Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Die viertzigste
umbsonst/ beyde Wein und Milch. Und Matth. 11. Kommet
her zu mir alle die ihr mühselig und beladen seyd/ ich wil euch
erquicken.
Kommet het zu mir/ nicht nur der Außschuß und Flor deß
menschlichen Geschlechts; Sondern alle die da mühselig und beladen
sind/ ob sie schon ihre Mühseligkeit nicht fühlen/ noch erkennen/ wie man
dergleichen monstrosa exempla gehabt. Alle die von Christo lernen sol-
len/ die sind auch beruffen/ und damit man ja nicht zweiffele/ so sagt der
HErr: Wann ich erhöhet werde von der Erden/ will ich sie alle zu mir zie-
hen/ nicht nur allein Johannem und die Mutter JEsu/ sondern auch alle
vernünfftige menschliche Creaturen/ denen ich das Evangelium will pre-
digen lassen/ niemand sol absolute außgeschlossen seyn. Zwar Calvinus
und seine Jünger machen hie ein exception, ziehen deß himmlischen Vat-
ters mildreiche Hand in die Enge zusammen/ geben für/ es seye diese Gutthat
nicht allen und jeden gemeynet/ sondern einig und allein denen bloß Außer-
wählten. Wohin er dann diese Wort ziehet Joh. 6/ 37. Was mir mein
Vatter gegeben hat/ das kompt zu mir/ über welche Wort er also commen-
tirt in Harm. Evang. p. 456. Ne quid doctrinae suae deroget eorum in-
credulitas, tantae contumaciae causam esse dicit, quod reprobi sint,
& a grege Dei alieni. Cum dicit venire, quicquid datur, inde colli-
gimus, non omnes dari. Rursus colligimus, tanta spiritus efficacia
operari Deum in electis suis, ut nemo eorum excidat. Nam donandi
verbum perinde valet, ac si dixisset Christus, Quos elegit Pater, eos
regenerat, & mihi in Evangelii obedientiam addicit,
das ist: Damit
durch ihren Unglauben seiner (Christi) Lehr kein Abbruch geschehe/ so sagt er/
daß solcher Hartnäckigkeit kein andere Ursach seye/ als daß sie Verworffene
seyn/ und von der außerwählten Heerde Gottes abgesondert. Wann er sagt/
daß alles das jenige komme/ was ihm vom Vatter gegeben werde/ darauß
schliessen wir/ daß sie nicht alle vom Vatter gegeben werden. Wiederumb/
daß Gott mit solcher Krafft deß Geistes in seinen Außerwählten würcke/
daß keiner derselben entfalle. Dann das Wort Geben hat diesen Ver-
stand/ als sagte Christus: welche der Vatter erwählet hat/ die widerge-
bieret er/ und gibt sie mir zum Gehorsam deß Glaubens. Jtem/ nie-
mand kommt zu mir/ der Vatter ziehe ihn dann/ das ist/ wie abermahl Cal-
vinus
hie glossirt: Inde sequitur, non omnes trahi, sed Deum hac gra-
tia dignari, quos elegit.
Das ist; darauß dann erhellet/ daß sie nicht alle ge-
zogen werden/ sondern daß Gott dieser Gnad allein die jenige würdige/ die er
außerwählt. Et mox: Ita nunc pronuntiat efficacem esse spiritus gra-
tiam, qua trahuntur, ut necessario credant.
Das ist; Christus preiset die

Gnade

Die viertzigſte
umbſonſt/ beyde Wein und Milch. Und Matth. 11. Kommet
her zu mir alle die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd/ ich wil euch
erquicken.
Kommet het zu mir/ nicht nur der Außſchuß und Flor deß
menſchlichen Geſchlechts; Sondern alle die da muͤhſelig und beladen
ſind/ ob ſie ſchon ihre Muͤhſeligkeit nicht fuͤhlen/ noch erkennen/ wie man
dergleichen monſtroſa exempla gehabt. Alle die von Chriſto lernen ſol-
len/ die ſind auch beruffen/ und damit man ja nicht zweiffele/ ſo ſagt der
HErr: Wann ich erhoͤhet werde von der Erden/ will ich ſie alle zu mir zie-
hen/ nicht nur allein Johannem und die Mutter JEſu/ ſondern auch alle
vernuͤnfftige menſchliche Creaturen/ denen ich das Evangelium will pre-
digen laſſen/ niemand ſol abſolutè außgeſchloſſen ſeyn. Zwar Calvinus
und ſeine Juͤnger machen hie ein exception, ziehen deß himmliſchen Vat-
ters mildreiche Hand in die Enge zuſammen/ geben fuͤr/ es ſeye dieſe Gutthat
nicht allen und jeden gemeynet/ ſondern einig und allein denen bloß Außer-
waͤhlten. Wohin er dann dieſe Wort ziehet Joh. 6/ 37. Was mir mein
Vatter gegeben hat/ das kompt zu mir/ uͤber welche Wort er alſo commen-
tirt in Harm. Evang. p. 456. Ne quid doctrinæ ſuæ deroget eorum in-
credulitas, tantæ contumaciæ cauſam eſſe dicit, quod reprobi ſint,
& à grege Dei alieni. Cùm dicit venire, quicquid datur, inde colli-
gimus, non omnes dari. Rurſus colligimus, tanta ſpiritus efficacia
operari Deum in electis ſuis, ut nemo eorum excidat. Nam donandi
verbum perinde valet, ac ſi dixiſſet Chriſtus, Quos elegit Pater, eos
regenerat, & mihi in Evangelii obedientiam addicit,
das iſt: Damit
durch ihren Unglauben ſeiner (Chriſti) Lehr kein Abbruch geſchehe/ ſo ſagt er/
daß ſolcher Hartnaͤckigkeit kein andere Urſach ſeye/ als daß ſie Verworffene
ſeyn/ und von der außerwaͤhlten Heerde Gottes abgeſondert. Wann er ſagt/
daß alles das jenige komme/ was ihm vom Vatter gegeben werde/ darauß
ſchlieſſen wir/ daß ſie nicht alle vom Vatter gegeben werden. Wiederumb/
daß Gott mit ſolcher Krafft deß Geiſtes in ſeinen Außerwaͤhlten wuͤrcke/
daß keiner derſelben entfalle. Dann das Wort Geben hat dieſen Ver-
ſtand/ als ſagte Chriſtus: welche der Vatter erwaͤhlet hat/ die widerge-
bieret er/ und gibt ſie mir zum Gehorſam deß Glaubens. Jtem/ nie-
mand kommt zu mir/ der Vatter ziehe ihn dann/ das iſt/ wie abermahl Cal-
vinus
hie gloſſirt: Inde ſequitur, non omnes trahi, ſed Deum hac gra-
tia dignari, quos elegit.
Das iſt; darauß dañ erhellet/ daß ſie nicht alle ge-
zogen werden/ ſondern daß Gott dieſer Gnad allein die jenige wuͤrdige/ die er
außerwaͤhlt. Et mox: Ita nunc pronuntiat efficacem eſſe ſpiritus gra-
tiam, quâ trahuntur, ut neceſſario credant.
Das iſt; Chriſtus preiſet die

Gnade
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1064" n="1040"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die viertzig&#x017F;te</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">umb&#x017F;on&#x017F;t/ beyde Wein und Milch.</hi> Und Matth. 11. <hi rendition="#fr">Kommet<lb/>
her zu mir alle die ihr mu&#x0364;h&#x017F;elig und beladen &#x017F;eyd/ ich wil euch<lb/>
erquicken.</hi> Kommet het zu mir/ nicht nur der Auß&#x017F;chuß und Flor deß<lb/>
men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechts; Sondern alle die da mu&#x0364;h&#x017F;elig und beladen<lb/>
&#x017F;ind/ ob &#x017F;ie &#x017F;chon ihre Mu&#x0364;h&#x017F;eligkeit nicht fu&#x0364;hlen/ noch erkennen/ wie man<lb/>
dergleichen <hi rendition="#aq">mon&#x017F;tro&#x017F;a exempla</hi> gehabt. Alle die von Chri&#x017F;to lernen &#x017F;ol-<lb/>
len/ die &#x017F;ind auch beruffen/ und damit man ja nicht zweiffele/ &#x017F;o &#x017F;agt der<lb/>
HErr: Wann ich erho&#x0364;het werde von der Erden/ will ich &#x017F;ie alle zu mir zie-<lb/>
hen/ nicht nur allein Johannem und die Mutter JE&#x017F;u/ &#x017F;ondern auch alle<lb/>
vernu&#x0364;nfftige men&#x017F;chliche Creaturen/ denen ich das Evangelium will pre-<lb/>
digen la&#x017F;&#x017F;en/ niemand &#x017F;ol <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olutè</hi> außge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn. Zwar <hi rendition="#aq">Calvinus</hi><lb/>
und &#x017F;eine Ju&#x0364;nger machen hie ein <hi rendition="#aq">exception,</hi> ziehen deß himmli&#x017F;chen Vat-<lb/>
ters mildreiche Hand in die Enge zu&#x017F;ammen/ geben fu&#x0364;r/ es &#x017F;eye die&#x017F;e Gutthat<lb/>
nicht allen und jeden gemeynet/ &#x017F;ondern einig und allein denen bloß Außer-<lb/>
wa&#x0364;hlten. Wohin er dann die&#x017F;e Wort ziehet Joh. 6/ 37. Was mir mein<lb/>
Vatter gegeben hat/ das kompt zu mir/ u&#x0364;ber welche Wort er al&#x017F;o <hi rendition="#aq">commen-<lb/>
tirt in Harm. Evang. p. 456. Ne quid doctrinæ &#x017F;uæ deroget eorum in-<lb/>
credulitas, tantæ contumaciæ cau&#x017F;am e&#x017F;&#x017F;e dicit, quod reprobi &#x017F;int,<lb/>
&amp; à grege Dei alieni. Cùm dicit venire, quicquid datur, inde colli-<lb/>
gimus, non omnes dari. Rur&#x017F;us colligimus, tanta &#x017F;piritus efficacia<lb/>
operari Deum in electis &#x017F;uis, ut nemo eorum excidat. Nam donandi<lb/>
verbum perinde valet, ac &#x017F;i dixi&#x017F;&#x017F;et Chri&#x017F;tus, Quos elegit Pater, eos<lb/>
regenerat, &amp; mihi in Evangelii obedientiam addicit,</hi> das i&#x017F;t: Damit<lb/>
durch ihren Unglauben &#x017F;einer (Chri&#x017F;ti) Lehr kein Abbruch ge&#x017F;chehe/ &#x017F;o &#x017F;agt er/<lb/>
daß &#x017F;olcher Hartna&#x0364;ckigkeit kein andere Ur&#x017F;ach &#x017F;eye/ als daß &#x017F;ie Verworffene<lb/>
&#x017F;eyn/ und von der außerwa&#x0364;hlten Heerde Gottes abge&#x017F;ondert. Wann er &#x017F;agt/<lb/>
daß alles das jenige komme/ was ihm vom Vatter gegeben werde/ darauß<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en wir/ daß &#x017F;ie nicht alle vom Vatter gegeben werden. Wiederumb/<lb/>
daß Gott mit &#x017F;olcher Krafft deß Gei&#x017F;tes in &#x017F;einen Außerwa&#x0364;hlten wu&#x0364;rcke/<lb/>
daß keiner der&#x017F;elben entfalle. Dann das Wort Geben hat die&#x017F;en Ver-<lb/>
&#x017F;tand/ als &#x017F;agte Chri&#x017F;tus: welche der Vatter erwa&#x0364;hlet hat/ die widerge-<lb/>
bieret er/ und gibt &#x017F;ie mir zum Gehor&#x017F;am deß Glaubens. Jtem/ nie-<lb/>
mand kommt zu mir/ der Vatter ziehe ihn dann/ das i&#x017F;t/ wie abermahl <hi rendition="#aq">Cal-<lb/>
vinus</hi> hie glo&#x017F;&#x017F;irt: <hi rendition="#aq">Inde &#x017F;equitur, non omnes trahi, &#x017F;ed Deum hac gra-<lb/>
tia dignari, quos elegit.</hi> Das i&#x017F;t; darauß dan&#x0303; erhellet/ daß &#x017F;ie nicht alle ge-<lb/>
zogen werden/ &#x017F;ondern daß Gott die&#x017F;er Gnad allein die jenige wu&#x0364;rdige/ die er<lb/>
außerwa&#x0364;hlt. <hi rendition="#aq">Et mox: Ita nunc pronuntiat efficacem e&#x017F;&#x017F;e &#x017F;piritus gra-<lb/>
tiam, quâ trahuntur, ut nece&#x017F;&#x017F;ario credant.</hi> Das i&#x017F;t; Chri&#x017F;tus prei&#x017F;et die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gnade</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1040/1064] Die viertzigſte umbſonſt/ beyde Wein und Milch. Und Matth. 11. Kommet her zu mir alle die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd/ ich wil euch erquicken. Kommet het zu mir/ nicht nur der Außſchuß und Flor deß menſchlichen Geſchlechts; Sondern alle die da muͤhſelig und beladen ſind/ ob ſie ſchon ihre Muͤhſeligkeit nicht fuͤhlen/ noch erkennen/ wie man dergleichen monſtroſa exempla gehabt. Alle die von Chriſto lernen ſol- len/ die ſind auch beruffen/ und damit man ja nicht zweiffele/ ſo ſagt der HErr: Wann ich erhoͤhet werde von der Erden/ will ich ſie alle zu mir zie- hen/ nicht nur allein Johannem und die Mutter JEſu/ ſondern auch alle vernuͤnfftige menſchliche Creaturen/ denen ich das Evangelium will pre- digen laſſen/ niemand ſol abſolutè außgeſchloſſen ſeyn. Zwar Calvinus und ſeine Juͤnger machen hie ein exception, ziehen deß himmliſchen Vat- ters mildreiche Hand in die Enge zuſammen/ geben fuͤr/ es ſeye dieſe Gutthat nicht allen und jeden gemeynet/ ſondern einig und allein denen bloß Außer- waͤhlten. Wohin er dann dieſe Wort ziehet Joh. 6/ 37. Was mir mein Vatter gegeben hat/ das kompt zu mir/ uͤber welche Wort er alſo commen- tirt in Harm. Evang. p. 456. Ne quid doctrinæ ſuæ deroget eorum in- credulitas, tantæ contumaciæ cauſam eſſe dicit, quod reprobi ſint, & à grege Dei alieni. Cùm dicit venire, quicquid datur, inde colli- gimus, non omnes dari. Rurſus colligimus, tanta ſpiritus efficacia operari Deum in electis ſuis, ut nemo eorum excidat. Nam donandi verbum perinde valet, ac ſi dixiſſet Chriſtus, Quos elegit Pater, eos regenerat, & mihi in Evangelii obedientiam addicit, das iſt: Damit durch ihren Unglauben ſeiner (Chriſti) Lehr kein Abbruch geſchehe/ ſo ſagt er/ daß ſolcher Hartnaͤckigkeit kein andere Urſach ſeye/ als daß ſie Verworffene ſeyn/ und von der außerwaͤhlten Heerde Gottes abgeſondert. Wann er ſagt/ daß alles das jenige komme/ was ihm vom Vatter gegeben werde/ darauß ſchlieſſen wir/ daß ſie nicht alle vom Vatter gegeben werden. Wiederumb/ daß Gott mit ſolcher Krafft deß Geiſtes in ſeinen Außerwaͤhlten wuͤrcke/ daß keiner derſelben entfalle. Dann das Wort Geben hat dieſen Ver- ſtand/ als ſagte Chriſtus: welche der Vatter erwaͤhlet hat/ die widerge- bieret er/ und gibt ſie mir zum Gehorſam deß Glaubens. Jtem/ nie- mand kommt zu mir/ der Vatter ziehe ihn dann/ das iſt/ wie abermahl Cal- vinus hie gloſſirt: Inde ſequitur, non omnes trahi, ſed Deum hac gra- tia dignari, quos elegit. Das iſt; darauß dañ erhellet/ daß ſie nicht alle ge- zogen werden/ ſondern daß Gott dieſer Gnad allein die jenige wuͤrdige/ die er außerwaͤhlt. Et mox: Ita nunc pronuntiat efficacem eſſe ſpiritus gra- tiam, quâ trahuntur, ut neceſſario credant. Das iſt; Chriſtus preiſet die Gnade

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1064
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1040. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1064>, abgerufen am 23.11.2024.