Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. geschicht das noch/ daß man sich unordentlich belustigt mit schönem Frau-enzimmer? Der schnöde Kleider-Pracht dergleichen. Etliche suchen ihren Lust im reisen an der Schau allerhand antiquitäten/ raritäten/ Fürstlicher/ Königlicher Höfe; Es sind deren wohl gar/ die mit dem hei- ligen Teufel in die Kirch gehen/ da man meynen solte/ sie suchten Jesum zu schauen/ unterdeß weiden sie ihre Augen an schönen Weibs-Bildern. Spe- ctatum veniunt, veniunt spectentur ut ipsae. Zu der schnöden Augen-Lust gehöret () nugacitas spectaculorum, die Comcedien und Schanspiele/() August. l. 3. de Sym- bol. c. 1. an denen offt wenig flätiges zu sehen/ bevorab wo nichts dann Narrenbos. sen/ Affenwerck/ Ergernüsse und ungereimte Sachen auff den Plan ge- bracht werden. Aber was gebäret solche fleischliche Augen-Lust? was hat man da- So wird auch der Trost folgen in allem Trübsal/ Jobs-Trost/ mitten daß H h h h 2
Predigt. geſchicht das noch/ daß man ſich unordentlich beluſtigt mit ſchoͤnem Frau-enzimmer? Der ſchnoͤde Kleider-Pracht dergleichen. Etliche ſuchen ihren Luſt im reiſen an der Schau allerhand antiquitaͤten/ raritaͤten/ Fuͤrſtlicher/ Koͤniglicher Hoͤfe; Es ſind deren wohl gar/ die mit dem hei- ligen Teufel in die Kirch gehen/ da man meynen ſolte/ ſie ſuchten Jeſum zu ſchauen/ unterdeß weiden ſie ihre Augen an ſchoͤnen Weibs-Bildern. Spe- ctatum veniunt, veniunt ſpectentur ut ipſæ. Zu der ſchnoͤden Augen-Luſt gehoͤret () nugacitas ſpectaculorum, die Comcedien und Schanſpiele/() Auguſt. l. 3. de Sym- bol. c. 1. an denen offt wenig flaͤtiges zu ſehen/ bevorab wo nichts dann Narrenboſ. ſen/ Affenwerck/ Ergernuͤſſe und ungereimte Sachen auff den Plan ge- bracht werden. Aber was gebaͤret ſolche fleiſchliche Augen-Luſt? was hat man da- So wird auch der Troſt folgen in allem Truͤbſal/ Jobs-Troſt/ mitten daß H h h h 2
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Predigt.
geſchicht das noch/ daß man ſich unordentlich beluſtigt mit ſchoͤnem Frau-
enzimmer? Der ſchnoͤde Kleider-Pracht dergleichen. Etliche ſuchen
ihren Luſt im reiſen an der Schau allerhand antiquitaͤten/ raritaͤten/
Fuͤrſtlicher/ Koͤniglicher Hoͤfe; Es ſind deren wohl gar/ die mit dem hei-
ligen Teufel in die Kirch gehen/ da man meynen ſolte/ ſie ſuchten Jeſum zu
ſchauen/ unterdeß weiden ſie ihre Augen an ſchoͤnen Weibs-Bildern. Spe-
ctatum veniunt, veniunt ſpectentur ut ipſæ. Zu der ſchnoͤden Augen-Luſt
gehoͤret () nugacitas ſpectaculorum, die Comcedien und Schanſpiele/
an denen offt wenig flaͤtiges zu ſehen/ bevorab wo nichts dann Narrenboſ.
ſen/ Affenwerck/ Ergernuͤſſe und ungereimte Sachen auff den Plan ge-
bracht werden.
() Auguſt.
l. 3. de Sym-
bol. c. 1.
Aber was gebaͤret ſolche fleiſchliche Augen-Luſt? was hat man da-
von? Den allgemeinen Suͤnden-Sold/ den Tod. O blinde/ geblendete
Narren/ die das beſte Gut uͤberſchaͤlen/ und an vanitaͤten ſich vergaffen!
Was werden ſie ſagen/ wann ſie werden ſehen/ wie alles wird vergehen im
Feuer? O wir Narren! das Liecht iſt uns nicht erſchienen/
Sap. 5. Hie aber ein kraͤfftiges und lebendigmachendes theatrum, eine
herrliche Augen-Luſt; Was Cicero von der ſapientiâ, der edlen Weiß-
heit ſaget: Vnglaubliche Wolluſt werde ſie gebaͤren/ und bruͤnſtige Liebs-
Flammen erwecken/ wann man ſie mit leiblichen Augen in ihrer eigenen
Natur/ Art und Liebligkeit konte anſchauen. Tauſend und aber tau-
ſendmahl mehr iſt diß wahr von der unerſchaffenen Weißheit und uner-
meßlichen Tugend und Majeſtaͤt des groſſen Herren/ der aller Schoͤne
Meiſter iſt/ der da iſt ein unerſchoͤpffliches Meer aller Schoͤne/ dero kleine
Troͤpfflein nur ſind/ alle die Schoͤne Geſtalten der Creaturen/ darein ſich
der Menſch verliebet/ darumb dann aller frommen Hertzen/ inniglicher
Wundſch ſeyn ſoll jener Griechen Wundſch: Wir wolten Jeſum
gern ſehen! und Philippi: HErr/ zeige uns den Vater/ ſo ge-
nuͤget uns!
Sap. 5, 5.
Cic. l. 2. de
fin.
Ioh. 14, 8.
So wird auch der Troſt folgen in allem Truͤbſal/ Jobs-Troſt/ mitten
in der Creutz-Nacht/ Stephans Troſt mitten unter dem Stein-Regen.
O ſeelige Toden/ die allbereit in dieſer Schau begriffen! Der Welt iſt
Gottes Schau ein Eckel/ ſie denckt/ was iſts wohl mehr/ Gott anſchauen/
ſoll das eine ſolch groſſe Freude ſeyn? ſolte ſie ſolche ſatisfaction und Gnuͤge
geben? den unreinen/ gottloſen Hertzen mundets nicht/ dannenhero ſind ſie
in Ewigkeit von Gott dem Herren verſtoſſen. Gottes Schau iſt
der rechten Chriſten und Kinder Gottes delicium! ihre einige Sorge iſt
daß
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