hat/ juris colla- tivum, contra omnes inſtantias. Ein ſolches iſt nun Sigillum Sacra- mentale, das Zeugnuͤß deß Sacramentlichen Waſſers und Bluts/ das iſt das helleſte/ quia viſibile, alldieweil es ſichtbar/ iſt das groͤſte/ iſt das ſtaͤrckeſte/ dieweil es individualiter mich angeht; dann ich binja getaufft fuͤr mich und keinen andern/ da habe ich den Geiſt/ das Pfand meines Erbs ſelbſt empfangen. Der Prediger ſagt: Nimm hin/ das iſt der Leib/ das vid. Grot. de jure bel. p. 245. ſq.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/213>, abgerufen am 24.11.2024.