Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Vierte Die Vierte Predigt/ Vber den dritten Artieul/ GEliebte in Christo: Was die Sulamitin/ die edle Toch- Dessen hat er sie in den Tagen seines Fleisches reichlich und holdselig geschol-
Die Vierte Die Vierte Predigt/ Vber den dritten Artieul/ GEliebte in Chriſto: Was die Sulamitin/ die edle Toch- Deſſen hat er ſie in den Tagen ſeines Fleiſches reichlich und holdſelig geſchol-
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Die Vierte
Die Vierte Predigt/
Vber den dritten Artieul/
Von dem Anblaſen und Anhauchen
des Heiligen Geiſtes.
GEliebte in Chriſto: Was die Sulamitin/ die edle Toch-
ter zu Sion/ die lieb-wutzdte/ die lieb-krancke/ wehemuͤ-
thige/ geiſtliche Braut von ihrem Braͤutigam dem himm-
liſchen Salomone ſo bruͤnſtig/ ſo ſehnlich und heiß-eiferig
gewuͤntſchet/ mit demſelben Wuntſch ihr hohes/ geiſtliches
Braut-Lied angeſtimmet/ ſprechend: Er kuͤſſe mich mit
dem Kuß ſeines Mundes! Er der himmliſche Salomon/ der geiſt-
liche Seelen-Braͤutigam/ mein edelſter Schatz im Himmel und auff Er-
den! Was ſoll er thun? Soll er fulminiren und blitzen vom Berge
Sina herab/ mit Donner und Stralen ſchrecken/ verjagen/ ergeiſtern?
Nein; ſondern er kuͤſſe mich/ er hertze mich/ er liebe mich/ und minſchi-
koth mit vielen Kuͤſſen. Ein Kuß ſaͤttiget mich nicht/ ſondern mit vielen
Gnaden-Kuͤſſen/ Ehren-Kuͤſſen/ Frieden-Kuͤſſen/ Liebes-Kuͤſſen/ ſon-
derlich mit ſeinen Honig-ſuͤſſen Evangeliſchen Kuͤſſen und ſeinen Sacra-
menten; Aber mit dem kuͤſſen ſeines Mundes/ als der mir mit Blut-
Freundſchafft zugethan/ den er in der incarnation an ſich genommen/
nicht mit frembden ſtinckendem Munde/ dafuͤr mir eckelt/ der mir nicht
mundet/ der ſtincket; nicht mit dem ſtammlenden Moſis-Munde/ den
unreinen Lippen Eſaiæ/ mit dem unmuͤndigen Munde Jeremiæ/ ſondern
ſeinen eigenen heiligem Munde/ Athem/ Kuß und Gruß!
Cant. 1, 2.
Exod. 4, 10.
Eſa. 6, 5.
Ierem. 1, 6.
Deſſen hat er ſie in den Tagen ſeines Fleiſches reichlich und holdſelig
gewaͤhret und hoch-troͤſtlich beſeliget/ nicht allein oſculis corporalibus,
mit leiblichen und ſittlichen Kuͤſſen; Dann ob wol wir in der Evange-
liſchen Hiſtori mit ſo viel Worten nirgend finden/ daß er iemands leiblich
gekuͤſſet; Wer kan aber laͤugnen/ daß er in ſeiner zarten Kindheit nicht auch
wie ein ander Kind ſeine Mutter gekuͤſſet/ daß er der leutſeligſte Menſchen-
Freund in der converſation den Orientaliſchen Brauch unterlaſſen/ und
niemand eines Gruß-Kuſſes ſolte gewuͤrdiget haben/ der doch an Simon
geſchol-
Luc. 7, 45.
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