hinaus dencken und bedencken/ was Jammer und Noth das rechte Feuer muß gewesen seyn/ dadurch Troja eingeäschert worden! Gleich wie in einer Comoedi man nur vermummete Personen und bildsweise anschauet/ was etwan geschehen oder sich zugetragen: Also stehet hie Sodoma auff dem theatro, gegen welchem unser Feuer nur eine Comoedi und Schat- tenwerck ist.
Accede ad hunc ignem & calesces plus satis! So tritt nun hieher du sicheres/ rohes Welt Kind/ Atheist und unfruchtbarer Baum/ zu diesem Feuer/ betrachte dessen Art/ Pein und Qual/ auff daß dir heiß werde! Wem da nicht will heiß werden/ an dem ist alles verlohren; Lasset uns nicht so sicher und unsorgsam seyn/ wie jener Archimedes, ein berühmter Mathe-vid. Lips. monit. p. 152. maticus in der Statt Syracusa, da diese von dem Römer Marcello ein- genommen/ das metzgen/ würgen und brennen angangen/ und einer von den Kriegs-Gurgeln ihn über seiner sphaer, quadrant und Meß-Zeug angetroffen/ so fragt er: Was wiltu? Jch bitte dich mache mich nicht irr in meinen Gedancken! Er saß aber in seinen gewöhnlichen tieffen geo metrischen Gedancken/ unterdeß gab ihm der Soldat den Rest/ und er- würget ihn: Also sind noch viel Archimedes, die auff das Jrrdische er- dichtet und verpichet/ die wollen auch nicht gehindert und erschröckt werden mit den Höllen-Gedancken; Man solte/ sagt man/ die Leute nicht ergei- stern und ängstigen mit solchen schröcklichen Predigten.
Wer nicht dort erfahren will/ was er hie nicht glauben wollen/ der werde warm 1. calore meditationis,von ernster Betrach- tung des ewigen Feuers; Lasset uns mehr an das höllische Feuer dencken/ als an das Himmelreich/ dann die Furcht hat mehr durchdrin- gende Krafft als die Hoffnung: Ouden outo khresimon os to peri geennes dialegesthai: me phugomen ten`tes kolasias mnemen, ina me kolasthomen: Si non feramus verborum gravitaten, perspicuum est fore, ut feramus per rerum experientiam, sagt Chrysostomus: Es ist nichts nützlichers alsChrysost. hom. in 2. Thess. von dem höllischen Feuer reden: Lasset uns nicht meiden die Erinnerung der ewigen Straffe/ damit wir nicht hinein fallen! wer nicht gern will von hören/ an dem ists ein böses omen und Zeichen/ daß wer es dermaleins in der That erfahren müsse; Lasset uns derowegen in diesem Leben noch hin- unter in die Hölle steigen (mit unsern Gedancken) damit wir nicht nach diesem Leben hinunter fahren müssen/ schreibet Bernhardus. Gedancken von dem höllischen Feuer löschen gleichsam die Brunst der Laster; Feuer muß mit Feuer getilget und gedämpffet werden; Das wuste wohl jener
Alte/
Sechster Theil. Y y y y
Predigt.
hinaus dencken und bedencken/ was Jammer und Noth das rechte Feuer muß geweſen ſeyn/ dadurch Troja eingeaͤſchert worden! Gleich wie in einer Comœdi man nur vermum̃ete Perſonen und bildsweiſe anſchauet/ was etwan geſchehen oder ſich zugetragen: Alſo ſtehet hie Sodoma auff dem theatro, gegen welchem unſer Feuer nur eine Comœdi und Schat- tenwerck iſt.
Accede ad hunc ignem & caleſces plus ſatis! So tritt nun hieher du ſicheres/ rohes Welt Kind/ Atheiſt und unfruchtbarer Baum/ zu dieſem Feuer/ betrachte deſſen Art/ Pein und Qual/ auff daß dir heiß werde! Wem da nicht will heiß werden/ an dem iſt alles verlohren; Laſſet uns nicht ſo ſicher und unſorgſam ſeyn/ wie jener Archimedes, ein beruͤhmter Mathe-vid. Lipſ. monit. p. 152. maticus in der Statt Syracusâ, da dieſe von dem Roͤmer Marcello ein- genommen/ das metzgen/ wuͤrgen und brennen angangen/ und einer von den Kriegs-Gurgeln ihn uͤber ſeiner ſphær, quadrant und Meß-Zeug angetroffen/ ſo fragt er: Was wiltu? Jch bitte dich mache mich nicht irr in meinen Gedancken! Er ſaß aber in ſeinen gewoͤhnlichen tieffen geo metriſchen Gedancken/ unterdeß gab ihm der Soldat den Reſt/ und er- wuͤrget ihn: Alſo ſind noch viel Archimedes, die auff das Jrrdiſche er- dichtet und verpichet/ die wollen auch nicht gehindert und erſchroͤckt werden mit den Hoͤllen-Gedancken; Man ſolte/ ſagt man/ die Leute nicht ergei- ſtern und aͤngſtigen mit ſolchen ſchroͤcklichen Predigten.
Wer nicht dort erfahren will/ was er hie nicht glauben wollen/ der werde warm 1. calore meditationis,von ernſter Betrach- tung des ewigen Feuers; Laſſet uns mehr an das hoͤlliſche Feuer dencken/ als an das Himmelreich/ dann die Furcht hat mehr durchdrin- gende Krafft als die Hoffnung: Οὐδὲν οὕτω χρήσιμον ὡς τὸ περὶ γεέννης διαλέγεσϑαι: μὴ φύγωμεν τὴν`τῆς κολασίας μνήμην, ἵνα μὴ κολασϑῶμεν: Si non feramus verborum gravitatẽ, perſpicuum eſt fore, ut feramus per rerum experientiam, ſagt Chryſoſtomus: Es iſt nichts nuͤtzlichers alsChryſoſt. hom. in 2. Theſſ. von dem hoͤlliſchen Feuer reden: Laſſet uns nicht meiden die Erinnerung der ewigen Straffe/ damit wir nicht hinein fallen! wer nicht gern will von hoͤrẽ/ an dem iſts ein boͤſes omen und Zeichẽ/ daß wer es dermaleins in der That erfahren muͤſſe; Laſſet uns derowegen in dieſem Leben noch hin- unter in die Hoͤlle ſteigen (mit unſern Gedancken) damit wir nicht nach dieſem Leben hinunter fahren muͤſſen/ ſchreibet Bernhardus. Gedancken von dem hoͤlliſchen Feuer loͤſchen gleichſam die Brunſt der Laſter; Feuer muß mit Feuer getilget und gedaͤmpffet werden; Das wuſte wohl jener
Alte/
Sechſter Theil. Y y y y
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Predigt.
hinaus dencken und bedencken/ was Jammer und Noth das rechte Feuer
muß geweſen ſeyn/ dadurch Troja eingeaͤſchert worden! Gleich wie in
einer Comœdi man nur vermum̃ete Perſonen und bildsweiſe anſchauet/
was etwan geſchehen oder ſich zugetragen: Alſo ſtehet hie Sodoma auff
dem theatro, gegen welchem unſer Feuer nur eine Comœdi und Schat-
tenwerck iſt.
Accede ad hunc ignem & caleſces plus ſatis! So tritt nun hieher
du ſicheres/ rohes Welt Kind/ Atheiſt und unfruchtbarer Baum/ zu dieſem
Feuer/ betrachte deſſen Art/ Pein und Qual/ auff daß dir heiß werde! Wem
da nicht will heiß werden/ an dem iſt alles verlohren; Laſſet uns nicht ſo
ſicher und unſorgſam ſeyn/ wie jener Archimedes, ein beruͤhmter Mathe-
maticus in der Statt Syracusâ, da dieſe von dem Roͤmer Marcello ein-
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den Kriegs-Gurgeln ihn uͤber ſeiner ſphær, quadrant und Meß-Zeug
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irr in meinen Gedancken! Er ſaß aber in ſeinen gewoͤhnlichen tieffen geo
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mit den Hoͤllen-Gedancken; Man ſolte/ ſagt man/ die Leute nicht ergei-
ſtern und aͤngſtigen mit ſolchen ſchroͤcklichen Predigten.
vid. Lipſ.
monit. p.
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Wer nicht dort erfahren will/ was er hie nicht glauben wollen/ der
werde warm 1. calore meditationis, von ernſter Betrach-
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dencken/ als an das Himmelreich/ dann die Furcht hat mehr durchdrin-
gende Krafft als die Hoffnung: Οὐδὲν οὕτω χρήσιμον ὡς τὸ περὶ γεέννης
διαλέγεσϑαι: μὴ φύγωμεν τὴν`τῆς κολασίας μνήμην, ἵνα μὴ κολασϑῶμεν:
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von dem hoͤlliſchen Feuer reden: Laſſet uns nicht meiden die Erinnerung
der ewigen Straffe/ damit wir nicht hinein fallen! wer nicht gern will
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unter in die Hoͤlle ſteigen (mit unſern Gedancken) damit wir nicht nach
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muß mit Feuer getilget und gedaͤmpffet werden; Das wuſte wohl jener
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Chryſoſt.
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Theſſ.
Sechſter Theil. Y y y y
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/753>, abgerufen am 22.11.2024.
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