Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Zwey und Sechszigste und letzte Vnd das ist also/ meine Liebsten/ der einig-seeligmachende Hieher nun alle die jenigen/ denen das Ende des Glaubens/ Hieher mit ja-sagendem Hertzens-Munde! Wo Gottes Wort nicht
Die Zwey und Sechszigſte und letzte Vnd das iſt alſo/ meine Liebſten/ der einig-ſeeligmachende Hieher nun alle die jenigen/ denen das Ende des Glaubens/ Hieher mit ja-ſagendem Hertzens-Munde! Wo Gottes Wort nicht
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Die Zwey und Sechszigſte und letzte
Vnd das iſt alſo/ meine Liebſten/ der einig-ſeeligmachende
Glaube/ davon des Jahrs durch ſo viel geſungen und geſaget wird; Aber
wie wenig verſtehen es? Jederman will durch den Glauben ſeelig werden/
der wenigſte Theil verſtehet/ was der ſeeligmachende Glaube eigentlich
ſeye und heiſſe. Der hiſtoriſche Glaube/ das bloſſe wiſſen und beypflich-
ten machet nicht ſeelig; Die Heuchler/ die Hohenprieſter wußten auch/
daß Chriſtus aufferſtanden/ ſie waren im Hertzen convincirt/ aber davon
wurden ſie nicht ſeelig; Die Teufel wiſſen auch/ aber φρίττουσι ſie zittern
dafuͤr/ ſo viel Glaubens-Articul/ ſo viel tormenta und Foltern! es mangelt
ihnen an der applicabilitaͤt/ ſie wiſſen wohl/ daß ein Ablaß der Suͤnden in
der Chriſtlichen Kirche ſey/ aber weil derſelbe ſie nicht angehet/ koͤnnen ſie
auch nicht darnach greiffen/ und ſich deſſen troͤſten.
Iac. 2, 19.
Hieher nun alle die jenigen/ denen das Ende des Glaubens/
die ewige Seeligkeit zu erlangen angelegen iſt! Hie iſt das bewaͤhrte/
und von allen außerwehlten Kindern Gottes von anbegin geuͤbtes und
geliebtes einige Mittel/ der einige Fluͤgel/ der uns empor in Himmel erhebt;
ſtehet zwar in unſern Kraͤfften und Vermoͤgen nicht/ der Glaube iſt Got-
tes Werck/ glauben iſt eine Gnaden-Gabe; Es iſt aber von dieſer Gabe
niemand bloß außgeſchloſſen; es ſeye dann/ daß er ſich ſelbſt außſchlieſſe/
Hertz und Ohren verriegle/ und aus der () Babyloniſchen Gefaͤngnuͤß
nicht außziehen wolte/ der Glaube kommt aus dem Gehoͤr des Goͤttlichen
Worts/ wie die Exempel in den Apoſtoliſchen Geſchichten außweiſen; das
Wort des Evangelii iſt der Same/ aus welchem die edle Pflantze des
Glaubens heraus wachſet/ und widerumb in ſeinen Vrſprung zuruck ge-
het; Wie ein Kind/ ſo bald es von ſeiner Mutter geboren/ widerumb zu
derſelben ſich wendet/ zu dero Bruͤſten ſich neiget/ Milch/ Nahrung und
Krafft davon empfanget. Wer das Gewaͤchs haben will/ der halte ſich
an die Wurtzel! ſo wird Gott der Herr von oben herab das Gedeyen
darzu geben. Hieher mit erleuchteten Hertzens-Augen zu verſtehen die
himmliſche Gnaden-Schaͤtze/ und dieſelbe recht zu unterſcheiden von fal-
ſchen Larven und Phantaſeyen der blinden Vernunfft/ niemand laß ihm
die Beute nehmen durch die verfuͤhriſche Philoſophi!
() ſicut Iu-
dæi domi-
cilio Baby-
lonico aſ-
ſueti apud
Ioſeph. l. 2.
antiq. c. 5.
Hieher mit ja-ſagendem Hertzens-Munde! Wo Gottes Wort
erſcheinet/ da ſoll auch der Glaube im Hertzen erſcheinen; Gleich wie auch
im Gegentheil der jenige unrecht dran/ der etwas gewiß glaubt ohne Got-
tes Wort. Zum Exempel/ die halßſtarrigen/ verblendete Juden glauben
auff Hoffnung wider alle Hoffnung auff einen kuͤnfftigen weltlichen Meſ-
ſiam! O Thorheit! Wo haben ſie deſſen Gottes Wort? Vns mangelts
nicht
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/796>, abgerufen am 15.08.2024. |