Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. gen und geboren worden/ bey deren auch sich niemahl einige würcklicheSünde und menschliche Schwachheit sich erzeigt. Einer mit Namen Idiota, so gelebt ohngefähr umbs Jahr Christi neun hundert/ soll der erste gewest seyn/ der besagte Gloß ertichtet und auff die Bahn gebracht/ dem hernach gefolget und (wie es pflegt zu geschehen oscitante uno, oscitat & alter) nachgeirret Rupertus und Hugo de S. victore confer Bellarm. l. 4. de amiss. grat. c. 15. Corn. a Lap. ad Cant. p. 252. Valent. Gethard. Jesuit. in triumpho B. Virg. Ob wol die Päpstler in diesem Puncten nicht alle und allerdings einig/ es haben vor diesem die Dominicaner- und Franciscaner-Mönche über demselben gleichsam einander fressen wollen/ deren jene die widerpart gehalten und die sündliche Empfängnüß verfoch- ten/ wie hievon in legatione Hispanica Antonii de Trejo mit mehrermvid. histor. Trident. Petr. Suav. l. 2. p. 199. Hodomor. pag. 934. & seqq. zu lesen: so hat doch Papst Sixtus IV. nach dem Schluß des Concilii Basileensis gemeldter Franciscaner (deren Ordens er auch gewesen) Mey- nung mit einem sonderbaren Fest der unbefleckten Empfängnüß Mariae im Jahr Christi 1466. feyerlich zu begehen/ geweyhet. Auch Papst Gre- gorius XV. und Paulus V. in einer sonderbaren Bull den Dominicanern verbotten ihre Meynung offentlich zu verthädigen. Darauf erfolgt aller- hand Einbildung von grossen Miraculn/ dadurch unbefleckte Empfängnüß soll seyn bewähret worden; ohn und wider Schrifft bestätigte visionen und Gesichter/ darinnen sich die Jungfrau Maria selbst gespiegelt/ und solche ihre Ehr begehrt habe/ auch Gelübden/ Eydschwür und Gesellschafften/ wie hievon mit mehrerm zu lesen in Mariae Stamm-Buch Januar. 2. p. 26. Decembr. 8. pag. 582. & seqq. Der Zweck/ der leichtlich zu riechen/ gehet dahin/ damit zu behaupten/ daß Maria alle die Creutz/ Trübsal/ und sonderlich das Seel-durchdringende Schwert/ welche sie Zeit ihres Lebens unschuldig außgestanden/ für gnugbüssende Werck/ dadurch andern Menschen Sünde abgebüsset/ zu preisen seyen. Maria stetit sub cruce corredemtrix, schreibet einer von den ersten Stifftern des Jesuiten- Ordens Alph. Salmeron. tom. 10. tract. 41. Jedoch so meynet der Herr allhie sonderlichst/ eigentlichst und des
Predigt. gen und geboren worden/ bey deren auch ſich niemahl einige wuͤrcklicheSuͤnde und menſchliche Schwachheit ſich erzeigt. Einer mit Namen Idiota, ſo gelebt ohngefaͤhr umbs Jahr Chriſti neun hundert/ ſoll der erſte geweſt ſeyn/ der beſagte Gloß ertichtet und auff die Bahn gebracht/ dem hernach gefolget und (wie es pflegt zu geſchehen oſcitante uno, oſcitat & alter) nachgeirret Rupertus und Hugo de S. victore confer Bellarm. l. 4. de amiſſ. grat. c. 15. Corn. à Lap. ad Cant. p. 252. Valent. Gethard. Jeſuit. in triumpho B. Virg. Ob wol die Paͤpſtler in dieſem Puncten nicht alle und allerdings einig/ es haben vor dieſem die Dominicaner- und Franciſcaner-Moͤnche uͤber demſelben gleichſam einander freſſen wollen/ deren jene die widerpart gehalten und die ſuͤndliche Empfaͤngnuͤß verfoch- ten/ wie hievon in legatione Hiſpanicâ Antonii de Trejo mit mehrermvid. hiſtor. Trident. Petr. Suav. l. 2. p. 199. Hodomor. pag. 934. & ſeqq. zu leſen: ſo hat doch Papſt Sixtus IV. nach dem Schluß des Concilii Baſileenſis gemeldter Franciſcaner (deren Ordens er auch geweſen) Mey- nung mit einem ſonderbaren Feſt der unbefleckten Empfaͤngnuͤß Mariæ im Jahr Chriſti 1466. feyerlich zu begehen/ geweyhet. Auch Papſt Gre- gorius XV. und Paulus V. in einer ſonderbaren Bull den Dominicanern verbotten ihre Meynung offentlich zu verthaͤdigen. Darauf erfolgt aller- hand Einbildung von groſſen Miraculn/ dadurch unbefleckte Empfaͤngnuͤß ſoll ſeyn bewaͤhret worden; ohn und wider Schrifft beſtaͤtigte viſionen und Geſichter/ darinnen ſich die Jungfrau Maria ſelbſt geſpiegelt/ und ſolche ihre Ehr begehrt habe/ auch Geluͤbden/ Eydſchwuͤr und Geſellſchafften/ wie hievon mit mehrerm zu leſen in Mariæ Stamm-Buch Januar. 2. p. 26. Decembr. 8. pag. 582. & ſeqq. Der Zweck/ der leichtlich zu riechen/ gehet dahin/ damit zu behaupten/ daß Maria alle die Creutz/ Truͤbſal/ und ſonderlich das Seel-durchdringende Schwert/ welche ſie Zeit ihres Lebens unſchuldig außgeſtanden/ fuͤr gnugbuͤſſende Werck/ dadurch andern Menſchen Suͤnde abgebuͤſſet/ zu preiſen ſeyen. Maria ſtetit ſub cruce corredemtrix, ſchreibet einer von den erſten Stifftern des Jeſuiten- Ordens Alph. Salmeron. tom. 10. tract. 41. Jedoch ſo meynet der Herr allhie ſonderlichſt/ eigentlichſt und des
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Predigt.
gen und geboren worden/ bey deren auch ſich niemahl einige wuͤrckliche
Suͤnde und menſchliche Schwachheit ſich erzeigt. Einer mit Namen
Idiota, ſo gelebt ohngefaͤhr umbs Jahr Chriſti neun hundert/ ſoll der erſte
geweſt ſeyn/ der beſagte Gloß ertichtet und auff die Bahn gebracht/ dem
hernach gefolget und (wie es pflegt zu geſchehen oſcitante uno, oſcitat &
alter) nachgeirret Rupertus und Hugo de S. victore confer Bellarm.
l. 4. de amiſſ. grat. c. 15. Corn. à Lap. ad Cant. p. 252. Valent. Gethard.
Jeſuit. in triumpho B. Virg. Ob wol die Paͤpſtler in dieſem Puncten nicht
alle und allerdings einig/ es haben vor dieſem die Dominicaner- und
Franciſcaner-Moͤnche uͤber demſelben gleichſam einander freſſen wollen/
deren jene die widerpart gehalten und die ſuͤndliche Empfaͤngnuͤß verfoch-
ten/ wie hievon in legatione Hiſpanicâ Antonii de Trejo mit mehrerm
zu leſen: ſo hat doch Papſt Sixtus IV. nach dem Schluß des Concilii
Baſileenſis gemeldter Franciſcaner (deren Ordens er auch geweſen) Mey-
nung mit einem ſonderbaren Feſt der unbefleckten Empfaͤngnuͤß Mariæ
im Jahr Chriſti 1466. feyerlich zu begehen/ geweyhet. Auch Papſt Gre-
gorius XV. und Paulus V. in einer ſonderbaren Bull den Dominicanern
verbotten ihre Meynung offentlich zu verthaͤdigen. Darauf erfolgt aller-
hand Einbildung von groſſen Miraculn/ dadurch unbefleckte Empfaͤngnuͤß
ſoll ſeyn bewaͤhret worden; ohn und wider Schrifft beſtaͤtigte viſionen und
Geſichter/ darinnen ſich die Jungfrau Maria ſelbſt geſpiegelt/ und ſolche
ihre Ehr begehrt habe/ auch Geluͤbden/ Eydſchwuͤr und Geſellſchafften/ wie
hievon mit mehrerm zu leſen in Mariæ Stamm-Buch Januar. 2. p. 26.
Decembr. 8. pag. 582. & ſeqq. Der Zweck/ der leichtlich zu riechen/
gehet dahin/ damit zu behaupten/ daß Maria alle die Creutz/
Truͤbſal/ und ſonderlich das Seel-durchdringende Schwert/ welche ſie Zeit
ihres Lebens unſchuldig außgeſtanden/ fuͤr gnugbuͤſſende Werck/ dadurch
andern Menſchen Suͤnde abgebuͤſſet/ zu preiſen ſeyen. Maria ſtetit ſub
cruce corredemtrix, ſchreibet einer von den erſten Stifftern des Jeſuiten-
Ordens Alph. Salmeron. tom. 10. tract. 41.
vid. hiſtor.
Trident.
Petr. Suav.
l. 2. p. 199.
Hodomor.
pag. 934.
& ſeqq.
Jedoch ſo meynet der Herr allhie ſonderlichſt/ eigentlichſt und
am allermehrſten die triumphirende Kirche/ das Jeruſalem das droben
iſt/ die rechte ſemper-freye/ die unſer aller Mutter iſt/ von deren mit War-
heit vollkommenlich kan geſagt werden/ ſie ſeye allerdings ſchoͤn und kein
Flecken an ihr. Nach welchem Verſtande wir auch anietzo vernehmen
wollen/ welcher maſſen dieſes angezettelte clogium und Lob-Spruch von
der ſeeligſten Himmels-Gemein geprieſen und außgeſprochen worden/
und alſo von dem erſten Strahl und Glantz/ ſo aus dem ſeeligſten Anblick
des
Gal. 4, 26.
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