2. Bathos sapientiae,Eine Tieffe der Weißheit/ über wel- cher erstarret König David in seinem 104. Ps. HERR/ wie sind allePs. 104, 24. deine Werck so groß und viel/ du hast sie alle weißlich geordnet.
3. Bathos krimaton, die Tieffe der Gerichte; allerhand wunder- liche motus, fata und Regierungen: wie wunderlich die Natur des toden Meers/ welches alles/ was es antrifft/ submergirt, wie Plinius bezeuget/ wie seltzam/ wie ungleiche fortun, der Wind-Strich/ der Wellen-Lauff/ daß man lafiren und den Segel nach dem Wind richten/ und des Meeres Willen sich ergeben muß/ wie dort Act. 27. Paulus mit seinen Geferten wi-Act. 27, 40. derfahren? Also sind die Göttlichen Gerichte anexer[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]neta, unbegreifflich/ wer will sie ergründen? Wer will sich unterstehen außzusprechen/ warumb die Juden die letzten/ und die Heyden die ersten seyn sollen im Himmelreich? Warumb Gott Straßburg verschonet/ und Magdeburg verstöret? Warumb Sodoma mit einem Feuer-Regen verbrennet und untergan- gen/ Rom aber in voller Blühte gleichsam prange? Warumb das Maß seiner Göttlichen Langmuth so ungleich? Da ist am besten die Hand auff den Mund legen und gewonnen geben:
4. Bathos odon anexikhniason; die Tieffe seiner unerforsch- lichen Wege/ worüber auch der weiseste König Salomo in Verwun- derung gerathet/ Drey Ding/ sagt er: sind mir zu schwer/ desProv. 30, 18. Schiffs Spur kan man nicht finden/ noch seine Bahn in denSap. 5, 10. Fluthen: Also seynd auch die Wege Gottes unerforschlich/ unerforsch- lich der Weg der Beruffung Abrahams aus Chaldea/ des Jsraelitischen Volcks/ der Apostel; Vnerforschlich seynd die gradus der Wege/ die horae & morae, die Zeiten und Stunden derselben/ wie der Herr Christus selbst solches an Tag giebet/ sagende: Were in Tyro und SidonMatt. 11, 21. also geprediget worden und solche Wunder geschehen/ wie zu Chorazin/ sie hätten im Sack und in der Asche Busse gethan. Wunderlich ist es/ daß Teutschland mit dem hellen Liecht des H. Evangelii begnadet und erleuchtet/ und nicht so wol Jtalien? Vnerforschlich seynd die Wege der Geburt/ die Wege des Lebens/ die Wege des Todes.
5. Bathos SS. Trinitatis,die Tieffe der Heiligen hochge- lobten Dreyeinigkeit. Bey Wasser und Seen ins gemein findet sich die Quell/ der Brunn und der Strom/ in einer wesentlichen unver- mischten Natur: Also ist Gott der Vater die Quell/ der BrunnIer. 2, 13.
ist der
Sechster Theil. F
Predigt.
2. Βάϑος ſapientiæ,Eine Tieffe der Weißheit/ uͤber wel- cher erſtarret Koͤnig David in ſeinem 104. Pſ. HERR/ wie ſind allePſ. 104, 24. deine Werck ſo groß und viel/ du haſt ſie alle weißlich geordnet.
3. Βάϑος κριμάτων, die Tieffe der Gerichte; allerhand wunder- liche motus, fata und Regierungen: wie wunderlich die Natur des toden Meers/ welches alles/ was es antrifft/ ſubmergirt, wie Plinius bezeuget/ wie ſeltzam/ wie ungleiche fortun, der Wind-Strich/ der Wellen-Lauff/ daß man lafiren und den Segel nach dem Wind richten/ und des Meeres Willen ſich ergeben muß/ wie dort Act. 27. Paulus mit ſeinen Geferten wi-Act. 27, 40. derfahrẽ? Alſo ſind die Goͤttlichẽ Gerichte ἀνεξερ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]νητα, unbegreifflich/ wer will ſie ergruͤnden? Wer will ſich unterſtehen außzuſprechen/ warumb die Juden die letzten/ und die Heyden die erſten ſeyn ſollen im Himmelreich? Warumb Gott Straßburg verſchonet/ und Magdeburg verſtoͤret? Warumb Sodoma mit einem Feuer-Regen verbrennet und untergan- gen/ Rom aber in voller Bluͤhte gleichſam prange? Warumb das Maß ſeiner Goͤttlichen Langmuth ſo ungleich? Da iſt am beſten die Hand auff den Mund legen und gewonnen geben:
4. Βάϑος ὁδῶν ἀνεξιχνιάςων; die Tieffe ſeiner unerforſch- lichen Wege/ woruͤber auch der weiſeſte Koͤnig Salomo in Verwun- derung gerathet/ Drey Ding/ ſagt er: ſind mir zu ſchwer/ desProv. 30, 18. Schiffs Spur kan man nicht finden/ noch ſeine Bahn in denSap. 5, 10. Fluthen: Alſo ſeynd auch die Wege Gottes unerforſchlich/ unerforſch- lich der Weg der Beruffung Abrahams aus Chaldea/ des Jſraelitiſchen Volcks/ der Apoſtel; Vnerforſchlich ſeynd die gradus der Wege/ die horæ & moræ, die Zeiten und Stunden derſelben/ wie der Herr Chriſtus ſelbſt ſolches an Tag giebet/ ſagende: Were in Tyro und SidonMatt. 11, 21. alſo geprediget worden und ſolche Wunder geſchehen/ wie zu Chorazin/ ſie hätten im Sack und in der Aſche Buſſe gethan. Wunderlich iſt es/ daß Teutſchland mit dem hellen Liecht des H. Evangelii begnadet und erleuchtet/ und nicht ſo wol Jtalien? Vnerforſchlich ſeynd die Wege der Geburt/ die Wege des Lebens/ die Wege des Todes.
5. Βάϑος SS. Trinitatis,die Tieffe der Heiligen hochge- lobten Dreyeinigkeit. Bey Waſſer und Seen ins gemein findet ſich die Quell/ der Brunn und der Strom/ in einer weſentlichen unver- miſchten Natur: Alſo iſt Gott der Vater die Quell/ der BrunnIer. 2, 13.
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Sechſter Theil. F
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Predigt.
2. Βάϑος ſapientiæ, Eine Tieffe der Weißheit/ uͤber wel-
cher erſtarret Koͤnig David in ſeinem 104. Pſ. HERR/ wie ſind alle
deine Werck ſo groß und viel/ du haſt ſie alle weißlich geordnet.
Pſ. 104, 24.
3. Βάϑος κριμάτων, die Tieffe der Gerichte; allerhand wunder-
liche motus, fata und Regierungen: wie wunderlich die Natur des toden
Meers/ welches alles/ was es antrifft/ ſubmergirt, wie Plinius bezeuget/
wie ſeltzam/ wie ungleiche fortun, der Wind-Strich/ der Wellen-Lauff/ daß
man lafiren und den Segel nach dem Wind richten/ und des Meeres
Willen ſich ergeben muß/ wie dort Act. 27. Paulus mit ſeinen Geferten wi-
derfahrẽ? Alſo ſind die Goͤttlichẽ Gerichte ἀνεξερ_νητα, unbegreifflich/ wer
will ſie ergruͤnden? Wer will ſich unterſtehen außzuſprechen/ warumb die
Juden die letzten/ und die Heyden die erſten ſeyn ſollen im Himmelreich?
Warumb Gott Straßburg verſchonet/ und Magdeburg verſtoͤret?
Warumb Sodoma mit einem Feuer-Regen verbrennet und untergan-
gen/ Rom aber in voller Bluͤhte gleichſam prange? Warumb das Maß
ſeiner Goͤttlichen Langmuth ſo ungleich? Da iſt am beſten die Hand auff
den Mund legen und gewonnen geben:
Act. 27, 40.
4. Βάϑος ὁδῶν ἀνεξιχνιάςων; die Tieffe ſeiner unerforſch-
lichen Wege/ woruͤber auch der weiſeſte Koͤnig Salomo in Verwun-
derung gerathet/ Drey Ding/ ſagt er: ſind mir zu ſchwer/ des
Schiffs Spur kan man nicht finden/ noch ſeine Bahn in den
Fluthen: Alſo ſeynd auch die Wege Gottes unerforſchlich/ unerforſch-
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& moræ, die Zeiten und Stunden derſelben/ wie der Herr Chriſtus
ſelbſt ſolches an Tag giebet/ ſagende: Were in Tyro und Sidon
alſo geprediget worden und ſolche Wunder geſchehen/ wie zu
Chorazin/ ſie hätten im Sack und in der Aſche Buſſe gethan.
Wunderlich iſt es/ daß Teutſchland mit dem hellen Liecht des H. Evangelii
begnadet und erleuchtet/ und nicht ſo wol Jtalien? Vnerforſchlich ſeynd
die Wege der Geburt/ die Wege des Lebens/ die Wege des Todes.
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Sap. 5, 10.
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5. Βάϑος SS. Trinitatis, die Tieffe der Heiligen hochge-
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ſich die Quell/ der Brunn und der Strom/ in einer weſentlichen unver-
miſchten Natur: Alſo iſt Gott der Vater die Quell/ der Brunn
iſt der
Ier. 2, 13.
Sechſter Theil. F
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/73>, abgerufen am 26.11.2024.
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