Evangelio geoffenbarte Schätze durchs Wort und Sacramenta ange- boten/ dargereichet und mitgetheilet werden.
Jst die jenige labe, geistlicheBasia-manus,der gerecht- seelig- und lebendigmachende Handgriff/ davon der Evangelist St. Johannes geschrieben: Das Wort/ das ist/ der ewige SohnIoh. 1, 11. 12. Gottes kam in angenommener Menschheit in sein Eigenthumb/ zu dem Jüdischen Volck; Aber die seinen nahmen ihn nicht auff durch den Glauben/ sondern stiessen ihn von sich durch Vnglauben; Die ihn aber annehmen/ gab Er Macht Kinder Gottes zu wer- den; Jhr glaubiges Annehmen war manus adoptisica die Kindma- chende Hand. St. Paulus sagt/ er sey gesand unter die Heyden/Act. 26, 18. auffzuthun ihre Augen/ daß sie sich bekehren von der Finster- nüß zum Liecht/ und von der Gewalt des Sathans zu Gott/ tou labei~n zu empfangen/ das ist/ zu ergreiffen Vergebung der Sünden/ das ist/ sein glaubiges Annehmen ist manus justifica, die ge- rechtmachende Hand; Vnd widerumb to pneuma elabete, Jhr habtGal. 3, 2. den Heiligen Geist empfangen durch die Predigt vom Glau- ben; Seyt fest im Glauben/ durch welchen ihr angenommeuCol. 2. 7. habt den HErren Jesum Christum; Lasset uns herzu trettenEbr. 4, 16. mit Freudigkeit zu dem Gnadenstul/ auff daß wir Barmher- tzigkeit empfahen/ (labomen eleon) und Gnade finden! das ist/ dieses glaubige Annehmen ist der Glaube/ der Gottes Barmhertzigkeit erlanget/ Christum die Quell alles himmlischen Segens an sich ziehet/ die Gabe des Heiligen Geistes und seine Gnad- und Glori-Gaben würck- lich empfanget.
Summa/ dieapprehensionund Ergreiffung der himm- lischen Schätze und Güter/ so im Evangelio geoffenbaret/ durch Christum erworben/ durch den Heiligen Geist verehret und geschencket worden/ ist der gerecht- und seeligmachende Glaube/ und ob gleich die Schrifft dem Glauben die justification die Gerecht- und Seeligma- chung beyleget/ so ist doch solches nicht in abstracto, bloß vom Glauben- Griff und der Bettlers-Hand absonderlich/ sondern in concreto, von dem Heiligthumb und Schatz/ den des Glaubens Hand gefasset und ergriffen/ zu verstehen; Die arme Hand machet einen Bettler nicht Reich/ sondern der grosse Schatz in der Hand; Also auch das köstliche Perlin/ das Ver-
dienst
Predigt.
Evangelio geoffenbarte Schaͤtze durchs Wort und Sacramenta ange- boten/ dargereichet und mitgetheilet werden.
Jſt die jenige λαβὴ, geiſtlicheBaſia-manus,der gerecht- ſeelig- und lebendigmachende Handgriff/ davon der Evangeliſt St. Johannes geſchrieben: Das Wort/ das iſt/ der ewige SohnIoh. 1, 11. 12. Gottes kam in angenommener Menſchheit in ſein Eigenthumb/ zu dem Juͤdiſchen Volck; Aber die ſeinen nahmen ihn nicht auff durch den Glauben/ ſondern ſtieſſen ihn von ſich durch Vnglauben; Die ihn aber annehmen/ gab Er Macht Kinder Gottes zu wer- den; Jhr glaubiges Annehmen war manus adoptiſica die Kindma- chende Hand. St. Paulus ſagt/ er ſey geſand unter die Heyden/Act. 26, 18. auffzuthun ihre Augen/ daß ſie ſich bekehren von der Finſter- nuͤß zum Liecht/ und von der Gewalt des Sathans zu Gott/ τοῦ λαβει῀ν zu empfangen/ das iſt/ zu ergreiffen Vergebung der Suͤnden/ das iſt/ ſein glaubiges Annehmen iſt manus juſtifica, die ge- rechtmachende Hand; Vnd widerumb τὸ πνεῦμα ἐλάβετε, Jhr habtGal. 3, 2. den Heiligen Geiſt empfangen durch die Predigt vom Glau- ben; Seyt feſt im Glauben/ durch welchen ihr angenommeuCol. 2. 7. habt den HErren Jeſum Chriſtum; Laſſet uns herzu trettenEbr. 4, 16. mit Freudigkeit zu dem Gnadenſtul/ auff daß wir Barmher- tzigkeit empfahen/ (λάβωμεν ἔλεον) und Gnade finden! das iſt/ dieſes glaubige Annehmen iſt der Glaube/ der Gottes Barmhertzigkeit erlanget/ Chriſtum die Quell alles himmliſchen Segens an ſich ziehet/ die Gabe des Heiligen Geiſtes und ſeine Gnad- und Glori-Gaben wuͤrck- lich empfanget.
Summa/ dieapprehenſionund Ergreiffung der himm- liſchen Schaͤtze und Guͤter/ ſo im Evangelio geoffenbaret/ durch Chriſtum erworben/ durch den Heiligen Geiſt verehret und geſchencket worden/ iſt der gerecht- und ſeeligmachende Glaube/ und ob gleich die Schrifft dem Glauben die juſtification die Gerecht- und Seeligma- chung beyleget/ ſo iſt doch ſolches nicht in abſtracto, bloß vom Glauben- Griff und der Bettlers-Hand abſonderlich/ ſondern in concreto, von dem Heiligthumb und Schatz/ den des Glaubens Hand gefaſſet und ergriffen/ zu verſtehen; Die arme Hand machet einen Bettler nicht Reich/ ſondern der groſſe Schatz in der Hand; Alſo auch das koͤſtliche Perlin/ das Ver-
dienſt
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Predigt.
Evangelio geoffenbarte Schaͤtze durchs Wort und Sacramenta ange-
boten/ dargereichet und mitgetheilet werden.
Jſt die jenige λαβὴ, geiſtliche Baſia-manus, der gerecht-
ſeelig- und lebendigmachende Handgriff/ davon der Evangeliſt
St. Johannes geſchrieben: Das Wort/ das iſt/ der ewige Sohn
Gottes kam in angenommener Menſchheit in ſein Eigenthumb/
zu dem Juͤdiſchen Volck; Aber die ſeinen nahmen ihn nicht auff
durch den Glauben/ ſondern ſtieſſen ihn von ſich durch Vnglauben; Die
ihn aber annehmen/ gab Er Macht Kinder Gottes zu wer-
den; Jhr glaubiges Annehmen war manus adoptiſica die Kindma-
chende Hand. St. Paulus ſagt/ er ſey geſand unter die Heyden/
auffzuthun ihre Augen/ daß ſie ſich bekehren von der Finſter-
nuͤß zum Liecht/ und von der Gewalt des Sathans zu Gott/
τοῦ λαβει῀ν zu empfangen/ das iſt/ zu ergreiffen Vergebung der
Suͤnden/ das iſt/ ſein glaubiges Annehmen iſt manus juſtifica, die ge-
rechtmachende Hand; Vnd widerumb τὸ πνεῦμα ἐλάβετε, Jhr habt
den Heiligen Geiſt empfangen durch die Predigt vom Glau-
ben; Seyt feſt im Glauben/ durch welchen ihr angenommeu
habt den HErren Jeſum Chriſtum; Laſſet uns herzu tretten
mit Freudigkeit zu dem Gnadenſtul/ auff daß wir Barmher-
tzigkeit empfahen/ (λάβωμεν ἔλεον) und Gnade finden! das iſt/
dieſes glaubige Annehmen iſt der Glaube/ der Gottes Barmhertzigkeit
erlanget/ Chriſtum die Quell alles himmliſchen Segens an ſich ziehet/
die Gabe des Heiligen Geiſtes und ſeine Gnad- und Glori-Gaben wuͤrck-
lich empfanget.
Ioh. 1, 11. 12.
Act. 26, 18.
Gal. 3, 2.
Col. 2. 7.
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Summa/ die apprehenſion und Ergreiffung der himm-
liſchen Schaͤtze und Guͤter/ ſo im Evangelio geoffenbaret/ durch
Chriſtum erworben/ durch den Heiligen Geiſt verehret und geſchencket
worden/ iſt der gerecht- und ſeeligmachende Glaube/ und ob gleich
die Schrifft dem Glauben die juſtification die Gerecht- und Seeligma-
chung beyleget/ ſo iſt doch ſolches nicht in abſtracto, bloß vom Glauben-
Griff und der Bettlers-Hand abſonderlich/ ſondern in concreto, von dem
Heiligthumb und Schatz/ den des Glaubens Hand gefaſſet und ergriffen/
zu verſtehen; Die arme Hand machet einen Bettler nicht Reich/ ſondern
der groſſe Schatz in der Hand; Alſo auch das koͤſtliche Perlin/ das Ver-
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/791>, abgerufen am 25.11.2024.
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