Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. Vater unser: daß Gottes Name bey uns geheiliget werde/daraus alles folgen soll. Er ist donum catholicum, eine allgemeine Gabe/ aber Gott der Heilige Geist wolle selbst solche Hertzen/ Sinnen/ affecten/ Die
Predigt. Vater unſer: daß Gottes Name bey uns geheiliget werde/daraus alles folgen ſoll. Er iſt donum catholicum, eine allgemeine Gabe/ aber Gott der Heilige Geiſt wolle ſelbſt ſolche Hertzen/ Sinnen/ affecten/ Die
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Predigt.
Vater unſer: daß Gottes Name bey uns geheiliget werde/
daraus alles folgen ſoll.
Er iſt donum catholicum, eine allgemeine Gabe/ aber
die Welt kan ihn nicht empfangen/ dann ſie ſihet ihn nicht/
und kennet ihn nicht/ das iſt/ ſie verſtehet nichts von ihm/ weder nach
ſeiner Perſon noch Ampt; ſo achtet ſie ihn auch nicht/ ſie trachtet nicht
nach ihm/ Welt-Geiſt und Gottes-Geiſt ſeynd ἀσύςατα, ſie koͤnnen nicht
bey einander ſtehen/ niemand kan zweyen Herren dienen. Die
Welt/ das iſt die Alleredelſten/ die Allerweiſeſten/ die Allerreicheſten/ ſie ver-
trauen auff ihre Weißheit/ darumb wollen ſie die himmliſche Weißheit
nicht; ſie ruͤhmen ſich ihrer Ehr/ darumb wollen ſie dieſes Liecht nicht;
ſie ergetzen ſich mit ihren Wolluͤſten/ darumb achten und trachten die nicht
nach dem Himmels-Troſt/ ſie erlangen auch die ewige Freude nicht: Sie
freuen ſich ihres Reichthumbs/ darumb wollen ſie dieſes nicht. Summa
bring her/ bring her ein Geſchenck nach dem andern/ iſt der Welt ihr Be-
gehren. Es ſchreyet alles nach Reichthumb und Geſchencke/ dieſelbe blen-
den/ ſie obligiren/ ſie ſclaviſern/ mutnegra cum murvâ faciunt rectiſſima
curva, aber das himmliſche Geſchenck/ die Himmels-Gabe die iſt unan-
genehm/ die begehrt man nicht. Nun am Juͤngſten Tage wird der Reuer
kommen/ und wird in der heiſſen Hoͤllen-Glut die Verdammten auch frie-
ren nach dieſer Sonne.
Ioh. 14, 17.
Matt. 6, 24.
Gott der Heilige Geiſt wolle ſelbſt ſolche Hertzen/ Sinnen/ affecten/
Begierden erwecken und beſcheren/ daß wie ſchenck-ſuͤchtig der Menſch iſt
und nur ſchreyet/ Affer, Affer! bring her/ bring her! unerſaͤttlich: alſo wir
Geiſt-begierig ſeyen: wie ein Verwundeter nach Balſam-Oel ſchreyet:
alſo wir nach dieſem edlen Himmels-Oel; wie einer der in der finſtern
tappet/ ein Blinder nach dem Liecht; wie ein Erfrorner nach der Feuer-
Hitz/ und mit was groſſem Durſt die Leute den Artzney- und Heil-Brun-
nen zulauffen/ alſo wir auch eilen mit Hirſches-Begier zu dieſer
Gnaden-Quell/ damit wir/ die wir hier haben das Pfand/ dort das voll-
kommene Erbe erlangen/ Friede und Freude im Heiligen
Geiſt/ Amen.
Die
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