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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Zwey und Funffzigste (Achte)
als jener Esel beym Phaedro, da sein Herr befohlen/ man soll ihme die übrige
Gerste/ davon ein Ferckel gegessen/ und drüber gemetzigt worden/ zukom-
men lassen/ sagt er: Lieber Herr/ ich esse gern von deiner Speise/ wann ich
nicht gesehen/ daß dieselbe dem Ferckel sein Leben gekostet. Fieri nequit,
ut quis hic ventrem, illic mentem expleat, ut de deliciis ad delicias
transeat,
schreibet Hieronymus, Es kan nicht seyn/ daß einer hie den
Bauch und dort das Gemüth mit Wollust sättige/ daß einer von einer
Wollust zur andern schreite.

Wer wolte nicht II. ein brünstiges Verlangen haben
nach der himmlischen Freude?
Dann so Gott der Herr hie
den sündlichen Menschen so viel gutes thut/ ihr Hertz erfüllet mit Speiß
und Freude? Was hat Er dann auffgehebt seinen außerwehlten Kin-
dern/ ist Augustini Frag und Schluß-Rede in Ps. 85. das mag wohl ver-
langens werth seyn? Eya wären wir da! Wer wolte wohl die Ver-
storbenen beweinen/ die jenigen/ die nunmehr truncken sind von der ewigen
Freude/ die Gott selbst getröstet/ und ihnen die Thränen abgewischet?
Wem wolte grauen für dem Creutz/ wer wolte sich nicht trösten in seinem
Ps. 126, 5.weinen/ sintemahl die mit Thränen säen/ werden mit Freuden
ernden/
bey den Außerwehlten heissets ejulate ante jubila, weinen vor
der Freude/ eh geröhstet als getröstet/ hingegen die Verdamten kehrens
umb/ da heissets jubilate ante ejulatum, Freude vor dem heulen/ eh getrö-
stet als geröhstet. Wer wolte sich die Traurigkeit überwinden lassen?
Wann einer täglich unzehliche mahl sterben solte/ schreibet Chrysosto-
mus,
wann einer alle Marter außstehen/ ja das höllische Feuer selbst solte
auff eine Zeit lang schmertzlich fühlen/ so solte man es doch geduldig leiden/
und sich nicht wegern/ in Ansehung der Freude/ so darauff folgen würde
aus dem anschauen Christi/ dort in Herrligkeit.

Gen. 45, 27.
c.
46, 30.

Wie froh/ wie gantz von neuem lebendig wurde Jacob der alte
Creutz-Bruder/ da er seinen Sohn Joseph wider gesehen. Wie wird
uns dann seyn/ wann wir unsern himmlischen Joseph werden sehen in
Ioh. 16, 20.seiner Herrligkeit/ von dem wir so viel gutes gehöret? Eure Traurig-
keit/
sagt Er selbst/ soll in Freude verkehret werden. Jener
Wenden-König Gilimer, da er ins eusserste gerathen/ von dem Käyser-
lichen Obersten Belisario in die Enge gebracht/ da er weder aus noch ein
gewust/ schreibt an einen seiner Freunde/ er wolle ihm doch schicken ein
Brod/ eine Harff und einen Schwam/ Brod noch einmahl vor seinem
Ende zu essen/ Harff die Melancholey und Traurigkeit zu vertreiben/ den

Schwam

Die Zwey und Funffzigſte (Achte)
als jener Eſel beym Phædro, da ſein Herr befohlen/ man ſoll ihme die uͤbrige
Gerſte/ davon ein Ferckel gegeſſen/ und druͤber gemetzigt worden/ zukom-
men laſſen/ ſagt er: Lieber Herr/ ich eſſe gern von deiner Speiſe/ wann ich
nicht geſehen/ daß dieſelbe dem Ferckel ſein Leben gekoſtet. Fieri nequit,
ut quis hic ventrem, illic mentem expleat, ut de deliciis ad delicias
tranſeat,
ſchreibet Hieronymus, Es kan nicht ſeyn/ daß einer hie den
Bauch und dort das Gemuͤth mit Wolluſt ſaͤttige/ daß einer von einer
Wolluſt zur andern ſchreite.

Wer wolte nicht II. ein bruͤnſtiges Verlangen haben
nach der himmliſchen Freude?
Dann ſo Gott der Herr hie
den ſuͤndlichen Menſchen ſo viel gutes thut/ ihr Hertz erfuͤllet mit Speiß
und Freude? Was hat Er dann auffgehebt ſeinen außerwehlten Kin-
dern/ iſt Auguſtini Frag und Schluß-Rede in Pſ. 85. das mag wohl ver-
langens werth ſeyn? Eya waͤren wir da! Wer wolte wohl die Ver-
ſtorbenen beweinen/ die jenigen/ die nunmehr truncken ſind von der ewigen
Freude/ die Gott ſelbſt getroͤſtet/ und ihnen die Thraͤnen abgewiſchet?
Wem wolte grauen fuͤr dem Creutz/ wer wolte ſich nicht troͤſten in ſeinem
Pſ. 126, 5.weinen/ ſintemahl die mit Thraͤnen ſaͤen/ werden mit Freuden
ernden/
bey den Außerwehlten heiſſets ejulate ante jubila, weinen vor
der Freude/ eh geroͤhſtet als getroͤſtet/ hingegen die Verdamten kehrens
umb/ da heiſſets jubilate ante ejulatum, Freude vor dem heulen/ eh getroͤ-
ſtet als geroͤhſtet. Wer wolte ſich die Traurigkeit uͤberwinden laſſen?
Wann einer taͤglich unzehliche mahl ſterben ſolte/ ſchreibet Chryſoſto-
mus,
wann einer alle Marter außſtehen/ ja das hoͤlliſche Feuer ſelbſt ſolte
auff eine Zeit lang ſchmertzlich fuͤhlen/ ſo ſolte man es doch geduldig leiden/
und ſich nicht wegern/ in Anſehung der Freude/ ſo darauff folgen wuͤrde
aus dem anſchauen Chriſti/ dort in Herrligkeit.

Gen. 45, 27.
c.
46, 30.

Wie froh/ wie gantz von neuem lebendig wurde Jacob der alte
Creutz-Bruder/ da er ſeinen Sohn Joſeph wider geſehen. Wie wird
uns dann ſeyn/ wann wir unſern himmliſchen Joſeph werden ſehen in
Ioh. 16, 20.ſeiner Herrligkeit/ von dem wir ſo viel gutes gehoͤret? Eure Traurig-
keit/
ſagt Er ſelbſt/ ſoll in Freude verkehret werden. Jener
Wenden-Koͤnig Gilimer, da er ins euſſerſte gerathen/ von dem Kaͤyſer-
lichen Oberſten Beliſario in die Enge gebracht/ da er weder aus noch ein
gewuſt/ ſchreibt an einen ſeiner Freunde/ er wolle ihm doch ſchicken ein
Brod/ eine Harff und einen Schwam/ Brod noch einmahl vor ſeinem
Ende zu eſſen/ Harff die Melancholey und Traurigkeit zu vertreiben/ den

Schwam
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[648/0680] Die Zwey und Funffzigſte (Achte) als jener Eſel beym Phædro, da ſein Herr befohlen/ man ſoll ihme die uͤbrige Gerſte/ davon ein Ferckel gegeſſen/ und druͤber gemetzigt worden/ zukom- men laſſen/ ſagt er: Lieber Herr/ ich eſſe gern von deiner Speiſe/ wann ich nicht geſehen/ daß dieſelbe dem Ferckel ſein Leben gekoſtet. Fieri nequit, ut quis hic ventrem, illic mentem expleat, ut de deliciis ad delicias tranſeat, ſchreibet Hieronymus, Es kan nicht ſeyn/ daß einer hie den Bauch und dort das Gemuͤth mit Wolluſt ſaͤttige/ daß einer von einer Wolluſt zur andern ſchreite. Wer wolte nicht II. ein bruͤnſtiges Verlangen haben nach der himmliſchen Freude? Dann ſo Gott der Herr hie den ſuͤndlichen Menſchen ſo viel gutes thut/ ihr Hertz erfuͤllet mit Speiß und Freude? Was hat Er dann auffgehebt ſeinen außerwehlten Kin- dern/ iſt Auguſtini Frag und Schluß-Rede in Pſ. 85. das mag wohl ver- langens werth ſeyn? Eya waͤren wir da! Wer wolte wohl die Ver- ſtorbenen beweinen/ die jenigen/ die nunmehr truncken ſind von der ewigen Freude/ die Gott ſelbſt getroͤſtet/ und ihnen die Thraͤnen abgewiſchet? Wem wolte grauen fuͤr dem Creutz/ wer wolte ſich nicht troͤſten in ſeinem weinen/ ſintemahl die mit Thraͤnen ſaͤen/ werden mit Freuden ernden/ bey den Außerwehlten heiſſets ejulate ante jubila, weinen vor der Freude/ eh geroͤhſtet als getroͤſtet/ hingegen die Verdamten kehrens umb/ da heiſſets jubilate ante ejulatum, Freude vor dem heulen/ eh getroͤ- ſtet als geroͤhſtet. Wer wolte ſich die Traurigkeit uͤberwinden laſſen? Wann einer taͤglich unzehliche mahl ſterben ſolte/ ſchreibet Chryſoſto- mus, wann einer alle Marter außſtehen/ ja das hoͤlliſche Feuer ſelbſt ſolte auff eine Zeit lang ſchmertzlich fuͤhlen/ ſo ſolte man es doch geduldig leiden/ und ſich nicht wegern/ in Anſehung der Freude/ ſo darauff folgen wuͤrde aus dem anſchauen Chriſti/ dort in Herrligkeit. Pſ. 126, 5. Wie froh/ wie gantz von neuem lebendig wurde Jacob der alte Creutz-Bruder/ da er ſeinen Sohn Joſeph wider geſehen. Wie wird uns dann ſeyn/ wann wir unſern himmliſchen Joſeph werden ſehen in ſeiner Herrligkeit/ von dem wir ſo viel gutes gehoͤret? Eure Traurig- keit/ ſagt Er ſelbſt/ ſoll in Freude verkehret werden. Jener Wenden-Koͤnig Gilimer, da er ins euſſerſte gerathen/ von dem Kaͤyſer- lichen Oberſten Beliſario in die Enge gebracht/ da er weder aus noch ein gewuſt/ ſchreibt an einen ſeiner Freunde/ er wolle ihm doch ſchicken ein Brod/ eine Harff und einen Schwam/ Brod noch einmahl vor ſeinem Ende zu eſſen/ Harff die Melancholey und Traurigkeit zu vertreiben/ den Schwam Ioh. 16, 20.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/680>, abgerufen am 25.11.2024.