Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. verum est, quicquid nonnulli dicant de elevatione potentiae &c. DaßFingitCorn. a la- pide ad Es. 34. p. 298. Angelos in coelo as- sumturos corpora speciosa ex aethere, quibus pa- scant ocu- los beato- rum, ut ab eis videri & ab ore ad os loqui pos- sint. wir Gottes Wesen mit unsern leiblichen Augen sehen sollen/ davon sagt die Schrifft nichts/ ist auch nicht an dem; Es mögen etliche sagen was sie wollen von der elevation und Erhebung der Augen. Christum wer- den wir mit leiblichen Augen ansehen/ welches gewiß ist aus Job. 19. Also haben ihn Stephanus und Paulus gesehen; so glauben wir auch wohl möglich seyn/ daß die außgeklärete himmlische unsterbliche Augen so hoch wohl elevirt und erhoben werden können/ daß sie Gottes geistliche Wesen schauen mögen; sintemal so der gantze Leib soll geistlich seyn/ warumb nicht auch das Auge? So das leibliche Feuer in der Hölle die Seele wird plagen können/ die doch ein Geist ist; Warumb solt nicht auch ein Geist mit geistlichen verklärten himmlischen Augen können gesehen werden. Aber was noch kein Auge gesehen/ und der Geist Gottes nicht offenbaret/ da lassen wir den Fürwitz. III. Quis fructus? Was werden wir dann für Nutz von 2. Viel schöner/ edler und wunderbarer ist der natürliche Augen- wahret G g g g 3
Predigt. verum eſt, quicquid nonnulli dicant de elevatione potentiæ &c. DaßFingitCorn. à la- pide ad Eſ. 34. p. 298. Angelos in cœlo aſ- ſumturos corpora ſpecioſa ex æthere, quibus pa- ſcant ocu- los beato- rum, ut ab eis videri & ab ore ad os loqui poſ- ſint. wir Gottes Weſen mit unſern leiblichen Augen ſehen ſollen/ davon ſagt die Schrifft nichts/ iſt auch nicht an dem; Es moͤgen etliche ſagen was ſie wollen von der elevation und Erhebung der Augen. Chriſtum wer- den wir mit leiblichen Augen anſehen/ welches gewiß iſt aus Job. 19. Alſo haben ihn Stephanus und Paulus geſehen; ſo glauben wir auch wohl moͤglich ſeyn/ daß die außgeklaͤrete himmliſche unſterbliche Augen ſo hoch wohl elevirt und erhoben werden koͤnnen/ daß ſie Gottes geiſtliche Weſen ſchauen moͤgen; ſintemal ſo der gantze Leib ſoll geiſtlich ſeyn/ warumb nicht auch das Auge? So das leibliche Feuer in der Hoͤlle die Seele wird plagen koͤnnen/ die doch ein Geiſt iſt; Warumb ſolt nicht auch ein Geiſt mit geiſtlichen verklaͤrten himmliſchen Augen koͤnnen geſehen werden. Aber was noch kein Auge geſehen/ und der Geiſt Gottes nicht offenbaret/ da laſſen wir den Fuͤrwitz. III. Quis fructus? Was werden wir dann fuͤr Nutz von 2. Viel ſchoͤner/ edler und wunderbarer iſt der natuͤrliche Augen- wahret G g g g 3
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Predigt.
verum eſt, quicquid nonnulli dicant de elevatione potentiæ &c. Daß
wir Gottes Weſen mit unſern leiblichen Augen ſehen ſollen/ davon ſagt
die Schrifft nichts/ iſt auch nicht an dem; Es moͤgen etliche ſagen was
ſie wollen von der elevation und Erhebung der Augen. Chriſtum wer-
den wir mit leiblichen Augen anſehen/ welches gewiß iſt aus Job. 19. Alſo
haben ihn Stephanus und Paulus geſehen; ſo glauben wir auch wohl
moͤglich ſeyn/ daß die außgeklaͤrete himmliſche unſterbliche Augen ſo hoch
wohl elevirt und erhoben werden koͤnnen/ daß ſie Gottes geiſtliche Weſen
ſchauen moͤgen; ſintemal ſo der gantze Leib ſoll geiſtlich ſeyn/ warumb
nicht auch das Auge? So das leibliche Feuer in der Hoͤlle die Seele wird
plagen koͤnnen/ die doch ein Geiſt iſt; Warumb ſolt nicht auch ein Geiſt
mit geiſtlichen verklaͤrten himmliſchen Augen koͤnnen geſehen werden.
Aber was noch kein Auge geſehen/ und der Geiſt Gottes nicht offenbaret/
da laſſen wir den Fuͤrwitz.
Fingit
Corn. à la-
pide ad Eſ.
34. p. 298.
Angelos
in cœlo aſ-
ſumturos
corpora
ſpecioſa ex
æthere,
quibus pa-
ſcant ocu-
los beato-
rum, ut ab
eis videri
& ab
ore ad os
loqui poſ-
ſint.
III. Quis fructus? Was werden wir dann fuͤr Nutz von
ſolcher Schau haben? Weltlicher und leiblicher Augen-Spiegel iſt
manchmahl groſſer Mißbrauch unterworffen und per accidens zufaͤlliger
weiſe ſchaͤndlich der geſtalt/ daß gleich wie die Gottſelige Juͤdiſche Weiber
und andaͤchtige Wittwen/ ſo der Welt vanitaͤt beurlaubet/ und ſich dem
Gottesdienſt ergeben/ ihre κατόπτρα und Hauß-Spiegel zur Hebe gebracht/
und das eherne Handfaß des Heiligthumbs damit behengt/ wie etliche Leh-
rer die Wort Exod. 38. dahin gedeutet: Alſo ſolte man auch die Spiegel-
Schau Gott im Himmel zur Hebe geben/ fuͤr die ſchoͤne/ lebendige/ ge-
ſunde Geſtalt des Leibes Gott im Himmel danckſagen/ die heßliche und
unartige zur Demuth gebrauchen/ und deſto mehr ſich des innerlichen/
geiſtlichen Seelen-Schmucks befleiſſigen: Aber dieſes Zwecks wird ge-
meiniglich verfehlet/ es muß der Spiegel ein inſtrument werden der Hof-
fart/ der Eigen-Liebe oder Eigen-Buhlſchafft/ des ſelbſt-gefallen/ Non ſum
adeò informis nuper me in littore vidi, ich haͤtte nicht gemeynt/ daß ich
ſo ſchoͤn und wohlgeſtalt waͤre/ ſagt manche Dam: die laͤſſet ſich alßdann
keine Sau duͤncken.
Exod. 38, 8.
2. Viel ſchoͤner/ edler und wunderbarer iſt der natuͤrliche Augen-
Spiegel/ der zarte Augapffel und hellleuchtende/ kugelrundte Augenſtern/
durch welchen allerhand Liecht/ Farben und Geſtalt einleuchtet/ ja die
gantze Natur mahlet ſich ſelbſt ab/ Himmel und Erden fanget er auff
in unglaublicher Geſchwinde/ darumb ihn auch die Natur ſo wohl ver-
wahret
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