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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
cket sein Blut/ so habt ihr kein Leben in euch/ dort aber nicht
nothwendig. Da heists crede & manducasti.

Wann wir dann per arsin gehöret/ was durch dieses Essen nicht ge-
meynet und verstanden wird/ so müssen wir dann auch lernen in thesei,
Was dann? Das/ was die Capernaiten wol hätten verstehen kön-
nen und sollen. I. Ex sunetheia loquentis, als welcher mehrmal diversio-
nes
und anagogas gemacht e re nata. Da Joh. 4. Cap. die glaubige
und bußfertige Samariterin ein Discurs angefangen von dem Jacobs-
Brunnen/ nimmt er daher Anlaß von dem geistlichen Wasser dem Heil.
Geist/ Joh. 4/ 14. Wer des Wassers trincken wird/ das ich ihm
gebe/ den wird ewiglich nicht dürsten/ sondern das Wasser/
das ich ihm geben werde/ das wird ihm ein Brunn des Was-
sers werden/ das in das ewige Leben quillet.
Ut acueret intel-
lectum, & excitaret ad inquirendum.
Also auch hie/ er hatte für sich
grobe/ fleischlich gesinnte/ wüste Leut/ die viel auf niedliche Speiß und köstli-
chen Tranck gehalten/ er hat kurtz zuvor mit fünff Gersten-Brod fünff
tausend Mann gespeiset/ er mercket/ warumb sie ihm nachgelauffen/ und
gewünscht/ solcher Massen immer mit Brod versehen zu werden/ sie rüh-
men ihm das Manna/ das Moses gegeben; da kommt nun Christus mit
seiner Lehr-reichen anagoge, und sagt ihnen von einer andern Speiß und
Essen/ würcket Speiß die nicht vergänglich ist/ sondern die da
bleibet in das ewige Leben/ welche euch des Menschen Sohn
geben wird.
Da hätten die groben Leute wol dencken können/ ey! er re-
det als ein Weiser/ nüchterner/ vernünfftiger Mann/ vernünfftige Wort/
er redet nicht als ein Trunckenbold/ oder Nacht-Träumer von einem ge-
meinen Essen. Gleichwie wann im gemeinen Gespräch einer sagt: Das ist
ein Stich/ der nicht blutet/ niemand so plumb ist/ daß er es proprie ver-
stehen würde/ sondern gedencken/ er rede von stachelichten Worten. Al-
so rede auch hie Christus von einer verblühmten Speise/ und geistlichem
Essen und Trincken. 2. Hätten sie es wissen sollen/ als hochgelehrte
Schul Lehrer ex stylo Scripturae S. allegorico, daß mehrmalen in der
H. Schrifft das Essen für Lernen/ erkennen/ verstehen gebraucht werde.
Ezech. 33. wird dem Propheten zugemuthet/ er soll ein Helluo librorum,
ein Bücher-Fresser seyn/ h. e. fleissig studiren/ üben/ erkennen lernen. Sy-
rach 15 c. 3. Sie wird ihn speisen mit Brod des Verstandes/
und wird ihn träncken mit Wasser der Weißheit.
c. 24/ 28. 29.
Wer von mir isset/ den hungert immer nach mir/ und wer

von

Predigt.
cket ſein Blut/ ſo habt ihr kein Leben in euch/ dort aber nicht
nothwendig. Da heiſts crede & manducaſti.

Wann wir dann per ἄρσιν gehoͤret/ was durch dieſes Eſſen nicht ge-
meynet und verſtanden wird/ ſo muͤſſen wir dann auch lernen in ϑέσει,
Was dann? Das/ was die Capernaiten wol haͤtten verſtehen koͤn-
nen und ſollen. I. Ex συνηθείᾳ loquentis, als welcher mehrmal diverſio-
nes
und anagogas gemacht è re natâ. Da Joh. 4. Cap. die glaubige
und bußfertige Samariterin ein Diſcurs angefangen von dem Jacobs-
Brunnen/ nimmt er daher Anlaß von dem geiſtlichen Waſſer dem Heil.
Geiſt/ Joh. 4/ 14. Wer des Waſſers trincken wird/ das ich ihm
gebe/ den wird ewiglich nicht duͤrſten/ ſondern das Waſſer/
das ich ihm geben werde/ das wird ihm ein Brunn des Waſ-
ſers werden/ das in das ewige Leben quillet.
Ut acueret intel-
lectum, & excitaret ad inquirendum.
Alſo auch hie/ er hatte fuͤr ſich
grobe/ fleiſchlich geſinnte/ wuͤſte Leut/ die viel auf niedliche Speiß und koͤſtli-
chen Tranck gehalten/ er hat kurtz zuvor mit fuͤnff Gerſten-Brod fuͤnff
tauſend Mann geſpeiſet/ er mercket/ warumb ſie ihm nachgelauffen/ und
gewünſcht/ ſolcher Maſſen immer mit Brod verſehen zu werden/ ſie ruͤh-
men ihm das Manna/ das Moſes gegeben; da kommt nun Chriſtus mit
ſeiner Lehr-reichen anagoge, und ſagt ihnen von einer andern Speiß und
Eſſen/ wuͤrcket Speiß die nicht vergaͤnglich iſt/ ſondern die da
bleibet in das ewige Leben/ welche euch des Menſchen Sohn
geben wird.
Da haͤtten die groben Leute wol dencken koͤnnen/ ey! er re-
det als ein Weiſer/ nuͤchterner/ vernuͤnfftiger Mann/ vernuͤnfftige Wort/
er redet nicht als ein Trunckenbold/ oder Nacht-Traͤumer von einem ge-
meinen Eſſen. Gleichwie wann im gemeinen Geſpraͤch einer ſagt: Das iſt
ein Stich/ der nicht blutet/ niemand ſo plumb iſt/ daß er es propriè ver-
ſtehen wuͤrde/ ſondern gedencken/ er rede von ſtachelichten Worten. Al-
ſo rede auch hie Chriſtus von einer verbluͤhmten Speiſe/ und geiſtlichem
Eſſen und Trincken. 2. Haͤtten ſie es wiſſen ſollen/ als hochgelehrte
Schul Lehrer ex ſtylo Scripturæ S. allegorico, daß mehrmalen in der
H. Schrifft das Eſſen fuͤr Lernen/ erkennen/ verſtehen gebraucht werde.
Ezech. 33. wird dem Propheten zugemuthet/ er ſoll ein Helluo librorum,
ein Buͤcher-Freſſer ſeyn/ h. e. fleiſſig ſtudiren/ uͤben/ erkennen lernen. Sy-
rach 15 c. 3. Sie wird ihn ſpeiſen mit Brod des Verſtandes/
und wird ihn traͤncken mit Waſſer der Weißheit.
c. 24/ 28. 29.
Wer von mir iſſet/ den hungert immer nach mir/ und wer

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[1055/1079] Predigt. cket ſein Blut/ ſo habt ihr kein Leben in euch/ dort aber nicht nothwendig. Da heiſts crede & manducaſti. Wann wir dann per ἄρσιν gehoͤret/ was durch dieſes Eſſen nicht ge- meynet und verſtanden wird/ ſo muͤſſen wir dann auch lernen in ϑέσει, Was dann? Das/ was die Capernaiten wol haͤtten verſtehen koͤn- nen und ſollen. I. Ex συνηθείᾳ loquentis, als welcher mehrmal diverſio- nes und anagogas gemacht è re natâ. Da Joh. 4. Cap. die glaubige und bußfertige Samariterin ein Diſcurs angefangen von dem Jacobs- Brunnen/ nimmt er daher Anlaß von dem geiſtlichen Waſſer dem Heil. Geiſt/ Joh. 4/ 14. Wer des Waſſers trincken wird/ das ich ihm gebe/ den wird ewiglich nicht duͤrſten/ ſondern das Waſſer/ das ich ihm geben werde/ das wird ihm ein Brunn des Waſ- ſers werden/ das in das ewige Leben quillet. Ut acueret intel- lectum, & excitaret ad inquirendum. Alſo auch hie/ er hatte fuͤr ſich grobe/ fleiſchlich geſinnte/ wuͤſte Leut/ die viel auf niedliche Speiß und koͤſtli- chen Tranck gehalten/ er hat kurtz zuvor mit fuͤnff Gerſten-Brod fuͤnff tauſend Mann geſpeiſet/ er mercket/ warumb ſie ihm nachgelauffen/ und gewünſcht/ ſolcher Maſſen immer mit Brod verſehen zu werden/ ſie ruͤh- men ihm das Manna/ das Moſes gegeben; da kommt nun Chriſtus mit ſeiner Lehr-reichen anagoge, und ſagt ihnen von einer andern Speiß und Eſſen/ wuͤrcket Speiß die nicht vergaͤnglich iſt/ ſondern die da bleibet in das ewige Leben/ welche euch des Menſchen Sohn geben wird. Da haͤtten die groben Leute wol dencken koͤnnen/ ey! er re- det als ein Weiſer/ nuͤchterner/ vernuͤnfftiger Mann/ vernuͤnfftige Wort/ er redet nicht als ein Trunckenbold/ oder Nacht-Traͤumer von einem ge- meinen Eſſen. Gleichwie wann im gemeinen Geſpraͤch einer ſagt: Das iſt ein Stich/ der nicht blutet/ niemand ſo plumb iſt/ daß er es propriè ver- ſtehen wuͤrde/ ſondern gedencken/ er rede von ſtachelichten Worten. Al- ſo rede auch hie Chriſtus von einer verbluͤhmten Speiſe/ und geiſtlichem Eſſen und Trincken. 2. Haͤtten ſie es wiſſen ſollen/ als hochgelehrte Schul Lehrer ex ſtylo Scripturæ S. allegorico, daß mehrmalen in der H. Schrifft das Eſſen fuͤr Lernen/ erkennen/ verſtehen gebraucht werde. Ezech. 33. wird dem Propheten zugemuthet/ er ſoll ein Helluo librorum, ein Buͤcher-Freſſer ſeyn/ h. e. fleiſſig ſtudiren/ uͤben/ erkennen lernen. Sy- rach 15 c. 3. Sie wird ihn ſpeiſen mit Brod des Verſtandes/ und wird ihn traͤncken mit Waſſer der Weißheit. c. 24/ 28. 29. Wer von mir iſſet/ den hungert immer nach mir/ und wer von

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1055. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1079>, abgerufen am 23.11.2024.